Das Fahrrad. The bicycle. Le velo. La biciletta.自転車.

Ein großer Vorteil des bloggens ist, dass man eine Menge netter Menschen mit ähnlichen Interessen kennenlernt. Selten gibt es Kommentare wie „Alles Mist hier – Du hast keine Ahnung“ und stattdessen viel Lob, Anregungen und Angebote etwas gemeinsam zu machen. Die meisten Menschen sind halt eben nett.

Über das Blog habe ich auch Adam Bell aus München kennengelernt, der vor einiger Zeit ein Radbuch veröffentlicht hat.

Bikebook-trans

Radbücher sind ja klassischerweise entweder dicke, schwere Schinken mit vielen Bildern, die sich gut im Regal und im Wohnzimmer machen und dann ab und an auf dem Klo gelesen werden oder Romane in Taschenbuchform von denen die meisten die eine klare rad-ideologische Linie wie weiland die KPD/ML vertreten.

Ich habe auch noch ein paar Wartungsbücher, aber ganz ehrlich, sich das Wissen bei youtube anzueignen ist so viel einfacher. Letztens zum Beispiel, hatten sich die Kinder unserer Nachbarin ausgesperrt und wollten den Schlüsseldienst rufen. „Nichts da!“ bestimmte ich, schaute mir auf youtube an, wie man ein gekipptes Fenster von außen öffnen kann und innerhalb einer Minute war ich in der Wohnung. Das hatte zwei Nebeneffekte: nachdem ich nun weiß wie einfach und schnell das geht, zwinge ich meine Familie immer alle Fenster zu schliessen, habe überall im Haus Pfefferspray verteilt und schlafe grundsätzlich nur noch mit der Gaspistole in der linken Hand. Und zweitens haben das andere Nachbar gesehen und seitdem werde ich angesprochen, ob ich bei denen im Notfall auch helfen könnte. Für Schlüsseldienste habe ich das Geschäft im Gete-Viertel auf Null schrumpfen lassen.

Das Radbuch von Adam ist anders, weil es nicht groß und schwer auf der einen, und viel weniger Worte als ein Roman auf der anderen Seite hat. Genauergesagt steht was jedes Wort fünf Mal dort drin: einmal auf deutsch, einmal auf englisch und dann noch auf französisch, italienisch und japanisch. Es hat abgerundete Ecken, was sozusagen nur MTBs unter den Büchern haben, die man überall mitnehmen kann. Und es hat viele handgemachte Illustrationen in den Hauptfarben grau und rot, was dem ganzen einen sehr japanischen Touch verleihen.

RadelAnimation

Genau, es ist ein bebildertes Wörterbuch älterer Radkomponenten und der Reiz liegt darin, dass es ein sehr technisches Thema behandelt in einer Art und Weise, wie man vielleicht ein Kinderbuch zeichnen würde. Ich stellte mir vor, ich hätte dieses Buch bereits vor 18 Jahren besessen, mein Sohn könnte heute sämtliche Teile eines Gewindesteuersatzes in fünf Sprachen benennen, mein Tochter würde den Unterschied zwischen einer Mittelzug- und einer Seitenzugbremse kennen … die Möglichkeiten wären unbegrenzt gewesen.

Den japanischen Teil habe ich mir natürlich besonders gut angesehen. Manchmal sind die Übersetzungen etwas zu statisch/förmlich, sagen wir mal als wenn man „Innensechskant“ statt „Imbus“ schreibt, oder „Verstellbarer Schraubenschlüssel“ statt „Engländer“. Das ändert aber nichts an der generellen Verständlichkeit.

Ich wünschte ich hätte dieses Buch dabei gehabt, als ich 1990 in Japan mein erstes Rennrad kaufte. Oder 2011 in Ravenna, als ich mit David beim Radhändler Sambi alte Teile kaufen wollte. Das nächste Mal werde ich es, zusammen mit Ärmlingen, Pulsgurt, Radkappe und Energieriegel mit auf Reisen nehmen.

Gibt es hier.

Ach so: Ja, das Buch habe ich umsonst bekommen. Allein dafür hat sich schon der Zeitaufwand gelohnt auf diesem Blog über 2.900 Beiträge zu veröffentlichen. Nein, ich hätte auch nichts anderes geschrieben, wenn ich es gekauft hätte. Ja, ich hätte es mir ohnehin gekauft.

 

 

 

 

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