Tagesarchiv: 16. September 2017

EuroEverything 2017.

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Ende August fand in Friedrichshafen die Eurobike Messe statt – zehn Hallen voll mit Zeugs, etwa 790 km von Bremen entfernt. Was muss man über die Eurobike 2017 wissen?

Das war meine erste Eurobike Messe und die Reise dorthin begann um fünf Uhr morgens. Acht Stunden später waren wir da, hatten vier Stunden Zeit uns umzusehen, am nächsten Tag noch einmal sieben Stunden und dann ging es wieder acht Stunden nach Bremen. 16 Stunden Fahrt für 11 Stunden schauen und stauen.

Mein erster Eindruck der Messe war: „Och, das ist ja gar nicht so groß wie ich dachte!“ Klar, wer schon einmal in Köln; Frankfurt oder Düsseldorf auf einer Messe war, den kann Friederichshafen nicht umhauen. Obwohl, die Messe wo ich wohl am häufigsten war ist die ZOW in Bad Salzufeln. Das ist die weltgrößte Messe für Möbelbeschläge und Menschen aus aller Welt, die Möbelbeschläge für unheimlich spannend halten kommen dorthin. Ich frage mich, was z.B. ein Chinese, der mit dem Jumbo in Frankfurt ankommt, weiter fliegt nach Hannover und dann mit dem Taxi zur ZOW fährt, nach seinem Besuch in Bad Salzufeln zuhause in Wuhan seinen Freunden erzählt: „Deutschland? Nur alte Menschen mit Rollatoren und alte Häuser. Total unmodern. Die hauen wir weg.“

Aber egal, Friedrichshafen ist nicht Bad Salzufeln. In Friederichshafen ist unheimlich viel Zeug. Um da überhaupt einmal einen Griff drum zu bekommen, kann man das grob in fünf Gruppen einteilen:

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Große Marken mit riesigen Ständen
Also Dinge, die man an sich schon gut kennt, wie sagen wir einmal Campagnolo, BMC, Shimano, ABUS oder Vaude. Man schaut da schnell rein und guckt, ob es etwas neues gibt von dem man noch nichts gehört oder gewusst hat. Das ist entweder nicht der Fall, oder man bekommt es nicht mit, weil es einem niemand dort am Stand erklärt.

Interessant finde ich, wie einige Marken, die es noch nicht solange gibt wie z.B. POC, Leyzne, X Bionic oder Rondo sehr große, gut gemachte Stände haben, obwohl das Produktangebot noch eher schmal oder sehr „Standard“ ist. Was ist denn bitte das besondere an deren Produken wie Helme, Beleuchtung, Bekleidung oder Räder, das machen auch viele andere? Aber hier liegen richtig Marketing-Dollar in der Luft mit denen diese Marken nach vorne gepusht werden. Woher kommt das Geld dafür?

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Alte Bekannte und interessantes Neues
Mittlerweile kenne ich ja wenigstens ein paar Leute in der Branche von anderen Events und die habe ich auf der Eurobike wieder getroffen, z.B. die Vertreter von Hartje. Die Sachen hat man alle bereits gesehen, aber es ist nett sich wieder zu treffen und ein wenig zu quatschen. Daneben gibt es eine Reihe von schönen Rädern, z.B. von Wilier, Guerciotti, Basso, Ridley oder eben Rondo, bei denen die Aussteller tatsächlich ein Interesse daran haben mit Einzelhändlern in Kontakt zu kommen und an diese zu verkaufen, meist über einen Importeur in Deutschland.

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Toll, aber unmöglich
Ab und an sieht man wirklich tolle Produkte, die man wirklich gerne im Laden haben würde. Und wenn man dann mit den Ausstellern, z.B. aus Italien oder dem fernen Osten ins Gespräch kommt und fragt, wie und wo man denn bestellen kann, dann heißt es: „Klar, direkt bei uns in Taiwan, wie viele Container dürfen’s denn sein?“ oder „Wir haben keinen deutschen, sondern nur einen europäischen Importeur – auf Teneriffa.“ Eine japanische Firma gab mir die Visitenkarte eines Japaners in der Nähe von Paris mit eigenem Weingut der deren Produkte vertreibt. „Hat er die Teile auf Lager?“ „Nein, aber er liebt Fahrräder!“ Kurz gesagt, es erscheint hoffungslos, das man das Zeug jemals in den Händen halten wird. Schade drum.

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Doof.
Erstens: Aha, ein Rad aus Bambus, was für eine tolle Idee. Oder das Rad, wo das Hinterrad direkt mit Pedalen angetrieben wird, also sozusagen ein Pedalfixie. Ganz toll. In einer Umgebung in der man extrem vielen Reizen ausgesetzt ist, nimmt die Bereitschaft sich mit Dingen auseinanderzusetzen, die man nicht sofort versteht, rapide ab. Man schaut sich das eine Sekunde an, hat das Gefühl eine Sekunde Zeit verschwendet zu haben und geht weiter.

Zweitens: Chinesische Stände. Die könnten einem den Nachbau einer Campagnolo Super Record Gruppe in Gold anbieten für € 11,90 – man würde trotzdem automatisch nein sagen. Interessanterweise spricht auch keiner mit den Chinesen dort, am Stand sind aber oft andere Chinesen. Die haben keine Chance in Friedrichshafen, weil sie einfach nicht ernst genommen werden. Oft auch zurecht.

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SARS. Aha. Deswegen konnte ich 2003 mal nicht nach Taiwan. Kein guter Name für ein Unternehmen. Dann schon besser King Kong.

Die fünfte und letzte Gruppe ist auch zugleich die mit Abstand größte: Dinge die man einfach schon x-mal gesehen hat. Sagen wir mal: Ein schwarzes Trekking Rad. Man kommt also am Stand der VSF Fahrradmanufaktur vorbei und sieht erst einmal dreißig schwarze Trekkingräder. Es ist, als wenn gerade sämtliche Farben dieser Welt gerade unten rauslaufen und nur noch schwarz und weiß übrig bleiben. Ich finde deren Räder sooooo langweilig. Und dann läuft man weiter zu, sagen wir mal zu Winora, Bergamont oder Koga und da stehen auch wieder ganz viele schwarze Trekkinggräder rum. Ganz zu schweigen, von den Herstellern die man nicht kennt und deren Namen man auch nicht behalten kann, weil man sich fragt, wie die auf die Idee kommen nun mit schwarzen Trekking Rädern den deutschen Markt erobern zu wollen. Fazit: Man sieht viel und behält davon absolut nichts im Kopf.

Ich habe mich dieses Jahr auf der Eurobike darauf konzentriert, was es alles an Farben gibt und dabei die eine oder andere interessante Entdeckung gemacht.

[wird fortgesetzt]

Basso

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Guerciotti

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Bricklane Bikes

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Wilier

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De Rosa

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Colnago

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Parlee

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3T

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Speedvagen

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Bergamont

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Rondo

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Andere

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