Letzte Traningsmöglichkeit vor dem (Teil)Brevet am nächsten Sonntag, blauer Himmel und Frühlingstemperaturen in Tokyo. Das schrie nach etwas besonderem, also einer schnellen Ausfahrt mit vielen Höhenmetern.
Und so dachte ich, ich mache mich auf dem Weg mit dem Zug nach Ome, nehme Sachen zum Umziehen mit und fahre eine gr0ße Schleife über Okutama, Matsuhime, Uenohara, Tawa, Tsuru und zurück über Okutama. Das sollten dann vielleicht so etwa 100km, und in sechs Stunden zu schaffen sein. Vielleicht hätte ich mir vorher einmal eine Karte anschauen sollen, anstatt auf meine überlegenen, gefühlten Japan Kenntnisse zu vertrauen.
Zumal es dann am Morgen sehr schleppend los ging als Folge exzessiven Fleischgenusses im Barbacoa auf der Omote-Sando. Danke, aber für die nächsten zwei Wochen bitte kein Fleisch mehr. Dann endlich los in Ome, und es ging eigentlich in gutem Tempo in Richtung Okutama Bahnhof. Der Anstieg ist auch alles andere als schwer und unterbrochen von kurzen Abfahrten. So viele bekannte Stellen, die ich aus der Erinnerung abrufen konnte. Der Anstieg von Okutama Bahnhof hoch zum Stausee durch einige Tunnels war auch nicht so lang und steil, wie ich gedacht hatte. Vielleicht war es doch ein Fehler als erste Fahrt in Japan Umenoki Pass hochzufahren, denn das war bislang doch das mörderischste was ich dieses Mal in Japan gefahren bin.
Allerdings dauerte es dann schon recht lange von Okutama bis nach Kosuge, zum Fuß des Matushime Anstieges. 20 km – so lang hatte ich das nicht in Erinnerung. Kosuge machte sich gerade schön für den Frühling und für den Tag der Jungen – ein langes Seil mit Koinobori (Carp Streamer) überspannte das Tal in dem das Dorf liegt.






Das war schön, aber auch so ziemlich das letzte, was ich für lange Zeit sah, denn jetzt musste ich mich schon konzentrieren und anstrengen, um den langen Anstieg bis zum Pass zu schaffen. Im Gegensatz zu Yabitsu, ist Matsuhime recht leer. Unten auf dem Sportplatz im Dorf gab es ein Polizeitreffen (zwei Wagen, davon einer ein Minicar plus drei Polizisten über einen Baseballplatz verteilt), aber danach waren weder Menschen, noch Autos, noch Motorräder zu sehen. Es geht etwa 600m hoch und ich brauchte dafür fast 53 Minuten – im Vergleich zu den 42 Minuten in denen ich das mal konnte. Aber ich war, dass überhaupt in einem Rutsch geschafft zu haben, denn andererseits kann ich mich auch an Zeiten erinnern, wo ich mein Rad da teilweise hochschieben musste.





Ja, ja, ich war schon mächtig stolz auf mich; das sollte sich noch böse rächen.
Aber erst einmal kamen recht viele Erinnerung an Matsuhime auf. Der Tag, an dem David, david, Jerome, Marek und ich dort hochgefahren sind und wir noch alle in Topform waren, hier ein Beweisphoto:

Oder, als Dominic und ich von der anderen Seite hochfuhren und auf Yumi Ito trafen, die alles, aber wirklich alles über doie rindos und Pässe in der Nähe von Tokyo wusste, weil sie diese bereits alle gefahren ist.

Ja, ja, ich träumte also so ein wenig vor mich hin auf dem Gipfel …. doch dann fuhr ich weiter Richtung Sarubashi. Die Abfahrt macht, im ersten teil, nicht besonders viel Spaß da einfach viel zu steil. Das wird aber besser und schneller und es geht dann gut und konstant runter bis auf die Route 20. Aber was war das? Schon so spät und dann auch noch 12 km bis nach Uenohara. da musste ich mich aber nun beeilen. Und als ich in Uenohara ankam, fiel mir auch ein, warum ich die Stadt nicht mag, denn sie besteht zur Gänze aus völlig unnützen Hügeln. Ok, schnell weiter nach Tawa/Tsuru… schnell auf Google Maps gecheckt … was, dass sind fast 30 km ???!! plus die 50 km die ich dann noch noch von Kosuge nach Ome fahren muß. Das hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Aber ich hatte keine Wahl, mein Zeuch war in Ome und ich musste über diesen blöden Pass. Der sich endlos lange hinzieht und teilweise auch fies steil ist. was ich immer ohnehin nicht mehr so richtig sehen konnte, denn langsam wurde es dunkel und ich hatte immer noch meine Sonnenbrille auf.
Tawa habe ich noch im hellen erreicht, Tsuru dann in der Dämmerung … ich dachte da wäre ein Dorf, aber dass ist nur ein fieser Hügel von dem es in beide Richtung aus sehr steil hoch bzw. runter geht. So langsam dämmerte es doch stärker und mir dämmerte, warum ich da so selten gefahren bin. Als ich dann schliesslich in Kosuge ankam war es Nacht. Zum Glück ist die Strasse nach Okutama mit Laternen beleuchtet, die etwa alle 100 Meter stehen, plus ich hatte Davids Vorderrad mit Dynamo und Lampe. das ging ans ich sehr gut, schlecht war nur, dass mein Rücklicht so gar nicht funktionieren wollte.
Die Strasse ist Abends bzw. Nachts absolut leer, auf den ganzen 20 km von Kosuge bis nach Okutama bin ich vielleicht von 3 Autos überholt worden. Theoretisch macht es Spaß dort zu fahren, wenn man halt nicht gerade in Eile ist. Und die Tunnel sind alle gut beleuchtet, viel heller als die Strasse, so dass man sich in den Tunnels sicherer fühlt als auf der dunklen Strasse – eine interessante Erfahrung.
Ich kam eine Viertelstunde vor Beginn des PE Reunion Dinners in Okutama an. Das ist leider mehr als 80 km weit weg, so dass ich es wohl nicht mehr pünktlich schaffen würde. Zum Glück kam gerade ein Zug, was um diese Uhrzeit selten ist. Ich hatte natürlich auch keine Radtasche dabei, also schlich ich mich am Eingang vorbei und stellte das Rad so in den Zug. das machte auch nichts, denn da war gerade einmal eine Person in dem Wagen mit mir.

In Okutama dann schnell raus, Zeuch geholt, Rad verpackt ab in den nächsten Zug Richtung Shinjuku. Das lief auch alles perfekt, aber ich war eben viel, viel zu spät. Durch das Gewusel in Shinjuku und Ebisu und rein in Baird’s Taproom in Naka Meguro. Und alle waren noch da! Was für eine angenehme Überraschung mit so vielen bekannten Gesichtern.

Danke Jungs, das war wirklich sehr nett von euch. Ich habe mich so gefreut euch alle wieder zu sehen und ich hoffe wir fahren mal wieder miteinander! Hier noch das offizielle Teamfoto von David auf dem PE Blog.