Monatsarchiv: Oktober 2018

Rennzirkus 2018: HB. HH. HB. SHG. MS.

Fancy Cycling, 1901 Fahrrad-Stunt

Die zweite Jahreshälfte brachte eine Reihe interessanter Radsportereignisse an der ich teilnahmen musste. Meistens, weil ich das auch schon in den Jahren davor getan hatte.

Macht man nämlich nicht mehr, was man in den Jahren zuvor getan hat, dann wird man alt: Der Körper kann nicht mehr so wie früher und man fährt im Windschatten des Lebens und schreit „Kürzer!“. Außerdem, so finde ich, ich es auch ziemlich unglaubwürdig, wenn man als Radhändler keine Rennen, oder gar nicht mit dem Rad zur Arbeit fährt. Geht gar nicht. Deshalb bitte die volle Dröhnung:

HB: Bremen City Triathlon 

1808 City Triathlon

Das gleiche Team wie 2017. Die Narben am linken Knie auch von 2017.

Nach unserem guten Abscheiden im Jahr zuvor (2. Platz) taten sich Peggy-Marie, Francois und ich wieder zusammen um an der Triathlonstaffel teilzunehmen. Zum ersten Mal im Cyclyng Team Outfit. Leider gab es dieses Jahr keine Familienstaffelwertung, vielleicht weil letztes Jahr einige nicht wirkliche Familien teilgenommen hatten (rot-werd) und so mussten wir uns mehr oder minder chancenlos in der Mixedkategorie beweisen.

Es waren die üblichen Verdächtigen da und der übliche Haufen an High-tec Rädern. Ronny und ich hingen in der Wechselzone rum, als bereits die ersten Schwimmer aus dem Wasser kamen, einer, eine massive Seerobbe von ca 200 kg Lebendgewicht rief nur „Platz da! Mach‘ den Weg frei!“ bevor er sich in die Menge warf. Verrückt. Man ist nur froh, dass wie Menschen die da kommen nackt und barfuß sind und nicht Handgranaten und Machete mit sich führen. Aber bevor ich darüber nachdenken konnte rannte ich bereits mit dem Rad in der Hand zur Strecke.

Na ja, die Strecke: Bin ich nun zum 7. Mal beim Citytriathlon gefahren. Und vielleicht sogar auch so oder so ähnlich bei der Bremen Challenge und dem Velotörn. Das ist halt eine Triathlonstrecke, die technisch nicht besonders anspruchsvoll ist und bei der der Wind meistens auf dem letzten Streckenteil liegt.

Am Anfang überholte ich wie üblich die langsamen Radfahrer der schnelleren Schwimmer. Weit vor der Wendemarke an der Waterfront kommt mir Silke entgegen – wie jedes Jahr. Und wie jedes Jahr wird mir klar, dass ich sie wieder nicht einholen werde.

Dieses Jahr ist es relativ windstill, das tut gut denn dieses Jahr fehlt die Ausdauer. Die ersten 10 km oder so sind wieder irre hart, alles tut weh weil natürlich keine Zeit da war zum aufwärmen. Nach 15 km weiß ich, dass ich das Ding zuende fahren werde und von da an geht es. Es wird aber zunehmend schwieriger motiviert zu sein, denn erstens ist Silke auch nach der zweiten Wende vor mir und zweitens gibt es einfach fast keine Fahrer mehr in Sichtweite, auf die ich aufschliessen könnte. So ganz ohne Ziel ist es schwierig motiviert zu bleiben.

Ich komme rein, fertig, übergebe an Ronny und der läuft das Ding gut zu Ende. Peggy und ich begleiten ihn auf dem letzten Stück. Ergebnis: Platz 10 in 1:12:27 min von 24 Teams, etwas schneller als letztes Jahr (1:14:01), insbesondere weil Peggy beim schwimmen eine Menge rausholte.

Wäre ich so ca. im Jahre 2000 geboren und wüßte ich, was ich heute weiß, dann würde ich vermutlich Data Science studieren. Ich kann stundenlang am PC sitzen und Daten analysieren, am besten mit einem Cafe zur rechten, einer Flasche Rotwein zur linken und einer Kippe im Mundwinkel. Ich denke, ich wäre der Jean-Paul Belmondo der Data Science geworden.

Jean Paul Belmondo

Data Scientist

Also, weil das soviel Spaß macht, habe ich mir einmal meine Radfahrtzeiten seit 2012 beim City Triathlon angesehen:

  • 2012: 34:58 min
  • 2013: 34:10 min
  • 2014: 35:54 min
  • 2015: 34:15 min
  • 2016: 34:01 min
  • 2017: 34:08 min
  • 2018: 33:28 min

Messerscharf habe ich analysiert, dass meine Leistung dieses Jahr am besten war. Lag vermutlich am Wind, da kann man leider auch nichts beschönigen. Nächstes Jahr dann eben doch mit Triathlonrad, Zeitfahrhelm und im Einteiler.

Fazit:

  • Spaßfaktor : * * * * *
  • Sportliche Leistung: * *
  • Gab gute Stories: * * * *
  • Teamgeist: * * * * *

HH: Euro Eyes Cyclassics 2018

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Ein paar Tage später ging es dann nach Hamburg zu den Cyclassics. Obwohl dass ja das größte Jedermannrennen in Deutschland ist, findet es in Bremen selber kaum Resonanz. Ich hatte bei fb gefragt ob jemand in Hamburg fährt, aber letztendlich hatte sich nur Maik gemeldet. Und mit dem sass ich dann früh morgens im Metronom Regionalzug nach Hamburg. Natürlich waren auch noch ein paar andere Radler aus Bremen im Zug, aber die kannte ich alle nicht.

Maik ist, irgendwie, das bremische Gegenstück zu Lance Armstrong: Zunächst führt er ein ganz normales Leben und fährt ein wenig Rad. Dann hat er einen schweren Unfall und nachdem ihn die Ärzte wieder zusammengeflickt haben, fährt er nun Rad wie ein verrückter – und zwar ziemlich viel, ziemlich weit und dazu auch noch schnell. Keine Ahnung was bei den OPs schief gelaufen ist. Dieses Jahr ist er bereits mehr als 19.000 km gefahren, davon 777 km bei den 24 Stunden von Notdorf. Ich fragte ihn, ob er denn in den 24 Stunden mal Pause gemacht hätte?
„Klar, ich musste die Trinkflschen nachfüllen.“

Ich dachte eher an schlafen. Es war also klar, dass wir zusammen im Zug, aber nicht auf der Strecke unterwegs sein würden. Er fuhr sowieso die 160er und ich nur die 100er Runde. Beide Runden übrigens auf komplett neuen Strecken.

Bildergebnis für hamburg cyclassics 2018

Die Cyclassics haben allgemein ein schlechtes Image. Spricht man das Thema auf RTFs oder so an, dann heißt es: „Total gefährlich! Fahr da bloss nicht hin! Da fahren so viele Idioten mit und da gibt es soooo viele Stürze…ich kenne einen der ist heute querschnittsgelähmt / hat ein Bein verloren / blind / sabbert nur noch / hört Helene Fischer …  man suche sich das passende aus. Fand ich persönlich allerdings gar nicht, ich war einmal dabei 2016 und da waren die Fahrer OK obwohl ich aus dem letzten Block gestartet bin, die Strecke war super und die Streckenposten waren auch auf Zack. Ich habe nur einen Sturz gesehen, und das war der von Mattias Schmitt. Man zeige mir ein Rennen, wo er nicht stürzt.

Dieses Mal war ich relativ weit vorne, ich glaube Block D?  Und die Strecke war komplett neu. Die Blöcke waren relativ groß und obwohl es von Start weg mit durchschnittlich mehr als 40 km/hr für die nächsten zwei Stunden losging (Jedermannrennen halt, da darf man auf keinen Fall auf Energiereserven sitzenbleiben) blieb ein großer D Block von ca. 200 Fahrern mehr oder minder die ganze Zeit zusammen. Die Strecke war echt mies im Vergleich zu der alten: Es gab sehr viele Straßenverengungen, teilweise auch solche die durch eine Sperrung eines Teils der Fahrbahn künstlich erzwungen wurden. Einige Straßen waren auch extrem eng, die Ortdurchfahrten sehr kurvig  und die Streckenposten waren so gar nicht auf Zack. Dort wo eine gelbe Fahne geschwenkt und die Pfeife gepfiffen werden sollte, um auf eine Verkehrsinsel aufmerksam zu machen, stand einer mit seinem Handy und machte Fotos davon wie Teilnehmer auf die Insel krachten.

Quasi alle fünf Minuten gab es Stürze oder jemand lag am Straßenrand und hielt sich Arm, Schulter oder sonstwas und wartete auf Erste oder letzte Hilfe. Es war ein absolutes Gemetzel. An einer Verengung fuhr mir jemand ins Hinterrad, zum Glück nicht seitlich, sondern schön von hinten, so dass ich die Kontrolle nicht verlor. Mein Hintermann aber schon, ich sah noch wie er mit richtig Speed links auf dem Grasstreifen an mir vorbei sausste und sich dann auf die Fresse legte. Ständig wurde in der Gruppe scharf gebremst, das ganze war irre nervös. Ich hatte noch nicht einmal die Zeit einen Schluck aus der Flasche zu nehmen.

Nach 80 km kam ein Anstieg und da ich dummerweise ganz am Ende der Gruppe war, bei einer Verengung abbremste und es sowieso um die Ausdauer dieses Jahr nicht so gut bestellt ist, fiel ich hinten raus. Ich versucht noch einmal mit ein paar anderen im Sprint nach dem Anstieg mich hinten einzureihen, aber wie immer gelang es nicht. Und die anderen hatten auch keine Lust und waren noch lahmer als ich, so dass ich tatsächlich alleine weiterfuhr und wartete, bis mich die nächste Gruppe von hinten einholte. Das dauerte recht lange, und mit der fuhr ich dann zum Ziel. Irgendwie konnte ich dann noch im Spurt ganz nach vorne kommen und 109 km in 2:50:29 mit 38,2 km/hr Schnitt (inklusive Pinkelpause) ist ja auch nicht so schlecht. Dann kam der Krampf.

Vor einiger Zeit hatte ich einmal einen Post über den Niedergang der Jedermannrennen in Deutschland geschrieben. Im Kern geht es darum, dass sich außer Berlin, Hamburg und Frankfurt kein Rennen wirklich hat etablieren können mit Teilnehmerzahlen jenseits der 10.000, und dass Berlin und Hamburg seit Jahren sinkende Teilnehmerzahlen aufweisen. Dieses Jahr war das etwas anders, Hamburg hatte fast 1.000 Teilnehmer mehr als die knapp über 11.000 im Jahr davor. Aber das ist immer noch weit entfernt von den Zahlen vor 6, 7 Jahren.

Nächstes Jahr dann eher doch nicht. Irgendwie kann ich mich auch nicht darüber freuen, wenn ich z.B. hier als 780er über die Ziellinie komme. Klar, ich habe über 2.500 andere auf meiner Strecke hinter mich gelassen, aber da irgendwie vorne mitfahren zu können kann ich leider vergessen. Nach dem Rennen traf ich ein paar Bremer und auch Fabian, der aus Berlin gekommen war. Maik traf ich nicht, der war zwar vermutlich mit den 160 schneller fertig, als ich mit der 100er Runde, aber er rief mich nur an und meinte ich solle nicht auf ihn warten, er würde nicht mit dem Zug, sondern mit dem Rad zurück nach Bremen fahren.

Wenigstens telefonierten wir ein paar Tage später und er erzählte mir wie sehr er diese Entscheidung im Nachhinein bedauerte.

Fazit:

  • Spaßfaktor : * *
  • Sportliche Leistung: * * * *
  • Gab gute Stories: * * * *
  • Gore-faktor: * * * * * – jede Menge Blut

 

HB: Velotörn 2018

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Hahahaha.

Fand nicht statt, da es in der Zusammenarbeit des Veranstalters mit der Stadt Bremen haperte oder umgekehrt. Ist auch egal, es zählt das Ergebnis und da haben eigentlich alle verloren. In Bremen besteht so ein sehr merkwürdiger Zwang, Brücken mit Bauzäunen zu sichern, zunächst die Stephanibrücke und nun die Hochstrasse für den Velotörn. Dass ein paar Wochen später der ADFC eine Radveranstaltung über dieselbe Hochstrasse lenkte, ohne dass eine Sicherung erforderlich war machte die Sache nur unverständlicher.
Am Ende waren alle frustriert und ein paar Scheite mehr wurden uns Feuer geworden, wie doof Bremen denn ist. Das mag sein oder nicht, Tatsache ist nur, dass der Velotörn nicht stattfand und nur die Hoffnung auf das nächste Jahr bleibt.

Fazit:

  • Spaßfaktor : *
  • Sportliche Leistung: *
  • Gab gute Stories: *
  • Satirewert: * * * * *

 

SHG: RTF Lauenau

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Die Lauenau RTF fahre ich ebenfalls seit einigen Jahren, meistens zusammen mit Hannes. Aus verschiedenen Gründen ist dies meine Lieblings RTF und umso schöner dass sie dieses Jahr bei gutem Wetter an meinem Geburtstag stattfand.

Dieses mal ging es zu viert, mit Hannes, Silke und Andi nach Lauenau und dort trafen wir dann auf eine große Gruppe der Manta Squad, die sich mit uns gemeinsam auf die Strecke machte. Wir hatten uns dieses Mal für die etwas kürzere 120er Runde entschieden, da ich am Abend noch mit meiner Familie essen gehen wollte.

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Silke, Hannes und Andi am legendären Kieswerk

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Auf der Fähre über die Weser mit sportlich ähnlich versierten Mitstreitern

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Blauer Himmel in Lauenau

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Andi, leicht verwirrt nach dem Anstieg zur Schaum- und Paschenburg

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Bikkuri ! Hannes.

Alles in allem war das mal wieder eine großartige RTF die nur durch die Fahrt zurück mit dem Auto wieder getrübt wurde. Mit der Bahn ist es ja schon schlimm, aber mit dem Auto auch nicht viel besser wenn die Autobahn quasi zu ist. Zurück waren wir fast so lange unterwegs wie insgesamt auf der Strecke. Trotzdem, Lauenau ist super: Die Landschaft ist toll, die Strecke gut gewählt und die Stimmung prima. Das wird auch 2019 wieder eine Pflichtveranstaltung.

 

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Fazit:

  • Spaßfaktor : * * * * *
  • Sportliche Leistung: * * *
  • Gab gute Stories: * * * *
  • Teamgeist: * * * * *

MS: Münsterlandgiro 2018

Der Münsterlandgiro ist traditionell das letzte Rennen der Saison. Danach wird nur noch gechillt in die Winterpause gefahren. Dieses Mal ging es, wie auch im letzten, zusammen im Volvo von Jochen nach Münster. Dieser Volvo hat tatsächlich noch einen eingebauten Kassettenrekorder, nur dummerweise hatte ich schon wieder vergessen eine meiner Kassetten aus den Achtzigern mitzunehmen – zu schade, so gerne hätte ich Jochen von meinem exquisiten Musikgeschmack überzeugt.

Jochen hatte sich, unter Angabe einer illusorisch erscheinenden Fahrtzeitangabe in den A Block geschummelt, ich kam mit einer ähnlich optimistischen Angabe komischerweise nur in den B Block. Dort ging es dann von Anfang an richtig zur Sache. Es wurde wieder wie bescheuert losgefahren und ich musste leider dem Alter und der Müdigkeit Tribut zollen und fiel relativ schnell aus der B Spitzengruppe raus und das noch vor dem ersten Anstieg. Vor lauter Frust war ich kurz davor aufzugeben und mich mit Zigarette an den Straßenrand zu stellen, chillig zu rauchen und dann auf dem kürzesten Weg wieder zurück nach Münster zu fahren.

An dem anstieg holten uns die Spitzengruppe des C Blocks ein und so konnte ich dann in einer zweiten Gruppe von denen weiter mitfahren. Die Anstiege liefen an sich ziemlich gut, aber im flachen fehlte einfach die Power. So blieb ich dann erst einmal in dieser Gruppe die dann aber zunehmend auseinander fiel, nach 100 km waren wir dann noch 10 bis 15 Fahrer, die von zwei Oberlehrern zum kreiseln animiert wurde. Das klappte überhaupt nicht. Und dann machte ich einen ziemlich doofen Fahrfehler und landete auf dem Grünstreifen. Bis dich dann wieder auf dem Rad war, war die Gruppe weg und ich fuhr erst einmal alleine weiter. Eine weitere Gruppe fuhr an mir vorbei, die vor dummerweise zu schnell für mich. Dann kam eine die passte und die mich bis zum Ziel brachte.

Dort war ich erst einmal ziemlich fertig. Ich hatte ja wirklich alles gegeben, musste dann aber leider feststellen, dass ich mit ein paar Leuten ins Ziel kam die, wie soll ich es sagen, deutlich unsportlicher, älter oder beides waren. Vom Ergebnis (486. von 938 gesamt, 103. von 268 in der Altersklasse) her war ich noch nicht einmal im ersten Drittel aller Teilnehmer, das fand ich doch sehr frustrierend. Keine Ahnung woran es lag.

Trotzdem, irgendwie, aber nur dann wenn alles vorbei ist, hat es ja doch Spaß gemacht. Anschliessend schauten Jochen, Kian und ich uns noch das Profirennen an bevor es wieder nach Bremen ging.

Fazit:

  • Spaßfaktor : * * * * *
  • Sportliche Leistung: * * *
  • Gab gute Stories: * * *
  • Münster Faktor: * * * * *

Gesamtfazit der Saison: Ich bin dieses Jahr deutlich weniger RTFs gefahren, weil leider viele auf einen Samstag fielen wo ich nun jetzt nicht mehr teilnehmen kann. Delemenhorst, Bremen, der rote Fuchs, Adlerrunde und die eine oder andere nicht wirklich interessante fielen dem zum Opfer oder eliminierten sich selber. Die Radrennen waren OK, aber leider fiel der Arbeit auch die Teilnahme an der OBKM zum Opfer, bei der ich letztes Jahr in der Serie auch Dritter geworden war.

Trotzdem war es insgesamt, für die nächsten Jahre brauche ich aber mehr altersgerechte Hobbies wie Halma, Kanasta oder Scrabble.

1805 Überseestadt Regenbogen 1

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Sunset over the Overseatown (Genglish)

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