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Harz V: auf der Spur der Schnitzeljäger

Gestern noch fuhr ich in einem Taxi in Sitanbul am Bosphorus lang auf dem Weg zurück zum Flughafen. Meine Erinnerung davor ist an den Harz.

Harz und Istanbul sind sehr unterschiedlich, haben aber auch einige Gemeinsamkeiten. Zunächst einmal gibt es in Istanbul sehr viele Männer mit Bärten, an denen sich die Fixed Beards Bremen ein Beispiel nehmen sollten. Umgekehrt gibt es in Istanbul sehr wenig Räder. Hier könnten sich die Istanbulaer einmal an uns ein Beispiel nehmen, denn auch der geringste der Fixed Beards hat ja wohl mindestens drei Räder in der Garage stehen: Ein Fixie für das gute Wetter, ein Rennrad für das gute Wetter und ein Rad mit dem man das ganze Jahr fährt weil mieses Wetter ist. So etwas nennt man dann aus unbekannten Gründen: „Stadtschlampe“.

Istanbul, als auch der Harz sind sehr bergig. Im Harz merkt man das irgendwie mehr, was vor allem daran liegt, dass die Berge höher sind. Aber eben nicht nur daran. Man merkt in Istanbul auch nicht wie bergig es ist, da man mehr damit beschäftigt ist nicht von Autos überfahren zu werden als dass man eigentlich bewusst fährt. Und auch junge Erwachsene mit Maschinenpistolen und Polizei T-Shirts sind dazu geeinigt, sich beim fahren einzig und allein auf den runden Tritt zu konzentrieren. Man braucht also Ruhe und Entspannung. Zum Beispiel in der Chill-Out Ecke einer Uni:

Istanbul Bahjcesehir Univesity 5

Letzlich war ich in Istanbul auch alleine. Natürlich ich hatte zwei sehr nette Begleiter, die aber alle vor gefühlten dreissig Jahren zum letzten Mal auf einem Rad sassen und von Carbon, Shimano und 27,2mm Sattelstützenklemmen keine Ahnung haben. Selbst einfache Fragen wie: Ventilkappen ja oder nein? kann man mit Menschen fremder Kulturen nicht unbedingt diskutieren. Allein sein ist Mist. Mit einer Gruppe rausfahren ist besser. UNd da taten wir vor einer Woche in den Harz auf der Suche nach weiteren Schnitzeln.

Nach einigem Forumsüblichen Hin- und Her sowie kurzen Ab- und Zusagen hattten wir immerhin eine Truppe von acht Fahrern zusammen:

  • Kai P. (muß man Englisch aussprechen)
  • Tobias
  • Hän Ning
  • Philipp Knackrad
  • Andreas „Hey Du Clown“ Nichtschaltrad
  • Tanja Torstenrad
  • Jonas Tentakelrad und
  • Jugendrad

Es ging dann recht früh (7) am Bremer Hauptbahnhof los und adauert dann ja bekanntlich eine Ewigkeit bis man einigermaßen im Harz ist. Henning hatte aber alle möglichen Dinge dabei, um in einem DB Zug überleben zu können: Von der Müslischüssel bis zum Ersatzsattel. Er erinnerte mich an Doraemon und seinen Bauchbeutel.  Die Stimmung im Zug war gut, allerdings waren die mitreisenden, ausgesprochen gut aussehenden Russinnen nicht besonders von unseren Technik- und Leistungsdiskussionen angetan.

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Immerhin war diese Begleitung im Zug charmanter als letztes Jahr. Torsten erinnert sich sicherlich gerne.

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So gegen 10 kamen wir dann in Bad Harzburg an und zogen uns in der luftigen und schönen Bahnhoshalle von Bad Harzburg um (Danke für die Photos an Kai P. und Jonas).

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Außer uns war exakt niemand da. Gut so. Oder schlecht so, denn so mussten wir den erst besten Taxifahrer überreden ein Gruppenfoto von uns vor dem Blumenarrangement am Hauptbahnhof von uns zu machen.

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Der Man ging zwar schon fast 100 Meter zurück, um uns alle auf das Foto zu bekommen, hat das dann aber doch nicht geschafft. Aber genug Spaß, jetzt begann das Abenteuer!

Wir machten uns auf den ersten gemeinsamen Anstieg hoch zur Okertalsperre bereit. Man kann ja als Gruppe noch so gut harmonieren, aber sobald man an einen Anstieg kommt, fährt man seinen eigenen Gang. Jonas, Philipp, Kai und ich voran, der Rest im Peloton hinterher. Ist man früher oben, hat man die Chance noch ein paar Fotos von den erschöpften Gesichtern der hiterherkommenden zu machen. Passiert mir auch häufig, da ich ja nicht der Schnellste am Berg bin. Andere Menschen schauen sich dann die Fotos an und fragen: „Ist das etwa anstrengend?“Ja.

Hinweg über die Talsperrenmauer der Okertalsperre fuhren wir diesen schönen Weg der Adlerrunde zunächst einmal immer am Seeufer lang. An der Mauer selber sind übrigens diecke Stahlnetze gespannt. Selbstmörder mit Höhenangst, die also in der Regel nicht über die Brüstung in das Gesicht ihres Schicksals schauen, springen dort und werden von den Netzen aufgefangen. Dort liegen sie dann, jammern und verdursten, was andere Selbstmordkandidaten davon abhält zu springen. Ein perfides System!

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Nach einigen Kilometern fuhren dann drei von uns weiter nach Altenau, während ich die andren Fünf an der Steigung hoch zum Torfhaus versuchten. Andreas hatte nige Probleme mit der elektrischen Schaltung an seinem Cervelo. Ich versucht zu helfen, da ich aber nix nach 1987 einstellen kann, habe ich wohlgemeint verschlimmbessert.

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Acuh zu fünft wieder das gleiche Bild: Jeder fährt seinen eigenen Gang den Berg hoch, nur Andreas fährt etwa drei zur gelichen Zeit, da diese immer hin und her springen. Das ist das Andy Schleck Di2 Übungsprogramm. Oben dann wieder das gleiche Bild: Ist das etwa anstrengend?

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Ist das etwa anstrengend, Kai?

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Ist das etwa anstrengend Du Clown?
Ja, da ich ja mit Kai im Harz war durte ich ja eigentlich nur aus traditionellen Gründen im großen Kettenblatt fahren.

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Ist das etwa anstrengend für dein Rad, oder wieso knackt das so?

Dann noch die doofe Straße hoch zum Torfhaus und dann ging es exakt entlang der Adlerrunde im Schuß runter nach Altenau. Fast 80 Sachen, aber mein Tacho zeigte am Ende 199,99 km/hr an, was ich nicht so recht glauben kann. Aber möchte. Das machte wirklich Spaß, zumal der Verkehr nicht zu dicht war. Wäler, Wiesen und Kräutergärten flogen nur so links und rechts an uns vorbei. Kräutergärten eigentlich nur rechts, aber bitte.

Wieder ein Anstieg. Und wieder Erinnerungen an die Adlerrunde. Erst komplett den Berg hoch, an einem Parkplatz vorbei und dann die Stelle wo ich mein Canyon in ein schickes Jugendrad verwandelte und die Sattelklemme killte. Canyon schickte mir in der Zwischenzeit zwar eine neue aber ich vertraue jetzt erst einmal auf Campa.

Dann ging es wieder runter nach Braunlage, was wieder sehr viel Spaß machte und wo wir dann auf die andren Drei trafen. Es war fast unglaublich, aber bis jetzt war alles nach Plan gelaufen: Wir waren pünktlich mit der Bahn abgefahren und angekommen, machten gute Kilometer und waren sogar die Strecke gefahren, die wir uns ausgesucht hatten. Um diesen planmässigen und atypischen Ablauf zu verhinern hatte Philip noch eingeworfen, dass wir ja noch den Wurmberg hochfahren könnten von Braunlage aus. DAs wurde sehr ernsthaft diskutiert und dann leider verworfen. Die Mehrzahl war nicht traurig, denn wir wollten ja noch auf den Brocken.

Übrigens fährt im Harz keiner mehr Auto, Rennrad oder Motorrad. Oder andere konventionelle Verkehrsmittel. Renter fahren Pedelec, eine Flotte von Segways kam uns entgegen und dann gab es da noch diese Gruppe von „Rollern mit dicken Reifen“ Fahrrern. Und irgendwo auf den Bropcken kamen uns dann noch zwei Fixie-Einradfahrer entgegen. Es war wie aus dem Panoptikum der neuen Mobilität.

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Ich hätte die Dinger gerne einmal auf der 20% Steigung in Sankt Andreas gesehen. Wenn man da schnell runter fährt auf einem Segway, macht man sich besser eine Kufe auf die Nase. Ähnliches gilt auch für die Einradfahrer auf dem Brocken. Also hochfahren kann ich ja Balance-technisch noch irgendwie nachvollziehen. Aber auf einem Einrad runter fahren – soll das Spass machen? Ich denke es wäre besser, sich einen Helm mit eingebauten 10 Zol Rad auzusetzen und dann mit dem Gesicht zum Boden auf zwei Rädern nach unten zu fahren.

Von Braunlage ging es dann nach Elend (Da steht am Ortseingang „Willkommen in Elend“ aber sollte das nicht „Willkommen im Elend heissen“? und dann zu dieser fiesen Erbsensuppenkanone. Ich weiß auch nicht, warum wir da immer wieder halten. Vermutlich weil wir Hunger haben. Aber es ist echt eklig dort. Zumindestens gab es mir die Möglichkeit einmal richtig klugzuscheissen.

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Die richtige Tritttechnik – vom Profi erklärt.

Und schon waren wir in Schierke, was ich persönlich ja den einzoigen akzeptabelen Ort im ganzen Harz finde. Ich stelle mir da immer vor ich hätte TBC (Also Tuberkulose, also hat nix mit dem Triathlon Club Bremen zu tun), würde iregndwie mit dem Rad hocheiern in mein Sanatorium und dann den Zauberberg von Thomas Mann lesen,. Nicht, dass ich überhaupt Thomas Mann lesen würde. Ich lese eigentlich kaum noch Bücher, seitdem ich in dreimontaigen Abständen gezwungen wurde Studentenarbeiten zu lesen in denen sich bestenfalls Statements wie diese finden:

„Das höchste Ziel eines Unternehmens ist die Befriedigung des Kundens.“

Na ja, denke ich mir, das kommt wohl auf die Branche an. Gut dand ich ja auch:

„TRIGEMA ist das erfolgreichste deutsche Sportbekleidungsunternehmen.“

Wäre mir so gar nicht in den Sin gekommen. Hätte eher an Puma oder Addidas gedacht. Zum Glück ist eine Quelle angegeben, sp das msn das auch nachvollziehen kann: Website Trigema. Aha. Gearde noch einmal nachgeschaut. DAs Logo der Firma erinnert mich an einen Wal mit holländisher Flosse der gerade im Harz abtaucht.

Ok, also jetzt ging es endlich den Brocken hoch. Allerdings nur für 7 von uns. Jonaas und Philipp fuhren mal wieder vor weg, aber ich konnte zumindestens noch den Sichtkontakt halten. Kai zog endlich an mir vorbei, so dass ich dann auch in da kleine Kettenblatt schalten konnte und schneller wurde. Alle kamen wir aufd en Gipfel, aber wo war Andreas? Wir erinnerten uns an unsere letzte Tour: Wir standen irrwitzig lange oben auf dem Brocken rum und warteten auf ihn. Wir hatten schon Eisbrocken an den Füssen. Dann fuhren wir runter und 1,2 km weiter unten trafen wir ihn. Fast hätte er es geschafft. Diesmal warteten wir nur sehr kurz denn wir waren alle etwas nervös wegen der Wettervorhersage und dem drohenden Regen. Es langte also nur für das übliche Heldenfoto.

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Also wieder runter. Andreas trafen wir diesmal 800m vom Ziel entfernt. Er war ganz schön viel schneller geworden, der Einzug auf den Brocken wurde ihm aber wieder einmal verwehrt. Natürlich machen wir das extra. Nächstes Mal lassen wir ihn so 600 Meter heankommen, bevor wir ihm alle entgegenfahren und zum umkehren motivieren. Das ist übrigens auch mal ein Roman geworden, „Das Schloß“, von so ’nem Kafka.

Zurück nach Schierke. Wo usn da Wasser ausging. Wasserträher Henning und Phlipp zur Toilette: Kein Trinkwasser.

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Egal, jetzt war es auch noch spät und die Idee vom Schnitzelessen lag jetzt ganz weit weg. Einfach nur schnell in den Zug nach Hause, denn auch der würde wieder 2 1/2 Stunden fahren. Also nach Wernigrode, Ilsenburg, Wasserfassen bei den Evangeliken und dann rein nach Bad Harzburg.

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Coo, noch 20 Minuten bis der Zug fährt, das reicht ja für ein DÖNER am Bahnhof! Also, umgezogen in der Bahnhoshalle, alles eingepackt, Döner und jede Menge zu trinken geholt und dann ab auf das Gleis. Pft. Pft. Pft. da kommt der Zug rein in de Bahnhof. Ui, das erste Abteil ist abe rschon ziemlich voll mit Rädern. Vor dem zweiten steht ein Schaffner: „Hier passen keine Räder mehr rein, sie kommen nicht mit!“. endlich, was war ich froh! Nachdem wirklich bislang alles nach Plan gelaufen war und wir keine nennenswerte Panne hatte und sogar die geplante Strecke gefahren waren… und auch als Grupe zusammen geblieben waren….endlich, endlich, endlich macht uns die Deutsche Bahn einen Strich durch die Rechnung.

Wir dürfen nicht mir. Großes lamentiren. Der Schaffner hält uns sein Smartphone vor das Gesicht, um zu beweisen, dass er irgendwie recht hat. Ich versteh das nicht, schaue schon mal nach der Konsequenz: Eine Staunde warten, um 10 Uhr zurück zuhause. Mist. Genau der Zug in dem wir letztens falsch sassen und zum Glück noch gewechselt hatten.

Andererseits: Zeit für eine Pizza. Zeit Trollis saure Würmchen am Automaten zu ziehen. Wir sind genervt, aber eigentlich war es ja doch ein schöner Tag und wir gehen in Gruppen zurück zur Döner Bude, verpflegen uns und machen es uns an der Bahnsteigkante bequem.

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Das da im Hintergrund ist übrigens ein anderer DB Schaffner der uns gleich anschnauzt.

In diesem Zug gibt es keine Probleme. Und auch nicht im nächsten Zug von Hannover nach Bremen. Ich war wirklich froh wieder in Hannover zu sein. Harz – da ist ein Dschungel, wenn da etwas passiert, dann kommt mannie wieder weg, aber Hannover ist die Zivilisation, da kommt man irgendwie immer nach Bremen.

Insgesamt sind es, auf meiner Anzege, etwa 124 km und 2.000 Höhenmeter geworden. Wir waren eine gute Truppe, hatten einen Supertag und viel erlebt und auch viel Spaß gehabt. Na ja, bis auf die Deutsche Bahn.Und irgendwie hatten wir ein alle ein wenig Angst vor dem Regen. Und ich vor dem Flug nach Istanbul.

Brauchst Du ein aufregendes Leben? Willst Du über die Grenzen von Huchting hinaus bekannt werden? Dann fahr mit uns und lass Dein langweiliges Leben verherrlichen.

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Gefährliche Kreuzung

Es begann wie immer ganz harmlos. Ich fuhr zum Bremer Bahnhof und traf Kaipi.

Kaipi hatte ich schon lange nicht mehr gesehen, seit dem letzten Winter. Wir hatten uns verabredet um an der Oberharzer Radrunde des RSV Adler Goslar von 1981 teilzunehmen und fuhren gemeinsam mit dem Zug nach Goslar. Auf der Website des Vereins kann man sehr schön nachlesen worum es da geht und ganz links ist auch ein großformatiges Bild von der Konkurrenz die einen dort erwartet. Na ja, um es kurz zu machen, es ist eine RTF die über verschiedene Distanzen geht und so ziemlich die einzige in der „Nähe“ die ein anspruchsvolles Programm an Höhenmetern bietet. Spätestens ab Hannover war der Zug dann auch gut voll mit Radlern die auch daran teilnehmen wollten. Einige von denen stiegen einen Bahnhof vor Goslar aus, um noch ein paar Trainingskilometer in die Beine zu bekommen. Vielleicht war es auch das einzige Training, wer weiß.

Als die dann in Goslar ankamen sassen Kaipi und ich bereits im Irish Pub am Bahnhof und erfreuten uns an der wundersamen Mischung von Bier und Currywurst die dort ausgeschenkt wurde. Ein irischer Barde aus der Umgebung wurde aufgetrieben und sang Lieder von Joe Cocker, Neil Young oder den Monkees und allen anderen Stars, die derzeit in Goslar aktuell sind. Kaipi und ich unterhielten und nett bei Bier und Alster bis spät in den Abend und hatten so eine standesgemässe Vorbereitung auf das Ereignis des nächsten Tages. Karboloading nennt man so etwas, glaube ich. Und der Alkohol nimmt einem die Furcht und die Fähigkeit darüber nachzudenken, was man sich das eigentlich antut. Zumal Kaipi sich ja auch das volle Programm mit 265km und 4.400 Höhenmeter antun wollte.

Am nächsten Morgen wachte ich im Hotel auf durch eine SMS von Blitzrad. Ich hatte ihn nicht als meinen Weckdienst arrangiert, ihm aber eine 12-27er Kassette mitgebracht, die wir noch tauschen wollten. Er kündigte seine Ankunft in einer Viertelstunde an, ich lag immer noch im Bett und machte mich dann doch fertig. Es hat eben seine Vorteile einen Tag früher zu fahren. Ich sage nur: Karboloading.

Der Start war an einem Schulzentrum, die Marathonfahrer wie Kaipi waren schon weg aber ich traf Blitzrad und die anderen Bremer. Es war zwar nicht hektisch, aber so richtig Zeit hatten wir auch nicht, da „Besi“ in Kanada schon mit seiner Pistole um sich schoß und dies das Live übertragene Startzeichen war. In Anbetracht der Aufgaben vor einem war das Starttempo auch nicht so schnell wie sonst. Von uns hatte jedenfalls keiner Lust schnell nach vorne zu fahren sondern wir schauten uns erst einmal in Ruhe an, was so passieren würde. Zunächst war unsere Sechsergruppe auch zusammen, aber dann kam bereits der erste härtere Aufstieg und wir fielen auseinander. Vorweg waren die Bremerleichtgewichte, dann kamen die Bremer Schwergewichte und dann die Bremer Mädels. Blitzrad hatte (mal wieder) seine Kett verloren am Berg und so fuhren wir gemeinsam das letzte Stück nach oben und dann im Schuß runter, bis wir an der Okertalsperre waren. Dort wird ja seit Jahrzehnten gebaut, so dass wir wie letztes Jahr über die Talsperrenmauer fuhren und dann entlang des Statusees, bis eine schottrige Abzweigung nach links kam. Und genau da fuhren wir nicht hoch, denn was dann passiert hatte Harald uns ja letztes Jahr in aller Deutlichkeit demonstriert. Im Prinzip landet man in einem riesigen, grünen Loch, das kurz vor der Sprengung steht und man muss sich verdammt beeilen dort wieder raus zu kommen.

Also fuhren wir weiter entlang des Sees, dann wurde es steiler, und steiler und der Anstieg wurde länger und länger und irgendwann kamen wir an der dicken Bundesstrasse am Torfhaus raus, wo wie die letzten Höhenmeter unter der heftig strahlenden Sonne und dem Aufgebot der letzten Kräfte machen durften. Danach ging es dann rasant bergab bis zum nächsten Kontrollpunkt in Altenau wo wir uns wieder alle zusammen fanden. Hier wurden dann auch unsere RTF Karten mit faälschungssicheren RTF Kartenlochern gestempelt. Anbei einmal das Beispiel meiner Karte. Wie man sehen kann, bin ich dann doch den Marathon gefahren und die zusätzliche Lochung oben rechts beweist, dass ich noch weitere geheime Kontrtollpunkte angelaufen bin. Kaum glaublich? Na dann,s chaut euch doch mal bitte die RSV Goslar Wasserzeichen der Löcher an!

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Mit Kontakttelefonnummer der Anonymen Alkoholiker Goslar.

An der Kontrollstelle konnten wir auch Schröder und Torben überrden mit uns die 175er Runde zu fahren, während Torsten dreimal um einen Kreisverkehr fuhr und sich dann schnell entschied die 115er Ausfahrt zu nehmen, bevor wir ihn davon abhalten konnten.

Ja, die Leichtgewichte machten sich dann am nächsten berg nach vorne aus dem Staub während die den Berg hochdampfte. Meine Muskelkraft finde ich ja ganz OK, ich würde mir aber wünschen, etwas leichter zu sein, so dass eben diese Karft nicht so sinnlos eingesetzt werden muss. Ich träumte also davon so ca. 20 kg leichter zu sein, also auf dem Gewicht, dass ich so als 15 jähriger hatte und irgendwie merkte ich auch nun auf dem Rad, dass sich mein Körper veränderte…. Ich wurde zwar nicht leichter, oder es ging leichter den berg hoch, aber ich wurde größer… ja immer größer. Nun gut dachte ich, wenn ich also jetzt so ungefähr 2,15m werde, dann habe ich ja trotz allem mein Idealgewicht, ist ja auch gar nicht so schlecht. Ich müsste mir dann halt nur auch einen 75er Rahmen kaufen.

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Mein 60er Canyon war mir nämlich mittlerweile zu klein. Meine Träume zerplatzen aber leider alle, als ich feststellte, dass ich keineswegs größer geworden war, sondern dass die Sattelklemme ihren Geist aufgegeben hatte und ich nun quasi mit dem Sattel auf dem Oberrohr sass. Meine Sitzhaltung entsprach ungefähr der auf dem 24er Rad meiner Tochter, wenn ich die Schaltung teste.

Mist, das Gewinde der Sattelstütze war herausgebrochen, da war nichts mehr zu fixieren und so machten wir uns gemeinsam nach nun erst 80 km zum nächsten Kontrollpunkt in Sieber, wo wir uns technische Unterstützung erhofften. Blitzrad telefonierte schon mal die Radlädern in der Umgebung an, aber die hatten eher noch nie von Rennrädern gehört – der Harz ist MTB Land.

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Zum Glück gab es einen technischen Spezialisten in Sieber, der mit einem Werkzeugkoffer aus dem Geräteschuppen und einer Rolle weißen Isolierbands, passend zu meinem Canyon Rahmen, versuchte eine feste Verbindung zwischen Sattelstütze und Rahmen herzustellen. Das sah dann auch sehr elegant aus, muss ich sagen. Chinesische Handwerker, die ja grundsätzlich bei Problemen mit einer Rolle Klebeband erscheinen, hätten es nicht besser machen können. Uns so fuhren wir wohl Gemut weiter. Das ganze hielt dann auch 3 km, dann sass ich wieder auf dem Oberrohr.

1307 Adler Harz 08Ich fühlte mich wie in einem Tretboot für Kinder oder einem Gocart und nachher war ich wirklich froh im Zug wieder meine Beine voll ausstrecken zu können. Dem Tempo tat das ganze etwas Abbruch, aber bald waren wir in Osterrode und begannen den letzten, diecken Anstieg des Tages. Den Umständen entsprechend ging das auch ganz gut, aber als wir oben an der B242 ankamen, stellten wir fest, dass wir nicht mehr auf der RTF Strecke waren. Zum Glück hatte Blitzrad ja eine Karte auf seinen Rahmen geklebt.

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Aber leider bestand diese Karte nur aus einem Höhenprofil. Und so machten wir uns weiter nach Clausthal-Zellerfeld. Dort angekommen waren wir nun wieder auf der RTF Strecke, aber in Anbetracht meiner misslichen Situation entschieden wir uns für die schnelle Bundesstrasse direkt zurück nach Goslar. Auch so hatten wir etwa 160 km zusammen bekommen, mussten uns also nicht schämen nach Hause zu kommen.

Natürlich waren schon alle da und aßen Würste, Steaks und Kartoffelsalat. Tja, wenn man alles  richtig macht ist man halt schnell am Ziel. Blitzrad und ich hatten mal wieder alles falsch gemacht. Zusammen sind wir eben eine sehr gefährliche Kreuzung.

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Bis nächste Woche im Harz.

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Adlerrunde Harz

Ein Haufen Bremer heute bei der RTF „Adler Runde“ im Harz.

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Ich würde ja gerne noch etwas dazu schreiben, bin aber ehrlich gesagt doch ein wenig geschafft. 115, 175 oder sogar 265 km sind wir gefahren. Philipp und ich waren auf einer sehr speziellen 160er Runde unterwegs. Irgendwo zwischen Osterode und Clausthal haben wir uns verfahren, geflucht und sind dann die schnelle Bundesstraßenabkürzung nach Goslar gefahren.  Eine ziemlich großartige RTF, die uns dann auch die richtigen Ideen für die Strecke am nächsten Wochenende gab. Also, von der Ockertalsperre hoch nach Torfhaus sollten wir noch einmal fahren.

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Selber eingebrockt

Was bisher geschah:

Sieben Männer verschiedener Altersgruppen wollen ein wenig Radfahren im Harz. Sie vertrauen dem selbsternannten Führer und landen so tief im Wald, dass Hänsel und Gretel dort wohl Selbstmord begannen hätten. Zum Glück landen Sie nachdem Sie ein Sprenggebiet durchquert hatten wieder an einer Straße.

Sie genau nach Torfhaus führte und zwar immer schön hoch. In meinem Elternhaus gab es einen kleinen Garten. Mein Vater bestimmte welche Blumen gepflanzt wurden und meine Mutter richtete sie dann hin, wie Edmund Stoiber einmal so passend ausdrückte. Dazu hatten wir immer einige Ballen Torf zuhause, die in großes, gelbes Plastik gewickelt waren. So ungefähr stellte ich mir Torfhaus vor: Eine Hütte aus Torfballen, in der man sich versteckt und heimlich die guten, starken englischen Zigaretten aus Papas Bar raucht. Leider ist Torfhaus ein wenig anders: Unter 1.200 cm3 und schwarze Lederjacke braucht man da gar nicht auf den Parkplatz zu fahren. Es waren Unmengen Motorräder da, die deutlich jünger waren als ihre Besitzer aber älter ausssehen (Harleys). Sogar der Mann an der Toilette hatte eine Lederjacke, LemmyMotorhead-Kotletten und jede Menge Tätowierungen („Sanifair Hells Angels“).

Das ist alles ganz gut und schön, aber wenn man da auf der Straße fährt auch recht laut – eben ganz anders als im Wald. Und was passierte als wir dort losfuhren? Innerhalb weniger Minuten hatten wir die halbe Truppe verloren – auf einer riesigen Strasse, wo das extrem schwierig war. Wenn wir so diszipliniert im Wald gefahren wären, denn hätten sich sogar unsere Atome gleichmäßig in der Wildnis verteilt.

Aber so kamen wir dann doch runter nach Braunlage und dann nach Elend („Willkommen in Elend“) und nicht nach Sorge („Willkommen mit Sorge“). Und dann ging es hoch nach Schierke, dem einzigen Ort im Harz der einen gewissen Charme hat, man fühlt sich zurückversetzt in die Zwanziger Jahre, fast wie auf dem Zauberberg von Thomas Mann. Vom Ort aus schaut man Richtung Brocken hoch und fühlt sich dann auch gleich schon wie in der Lungenheilsanstalt. Jeglicher Mut geht verloren.

Immerhin machten wir uns alle dann in unserem eigenen Tempo hoch auf den Gipfel des Brockens und jeder in seinem eigenen Tempo. Philipp-HB mit ruhigem Tritt, Don Torsten noch voll mit dem Adrenalin der Hinfahrt (war dann auch prompt als Erster oben), und Andreas.HB mit leicht wabbeligen Knien. Die Strasse beginnt ja ganz nett, nicht zu steil und im Wald und wird dann erst etwas unangenehm, als sie aus dem Wald herauskommt und es steil nach oben geht. Ich fahre ja lieber Serpentinen hoch, weil man da nicht sieht wie weit man fahren muss (Ausnahme: Stelvio). Hier sah ich nicht nur das Stelvio von Andreas.HB, sondern auch noch verdammt weit und hoch nach vorne weg. Aber auch da kommt man rüber UND überholt immer noch Fußgänger. Radfahrer leider nicht. Von oben fliegen die MTBler und Rennradfahrer auf einen zu  und man fängt an sich zu freuen wie ein eine aufgezogene Gummiente. Dann erreicht man die letzte Überquerung der Brockenbahn. Bei unserer letzten Fahrt im Harz begann dort das Schotterstück, voll mit Spaziergängern und das zu fahren machte gar keinen Spaß. Karin hatte aber auf dem Weg nach Indonesien den Brocken überflogen, geschaut und bereits mitgeteilt, dass nun die Strasse bis nach oben geteert war. So war es auch, ich überholte noch kurz Harri.HB, der am Wegesrand eine Powerstulle aß und schon war ich oben (Harri.HB überholte mich aber noch einmal auf den letzten Metern). Oben waren bereits Philipp.HB und Don Torsten, Blitzrad heute mal mit einem heilen Rad. Das war aber auch egal denn fast jeder von uns hatte diesmal einen Kettennieter mit, falls uns wieder das gleiche Schicksal wie im Juni drohen sollte.

Team Wiegetritt überall

Team Expendables Two

Ups, da fehlt doch einer? Richtig, Andreas.HB, der zum ersten Mal mit in den Bergen war. Er hatte sich ja ein paar Tage vorher bei mir erkundigt wie und was wir so fahren. Ich weiß nicht mehr genau, was ich geschrieben hatte, aber es schloss in etwa mit den Worten: „Du wirst es nicht bereuen, wenn Du mitkommst.“ Horrorfilme fangen mit solchen Monologen an. Wir vermuteten eigentlich alle, dass Andreas entweder irgendwo im Wald lag und bereute, dass er je geboren wurde, oder sich einen faulen Lenz auf der Achterbahn („Harzer Roller“) unten in Schierke machte. Völlige Fehleinschätzung, als wir nach kurzer Pause zur Abfahrt nach unten ansetzten, kam er uns etwa auf Höhe der letzten Brockenbahnquerung entgegen. Noch einen Kilometer mehr und auch er wäre oben gewesen: Respekt!

Aber jetzt im Sausewind runter – ui macht das Spaß. Ups warum fährt denn dieser hochkommende MTBler Schlangenlinien? Und warum fährt der immer genau da, wo ich ausweichen will? „Heeeyyyyyyyy“. Ich komme so gerade noch einmal an dem vorbei, aber da sass mir die Angst schon sehr tief in den Knochen.

Andere Hindernisse: Im wesentlichen Planwagen, Pferdeäpfel in der Mitte von Spitzkehren und einige Fußgänger. Kurzes Annicken von Radfahrern die hoch fahren: Same tribe. Und viel zu schnell ist man wieder unten in Schierke.

Eigentlich hatten wir ja gedacht, dass wir um 5 oder 6 mit dem Zug von Bad Harzburg wieder zurück nach Bremen fahren. Wir waren aber jetzt total neben der Zeit. Jetzt ging nur noch Schnitzel in Wernigerode und dann auf den kürzesten Weg zurück nach Bad Harzburg.

Die Abfahrt von Schierke nach Wernigerode machte seeeehrr viellll Spass. „Wie schnell warst du? „68,2 km/hr, und du?“ 67,6 km/hr und du?“ „62,3 km/h!“ „OK, Du zahlst!“ Erst mal was zu trinken.

 

Wir hatten die Spur der Schnitzel wiedergefunden und fanden uns nun an der „All you can Schnitzel Bude“ ein. Im Harz ist einfach alles groß: Die Berge, die Getränkekrüge, die Schnitzel, selbst die Frauen die sie uns an den Tisch bringen. Diese nun hatte eine besondere Eigenschaft. Sie war nicht nur groß, sondern auch jegwelcher Humor prallte von ihr ab wie Regentropfen auf Goretex. Ich wünschte ich hätte ein Photo gemacht. Aber selbst Lichtstrahlen wäre von der abgeprallt und am Boden verreckt. Harri.HB versuchte es zwar immer wieder, aber nicht jeder kann so erfolgreich sein wie Don Torsten, da fehlt halt auch ein wenig der Charme des Südens (oder liegt Delmenhorst im Westen?).

Wo blieben nur unsere Schnitzel? „Schnitzel Flat Rate gibt es heute nicht!“ Außerdem war der Koch baden mit seiner Freundin (die Küchenhilfe) und musste erst einmal angerufen werden. All das dauerte, aber man hat ja Zeit im Osten. Endlich kam der Koch und endlich kamen auch unsere Schnitzel.

Aha, sehr übersichtlich (2:56 min).

Endlich sind wir nun bei der Qualität japanischer Blogs! Denn egal über was Japaner bloggen, und da gibt es viele, viele Themen auf die wir so nicht gekommen wären (Strommasten, Frettchen, fliegende Mädels, um nur einige zu nennen) und viele auf die wir ohnehin gekommen wäre (Carbonräder, Aluminiumräder, Stahlräder), also noch einmal: Egal über welches Thema gebloggt wird, man sieht eigentlich immer nur eins: Essen. Das wird mir nicht geglaubt?

Dann bitte einmal hier schauen, das Blog eines befreundeten jap. Radfahrers, Goro-San.

oder hier, das Blog der japanischen Raumfahrtbehörde. Essen ist einfach wahnsinnig wichtig. Ich amche oft mit Studenten eine Übung, bei der sie sich vorstellen sollena uf dem Mond zu sein und eine Reihe von Dingen nach ihrer Wichtigkeit für das Überleben einordnen sollen: Wasser, Sauerstoff, Kettennieter, Pokemonkarten, Essen, Kompass, etc. Japanische Studenten sind die einzigen die ab und an Essen vor den Sauerstoff setzen.

Ich bin von so etwas geprägt und deswegen war es mir auch verdammt wichtig ein ordentliches Schnitzel von Miss Goretex zu bekommen. Die anderen waren von so etwas nicht geprägt, aber auch froh ein Schnitzel zu haben. Mittlerweile war es nach Sechs. Bis zum Brocken hoch waren wir gerade Mal 61 km in 5 Stunden gefahren und nun war es wirklich höchste Zeit wieder nach Hause zu kommen.

Natürlich passierte jetzt erst einmal Murphys Law: „Whatever can go wrong, will go wrong„. Der Harz wollte uns mit all seiner Magie behalten. Zunächst einmal hatte Philipp.HB einen Platten. Dann hatte Olli.fast.HB nicht fast einen Platten sondern einen Platten. Dann machten wir uns auf den Weg nach Bad Harzburg und Andreas.HB hatte wieder einen Kettendefekt (Der Harz frisst Ketten). Dummerweise war Harri.HB mit dem Schlüssel zum Schließfach am Bahnhof bei ihm und wir machten uns Sorgen, dass die es noch rechtzeitig bis zum Bahnhof schaffen würden. Machten Sie aber locker. Jede Menge Zeit, aber mittlerweile auch Viertel vor Acht. Husch, husch in den Zug. „Steht auf Gleis Fünf“, ruft Don Torsten noch. So ein schöner Zug, so ganz leer mit jede Menge Platz. Leider aber auch ein wenig dunkel. Und warum steht auf dem Zug der gerade auf dem Nebengleis hereinkommt groß „Hannover Hbf“ drauf? Weil wir im falschen Zug sitzen, unserer fährt erst um 20:45 Uhr und dann auch noch nach Halle. Raus, raus in den nächsten Zug.

Prima, nun sind wir endlich auf dem Heimweg. Leider spinnt die Zugdurchsage. Nein, nicht so wie auf Youtube, das ist ja nur ein Automat. Unsere Zugdurchsage ist leider manuell und offesichtlich besoffen. Wir hoffen nur dass die Sparmaßnahmen der DB nicht dafür gesorgt haben, dass der Zugführer auch die Durchsagen macht:

„Es fährt und saust  die Deutsche Bahn / wo Harri sonst nur sausen kann“

In Hannover in den nächsten Zug. Don Torsten findet ein neues Flirtopfer. Alle anderen hängen mehr oder minder tot in den Seilen. Die Unterhaltungen drehen sich um Döner und Singlespeedräder. Die braucht man nicht in den Bergen. Olli.HB meinte am letzten Hügel vor Bad Harzburg: „Jetzt reicht es aber auch!“

Genau.

von Andreas.HB

Danke an Alle die dabei waren, da war wirklich eine tolle Tour von der wir noch erzählen werden oder dies bereits tun.

 

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Der längste Tag

..ist eigentlich ein alter Kriegsfilm mit John Wayne, Robert Mitchum, Richard Burton und, erstaunlicherweise Loriot (bei 2:36 min). Er handelt von der Landung der Allierten am 6. Juni 1944 in der Normandie (das ist da, wo Joerg mit einem deutschen Motorrad am Bunker steht). Am Ende des Tages sind viele Menschen auf beiden Seiten tot und der Rest ist ziemlich müde. So ungefähr erging es den meisten von uns gestern, nachdem wir aus dem Harz zurück kamen. Zum Glück waren wir alle nur müde und nicht tot. Obwohl, viel hätte auch nicht gefehlt. Ich denke aber, dass wir mehr Spaß im Harz hatten als die Menschen 1944 in Cherbourg.

Um 7 Uhr versammelten wir uns am Hauptbahnhof, in letzter Minute konnte noch ein alternder Jungprofi des bekannten Bremer Radteams „Biegetritt“ (Namen wurden von der Redaktion geändert) für den Ausflug gewonnen werden: Harri.HB. Daneben kamen die üblichen Verdächtigen: Blitzrad-HB, Joerg-HB, Andreas-HB, Olli-neben-HB und Don Torsten del Menhorst (alter spanischer Adel). Die Mädels hatten alle gekniffen: Karin-HB war die Flucht über die Grenze nach Indonesien gelungen (ihr Standort war uns allerdings jederzeit bekannt und wurde viertelstündig mitgeteilt) und Silke-HB befand sich in Gastritistan.

Die Reise in den Harz ist eine lange und mal braucht viel Geduld. Von Hannover ging es weiter auf der nicht elektrifizierten Strecke bis nach Bad Harzburg. Wir dachten an alles andere, nur nicht an Radfahren. Manche von uns flirteten hemmungslos mit den Zufallsbekanntschaften, die man nun einmal bein einer 14-stündigen Zugfahrt mit der DB in den Harz macht. Schließlich sind Harz und Herz nur einen Buchstaben entfernt….

Endlich kamen wir in Bad Harzburg an, machten uns fertig und rollten in Position für das „vorher“ Bild.

VORHER

Wie man gut sehen kann, sind wir hier noch alle guter Dinge. Das sollte sich aber schnell ändern: Wir fuhren los und verloren bereits an der ersten Ampel Harri-HB. Das machte allerdings nichts, weil wir ohnehin in die falsche Richtung gefahren waren, wendeten und wieder an Harri-HB vorbeikamen, der all dies nicht mitbekam und sich wieder einreihte. Und so ging es den ersten Berg hoch Richtung Oker. Ehrlich gesagt, ich hasse den ersten Berg, vor allem wenn er gleich nach dem Losfahren kommt. Ich bin dann noch nicht warm, fahre verkrampft und langsam und finde mich schnell am Schluss des Feldes. Das gefällt mir gar nicht. Zum Glück sind wir ja nicht immer geteerte Strassen gefahren.

In Oker ging es links rum in Richtung Okeltalsperre. Eine schön langanhaltende, nicht so steile Steigung bei der es die ersten Opfer zu verzeichnen gab. Andreas lernte bei dieser Gelegenheit, dass bei einer Berührung von Hinter- und Vorderrad IMMER der Fahrer des Vorderrades zu Boden geht, auch wenn er noch im Umfallen versucht durch Berührung eines zweiten Hinterrades zumindestens einen Teilumfallerfolg zu erzielen. Prima, damit hatte Andreas das auch gelernt (meiner Ansicht nach ist das etwa so wie, dass man einmal mit Clippedalen umfällt). Blitzrad, der alte Unglücksrabe (eine Metaphor die ich sonst nicht so gerne verwende, auch Schattenmann nicht) wurde zwischenzeitlich von einer Bremse gestochen (Shimano Ultegra Ice-metal grey). Aber ansonsten lagen wir voll im Zeitplan und erreichten schnell die Talsperrenmauer. Von hier aus, so war der eigentliche Plan, hätte es nun weitergehen sollen nach Clausthal-Zellerfeld, denn die direkte Verbindung nach Torfhaus über die Weiswasserbrücke an der Okertalsperre ist wegen Sanierungsabeiten erst einmal gesperrt (man wagt nicht daran zu denken, wie lange das wieder dauern wird – Baufirmen!). Ja,das war der Plan. Jemand aus unserer Gruppe hatte aber die Idee eine Abkürzung direkt durch den Wald zu nehmen. Dort gab es, seines Wissens, eine geheime Reichsautobahn die vom Bund deutscher Mädels in den letzten Kriegstagen angelegt wurde (Mittellinien mit gepunkteten Herzen, Stoppschilder in Form von Hello Kitty Köpfen, Raststätten mit wilden Erdbeerfeldern etc.) und danach in Vergessenheit geriet. „Er“ war diese Strecke schon x-mal gefahren (x ist eine natürliche, positive, einstellige Zahl, die sich nur durch Eins teilen läßt) und sie würde uns sicher zur B4 nach Torfhaus führen. Das überzeugte uns natürlich sofort.

Ich hätte vielleicht doch etwas skeptisch sein sollen, denn die Auskunft war auch, dass es nun die nächsten 10 km mit 10% Steigung hochgehen würde. Da wir bereits auf mehr als 400m ü NN waren und 10km x 10% uns auf 1.400 m ü NN bringen würden, hätte das ja bedeutet, dass wir irgendwann einmal die Bodenhaftung verloren hätten! Leider wurde uns in diesem Moment nicht klar, dass „Er“ bereits jetzt jegwelche Bodenhaftung verloren hatte.

Wir fuhren also die „Harzer Autobahn (durch den) Reichs- Apfel Landstrich Deutschlands“ (abgekürzt HARALD) hoch, die sich zunächst noch in einem bescheidenem Zustand (schlecht geteerte Straße) befand aber irgendwie Spaß machte. Sie führte am „Zentrum für Waldpädagogik“ vorbei (DDR Slang für „Baumschule, vermutlich) bis zu einer ersten Gabelung, bei der wir uns neu gruppierten.

Nun hieß die entscheidende Frage: Geradeaus oder Links? Schnitzel lagen keine rum, die uns den Weg gewiesen hätten. Links sah aber einfach zu einfach aus und so entschieden wir uns für geradeaus. Goldrichtige Entscheidung! Die Strassen wurden immer besser. Na ja, also ehrlich gesagt wurden sie zunächst einmal ziemlich mies. Aber über so über eine Wiese zu fahren macht doch auch richtig Spaß!

Blitzrad auf der Reichsautobahn HARALD

„Äh, noch alle da, oder schon jemand abgehauen?“

Na gut, die Tatsache, dass hier nur verfallene und gesprengte Jägerhochsitze als einzige Zeichen menschlicher Zivilisation rumstanden und sonst nur Wildschweine hier gesuhlt hatten, hätte uns etwas skeptisch machen müssen. Auch die Tatsache dass es am Ende der Wiese keinen offensichtlichen Weg mehr gab, hätte Grund zur Skepsis sein sollen. Nicht aber für „Ihn“.  Hatte nicht Moses die Israeliten ins gelobte Land geführt (Israel)? Kolumbus den zweiten Seeweg nach Indien gefunden (durch die Hintertür)? Reinhold Messner den K2 ohne Sauerstoff und Deodorant bestiegen? Und so konnte auch „Ihn“ nichts aufhalten. Während die anderen unschlüssig herumstanden und nicht wußten wie es weiter gehen sollte, da zeigte „Er“ uns den Weg und vor seinen Augen teilte sich das Gras und eine Spur aus Feuer wurde erkennbar, die direkt bis an die B4 führte. Na ja, wir sahen die Spur ja ehrlich gesagt nicht, aber „Er“ war sich doch ziemlich sicher.

Gottseidank gibt es auf der Autobahn keine Geschwindigkeitsbeschränkungen und so konnten wir vor allem bergab powern was die Beine hergaben. Durch fahren in der Gruppe und den entstehenden Windschatten kann man da auch noch ein bisschen mehr rauskitzeln. Don Torsten war aber am schnellsten, da er unter diesen Bedingungen die volle Aerodynamik seiner Hochprofil Campagnolo Felgen ausspielen konnte.

Zum Glück wurde nun die Straße besser, wenn auch etwas steiler.

Mittlerweile hatten wir alle ziemlich gelitten. Am meisten Olli. Quiz: Welches der folgenden Bilder zeigt die Beine von Johnny Hoogerland nach seinem Unfall auf der TdF 2011 und welches die von Olli?

Endlich sahen wir wieder die ersten Spuren menschlicher Zivilisation – leider von der falschen Seite. Wir befanden uns nämlich innerhalb eines abgezäunten Gebiets mit einem sehr seltsam gefärbten Tümpel auf dessen anderer Zaunseite sich ein gelbes Schild befand, das wir aber leider aus unserer Position nicht lesen konnten.Da hätte wirklich alles stehen können: „Mülldeponie für krass verstrahlte Teile“ oder „Bomberabwurfplatz der Luftwaffe“ oder „Achtung hier wurden Zombies gesichtet!“ aber zum Glück stand dort nur: „Vorsicht Sprengarbeiten“.

Merke: Hörst Du vor dir das Hupen der Motorräder auf der B4, sind es vielleicht keine Rowdies, sondern es wird zur Sprengung geblasen und gleich fliegt dir der Boden unter den Füßen weg.

Von dort aus schafften wir es dann innerhalb weniger Minuten zur B4. Leider wurde uns dann auch klar, dass wir nicht mehr so ganz im Zeitplan waren. Die Abkürzung hatte leider nur eine räumliche, keine zeitliche Dimension.

Morgen geht es weiter mit dem Teil 2 der Harztour: „Selber eingebrockt – wenn der Koch baden geht“

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Hier lang!

Ein zufällig ausgesuchter Mann und eine Frau werden aus einer  deutschen Großstadt entführt und mit Chloroform betäubt. Man packt sie in Säcke, befestigt Fallschirme daran und wirft diese über dem Amazonas aus großer Höhe mit dem Flugzeug ab. Mann und Frau wachen aus ihrer Betäubung auf und befreien sich aus den Säcken. In 97 von 100 Fällen sind dann die ersten Worte des Mannes: „Hier lang!“

Wohin das führen kann zeigt dieses Foto von der Harz Tour heute:

Morgen mehr, heute in ich einfach zu fertig.

Gruppenbild am Start (vlnr): Mob.tokyo, Joerg-HB, Harri-HB, Thorsten-DH, Philipp-HB, Olli-fast-HB und Andreas-HB

 

 

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HARZ III : Die Spur der Schnitzel

Update 8. September 2012

Treffpunkt

Bremen Hbf, City Eingang am Fahrkartenautomaten
9. September 2012, 07:00 Uhr

Zugverbindung

Bremen 07:19 Hannover 08:38
Hannover 08:55 Bad Harzburg 10:09

Niedersachsentickets

Erste Person 21 Euro, alle weiteren 4 € (bis zusammen maximal fünf Personen)
Plus Radfahrkarte, pro Person 5 €.
Also, bei 5 Personen: 21 + 4 x 4 + 5 x 5 = 62 € / 5 Personen: etwa 12,50 €

Bad Harzburg 

Schließfächer am Bahnhof – wir kommen hierhin zurück
Sehr, sehr bescheidene Auswahl an Essen und Trinken

Strecke

Bad Harzburg – Wernigerode: 23 km 

Wernigerode – Brocken: 28 km

Brocken – Elend: 15 km

Elend – Torfhaus: 18 km

Torfhaus – Okertal: 21 km

Okertal – Bad Harzburg: 7 km

132 km insgesamt, inklusive 20 km verfahren. Wir können das im Zug noch einmal besprechen, aber ich würde vielleicht doch lieber in umgekehrter Richtung fahren. Erst einmal alles geben, und dann Schnitzel essen und sich nach Bad Harzburg schleppen ist vielleicht doch besser als mit drei Schnitzeln im Bauch den Brocken hochzukriechen und nachher wie ein Stein runterzufallen.

Außerdem ist die Brücke über den Ockersee gesperrt, d.h. wir können dort nicht direkt nach Torfhaus fahren, sondern müssen einen Umweg übr Clauthal-Zellerfeld einplanen. Das sind auch weniger als 10 km mehr und sollte locker zu schaffen sein.

Ich bringe ausgedruckte Google Kartzen zur Orientierung mit..

Highlights

Sahnige Anstiege. Rasante Abfahrten. Lose Ketten. Ratternde Schaltwerke. Monarchie & Alltag.

„All-you-can-Schnitzel“ by special Blitzrad arrangement in Wernigerode.
Die allgemeine Erwartung ist, dass wir dort riesige Schnitzel und gleichgroße Rabatte bekommen!
Ich denke wir werden da etwa gegen 14:30 Uhr aufschlagen, wenn alles gut läuft.

Rückkehr

Ab Bahnhof Bad Harzburg:

Bad Harzburg 15:52    Bremen 18:40
Bad Harzburg 16:45    Bremen 19:40
Bad Harzburg 17:52   Bremen 20:40  

Wetter

Bremen hier

Braunlage hier

Torfhaus dort einfach gut.

Mitfahrer

Bloeh, Campadre, Blitzrad, Joerg_HB, mob: 5 Schnitzeljäger bis jetzt
Karin musste unbedingt mal kurz nach Indonesien und Silke hat leider jetzt schon die Infektion die Karin mitbringen sollte.

Erkenntnis des letzten Mal
Unbedingt Getränke und Essen im Schließfach deponieren für die Rückfahrt – wir treffen nicht jedes Mal im Zug auf eine Kindergeburtstagsparty die uns mit Möhren und Paprika durchfüttert.

Bitte Kleingeld mitnehmen für Fahrkarten und Schließfächer. Folgende Dinge nehme ich mit, daher bitte nicht unbedingt noch einmal notwendig:

–  Pumpe
– Minitool
– Reifenheber
– Park Tool Flickpatches
– Kettenieter für Blitzrad
– Einen Ersatzschlauch

Wetter auf dem Brocken morgen OK, 15 – 19 Grad. Kurzarmtrikot plus ein Underlayer plus evtl. Ärmlinge und Windjacke im Notfall sollte reichen.

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Harz Finale : Was wirklich geschah!

Bevor heute Abend das falsche Finale angepfiffen wird, kommt hier erst einmal die wahre Geschichte des wahren Harz Finales.

Natürlich habe ich überhaupt keine Lust an einem Samstag am sechs Uhr aufzustehen. Vor allem dann, wenn die ganze Woche bei der Arbeit hart und größtenteils unerfreulich war und die Party am Donnerstag Abend schon in der 20., spätestens aber in der 36. Minute zu Ende war. Ich fuhr von der Party nach Hause durch die Straßen Bremens nach Hause und niemals irgendwann war es so still in der Stadt. Am Freitag Abend habe ich mich dann noch mit dem Fixie für eine Stunde ausgetobt, aber auch dann noch lag eine seltsame Mischung von Sommer und Melancholie meterdick hoch auf beiden Seiten der Wümme.

Der Wecker klingelte „LAUT !“ und ich hatte meine üblichen Visionen von entzündeten Sehnen, angeknacksten Knöcheln und usbekischen Geheimagenten die mich in einen handgeknüpften Teppich einrollen, auf ein Düsenkamel schmeissen und mich ab nach Taschkent  entführen. Da stellt sich alles als ein großer Irrtum raus, am Montag sitze ich bereits wieder an meinem Schreibtisch, in der Schublade ein Entschuldigungssschreiben des usbekischen Präsidenten. Jedenfalls war ich froh, das ich das ganze mit organisiert habe, die Verantwortung wiegt dann schwerer als sämtliche Unlust und das hilft mir aus dem Bett zu kommen.

Kurz vor Sieben war ich am Bahnhof und recht schnell trudelten auch Tobias (aka Tobias), Rote Sora (aka Silke), Blitzrad (today known as „Unglücksrad“) und Torsten und Karin ein. Das sollte es auch sein, aber hey, sechs starke Fahrer sind 50% mehr als ein Bahnvierer. Leider auch einer mehr als ein fünfer Niedersachsenticket. Am Bahnhof wurde noch kräftig eingekauft, denn wir alle hatten mehr oder weniger wenig gegessen. Der Regio nach Hannover war wieder nervig voll mit schweren Trekking und MTB Fahrern, so daß wir die übliche Angst um unsere Räder hatten. Am besten ist immer noch die Strategie: Abstellen, ins Abteil gehen, und setzen, Türe zu und nicht mehr darüber nachdenken. Mit ein wenig gutgemeinter Ignoranz gehen doch die meisten Probleme weg. Bei den meisten Kratzern an meinem Rad kann ich auch nicht mehr sagen wie neu die wirklich sind.

Die Stimmung war jedenfalls gut, mindestens so gut wie das Wetter. Intensivst wurde die faszinierende Routenplanung von Torsten und Karin diskutiert. Wir wollten alle auf den Brocken, zum vorletzten Mal als ich da in der Gegend war lag das Ding nämlich noch in einem anderen Staat. Das letzte Mal hatte Kaipi mich nicht gelassen. Vorher hatte der Staat uns nicht gelassen. Natürlich wollten wir auch alles auf die B4 in Bad Harzburg, vom Tour Magazin als eine der schönsten Radstraßen der Welt ausgezeichnet und wärmstens von Karin empfohlen. „Alluviale Schwemmlandschaften kreuzen sich hier mit erruptiven Granitformationen aus dem Pleistozän.“ war ihre recht einleuchtende Erklärung, der auf Anhieb niemand zu widersprechen wagte. Kreuzen ist auf jeden Fall schon mal gut. 

Natürlich durften auch Technikdiskussionen nicht fehlen bei einer richtigen Tour. Tobias z.B. hat nicht nur ein Jersey von Campagnolo (Tobias hat einen extrem verlängerten Oberkörper, so daß nur Campagnolo in der Lage ist Trikots für ihn zu fertigen die über den Bauchnabel reichen) , sondern auch alle Teile an seinem rad sind von Campganolo. Bis auf Schaltung, Bremsen, Laufräder und alles andere was Rose so an das Ding dran gebaut hat. Was Tobias aber nicht an seinem Rad hat sind Basaltfasern. Die habe nur ich, in meiner Ritchey Sattelstütze von Canyon und die sind unglaublich komfortabel! Jeder der schon einmal auf einem Basaltsofa gesessen hat, weiß wovon ich rede.

Das ist aber immer noch bequemer als eine Runde Rad auf meinem alten Cervelo Soloist S1 zu fahren. Das ist so hart, dagegen sind die Sitze der deutschen Bahn Mayonaise. Ansonsten unterhielten wir uns noch über Personen (Lance Armstrong, Balotelli, die hübsche Kassiererin bei Stadler) und ihr Eigenschaften (Arschloch, Arschloch und hübsch). Unterbrochen wurden wir von Rufen wie „Schau mal die Berge!“  „Der Brocken! Der Brocken“ Ui!“und so weiter. Und ehe wir uns versahen waren wir auch schon in Bad Harzburg, das kleine Bremen in den Bergen, wie es von seiner lokalen Bevölkerung liebevoll genannt wird. 

Datei:Bad harzburg station window.jpg

Das Bahnhofsfenster  zeigt die Stadt Bad Harzburg am 30. Januar 1933, seitdem hat sich wenig geändert, so daß wir anhand des Fensters einfach die Straße nach Braunlage finden konnten. Zum Glück hatte Torsten ja bereits alles auf seinem Garmin programmiert, den Rest hatte Karin im Kopf. Es stellte sich dann nur leider heraus, das die B4 irgendwann nach 1933 in eine 12 spurige Autostraße umgebaut worden war, auf dem Radfahrer eine Überlebenschance unwesentlich kleiner als 0,0000000000000001% haben. Pro Minute. Zum Glück hatte Torsten ja noch seinen Garmin, in dem er einfach „Braunlage“, unser Ziel eingab, und das ihm dann, während mir mehr oder minder sinnlos konzentrische Kreise durch Bad Harzburg fuhren, ausrechnete wo es lang ging. Die Tatsache, dass das Gerät eine Entfernung von 346 km angab (Angeber!) hätte uns irgendwie stutzig machen sollen. Nach einer halben Stunde kannten wir Bad Harzburg bereits recht gut und Torsten fuhr voll in ein parkendes Auto das laut Garmin nicht hätte da sein dürfen. Karin hatte die Route anhand von geologischen Formationskarten geplant und verlangte nun nach 3 km tiefen Kernbohrungen um die Position und Richtung zu überprüfen. Der Rest fuhr einfach hinterher. Das macht Spaß, wenn es einen Weg mit 50 km/h runter geht und weniger Spaß, wenn es den gleichen Weg mit 15 km/h wieder hoch geht – und man dann letztendlich immer noch am Stadtrand von Bad Harzburg steht. Der Stimmung tat aber all dies keinen Abbruch. Zum Glück trafen wir auf ein paar Bauarbeiter die uns dann den richtigen Weg nach Wernigrode zeigten. Das fanden wir dann auch ein besseres Ziel als Bad Harzburg und machten uns auf den Weg dorthin.

Jetzt kamen wir auch gut voran unter blauem Himmel, flockigen Wölkchen und dem Brocken auf der rechten Seite. Das Terrain ist doch ein wenig anders  als in Bremen. Es geht so rauf und runter, nicht zu viel aber ständig. Ist ein bißchen wie eine Woche im Leben wenn man älter wird. Die großen Pässe liegen hinter einem, aber es gibt zum Glück noch hier da ein wenig Aufregung im Alltag. Und schwupps waren wir in Wernigerode. Na ja, schwupps heißt nach gefühlten 24 Stunden, unsere Mägen waren leer, so daß wir zunächst einmal ein Restaurant aufsuchen mussten um etwas zu essen. Dieses Restaurant ist dafür bekannt, dass es leistungsfördernde Gesundheitskost zu günstigen Preisen verkauft. Und so machten wir uns frisch gestärkt auf den Weg nach Schierke, wo wir dann den Anstieg auf den Brocken wagen wollten.

 Blitzrad (hier noch) und Tobias in Wernigerode. Die Masse da vorne ganz hinten ist der Brocken.

 Das machte jetzt richtig Spaß. Die Anstiege wurden langsam knackiger  und das Tempo etwas langsamer. Aber raus aus der Stadt und bei so einem Wetter in der Natur – das war schon prima. Langsam ging es nun von etwa 200m auf 500m, immer schön mit Schildern am Straßenrand, so dass wir wussten wie viel wir bereits geschafft hatten. Linkerhand kam ein Parkplatz an einem Bahnhof der Brockenbahn wo wir kurz Rast machten. Karin, so stellte sich später heraus, wurde von einer Bande wilder Erdbeeren überwältigt, die sie mächtig aufhielten so dass Sie später zu uns stiess. Tja, sie fährt halt mit offenen Augen durch die Welt. WEnn man mich fragen würde, was ich auf der Fahrt nach Schierke bemerkt habe, dann würde ich vielleicht sagen „Mein Vordermann fuhr einen Conti GP4000S in schwarz“ oder „Scheiß Belag!“ Wir bewunderten dann aber trotzdem die Auswahl an Brause und Erbsensuppe und waren froh bereits gegessen zu haben.

Und dann, schwupps, waren wir in Schierke und machten uns direkt auf den Weg. Tobias und Torsten nutzten noch schnell die Gelegenheit vor dem Anstieg ihr Körpergewicht zu optimieren. Ich fuhr so vor mich hin, bis ich von Tobias überholt wurde, aber dann legte ich auch einen Zahn drauf, de Anstieg war so bei 3 bis 4% im Wald, schön kühl und das ganz machte viel Spaß. Leider ging dem Brocken dann irgendwo der Wald aus und die Anstiege wurden steiler so dass es dann wesentlich anstrengender wurde. Aber zum Glück gibt es dann zwischen durch auch wieder ein paar flache Stücke, bis man dann zu eine Bahnüberquerung der Brockenbahn kommt. Von hier aus ist es nur noch einen Kilometer bis nach ganz oben, aber leider wird der Straßenbelag wirklich mies und das Stück ist total voll mit Fußgängern. Diese sind schon recht platt vom Anstieg und nicht sehr kooperativ, so daß man sich an den steilen Rampen seinen Weg durch eine Kombination von Schotter und Hindernissen suchen muss. Und dann ist man oben. 

Für Blitzrad, in seiner jugendlichen Stärke war das alles natürlich viel zu einfach gewesen, so dass er am Ende, kurz vor dem Ziel sein Schaltwerk durch die Speichen zog um den Schwierigkeitsgrad der ganzen Geschichte zu erhöhen. Zum Glück fanden wir einen MTBler mit Kettennieter, so daß wir sein Rad auf Single Speed umbauten.

Man beachte das Fabribat der Kurbel: „Full Speed Ahead“ wurde zunächst zum „Singele Speed Ahead“ und später dann zu „No Speed Ahead“

Wir hingen dann erst einmal eine Weile auf dem Brocken rum, bis wir dann alles gerichtet hatten. Die Abfahr ging dann zunächst über den sehr miesen letzten Kilometer, aber dann wurde die Straße besser, schnell und es waren viel weniger Leute da. Ab und an nervte ein Pferdewagen, aber es machte richtig Spaß und wurde richtig schnell. Nachher im Zug zückten wir alle unsere Tachos, ähnlich wie beim Autoquartett und sagten „Maximalgeschwindigkeit: 65 km/h  erst!““ oder ähnliches. Unglücksrad, dem das alles noch nicht schwierig genug war, hatte nun die super Idee auch noch seine Kette reißen zu lassen. Zum Glück ging es aber größtenteils nur noch bergab, so das wir ihn zwischen uns nahmen und anschoben. Das klappte recht gut. Das sind immerhin fast 30 km vom Brocken bis zum Bahnhof in Wernigerode. Abwärts laufen lassen, dann wieder schieben, wir wechselten uns da immer ab, aber wir waren enorm schnell und schwupps am Bahnhof. Blitzrad aka Unglückrad aka Keinradmehr wartete dann dort auf den Zug nach Hannover und der Rest machte sich auf den Weg nach Bad Harzburg wo wir dann in den selben Zug einsteigen wollten. Zurück ging es echt fix. Also überhaupt kein Vergleich zu der Hinfahrt. Irgendwie waren wir einfach schnell und dann …. da. 

Schnell die Sachen aus dem Schließfach, die anderen gehen schon zum Gleis. Ich wollte mich noch umziehen mit frischen Sachen, da ist aber keine Toilette und auch keine Zeit. Egal, Hose runter und so steche ich einige Sekunden nackt in der wunderschönen Bahnhofshalle von Bad Harzburg bevor ich auch zum Gleis gehe. Der Zug mit Keinradmehr kommt, aber er sitzt viel zu weit vorne und in der Mitte ist der Zug getrennt, so daß wir ihn nicht bis Hannover sehen. Bei uns ist die Stimmung gut, wir haben eine Menge erlebt und Silke hat zum Glück eine Tüte Haribo dabei um uns aufzubauen.

Neben uns im Abteil ist eine Gruppe von Kindern die einen Geburstag im Zoo von Hannover gefeiert haben. Die beiden erwachsenen Betreuer geben uns die übrigen Möhren und Paprika, so daß wir langsam wieder zu Kräften kommen. Und schwupps sind wir wieder in Bremen. Im Endeffekt sind wir so um die 110 km gefahren (der Tachovergleich im Zug zeigte dann doch sehr unterschiedliche Werte an die von 110 bis 166 km/h reichten. Torsten hatte die wenigsten km da er über ein Auto gefahren war wo alle andren einen weiten Schlenker gemacht haben. Und vielleicht so um die 1.500 Höhenmeter, wenn man dem Barometer glauben darf.

Das wahre Harz Finale hat mächtig Spaß gemacht. Und in diesem Sommer noch ist dann  Harz II geplant. Die ursprüngliche Idee dabei war, daß man ohne Fahrkarte von Bremen nach Bad Harzburg kommen muß, und sich dann dort ein Rad „besorgt“ um die Tour zu fahren. Na ja, vielleicht machen wir das dann doch anders. Wie das wahre Harz Finale gezeigt hat, gibt es immer Differenzen zwischen Plan und Wirklichkeit.

 Danke an alle die dabei waren – wir werden noch in Jahren darüber sprechen. Unsere Enkel werden dann sagen „Oma/Opa, hör auf wieder vom Harz zu erzählen, das habe ich schon so oft gehört.“ Na ja, das sagte ich ja auch zu meinem Opa, der in den Vierzigern im Russland nicht zum Radfahren war. 

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Noch vier Tage bis zum wahren Harzfinale!

Das Harzfinale.
12. Juni 2012. 7:12 Uhr.
Bremen Hauptbahnhof.

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8elfinale.4telfinale.Harz Finale.

Update 25. Juni 2012

Treffpunkt

Bremen Hbf, City Eingang am Fahrkartenautomaten
30. Juni 2012, 07:00 Uhr

Zugverbindung

Bremen 07:19 Hannover 08:38
Hannover 08:55 Goslar 09:55

Niedersachsentickets 

Goslar 

Schließfächer am Bahnhof
Bescheide Auswahl an Essen und Trinken

 Strecke

Bitte gute Ideen schicken!
Wir dachten so an 100 – 130km und 1.00 bis 2.00 Höhenmeter 

Highlights

Sahnige Anstiege. Rasante Abfahrten. Kaffee und Kuchen unterwegs. Spaß und Abenteuer. Monarchie & Alltag.

Rückkehr

Ab Bahnhof Goslar:

Goslar 16:06    Bremen 18:40
Goslar 16:59    Bremen 19:40
Goslar 18:06   Bremen 20:40  

Wetter

Bremen hier

Braunlage hier

Torfhaus dort

Mitfahrer

Silke, Enno, Schnoop, Torsten, Blitzrad!, Marco, Mob, Skysurfer?, Tobias

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