Monatsarchiv: Juli 2017

Campagnolo Delta Bremsen. Wirklich alles über.

Eine umfassende Darstellung über alles, was ich über Campagnolo Delta Bremsen in den letzten fünf Jahren herausgefunden habe. Natürlich wird trotzdem etwas falsch oder nicht vollständig sein, deshalb helfe bitte mit, diesen Post noch besser zu machen. Danke.

1. 1984: Geschichte im Campagnolo Katalog

Im Katalog No. 18 von 1984 zeigt Campagnolo die Hierachie seiner Rennradgruppen auf: Ganz oben steht die Super Record (Bremse 4061/1) Gruppe, gefolgt von der (Nuovo) Record (Bremse 2040/1)Record und der Gran Sport (Bremse 117).

Aus heutiger Sicht ist das Design der Bremsen durch alle Gruppen sehr ähnlich und bestand aus einer Mittelachse mit Seitenzug (Single Pivot, Side Pull), sonst unterschieden sich nur in Details. Zwar war Campagnolo noch erste Wahl bei den Radprofis der Dekade, aber die technische Führerschaft war verloren gegange: Ehemalige japanischen Massenhersteller wie Shimano (600EXDura Ace) und Suntour (Superbe ProCyclone)  hatten zwischenzeitlich  innovativere, und qualitativ hochwertigere Gruppen erfolgreich auf den Markt gebracht.

Shimano hatte 1980 mit der 600AX (später auch Dura Ace AX und Adamas AX höher-wertige bzw. niederwertige Komponente nach dem gleichen Konzept) sogenannte „aerodynamische“ Mittelzug (Roller Cam)Bremsen vorgestellt – allerdings mit sehr bescheidenem Erfolg.

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Als Antwort darauf stellte Campagnolo auf einer Messe 1984 erste Prototypen der C-Record Delta Bremsen vor. Angeblich gibt es von diesen Prototypen nur drei Stück, eine im Besitz von Campagnolo, eine von Richard Sachs und eine andere irgendwo. Leider tauchen auf Ebay immer wieder sogenannte Prototypen auf, so dass diese Geschichte keineswegs gesichert ist (siehe Beitrag im Tour Forum).

2. 1986: Markteinführung. Rückruf.

1986 kamen die Delta Bremsen in den Verkauf, in der ersten Generation; insgesamt wurden fünf Generationen aufgelegt und verkauft. Diese erste Generation wird oft mit den Prototypen gleich gesetzt, aber wenn ich hier von der ersten Generation spreche, dann meine ich die erste Generation, die in den Verkauf gegangen ist und nicht die Prototypen, die kein Mensch kennt. Werden sogenannte „Prototypen“ irgendwo zum Verkauf angeboten sind das IMMER Deltas der ersten Generation. Oder etwas komplett anderes und somit auch komplett falsches.

 

Oben die katastrophale Entspannung

Es scheint, als wenn sehr schnell nach dem Verkaufsstart Probleme mit der Zuverlässigkeit der Bremsen auftauchten, so daß Campagnolo sich entschied diese zurückzurufen. Anscheinend war es so, dass der Entspannungsmechanismus an der Bremse abriss (zu diesem Zeitpunkt war Campagnolo noch nicht auf das Prinzip über gegangen, die Entspannung der Bremsen durch den Bremshebel auszulösen), so dass die Bremse extrem entspannt wurde und, wie wir alle wissen, eine total entspannte Bremse bremst nicht.

Der Rückruf von Campagnolo hat dazu geführt, daß heute Bremsen der 1. Generation sehr rar sind und sich auf Ebay in der Preisklasse von 1.000 bis 4.000 US$ pro Paar bewegen.

Die zeitliche Lücke bis zur Einführung der 2. Generation C-Record Delta Bremsen wurde   mit der Einführung der sogenannten „Cobalto“ Bremsenüberbrückt. Im wesentlich waren das Super Record (4061/1) Bremsen mit einem blauen Stein auf der Mittelachse. Technisch brachte das gar keinen Fortschritt und sah irgendwie sehr „girly“ aus, was dazu führte, dass heute auch Cobalto Bremsen sehr teuer sind, da sie auch nur für einen kurzen Zeitraum verkauft wurden. Eine Colbalto Bremse kann man sich recht einfach aus einer Super Record plus entsprechenden blauen Glassteinchen basteln. Nicht, dass ich das schon einmal gemacht hätte.

Die Campagnolo – Swarowski Kooperation

3. Markteinführung der 2. Generation 1987

Die Probleme der 1. Generation (bremsten nicht immer) wurden mit der 2. Generation ausgeräumt. Allerdings hatten die Delta Bremsen das (Image)problem, dass die Bremskraft geringer als bei Konkurrenzprodukten war, und sie sich auch schlecht modulieren lassen. Dazu kommt, dass sie sich konstruktionsbedingt ebenfalls schwer einbauen und einstellen lassen. Und das ist definitiv nicht nur ein Imageproblem und fängt damit an, dass man sich zunächst einmal einen 3,5 mm Imbusschlüssel zulegen muss, um auch nur den Bremszug klemmen zu können.

Ich würde zusätzlich vermuten, dass sie im Vergleich zu anderen Bremsen auch sehr teuer und aufwändig in der Herstellung waren, so dass sie entweder preislich zu teuer, oder mit Verlusten verkauft wurden.

Einige andere Hersteller brachten ähnliche Produkte auf dem Markt. Zu nennen sind hier Modolo Kronos (1983) und Weinmann Delta und Delta Pro. Keine von diesen Bremsen war erfolgreich im Markt.

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4. Das Ende 1994

Anfang der Neunziger war das Bremsenprogramm von Campagnolo veraltet. Shimano brachte 1991 die Dura Ace 7403 Bremse auf den Markt, das erste System mit sogenannten „dual pivot“ was man vielleicht als „zweiachsig“ übersetzen könnte. Suntour hatte sich zwischenzeitlich vom Markt verabschiedet, ebenso die klassischen französischen Hersteller Huret und Simplex.

Campagnolo brachte zu diesem Zeitpunkt neue Gruppen auf den Markt: Chorus, Athena, Xenon in absteigender Reihenfolge. Erst 1995 wurden mit der Record die ersten Dual Pivot Bremsen vorgestellt.

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5. Die verschiedenen Generationen der Delta Bremsen

Hier geht es im wesentlichen um die verschiedenen Merkmale und Variationen, anhand derer sich Delta Bremsen von Generation zu Generation unterscheiden. Wie üblich bei Campagnolo gibt es auch innerhalb der Generationen einige Variationen, so dass es manchmal recht schwierig ist eine Bremse genau einzuordnen.

Wenn hier von Delta Bremsen geschrieben wird, dann inkludiert dies auch die Delta Bremsen der Croce d’Aune Gruppe, die unterhalb der Super Record/Record Gruppen liegt. Diese wurde von 1987 bis 1991 verkauft.

Die Bremsen unterscheidet sich von allen anderen Delta Bremsen dadurch, daß die Rückhaltefedern der Bremsarme außerhalb des Gehäuses auf der Rückseite angeordnet sind. Zudem ist der obere Teil des Bremshüllenhalters anderes gestaltet. Croce d’Aune Bremsen werden hier nicht weiter betrachtet, da sie einfach zu identifizieren sind.

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Rückseite einer Croce d’Aune Bremse mit außenliegenden Federn. Auch die Führung oben ist anders gestaltet.

Die wesentlichen Merkmale, in denen sich die Delta-Bremsen Generationen unterscheiden sind:

Quick Release Mechanismus

Die erste Generation hatte an der Zugführung oben, wo sich die Bremshülle gegen den Bremskörper abstützt einen Mechanismus, mit dem der Bremszug entspannt werden konnte. Bei Entspannung bewegen sich die Bremsschuhe von der Felge weg das Laufrad konnte einfacher aus der Gabel genommen werden.

Von der Konstruktion her war der Quick Release allerdings sehr schwach ausgelegt, so daß die Möglichkeit bestand, dass es beim Bremsen versagte. Aus diesem Grund und weil in späteren Generationen  der Quick Release im Bremshebel eingebaut wurde (wie auch noch heute bei Campa Ergopower Hebel), gibt es diesen nicht mehr ab und inklusive der 2. Generation . Der QR Mechanismus ist daher ein eindeutiges Erkennungsmerkmal der 1. Generation.

Bremshüllenhalter

Der Bremshüllenhalter ist das Teil, das auf dem höchsten Punkt der Bremse zwischen dem Dreieckigen Hauptgehäuse und der Bremszugshülle sitzt (BR DE11 bis 14). Durch den Halter wird der Bremszug zu der Befestigung an dem inneren Hebelmechanismus geführt.

In der ersten Generation, beinhaltete der Bremszughalter den Quick Release Mechanismus. Er wurde mit einer Rädelschraube auf das Hauptgehäuse aufgeschraubt. Hier gibt es auch keinen Plastikbalg (weiß oder Schwarz), die den oberen Teil gegen Verschmutzung schützt.

In der zweiten Generation ist die Rädelschraube zur Feinjustierung der Bremszugslänge gang nach oben gewandert. Die Rädelschraube ist weiterhin in Achsenrichtung schraffiert, wie bei der ersten Generation, sie ist allerdings weniger lang. Unterhalb dieser Schraube befindet sich eine weißer Plastikbalg mit 5 Faltungen. Die untere Metallschraube läßt sich gegen die Federkraft hochschieben, so dass die Abdeckung des Hauptgehäuses unter diese Schraube geklemmt werden kann.

Bei der dritten Generation sind wird nun zum ersten Mal eine nicht gerädelte Schraube oben verwendet. Sie ist konisch (d.h. der Durchmesser wird zur Spitze hin geringer) und hat in der Mitte eine Rille in der ein schwarzer, abnehmbarer O-Ring sitzt. Der Plastikbalg unterhalb der Schraube ist weiterhin weiß und hat fünf Faltungen. Die Schraube darunter hat nun auch eine Rille in der Mitte mit einem schwarzen O-Ring. Von der Funktion her hat sich der Aufbau nicht geändert.

Zwischen der dritten und der vierten Generation gibt es keine Änderungen. Der Plastikbalg ist nach wie vor weiß.

Bei der fünften Generation gibt es ebenfalls keine Änderungen, bis auf die Tatsache, daß der Plastikbalg nun schwarz ist. Dies ist im Einklang mit den Farbwechsel von Weiß auf Schwarz bei Bremsschuhführungen und (Lenker)Bremshebelgummis zu sehen.

Gehäuseabdeckung

Die Gehäuseabdeckung wir bei der 1. Generation mittels eines Außenliegenden Clips auf dem Gehäuse befestigt. Diesen Clip gibt es nur bei der ersten Generation, bei keiner der folgenden.

Das Campagnolo Logo auf der Außenseite ist eingestanzt, also nicht graviert (mit scharfen Werkzeugen in die Oberfläche „eingeritzt“ und natürlich auch nicht mit einem Laser bearbeitet). Das Logo selber ist nicht mit Farbe ausgelegt.

Angeblich ist auch das Oerflächenfinish bei der ersten Generation„satiniert“ , also es wurde eine andere Oberflächenbeschichtung oder -bearbeitung vorgenommen, als in späteren Generationen.

Bei der zweiten Generation wird die Abdeckung unten eingeklippt und mit der Verlängerung unter den Bremzuggegenhalter gesichert, (Nase bei BR DE 02). Diese Art der Klippung bleibt bis zur 5. Generation identisch. Das Logo ist nun nicht mehr eingestanzt, sondern gedruckt.

Bei der dritten, vierten und fünften Generation ist da Logo in schwarzer Farbe auf der Abdeckung gedruckt. Es gibt eine ganze Anzahl von Anfertigungen der Abdeckung für Räder italienischer Hersteller (Colnago, Chesini, Pinarello etc.) bei denen die Abdeckung nachträglich bearbeitet wurde, um das Logo des Herstellers aufzunehmen.

 

 

Die grundsätzliche Befestigung des Gehäuses am Bremskörper ist zwischen der 2. und der 5. Generation  identisch.

Ganz wichtig und auch selten ist eine weitere Variante, und zwar das „Grafite Finish“ was bei  der Croce D’Aune Bremse 1991 angeboten wurde, bei anderen Delta-gruppen habe ich das bislang noch nicht gesehen. Dabei handelt es sich lediglich um eine andere Farbe und Behandlung der Oberfläche, technisch hat sich sonst nichts verändert.

Bei den anderen Delta Bremsen gab es die hingegen die Variante Century Finish.

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Hier im Vergleich, normale Deltas im Silbrigen Finish mit den wesentlich dunkleren Century Finish Deltas.

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Aufgrund der weiteren Merkmale würde ich diese der fünften und letzten Generation zuordnen.

Gelenkmechanismus

Der innere Gelenkmechanismus ist wohl das signifikanteste Merkmal und die Änderung mit dem größten Einfluß auf die Funktionalität in der Geschichte der Campagnolo Delta Bremsen. Von der Konstruktion her haben die ersten drei Generationen einen Mechanismus mit drei Gelenken (und einem Fixpunkt) sowie vier Hebeln. Die Explosionszeichnung weiter oben zeigt eine Dreigelenksversion.  Die vierte und fünfte Generation hingegen besitzen fünf Gelenke (und einen Fixpunkt) mit vier Hebeln. Diese Modifikation sollte dazu führen die Bremskraft und Modulation der Bremse durch ein verbessertes Hebelverhältnis zu optimieren.

… und hier eine Fünfgelenk Generation-

Zwischen der 1. und der 2. Generation gibt es weitere Verbesserung in der Konstruktion, die sich aus dem Versagen und Rückruf der 1. Generationsbremsen ergaben. So wurde das die Feststellschraube für den Bremszug verstärkt und  das Innenleben der Bremse aus rostfreiem Stahl gefertigt.

Farbe und Größe der Bremsschuhe und Halter

Bei den Bremsschuhen und -haltern gab es ebenfalls Veränderungen über die Generationen. Die Bremsgummis der ersten Generation sind noch in weißer Farbe und deutlich kleiner als die späterer Generationen.

Die Bremsgummis wurde in Fahrtrichtung in die hinten offenen Bremsschuhe „gesteckt“ und sind nicht durch Schrauben gesichert. Die Bremsführungen sind mit weißen Plastikhüllen verkleidet.

Ab der zweiten Generation werden größere, schwarze Bremsgummis verwendet. Diese werden mittels zweier Madenschrauben gegen ein Herausrutschen gesichert. Bis zur vierten Generation bleiben die Plastikhüllen der Führungen weiß, danach wurden diese gleichermaßen wie andere Einzelteile in der fünften Generation schwarz.

Das alles lässt sich nun in dieser Fototabelle zusammenfassen: In den Spalten sind von links nach rechts die fünf Generationen der Deltabremsen angeordnet und in den vier Zeilen finden sich die wichtigsten Merkmale der Unterscheidung zwischen den Typen. Das Gleichheitszeichen bedeutet, dass ich zwischen den Generationen nichts verändert hat.

Die vier Merkmale, mit deren Hilfe man jede Bremse eindeutig zuordnen kann sind von oben nach unten:

  • Quick Release Mechanismus
  • Bremshüllenhalter
  • Gehäuseabdeckung und
  • Gelenkmechanismus.

Daneben gibt es auch noch weitere, kleinere Merkmale wie z.B. Art und Farbe der Bremsschuhe, die aber eben auch einfacher geändert werden können, so dass Manipulationen nicht auszuschließen sind. Diese werden irgendwann einmal, wenn ich viel Zeit habe, also vielleicht in der Rente, mal hier zugefügt werden.

 

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Gustave Flaubert (1821 – 1880)

a) Gustave Flaubert war ein bekannter französischer Bahnradfahren aus Rouen, der das erste Radrennen der Welt am 31. Mai 1868 im Parc de Saint-Cloud, von Paris gewann.

b) Gustave Flaubert ist ein französischer Schriftsteller, mit dessen Roman „Madame Bovary“ Schüler im Frz. LK gequält werden. Später an der Uni liest man dann „Die Erziehung der Gefühle“ oder „Ein schlichtes Herz“ an der Uni.

c) Ist die Titelfigur des Romans „Flaubert’s Papagei“ von Julian Barnes.

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„Soyez réglé dans votre vie et ordinaire comme un bourgeois, afin d’être violent et original dans vos œuvres.“

„Sei ordentlich und gewöhnlich in deinem Leben, um wild und orginell in deinem Werk zu sein.“

(1876)

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„Dumm, egoistisch und gesund zu sein sind die Grundvoraussetzungen des Glücks. Obwohl, wenn die Dummheit fehlt ist alles verloren.“

(1846)

Alles richtig, bis auf a). Flaubert eignet sich in hervorragenderweise zum zitieren.

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It’s a Trek’s Trek’s World. Ulm.

Nach Cannondale in Österreich ging es am letzten Wochenende zu Trek’s World nach Ulm um die neuen Räder für 2018 zu sehen und zu fahren. 

Trek hatte ganz schön aufgefahren, um seine Produkte zu präsentieren und seine Händler und Kunden in Ekstase zu versetzen: Eine große Halle mit vielen Rädern, Testräder en masse, Essen Mittags, Abends und Nachts ohne Ende; Alkohol floss in Strömen und ich kam mit einem T-Shirt, einem 8 GB USB Stick und sogar einer Kaffeetasse nach Hause. Die haben jetzt wirklich meine Seele gekauft. Rock’n’Roll Baby. Zunächst einmal aber die Musik zum Event:

Sowohl Trek als auch Cannondale haben sowohl ein großes Rennrad, als auch ein großes MTB Programm. Die anwesenden Händler kann man daher auch recht einfach in zwei Gruppen teilen: Ältere, schlanke Menchen und jüngere Typen mit Bart und riesigen Schirmmützen. Die ersteren verkaufen Rennräder, die letzteren Mountainbikes. So, nun zu den Rädern, wobei ich mich auf die konzentrieren möchte von denen ich vorgebe Ahnung zu haben: Rennräder und ein paar Exoten. Wobei man zunächst einmal, wie Niklas Luhmann, auch Trek verstehen muss:

Trek verstehen

Was bei Shimano Dura Ace, Ultegra und 105 heisst, ist bei Rennrädern und Trek Madone, Emonda und Domane, Na ja, nicht ganz. Das Madone ist das top-of-the-line Rennrad, und geht in Richtung Aero-Rennrad. Das Emonda ist eher das klassische Rennrad; während das Domane (sprich Domani) die Komfortrennradreihe ist, aus denen auch Gravelbikes gebaut werden, ähnlich wie das Synapse bei Cannondale von der Idee her.

Madone

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Später mehr zum Madone, da ich die Möglichkeit hatte dieses Rad probezufahren. Nicht nur das, ich durfte es sogar mit auf mein Hotelzimmer nehmen und konnte es beim einschlafen anstarren. Das Madone muss man vom Design her mögen, auf mich wirkt es sehr massiv mit einem Unterrohr, das ist etwa  so groß wie der Tank eines Vespa Ciao Mofas. Die Dinger standen ja in den Siebzigern zuhauf auf den Schulhöfen Deutschlands.

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Trek Madone V1.0

Dazu kommt dieser extrem massive Lenker, auf den man eine Kaffeetasse mit Untersetzer absetzen kann. Genoppt wäre das Ding perfekt, dann würde der Kaffee auch im Wiegetritt darauf stehen bleiben. Statt einem Kaffee tut es übrigens auch eine Triathlontrinksystem für Einjährige von Nuki.

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Madone Nuki One.

Trotzdem, und da gibt es kein Vertun, ist das natürlich kein schlechtes Rad; mir geht es hier nur um das Design, nicht wie das Ding fährt. Grundsätzlich ist ein Madone, ähnlich wie eine Dura Ace Grupp unvernünftig teuer, aber 2018 wird es mit dem Madone 9.0 eine relativ preisgünstige Version für € 4.000 geben, die mit der neuen Ultegra ausgestattet sein wird. Gut finde ich, das Trek dieses Madone in vier verschiedenen Farbvarianten anbieten wird.

Emonda

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Das Angebot beim Emonda ist sehr groß: Carbonrahmen, noch besserer Carbonrahmen, Alurahmen, Felegenbremse, Scheibenbremse, Frauenspezifisch….teuer, nicht so teuer; ich denke, dass Trek mit dem Emonda versucht, den Rennradmarkt möglichst breit abzudecken. Da sollte für jeden etwas dabei sein. Ein Emonda kann ebenso teuer wie ein Madone werden und ist nie ganz billig.

Domane

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Beim Domane verhält es sich ähnlich, Trek offeriert ein sehr breites Angebot von Carbon und Alurahmen etc. Es gibt verschiedene Varianten als Gravel- und als Einsteigerrennrad bis zu dem Niveau Sora und sogar Claris.

Ein technisch wichtiger Punkt beim Domane ist die Aufhängung der Sattelstütze im Rahmen. Im Foto kann man das sehr gut sehen, die Sattelstütze kann sehr stark flexen und bietet somit viel Komfort. Ein ähnliches System gibt es auch im Steuerrohr bei den hochpreisigen Varianten. Bei den ganz teuren Rahmen kann man sogar individuell den Flex der Stütze anpassen.

Das ist alles sehr nett gemacht und mit vielen schönen Details; im gesamten fehlt mir aber sowohl beim Emondo, als auch beim Domane die Individualität oder das Außergewöhnliche, was das Madone mit Sicherheit hat.

Exoten

Wie gesagt, es gab ja alle möglichen Räder in allen möglichen Formen, nicht nur von Trek, sondern auch von den Nebenmarken Diamant und Electra. Ein Rad von Trek hat mir allerdings noch sehr gut gefallen, und zwar das Zektor 3. Ich finde das ist ein richtiges Vernunftsrad für alles andere als schnell mit dem Rennrad zu fahren:

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Vernunft

Auffällige Lackierung; Sora Gruppe mit hydraulischen Scheibenbremsen, alles sehr filigran gehalten, insbesondere die Gabel vorne und dazu jede Menge Ösen für Schutzbleche und Gepäckträger und 32er Reifen – das könnte ich mir gut als Winterschlampe vorstellen. Oder eher als Winterprinzession und mit € 850 ist das ganze auch nicht viel teurer, als wenn man sich aus einem alten Rennrad etwas ähnliches selber baut.

Trek gibt sich im Gegensatz zu anderen Herstellern, sehr viel Mühe eine ordentliche und originelle Lackierung an seine Rahmen zu bringen. Manchmal ist das allerdings auch zu viel des guten:

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Wenn Lackierer heimlich bei der Arbeit eine Tüte raucht.

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Erinnerte mich an einen Tequila Sunrise Cocktail aus diesem Film.

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Komplett lila glitzerndes MTB für Mädels

 

Na ja, das kann man ja für mehr Geld mit der Trek Project One Serie selber vielleicht auch besser machen.

Am Nachmittag konnte ich mich auf ein Madone mit Ultegra Di2 schwingen und die Donau lang fahren.

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An der blauen Donau

Unterwegs kam ich an dem Freimarkt vorbei, der bereits in vollem Schwung war. Das Madone passt sehr gut zu dem Polypen dort.

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Dann ging es weiter an der Donau und schliesslich mal so richtig den Berg hoch. Und dann ganz schnell wieder runter. Das Madone hat das alles ordentlich mitgemacht, schnell beschleunigt, es lag stabil in den Kurven und bettelte nach mehr Watt, die ich nicht habe. Nachteilig fand ich die Bremswirkung der Felgenbremse auf den Carbonflanken.

Das ist kein Trek-spezifisches Problem, denn ich bin noch nie Carbonräder gefahren, die sich beim bremsen gut modulieren lassen. Das zieht bereits im trockenen ungleichmässig und im Nassen: Schwamm drüber und noch nässer machen, da bremsen die Dinger zunächst gar nicht und dann extrem brutal. Kurz, im Regen würde ich mit Carbonfelge und Felgenbremse ungern schnell in einer Gruppe mit unbekannten Menschen fahren – vor allem dann, wenn einige von denen Scheibenbremsen haben und bereits stehen, wenn ich hinter ihnen anfange zu bremsen. Immer wieder liest man, das der eine oder andere Hersteller dieses Problem nun in den Griff bekommen hat, aber das stimmt nur insofern, als dass die Bremsleistung 0,7% besser ist als vorher.

Carbon-Hochprofilfelgen mit Scheibenbremsen hingegen würde ich richtig gut finden.

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Neonfarben gab es auch schon früher.

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In Ulm am Münster. Mit Erschrecken musste ich feststellen, dass der Turm keinen Barriere-freien Zugang hat. Unverschämtheit.

Fazit: Das Madone ist ein Rad zum ballern; vor allem dann wenn wie in Bremen, bremsen nicht wirklich notwendig ist.

Ich möchte noch mal kurz hier schreiben, dass ich hier kein Geld von Trek bekommen und auch keine Werbung für die machen möchte. Na gut, ich habe ein T-Shirt, einen Daten USB Stick und eine Kaffeetasse bekommen. Aber dafür gibt es auch keine netten Worte. Wäre mir auch unverständlich wenn mir jemand vorwerfen würde hier für Trek Werbung zu machen, wo ich gerade noch schrieb, dass deren Räder so aussehen wie eine Vespa Ciao.

In der nächsten Zeit stehen noch die Herstellermessen bei Giant und Derby (u.a. Focus) auf dem Plan und Ende August geht es dann runter für zwei Tage auf die Eurobike in Friedrichhafen. Da sollten noch ein paar Kaffeetassen drin sein.

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OBKM Rennen Vier. Platz Eins.

Während irgendwo in Frankreich sich die Profis die Lunge aus dem Leib fahren und deutsche Hoffnungen eben diese gerade begraben, fand in Bremen der 4. Lauf der Offenen Bremer Kriteriumsmeisterschaft teil, bei dem sich junge Talente auf die Tor vorbereiten können.

Mit der deutschen Hoffnung meine ich Emanuel Buchmann, der aus unerfindlichen Gründen bei der ARD als Tour-Favorit gehandelt wird und vermutlich selber am meisten erstaunt ist, dass er regelmäßig nach dem Rennen interviewt wird.

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Yeah – und auf zum Sachsenring!

Mit jungen Talenten meine ich die vier Fahrer, die sich gestern auf dem legendären Sachsenring in Heilshorn einfanden, um wie jeden Monat im Sommer unter sich den besten und härtesten Seniorenfahrer (bzw. die härteste Frau) im fairen Kampf herauszufinden. Doch alles in der Reihe nach.

Ich fahre ja echt gerne Rad – aber nie die ersten zehn Kilometer. Bis ich mich umgezogen habe, auf die Kiste geschwungen und dann vor mich hin eiere, das kostet jedesmal so viel Willen und Durchhaltevermögen – vor allem nach einem langen Tag an der Hochschule, wo man so ziemlich das Gegenteil von Radfahren macht. Und zwar versucht Studis Spaß und Abenteuer am Hedging von Fremdwährungsrisiken beizubringen. „Im Gegensatz zum Surrealismus der Grundmetapher. Bäh, der Tod ist noch zu gut für sie.“

Ich war spät dran und von Westen zogen zudem auch noch Unwetter Richtung Bremen. Letztens, am 22. Juni gab es ja die selbe Situation als ich gerade Frau und Tochter zum Flughafen nach Hamburg fuhr, damit sie die Sommerferien in Japan verbringen konnten. Meine Frau hörte die Nachrichten im Auto und meinte „Fahr schneller, da ist bereits ein Hurricane in Scheeßel„. Ja, ja, und da im Norden brennen bereits die Deiche.

Am Haus am Walde traf ist Thomas V2 auf dem falschen Rad, aber ich musste mich beeilen, um noch rechtzeitig zu kommen. Und ich kam wirklich auf den letzten Drücker. Tim und Caro hatten sich heute heimlich zu einem Date in Zivil verabredet; zuerst habe ich die beiden nicht erkannt da sie sich extra auffällig in neon-gelb und rot verkleidet hatten. Aber dann sah ich das Canondäl Mars Hi Mod Schrott Evo Six Rad von Caro, auch kurz „Schrotti“ genannt.

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A girl and her machine – Schrotti.

Ein Rad das immer noch bei weitem nicht so alt ist, wie die Teilnehmer die heute im Rennen fuhren. Leider sollte das auch das einzige Bild bleiben, was ich an diesem Tag machte, ich muss mich also aus dem reichhaltigen Fundus des www bedienen, um die Eindrücke einigermaßen korrekt wiederzugeben.

Am Start waren heute die üblichen Verdächtigen die immer fahren: Wolfgang, der im Regelfall gewinnt; Kai, mit dem ich immer um Platz vier kämpfe; Marc, der … äh … mitfährt und ich.

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Start: Kai, Wolfgang, Marc und ich (v.l.n.r.)

Wegen des bevorstehenden Regens wurde das Rennen von 25 auf 20 Runden verkürzt. Aber es gab die gleiche Anzahl von Punktwertungen, nämlich fünf, also alle vier Runden.

Da vorne im Wind nicht mehr so oft gewechselt wird war klar, dass das Tempo heute ein wenig langsamer werden würde, zumal das Wetter auch recht drückend war. Wolfgang versuchte es bei der ersten Sprintwertung erfolgreich mit einem Ausreißversuch auf der Gegengerade. Ich versuchte hinterher zu powern, kam aber nicht mehr in seinen Windschatten. Kai jedoch kam in meinem und überholte mich kurz vor dem Ziel, also nur ein dritter Platz. Marc habe ich seitdem nicht mehr gesehen – bis zum Ende des Rennens, also ging es zu dritt weiter, was noch einmal anstrengender werden sollte.

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Der erste Print (also so in etwa)

Die Erholungsphasen sind ja dann auch kürzer, da wir ja nur vier Runden zwischen den Sprints hatten und ja auch noch dazu oft Führungsarbeit machen mussten. So kamen wir relativ langsam auf die Gegengerade in der letzten Runde und ich befand mich vorne, was immer eine ungünstige Position ist, da man von dort nicht sehen kann, ob einer der Hintermänner den Sprint anzieht. Ich entschloss mich relativ früh den Sprint selber zu beginnen, um nicht überrascht zu werden. Das klappte auch gut, ich kam als erster durch die Kurve auf die Zielgerade und konnte meinen Vorsprung bis zur Linie halten.

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2. Sprint, gefühlt etwa so.

Im sechsten Punkterennen, an denen ich bislang teilgenommen habe, war das das erste Mal, dass ich einen Sprint gewonnen hatte. Es war auch da erste Mal in 22 Sprints, dass ich Wolfgang schlagen konnte. Das lief also heute ganz gut.

Natürlich klappt da nicht immer. Beim dritten Sprint war ich auf der Gegengerade relativ lange vorne und machte innen auf. In der Kurve zogen Kai und Wolfgang an mir vorbei und ich war zu langsam, um an ihnen dranzubleiben. Zwar machte ich auf der Zielgeraden noch jede Menge Meter gut und am Ende war es knapp, aber es blieb wieder nur der dritte Platz.

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Der dritte Sprint: Knapp für alle.

So langsam wurde es eng. Es blieben jetzt noch zwei Sprints, der vorletzte in der Runde 16 und der letzte, der doppelt gewertet wird, in der 20. und letzten Runde. Zumindest hatte ich jetzt jede Menge Selbstvertrauen, da ich wusste, dass ich jeden schlagen konnte.

Ich habe keine Erinnerung mehr, was da genau passiert ist, aber es gelang mir den vierten Sprint wieder zu gewinnen. Das sah jetzt sehr gut aus, wenn ich den letzten Sprint auch noch für mich entscheiden könnte, dann hätte ich auch das Rennen gewonnen.

Mittlerweile fuhren wir echt langsam. Während das Durchschnittstempo sonst so zwischen 38 und 40 km/h liegt, waren wir jetzt bei 35 oder so. In der letzten Runde zog Wolfgang ähnlich wie in der ersten Runde den Sprint sehr früh auf der Gegengerade an, vielleicht 350 Meter vor dem Ziel. Ich war aber vorne, konnte relativ schnell reagieren und mir gelang es mich an ihn zu hängen, während Kai hinter mir erst einmal abreißen lassen musste. Durch die letzte Kurve kam ich auch sehr gut und konnte früh anfangen wieder zu treten so dass ich nicht viel Geschwindigkeit verlor und auf den letzten Meter dann Wolfgang überholen konnte. Wieder Erster. Nicht schlecht. Gesamt Erster. Noch besser.

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Zielfoto des Rennens – letzter Sprint mit Händen und Füssen

Irgendwie auch ungewöhnlich, denn in der letzten Zeit bin ich eher weniger Rad gefahren und fühlte mich nicht besonders fit. Aber um das mal hirstorisch richtig einzuordnen: Das war das erste Mal überhaupt in meiner Rennsportkarriere, dass ich ein Rennen gewonnen hatte. OK, da waren auch nur vier Teilnehmer, einerseits. Aber andererseits hat das auch fast 12 Jahre gedauert. Das erste Radrennen an dem ich jemals teilnahm war der Bike-Navi Grand Prix in Ashigara, Japan im November 2005.  Wie man auf dem nächsten Foto erkennen kann, war ich schon damals der Profi, der ich all die Jahre geblieben bin.

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Meine unglaubliche Leistungsstärke brachte die zuschauenden Frauen am Streckenrand fast um ihren Verstand.

Ich hatte nicht so viel Ahnung von Rennen und ich hatte auch gar keine Ahnung, dass das keine gute Idee ist ohne Peloton alleine in der Gegend rumzueiern. Letzter bin ich da zwar nicht geworden, aber großartig war es sicher auch nicht. Ich kaufte mir dann ein neues Rad (das macht man immer so, wenn es nicht klappt) und drei Jahre später war ich japanischer Meister in der D Klasse des JCRC (Japan Racing Cycling Club Association).

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Das klingt toll, aber ich glaube meine beste Platzierung in einem Rennen war da vielleicht ein 10. Platz. Die Meisterschaft schafft man vor allem durch viele Rennteilnahmen, nicht unbedingt nur durch gute Platzierungen.

Und in Deutschland kann man ja bei den Jedermannrennen nichts gewinnen. Beim Velothon in Berlin wurde ich einmal 21. in meiner Altersklasse (das war dieser Velothon der total verregnet war vor drei, vier Jahren) und das fand ich super. Dieses Jahr war ich 51. Gähn. Erster werden ist halt doch besser.

Nach uns starteten dann direkt die „Jedermänner“. Dieses Renn ist auch wegen der großen Teilnehmerzahl und deren Leistungsstärke deutlich schneller als unser Seniorending. Wie gesagt, es drohten Unwetter und ich machte mich auf den Weg, um schnell nach Hause zu kommen. Dort erzählte ich dann jedem in meiner Familie von meinem ersten Platz. So Opamässig – am Ende waren alle etwas genervt, aber ich war irgendwie … glücklich.

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31 Stunden Bahn. 50 km Radfahren.

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Ende letzten Monats habe ich meinen Job als „Professor“ an einer privaten Hochschule in Bremen aufgegeben und arbeite seitdem, für ein paar Monate, als …hm… „Junior Mechaniker“  im Radladen Wiegetritt in Lilienthal. Am Wochenende konnte ich mit Matthias, dem Besitzer, nach Österreich fahren um die neuen Cannondale Räder für 2018 zu testen.

Cannondale organisierte in Brand, südlich des Bodensees, ein Summer Camp für ihre Händler. Neben einer Ausstellung mit dem gesamten Angebot für 2018 gab es Produktschulungen und die Möglichkeit etwa 60 verschiedene Räder auf der Straße oder im Bikepark zu testen. Doch zunächst muss man da erst einmal hin.

Darf ich mal wieder das hohe Lied auf die Deutsche Bahn singen? Wenn alles gut gelaufen wäre, hätte ich in zehn Stunden in Österreich sein können. Tja, allerdings hatte mein Zug nach Stuttgart Verspätung, so dass ich nicht mehr den Anschluss nach Lindau bekam. Und von dort aus den letzten Zug nach Bludenz verpasste. Konsequenz: Ungeplante teure Übernachtung in Friedrichshafen und weiter am nächsten Morgen. Insgesamt 21 Stunden unterwegs für 830 km. Ein Sparangebot der Deutschen Bahn. Man spart wirklich alles: Spaß, Freizeit, Abenteuer, Gelassenheit, nur kein Geld.

Im Brandner Tal regnete es, das Wetter erinnerte mich an Bremen: Kalt, Nieselregen, windig und graue Wolken in den Bergen in Österreich. Kalt, Nieselregen, windig und graue Wolken in Bremen. Also erst einmal in die Ausstellung und Räder anschauen.

Das ist hier ja keine Werbeseite für Cannondale und soll auch nicht den vollen Umfang von deren Programm darstellen, das ja sehr, sehr breit ist. Stattdessen möchte ich lieber einige Räder zeigen, die meiner Ansicht nach gut aussehen und/oder technisch interessant waren.

Die Crosser

SuperX Force 1 SE. Carbon Rahmen mit einfacher, 11 Speed Force Gruppe. Sah farblich sehr gut aus. Schaut man beim fahren runter Richtung Tretlager, sieht das Oberrohr mächtig breit aus.

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SuperX Force 1.

Sehr ähnlich, andere Lackierung.

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Die Vernunft

Synapse Disc 105 SE

Alurahmen mit 105er Ausstattung und hyd. Scheibenbremsen. Soweit, so normal. Aber auch Aufnahmen für Schutzbleche hinten und vorne sowie einen Gepäckträger. Das Rad für das tägliche schlechte Wetter und den Weg zur Arbeit, wenn….

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….es doch nur diese Farbe hätte.

SYNAPSE CARBON DISC APEX 1 SE

Erinnerte mich in der Farbgebung stark an Canyon. Ein sehr guter Rahmen (siehe Fahrbericht weiter unten), wie gemacht für eine Campa Chorus mit Scheibenbremse.

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CAAD12 etap

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Am Nachmittag regnete es immer noch, aber egal, Lisa und ich machten uns auf , um Rad zu fahren. Wir bekamen ein Synapse H-Mod Disc Red eTap. Das Synapse ist das „Komfort Rad“ von Cannondale; die Hi Mod Version verwendet leichtere Carbonfaser und ist an dem Loch über dem Tretlager erkennbar.

Wir fuhren am Bike Park erst einmal um die Hügel, bevor wir uns auf die Abfahrt nach Bürs wagten. Ich war sehr angetan von der Leistung der hyd. Scheibenbremsen im Regen die im Regenwetter und im Gegensatz zu Felgenbremsen, direkt anfangen zu bremsen. Außerdem lassen sie sich auch besser modulieren als Felgenbremsen; ich war nur sehr unsicher wann die blockieren würden. Und deshalb fuhr ich da sehr langsam und vorsichtig den Berg runter.

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Hinter Bürs fuhren wir die alte Poststrasse auf der anderen Seite des Tales zurück nach Brand. Das Synapse fuhr sich sehr leicht, vor allem in Kombination mit der Kompaktkurbel vorne und der 11/32 Kassette hinten. Die eTap finde ich vorne super: Es ist viel einfacher und zuverlässiger vorne das Kettenblatt zu wechseln. Am Schaltwerk fehlt mir die Rückmeldung der Campa Schaltung. Ich möchte den Wechsel irgendwie mehr spüren, bei Campa gibt es da einen Ruck und richtig Krach.

Aber natürlich ist das ein sehr schönes Rad, keine Frage.

Strava

Am zweiten Tag morgens hatte ich noch Zeit ein Super Six Evo Hi Mod (ohne Loch) mit Ultegra Di2 zu fahren. Ich wollte wissen, wie sich die Rahmen vom Fahrgefühl her unterscheiden, also ein Komfortrahmen, wie der Synapse, im Vergleich zu einem Rennrahmen wie dem Super Six Evo. IMG_1058

Zusammen mit Tobi aus Singen bin ich dann, diesmal bei trockener Strasse, die Abfahrt nach Bürs und wieder die alte Poststrasse nach Brand gefahren. Ich fand das deutlich schwieriger als mit dem Synapse. Das liegt aber vermutlich nicht am Rahmen, sondern an der Kombination von 52/36 vorne und 11/28 hinten. Komfortabel ist das Super Six Evo aus, ich sehe da nicht viel Unterschied um Synapse, auch von der Sitzposition her.

Strava

Fazit: Scheibenbremse super, elektrische Schaltung eher nicht, aber wenn dann die eTap, die mir vor allem von der Bedienung deutlich besser gefallen hat als die Ultegra Di2. Synapse und Super Six Evo, sehr stabile Rahmen, die ich gerne noch etwas länger ausgetestet hätte. Kaum Unterschiede im Fahr- und Sitzverhalten.

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Dann, gleich im Anschluss wieder mit der deutschen Bahn zurück nach Bremen. Noch einmal zehn Stunden Fahrt, bei denen es zum Glück auch bleibt. In Hannover bietet die Deutsche Bahn ein umfangreiches Sportprogramm an: Ein ICE aus Berlin wird dort geteilt, die eine Hälfte geht nach Köln, die andere nach Hamburg. Nur leider ist der Zug nach HH nicht vorne, sondern ausnahmsweise mal hinten und der nach Köln nun vorne statt hinten. Massen von Menschen sprinten von vorne nach hinten, in der Mitte kommen ihnen die anderen Reisenden im Sprint entgegen, die von hinten nach vorne wollen. Kinderwagen kollidieren mit Koffern, Kinder schreien und Männer motzen. Medaillen werden heute nicht verliehen.

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Das Quiz. Die Gewinner.

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Puh, das muss ja schwierig gewesen sein, dieses Quiz, denn insgesamt gibt es nur drei Gewinner in der folgenden Reihenfolge.

Jörg

Konnte tatsächlich alle fünf Kultorte im Süden Bremens finden. Sogar die Bäckerei Hasselmann. Was am Heimvorteil lag, denn früher ging er um die Ecke zum Frisör. Herzlichen Glückwunsch zum ersten Platz.

Philipp

Auch bekannt als Lalle, Lulle, Blitzrad etc. – jedenfalls zu dem Zeitpunkt, als ich ihn kennenlernte. Und das war zu einer Zeit, als in Bremen Verabredungen zum gemeinsamen Rennradfahren noch mit Brieftauben über das Rennrad News Forum verschickt wurden und man froh sein konnte ein Treffen in der Woche zustande zu bekommen, bei denen dann fünf Leute mitfuhren. Heute kann ich ja alleine am Montag zwischen drei Ausfahrten wählen. Na ja, theoretisch zumindest, wenn die nicht alle so furchtbar schnell wären. Vier Richtige, Glückwunsch zum zweiten Platz.

Torsten Achtervogel

Fragte nach, ob es einen Trostpreis für drei Richtige gibt OHNE auch nur anzugeben, was er denn richtig hätte beantworten können. Das gibt auf jeden Fall einen Trostpreis, herzlichen Glückwunsch.

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Das Quiz.

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Heute gibt es etwas zu gewinnen; Einen wertlosen Preis, den ich noch nicht ausgesucht habe für denjenigen, der die Radpfade in den Süden Bremens am besten kennt.

Zur Einstimmung der Romantiker, von Hello Saferide: The Quiz.

Ich fuhr heute Nachmittag bei schönstem Kaiserwetter Richtung Süden. Es ist erst der 9. Juli und noch nicht der 30. Juli; an diesem Tag verstarb der Meiji-Kaiser 1912 in Japan und meine japanische Vermieterin, Morimoto-San erzählte mir einmal, dass seitdem an jedem 30. Juli, soweit sie sich erinnern kann, immer das schönste Wetter war. Heute war es auch nicht schlecht, vermutlich ist irgendein anderer Kaiser heute geboren worden oder verstarb.

Am Osterdeich waren Scherben ohne Ende; Hamburg mag sein G20 haben, Bremen hat die Breminiale. Echte Bremer, so erfuhr ich letztens, gehen da ohnehin nur am Mittwoch und Donnerstag hin. Am Freitag ist Friseusen und Spediteurstag und am Samstag und Sonntag fallen die Jugendlichen aus den umliegenden Dörfern dort ein.

Weiter draußen ging es aber. Ich fuhr zunächst nach Barrien, dann weiter über Okel nach Bruchhausen-Vilsen, eine Standardstrecke. In Bruchhausen fuhren zwei Triathleten von den Tri-Wölfen Stuhr vor mir; er dünn, sportlich, gute Waden aber keine Ahnung wo er war; sie im Triathlon Radoutfit mit Radhose ohen Träger, ärmelloses Trikot, Bauch- und Hüftfrei.

Ich fuhr relativ lange hinter den beiden und hatte Zeit und Muße Sie vor mir anzuschauen. Das Jersey war von Castelli und hatte hinten in der Mitte einen kleinen Aufdruck „Body Paint“. Kurz darunter schaute ein Ring nackter Haut hervor und exakt in der Mitte war ein kleines Muttermal. Keine Ahnung, wie die Frau sonst aussah, aber an dem Muttermal würde ich sie auch nicht in Radklamotten immer wieder erkennen.

Der Typ vorne machte gutes Tempo und sie gab die Kommandos wo er langfahren sollte. Sie schrie „Rechts“ und er drehte sich um und fragte „Was?“ „REECCCHHHHHTSSSS“. Als sie langsamer wurden dachte ich, OK, jetzt kannst Du ja auch mal vorne Dampf machen, aber die hingen sich nicht an mich ran, so dass ich nach kurzer Zeit schon einen guten Vorsprung herausgearbeitet hatte. Ich hatte aber keine Lust alleine zu fahren und mich von denen jagen zu lassen also bog ich schnell mal rechts ab, versteckte mich hinter einem Plakat und ließ die beiden Ahnungslosen vorbeifahren.

Über Schwarme, Morsum, Intschede und Daverden ging es auf die andere Weserseite und von dort über Etelsen und Achim nach Oyten und zurück nach Bremen. Schöne und relativ schnelle 115 km.

Strava

Das Quiz

Ich fotografierte so einiges am Straßenrand, Dinge die ich schon immer interessant bis lustig fand, aber bislang nie abgelichtet hatte. Das brachte mich auf die Idee, daraus ein Quiz zu machen. Also, es geht um die folgenden Photos:

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Tja, keine gute Idee die Öffungszeiten eines Imbiß mit feurigem Hintergrund zu hinterlegen. Da ich Sonntags da war brannte es zum Glück nicht.

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Bäckerei und Kolonialwarenladen Hasselmann. Schon immer geschlossen.

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Wo hat da jemand dick und fett „Slut“ auf die Straße geschrieben?

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Hier ist die Weser am allerschönsten.

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Das beste Eis im Süden gibt es bei Mel…. in …..

OK, das sind fünf Aufnahmen die ich heute unterwegs auf der Tour gemacht habe. Der erste, der mir die Google Map Links von mindestens vier dieser Orte schickt, hat die Chance etwas tolles zu gewinnen. Wie gesagt, ich weiß noch nicht was, aber es wird „phantastic“. „Huge“.

Viel Glück.

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Gastbeitrag: Tour de France in Mönchengladbach

Letztens schrieb ich darüber, wie stolz ich darauf bin, dass die Tour de France dieses Jahr den Weg durch meine Heimatstadt Mönchengladbach fand.

Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu dieser Stadt. Als Kind habe ich da viele tolle Dinge erlebt. Es gab eine Radrennbahn im Volksgarten von der nur noch die Tribüne steht – bzw. stand. Wir spielten Fußball auf dem Rasen vor den Gesundheitsamt oder Hockey an der Annakirchstrasse, mit unseren Skateboards die Ludwig Weber Straße runter oder surften durch die Innenstadt der Hindenburgstrasse.

Gladbach wurde Meister und die Mannschaft fuhr in einem roten Londoner Doppeldeckerbus, gesponsort von Hannen Alt (erst sehr spät lernte ich, was vernünftiger Bier ist) durch die Stadt. Es gab das Haus Zoar, wo wir erst als Hippies in der Teestube Neil Young und Frank Zappa hörten und später als Punks mit EA80 und anderen Absplitterungen selber auftraten.

Auf dem alten Markt spielten Bands von auswärts wie „Epitaph“ oder Gebrüder Engel und auf dem Frühlingsfestival spielte die musikalische Elite Gladbachs in Form von „Children of Spring“ mit der unglaublichen Beate Granderath. Keine Ahnung, warum ich den Namen heute noch weiß, vielleicht, weil er so unglaublich nach Gladbach klingt.

Ich hatte einen guten Freund, mit dem ich die unglaublichsten Dinge anstellte. Wir hätten mehrfach tot sein können, waren kurz davor verhaftet zu werden und am Ende heiratete er meine Freundin, was ich ihm genau 26 Jahre nicht verzieh. Dann aber doch.

Anfang der Achtziger hatte ich extreme Probleme mit den Skinheads dort und konnte mich jahrelang nicht alleine auf die Straße trauen. Ich zog erst nach Düsseldorf und dann später nach Aachen und wenn ich nach Gladbach zurückkam, dann erinnerte mich alles an die schlechten, und nichts an die die guten Tage dort.

Ich finde, mit der Tour de France wurde wieder ein erfreuliches Kapitel in Gladbach angefangen, eins mit dem ich mich identifizieren kann. Ich konnte sogar meine beiden über 80 Jahre alten Eltern dazu bewegen sich an den Straßenrand zu stellen und die Tour anzuschauen. Danach schauten Sie sich begeistert den Rest der 2. Etappe bis Lüttich an, wo Marcel Kittel den Sieg holte, riefen mich an und stellten mir tausend technische Fragen.

Tour de 018

Tour de 019

Photos von der TdF in MG (Dieter Krähe)

Das dürfte ruhig öfters mal passieren.

 

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Nach dem Regen.

Während die Tour de France heute auf der 2.Etappe von Düsseldorf nach Lüttich durch meine Heimatstadt Mönchengladbach fuhr, hörte es in Bremen endlich auf zu regnen.

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Ich hatte Tränen in den Augen, als das Peloton in Mönchengladbach nach der Sprintwertung die Hermann-Piecq-Allee langfuhr, maximal 100 Meter von meinem Elternhaus entfernt. Sogar meine Eltern konnte ich motivieren sich an den Streckenrand zu stellen. Der englische Eurosport Kommentator sprach von der „Kaiser Freidrich Hall“, gemeint war die Kaiser-Friedrich-Halle, die ich vor allem deswegen in Erinnerung hatte, weil sie ständig brannte und ich dort mein erstes Rockkonzert gesehen habe: Wallenstein. Später dann die Popfestivals sah ich einige andere Bands der Siebziger, wie die Ramblers, die Lilac Angels und 1980 konnten wir auf dem Frühlings Festival mit EA80 mit Pavillon hinter der Halle spielen und durften genau ein Lied spielen: Gladbach soll brennen.

Auch Lüttich, wo ich ja noch im April in miesestem Ardennenwetter war, zeigte sich heute irgendwie freundlich.

Der Regen in Bremen hörte auf, die Sonne kam etwas heraus und ich schwang  mich auf mein Rennrad. An so einem Tag konnte ich einfach nicht zuhause bleiben. Ich wollte nicht nachdenken wohin und fuhr die klassische Südrunde nach Riede, Dibbersen, Eißel, Uesen und weiter nach Embsen und Sagehorn, zurück über den Hodenberger Deich.

Die Wiesen waren wegen des vielen Regens wieder mit Wasser vollgelaufen, etwas dass man hier an sich nur im Winter sieht.

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Was für ein Tag.

Strava.

 

 

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