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German Folding Bike Open 2019.

Zusammen mit den OBKM Rennen bei Mercedes und einem Drittel des City Triathlons, ist die German Bike Folding Open das letzte Radrennen, das noch in Bremen stattfindet. War da dieses Jahr was für mich drin?

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Nein.

Denn wie oben im Foto zu sehen ist, nahmen außer mir noch andere Fahrer teil, unter anderem Leo und da hätte ich gleich zuhause bleiben können. Aber alles der Reihe nach, denn ein wenig länger kann dieser Post schon sein.

Zur Vorbereitung auf das bremische Leitrennen, hatten wir am Abend auf der Dachterasse des Ladens eine Party organisiert. Dort gab es nicht nur viel zu Essen und Alkohol zu trinken, sondern auch ein buntes Begleitprogramm mit vielen Preisen (gleichzeitig wurde dieses Programm auch genutzt, um etwas, was man im Business-English „slow moving stock“ nennt, drastisch zu reduzieren) und der Möglichkeit die neuen E-Scooter auf der Terasse auszuprobieren und mit viel Schwung und Alkohol unelegant und kopfüber über die Brüstung zu kippen.

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Mit freundlicher Unterstützung von Woom hatten wir einen Parcour aufgebaut an dem jeder seine Fahrtkünste auf einem Woom 3 zeigen konnte. Es wurde auch richtig spannend, Ronny und Attila kamen tatsächlich auf genau die gleiche Zeit und mussten ins Stechen. Dort setzt sich schließlich Ronny mit 1/100 Sekunde Vorsprung durch und bekam dafür eines unserer neuen Cyclyng Jerseys im Größe M. Wenn ihr auch eins haben wollt – Größe M entspricht normaler Konfektsgröße XXS. Bitte immer drei Nummern größer nehmen.

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Kurz, ich kam spät nach Hause und noch später aus dem Bett am nächsten Morgen. Und das Moulton musste auch noch in Schuss gebracht werden. Kurz und gut, ich tat mein möglichstes um hinterher genügend Gründe finden zu können, warum ich auch dieses Mal wieder völlig versagt habe. Das Schicksal meinte es jedoch gut mit mir, doch dazu später.

Was mir am besten an den GFBO gefällt ist, dass die Anfahrt von zuhause etwa 12 Minuten beträgt. Ich fuhr kurz vor 10 am Steintor lang zum Sielwall und wunderte mich wie viele Menschen da noch auf sind von der Nacht zuvor. Ach ja, gerade ist ja auch wieder La Strada in Bremen. Das Kulturprogramm in Bremen ist wirklich nicht das schlechteste – gerade das La Strada und die Breminale, zwei fast kostenlose Veranstaltungen sind Dinge die wir als Bremer irgendwie so als selbstverständlich hinnehmen weil wir die Jahr um Jahr bekommen. Sie sind es nicht.

Am Wall war die Hölle los. Es war nicht gerade so, dass Harms mal wieder brannte, aber es gab eine Menge Leute, die Geschäfte hatten offen und laute britische Musik erklang: „Help“ von den Beatles zum Beispiel und später auch die Titelmelodie von Miss Marple und Dampfhits wie „Highway to hell“ (britische ex-Sträflinge) „Paradise City“ (britische Kontrevolutionäre) und „Seven Nation Army“ (britische Autoverkäufer aus Detroit). Kurz – ich fühlte ich wie in Bradford 1980.

Ich war gerade mit der Rennvorbereitung fertig (eine Mentholzigarette), als Leo kam – das hatte ich ja schon Gerüchteweise gehört. Nachdem meine Chancen hier etwas gewinnen zu können nun quasi Null waren hätte ich auch gleich wieder nach Hause fahren können. Zumal ich ja eh keine Lust hatte. Aber wir machten uns dann auf die Einführungsrunde und dann auch an den Start.

Am Start wartete ich höflich, bis alle Bromptons vor mir ausgeklappt und startbereit waren, bevor ich mich auf den Weg machte. Das führte dazu, dass ich nicht ganz nach vorne kam, denn dort hatten sich bereits ein paar von den rot-weiß gestreiften Kölnern nach vorne abgesetzt. Aber immerhin bewegte ich mich so unter den ersten Zehn im Feld, wenn auch alleine. Leo, als Nachmelder mit der Nummer 102 ganz hinten gestartet war, überholte mich nach etwa einem Kilometer. Mit Kevin (oder Matthias?), dem Gewinner vom letzten Jahr im Schlepptau waren die beiden auch extrem schnell unterwegs so dass ich gar nicht darüber nachdachte mich daran zu hängen.

Ich muss sagen, ich war schon verdammt mies in Form und nach einer Runde hatte ich schon so gar keine Lust mehr. Aber dann konnte ich ein paar von den schnelleren Fahrern überholen und hing mich an einen der Kölner dran. Ich war zwar gefühlt etwas schneller, aber hinter dem konnte ich jede Menge Kraft für das Finale sparen. Prima, jetzt fühlte ich mich gut.

Das Rennen ist nämlich so organisiert, dass zunächst geschaut wird, wer innerhalb von 44 Minuten die meisten Runden fahren kann. Eine Runde ist etwa 2 km lang und da der Kurs ein wenig verwinkelt ist, sind 4 Minuten pro Runde nicht einfach. Die Fahrer mit den meisten Runden kommen in das Finale; da das dieses Jahr nur zwei waren, also Leo, Kevin und Matthias, mit 11 Runden, wurden auch die Fahrer mit 10 Runden und, bin nicht sicher, auch mit 9 Runden zugelassen.

Im Finale wird dann nur eine Runde gefahren, der Sieger ist dann….äh..der Sieger. Toll.

Also, ich dachte mir, jetzt schaue ich mal, dass ich hinter Köln bleibe und dann komme ich gut ausgeruht ins Finale. Wenn Köln zu langsam werden sollte, kann ich ja immer noch durchstarten. Jetzt fühlte ich mich auch wieder richtig gut und aggressiv. Schon in der dritten Runde überrundeten wir die ersten Fahrer. Im Rennen ist das Mist, weil das auf den Schotterwegen nicht ganz ungefährlich ist, aber der Veranstaltung tut so etwas natürlich sehr gut, wenn da Gorillas und Frauen in schwarz-weiß gepunkteten Seidenkleidern auf eigentlich unfahrbaren Rädern durch den Park kurven. Das hätte jetzt noch acht Runden mehr so gehen können und sollen, aber nein.

Genau, das bin ich hinter Köln und dann bin ich das wie ich rechts ranfahre. Zuerst dachte ich nur, dass sich meine Kette im Schaltwerk verklemmt hätte – doof aber nicht wirklich schlimm. Nach genauerer Untersuchung stellt sich dann heraus, dass das Schaltwerk keine Spannung mehr hat – die Schaltröllchen hängen in den Ritzeln, ein Weiterfahren ist fast nicht mehr möglich. Ach ja, Campagnolo, eine ewige Hass-Liebe. Nachdem ich letztes Jahr durch 2 platte Reifen ausgeschieden bin nun das. Langsam fahre ich zum Start zurück und treffe Lena.

Zusammen schauen wir uns nun das Rennen in Höhe des Ziels an. Viele lustige Gestalten sind dabei, nicht nur Gorillas und schwarz-gepunktete Rentnerinnen. Viele von denen sind sogenannte „Erlebnisfahrer“ – im Gegensatz zu „Ergebnisfahrern“ aber manche von den Erlebnissen sehen fertiger aus als die Ergebnisse. Vorne liefern sich Leo, Kevin und Matthias im Duett ein Duell um die Spitze. Mal ist Leo vorne, mal Kevin und Matthias. Auch nach 40 Minuten, als sie bereits zum gesamte Feld mindestens einmal überrundet haben, kämpfen sie noch und geben alles, als wenn es kein Finale geben würde.

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Leo auf seinem Klapprad. Sein Rennrad ist etwa aus der gleichen Epoche (Mesoproterozoikum).

Was übrigens genau das ist was Leo dachte, nämlich, dass er als erster hier nach 44 Minuten über den Strich fahren müsste um zu gewinnen. Hätte ich ihm auch vorher sagen können, dass das nicht so aus, mir wäre aber nie in den Sinn gekommen, dass Leo das nicht gewusst hätte. Jedenfalls sieht er am Ende ziemlich fertig aus – Kevin und Matthias allerdings auch.

Es dauert nicht lange, dann stellen sich die 11, 10 und 9 Runden Fahrer zum Finale auf, insgesamt sind es so etwa 10. Lena und ich fiebern am Straßenrand mit. Ich bin etwas größer als sie, so dass ich etwa 2/10 Sekunden früher mitbekommen, wie Leo führend auf die Zielgerade fährt. Der Rest ist geschlagen und kommt mehr oder minder in einem Block an. Gut gemacht – als Preis winken Karten für das GOP und eine Nacht im Steigenberger Hotel. Ach nicht schlecht.

Eigentlich will ich noch länger bleiben. Eigentlich will ich nie wieder nach Hause zurück. Denn zuhause wartet meine Tochter darauf, dass ich ihr Physik beibringe – Himmelskörpermechanik. Ich setzte mich in den kleinen Park bei mir um die Ecke und gebe mir ein Brit-pop Gegengift.

So. das läuft dann vermutlich gerade jetzt auch in Portugal im Radio.
Eine schöne Veranstaltung – auch weil da mal wieder etwas Publikum da war,  eine Menge Leute die ich konnte und der ein oder andere, den ich da kennengelernt habe.

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Moulton TSR9 T61 Teil II

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OK, ich hatte jetzt endlich einen Moulton TSR9 Rahmen und der war mir teuer zu stehen gekommen. Wie sollte es jetzt weiter gehen?

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Noch mehr Geld in das Projekt schießen? Das Irgendwie mit dem vorhandenen Material erst einmal aufbauen und schauen wie es fährt, um dann zu entscheiden, ob es sich lohnt weiter zu investieren? „Wenn man keine Sanierungschance sieht, darf man nicht gutes Geld dem schlechten hinterherwerfen.“ heisst es in Managementkreisen. Radaufbau funktioniert aber anders, eben nach dem Prinzip „Es wird schon irgendwie gut gehen; es ist noch immer gut gegangen.“ Was auch meistens stimmt, aber manchmal eben nicht.

Ich denke, wenn man richtig viel Geld in ein Rad investiert, dann ist die Erwartung, dass es einfach ein supertolles Rad wird auch riesenhoch. Man möchte sich draufsetzen und gleich einen Trainingsorgasmus bekommen. Natürlich wird so etwas in der Regel enttäuscht, aber zum Glück weiß man dies ja bereits im Vorfeld, im Gegensatz zu Frauen. Ich baue deswegen ganz bewusst sehr gerne Mittelklasse Räder auf. Wenn ich so darüber nachdenke, war das bei der Suche nach adäquaten Freundinnen in der Jugend auch so: Fräulein Colnago, Fräulein Pinarello, Fräulein de Rosa? Nein! Fräulein Panasonic, Fräulein Vetta, Frau Olmo? Ja, aber immer!

Im Falle des Moultons entschied ich mich für den „baue…jedoch“ Ansatz, was im wesentlichen heißt: Ich baue das Ding mit einer Campa Ergopower Gruppe auf, jedoch nicht mit einer Chorus, sondern mit einer Veloce Gruppe. Ich baue das Ding überhaupt auf, aber ich benutze erst einmal die alten Laufräder. Nachdem diese, grundsätzliche Entscheidung gefällt war (die meine Familie zum Glück bislang nicht mitbekam) machte ich mich daran etwas aus dem Bestand an Altmetall aus dem Keller zu verkaufen, um das ganze zu finanzieren.

Prinzipiell war es die Idee das Moulton wie ein Rennrad aufzubauen und mit Campagnolo Ergopower zu versehen. Der Rahmen hatte nun mittige Aufnahmen für Standardfelgenbremsen, so dass man ohne Probleme Ergopower Bremshebel verwenden kann – bei V-Bremsen reicht die Seilzuglänge der Bremshebel nicht aus; das Problem kann man ein wenig beeinflussen durch den Einsatz von Mini V-Bremsen, aber richtig gut wird das dadurch auch nicht.  Dummerweise braucht ein Moulton langschenklige Felgenbremsen und man kann nicht die, wie ich finde, wunderschönen und sehr effektiven Super Veloce Bremsen verwenden. Langschenklige Felgenbremsen, am besten zweiachsig und mit Bremhülsenmutter befestigung – da gibt es nicht wirklich viel auf dem Markt. An meinem Panasonic habe ich die Tektro R359 angebaut, aber richtig gut finde ich die nicht. Die sind sehr soft und brauchen eine Menge Seilzug bevor die effektiv ansprechen. Also Shimano R451 – abre richtig schön sind die ja auch nicht. Also habe ich das getan, was jeder normale Mensch in meiner Situation tun würde: Ich habe vernünftige Bremsschuhe drangebaut und diese Vollplastiklatschen entfernt und dann habe ich angefangen mit einem Felgenradierer das Shimano Logo zu entfernen. Alternativ kann man natürlich immer unterhalb des Shimano Schriftzuges mit dem weißen Edding „Dura Ace Spezial“ schreiben, um den Wert zu steigern. Jetzt passierte aber etwas interessantes, dass ich vom radieren von Campagnolo Bremsen bisher noch nicht kannte: Der Shimano Schriftzug ging weg – gut sogar. Und die schwarze Lackierung der Bremsen auch – schlecht. Die Dinger sind nicht eloxiert, sondern lackiert. Also musste ich mit dem Filzstift etwas nachhelfen, damit das nicht ganz so peinlich aussieht. Über die Funktion der Shimano Bremsen gibt es übrigens nichts zu meckern.

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Nachdem das geklärt war, ging es nun darum den Lenker an dem Rahmen, und die Ergopower Griffe an dem Lenker zu befestigen. Das heisst, also zunächst einmal musste die Veloce Gruppe tutti completto bestellt werden (zu den einzelnen Teilen später mehr) – die Bremsen konnte ich ja leider nicht am Moulton verbauen aber ich hatte durchaus weitere Verwendung für diese.

Die Veloce Ergopower Hebel waren leider eine herbe Enttäuschung: Die Gänge runter zu schalten geht wie immer bei Campa prima (von kleinen auf größere Ritzel hinten). Aber die Gänge hochzuschalten, dafür ist die Ergonomie des Tasters echt mies, viel schlechter als bei alten 8-fach Gruppen. Und man kann, im Gegensatz zu höherwertigeren, aber auch älteren Campa Schaltungen, maximal einen Gang pro Schaltungsvorgang ändern – das finde ich äußerst mies – das ist technischer Rückschritt, vergleichbar etwa mit Mittelalter nach römischem Reich. Hätte ich das gewusst, hätte ich doch lieber beispielsweise eine alte 8-fach Athena Gruppe montiert, denn mehr als 8 Gänge braucht man für ein Moulton in Bremen ohnehin nicht. Den Umwerfer der Gruppe übrigens auch nicht, wenn den jemand kaufen möchte. Das Veloce Schaltwerk hingegen braucht man, und das ist ein gutes, brauchbares Campa Teil.

Nun zur Montage der Campa Powertorque Kurbel. Ach Campa, hättet ihr nicht gleich beim Vierkantpatronenlager bleiben können? Das war doch gar nicht sooo übel. Zum Glück hat Campa wenigstens BSA Schalen im Angebot (die könnten ja auch auf ITA Gewinde bestehen) und die kann man auch mit einem normalen Werkzeug, dass auch auf Shimano oder SRAM Schalen passt montieren. Soweit so gut. Dann muss man allerdings die rechte Hälfte der Kurbel gegen rausfallen mit einem Stift sichern, mal sehen, ob ich irgendwo ein Foto oder Video finde ….. nein, auf dem offiziellen Video wird das gar nicht gezeigt … dann kommt auf der linken Seite eine relativ komplizierte Montage der linken Kurbel mit Feder, Dichtung und Fixierschraube, weitaus komplizierter als beispielsweise bei Shimano, Rotor, FSA, SRAM oder sogar FRM Kurbeln. Und das ganze muss man dann mit einer 14 mm Innensechskantschraube fixieren – das ist  ie Hölle, ehrlich! Nein, eigentlich nicht. Die Hölle ist die Kurbel wider zu demontieren und ich hoffe, dass ich das niemals tun muss. Das kann man im Video ab ca 2:10 sehen. Dafür braucht es einen speziellen Abzieher und die frickelige Feder fällt dem Videovormacher genau bei  3:17 aus der Hand, auf den Boden und war nie wieder gesehen. In dem Video wird übrigens nicht gezeigt, wie man das rechte Kugellager von der Welle bekommt – eigentlich der interessanteste Teil, denn um die Kugellager auszutauschen wird ja der erste Grund sein, die Kurbel vom Rad zu entfernen. Ist also, mit einem Wort, Mist.

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Aber, kombiniert mit einem 61er TA Specialities Kettenblatt sieht so eine Verloce Kurbel sehr schick aus. Über die Schwierigkeiten eine schöne Kurbel zu finden hatte ich letztens ja schon einmal geschrieben – im wesentlichen liegt das Problem ja wohl darin, dass der wichtigste Trendsetter, Shimano hier gerade etwas hat, was mir nicht gefällt. Zuerst war ein 54er Kettenblatt drauf. Ha, ha, das war ein echter Witz, da hätte ich auch gar keine Schaltung gebraucht, denn ich fuhr nie etwas anderes als die Kombination 54/11. Da hatte das Ding noch eine Campa Kette. Bei einer Campa Kette sind in der Verpackung etwa drei Warnhinweise und vier Sicherheitsposter (die meisten auf kyrillisch) dabei, dass man die nur einmal zunieten darf und dann auch nur an dem dafür vorgesehenen Kettenglied und nu mit dem Campa Spezialnieter für €100 plus. Die machen einem so viel Angst, dass ich die Kette dann gleich weggeschmissen habe, als sie für das 61er Kettenblatt zu kurz war und dafür eine Wippermann Black Edition gekauft habe. Das ist sowieso die schönste moderne Kette überhaupt (sonst finde ich die Regina d’Oro ja auch sehr schic. Überhaupt stehe ich auf goldene Ketten, dass ist ein Überbleibsel einer uralten Faszination mit Rene Weller und Egon Müller). Aber leider ist die auch zu kurz. Die letzten beiden Ritzel mit 25 und 23 Zähnen können nicht geschaltet werden, und so bleibt das Moulton ein 8 Gang Rad mit der kleinsten Übersetzung 61/21.

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Hinten ist ja ein Shimano Freilaufkörper dran, aber Ich hatte noch eine dieser genialen Ambrosio Kassetten, also diese Dinger, die eine Shimano Kassette auf seinem Campagnolo Freilauf, oder umgekehrt simulieren. Gibt es zum Beispiel hier. Diese konnte ich auf den Shimano 10-fach Freilaufkörper des hinteren Laufrades knallen und somit 10-fach Ergopower einsetzen.  Na ja, es wurde ja dann eine achtfach.

Nächste Spezialität: Der Steuersatz. Ist ein Ahead Steuersatz aber nicht für 1 1/8 Rohr sondern für 1 Zoll Rohre. Dafür gibt es kaum Vorbauten, schon gar keine verstellbare. Man baut deswegen einen 1 1/8 Vorbau an und klemmt eine Reduzierhülse von 1 1/8 auf 1 Zoll auf den Gabelschaft. Klappt ganz gut, aber ganz ehrlich: Ein längerer Gabelschaft und ein längeres Steuerrohr würden natürlich viel besser aussehen. Vorbauten die nach oben zeigen werden ja generell als sehr uncool angesehen und wenn die dann auch noch verstellbar sind , dann hat man so einem Menschen vor sich der sich nicht entscheiden kann, kein Risiko eingehen will oder so – total unsympathisch. Ist aber in diesem Fall die einzige praktikable Lösung der der Ritchey Vorbau auch der einzige, der einigermassen passabel ausieht. Das Teil ist übrigens noch ein Drama für sich: Das ist keineswegs so, dass man die Schraube locker macht und dann den Vorbau verstellen kann. Nein, innendrin ist eine Verzahnung, man muss das Lenkerteil komplett rausnehmen aus dem Gabelschaftteil und dann in der hoffentlich richtigen Position wieder reinsetzen. Passt das nicht, dann eben noch mal. Das passt übrigens auch deswegen oft nicht, weil die Form von dem Vorbau so ist, dass man das Teil zwar in die Verzahnung bekommt, wenn der Winkel aber zu steil ist, dann lässt es sich aber trotzdem nicht montieren. Dazu gibt es auch keine Anleitung, weder beim Vorbau selber, noch auf der Ritchey Website – was haben die sich dabei gedacht? Oder war das eine kooperative Entwicklung mit Campa – das würde einiges erklären.

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3ttt Lenker mit Veloce Ergopower und als Ritchey getarntem Campa Vorbau. BBB Lenkerband, das sich auch von mir wickeln lässt.

Dann die Sattelstütze. Hat von allen Durchmessern dieser Welt 31,8 mm. Nein, kann nicht 31,6 mm sein und so gibt es wenig Auswahl. Die Orginal Moultonstütze ist schwer, silber und mit 400 mm für mich auch zu kurz, ich brauche mindestens  410 mm. also eine Thomson Elite. Gekauft, montiert, Sattel drauf – aber der lässt sich nicht horizontal einstellen, da der Einstellbereich der Fixierschrauben nicht ausreicht – so ein Mist. Ich fummele Tage daran rum, bis ich feststelle, es ist nicht meine eigene Doofheit, es geht einfach nicht. Zum Glück tauscht der Online Händerl die Stütze um und schickt mir eine. .. Campa, nein Ritchey! Und die passt ohne Probleme (ach so, ist natürlich 31,6 mm).

IMGP0932Über das Einspeichen der Laufräder hatte ich ja auch bereits geschrieben, insbesondere im Hinblick auf besondere Schwierigkeiten und Erleichterungen. Die Kojak Reifen (20 x 1,5) wirken unglaublich klobig auf den Aerofelgen und Aero macht so wenig Sinn – wahrscheinlich muss ich doch noch einmal in schlankere Reifen investieren.

Ansonsten hat es noch die billigere Kopie eines Nitto Bottle Cage R Flaschenhalters montiert bekommen.

Die Frage ist, wie fährt sich so ein Moulton. Ehrlich gesagt, ich habe noch nicht allzu viel Ahnung. Ich werde jetzt erst einmal ein paar Kilometer damit schrubben und dann berichten.

MOULTON GALLERIE

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MOULTON FRIEDHOF RIENSBERG

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Moulton TSR9 T61 Teil I

Moulton Räder haben einen ganz eigenen Kultstatus bei Rennradfahrer. Bromptons, Rise&Müller und andere Klappräder sind irgendwie uncool – es sei denn man fährt bei der World Klapp mit und hat etwas ganz primitiv-cooles, aber Moultons sind irgendwie OK. Ich denke das liegt daran, das sie sehr teuer und sehr selten sind und der Gitterrohrrahmen eine seltsame Faszination auf Menschen ausübt, die sich mit Mechanik und insbesondere Statik in ihrem Leben auseinandersetzen mussten; oftmals weil sie Ingenieur wurden.

Die vermutliche Inspiration für ein Moulton TSR Bike.

 

Die Geschichte der Moulton Bikes geht zurück in die Fünfziger Jahre, Alex Moulton, ein Ingenieur, der in die Entwicklung des BMC Minis (heute BMW Mini) involviert war, machte sich Gedanken über die Neukonstruktion eines Fahrrades und konstruierte das erste Moulton bike, das Standard M1.

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Revolutionär dabei waren vor allem zwei Aspekte, einmal die Vorder- und Hinterrad-federung bzw. -dämpfung, die recht kompakt in das Rad integriert war und dann die sehr kleinen Laufräder, damals noch mit 16 Zoll. Das Rad wurde ein Erfolg und zu einer Ikone der Sechziger Jahre; Moulton wurde kurzfristig zum größten Radhersteller in Großbritannien.

Das Unternehmen machte dann eine Unternehmensübliche wechselhafte Geschichte durch, 1967 wurde Moulton von Raleigh übernommen, 1980 kaufte Alex Moulton die Rechte zurück und tat sich 1992 mit Pashley Cycles zusammen; zusammen mit Moulton wurde das TSR entwickelt und verkauft, eine moderne Variation mit 20“ Reifen. Seit 2008 werden die Räder wieder von Moulton gefertigt. Hier einpaar interessante Links für diejenigen, die sich damit mehr auseinandersetzen wollen:

Moultons sind übrigens keine Klappräder. Das TSR kann allerdings in zwei Teile geteilt werden, es ist sozusagen nicht untrennbar.

Ich sah zum ersten Mal ein echtes Moulton in Tokyo auf der Nakahara Kaido in Tokyo. Dort gibt es einen Radladen, Koohoo, der sich zum Teil auf Moultons spezialisiert hat. Die Moultons dort sind extrem aufwändig, teuer und schick. Hier mal ein Beispiel von einem TSR Aufbau:

Und zwei weitere Beispiele von noch teurerem und AM und Double Pylon Aufbauten.

Für mich kam nur ein TSR in Frage, der einzige Moultonrahmen der noch einigermaßen in finanzieller Reichweite war. Neu wollte ich mir den nicht kaufen und der Gebrauchtmarkt in Deutschland ist fast nicht existent. Obwohl, wo ich gerade so schaue ist was ganz schickes auf ebay dabei:

Es hatte dann auch lange gedauert aber wie das so ist, unverhofft kommt oft und schnell und auf einmal hatte ich ein komplettes TSR9 auf ebay erstanden. Es war nicht billig, es war nicht ganz das was ich wollte, aber es war OK und es hatte genug Potential, um neu aufgebaut zu werden. Schön.

Danach wurde es leider sehr unangenehm. Der Verkäufer überzeugte mich, dass es schon OK ist, das Rad mit Hermes und Komplettkondom zu verschicken. Das Rad kam an, ich baute es zusammen und musste erst einmal den Schaltwerkadaptor gerade biegen, der war wohl beim Transport beschädigt worden. Dann die erste Probefahrt – das Rad zog extrem nach links, es war völlig unmöglich auch nur eine Hand vom Lenker zu nehmen.

Ich brachte es zu dem Radhändler meines Vertrauens und der stellte fest, dass der Rahmen verzogen war. Richten konnte er ihn nicht. Also schickte ich das Teil zu dem Moulton Importeur, der zu dem gleichen Ergebnis kam und ihn auch nicht richten konnte. Hermes zahlte dann die maximale Deckung der Transportversicherung aus, die aber auf € 1.000 beschränkt war. Das reichte nicht für einen neuen Rahmen. Nach Diskussionen etc. mit dem Verkäufer und dem Importeur übernahmen beide einen Teil der Kosten beziehungsweise gaben mir Discount auf einen neuen Rahmen, so dass der Schaden nicht ganz so groß wurde. Trotzdem wurde es klar, dass dies kein billiger Aufbau wird.

Die Anbauteile an dem Moulton waren wirklich alles andere als prickelnd. Hinten eine SRAM 9-Gang Schaltung, ein paar billige Avid Single Digit V- Bremsen, eine Sturmey Archer Kurbel, also für ein Rad was neu deutlich mehr als €2.000 kostet darf man schon ein wenig mehr verlangen. Vor allem an besseren Laufrädern. Das waren so Quando Dinger, kenne ich nur von ganz billigen Fixie/Singlespeed Rädern – völlig indiskutabel. Schän war eigentlich nur der Rahmen und der Brooks Sattel.

Durch den neuen Ersatzrahmen hatte ich nun die Möglichkeit einen mit Aufnahmen für Felgenbremsen zu bekommen (also nicht Cantileveraufnahmen für V-Bremsen). Das war Glück, denn die Kombination von Ergopower Hebeln mit V-Bremsen wäre vermutlich etwas komplizierter geworden. Die ganzen Teile habe ich verkauft, bzw. bin noch dabei diese loszuwerden in der kleinen Moulton Welt. Der Rahmen kam.

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Zeitsprung, ein paar Monate später.

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Details zum Aufbau und zu den ganzen speziellen Dingen die man dabei bedenken muss im nächsten Teil.

 

 

 

 

 

 

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Heute um Eins.

Beginn des erstmaligen Einspeichens von 20 Zoll Laufrädern für das Moulton TSR61.

 

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20 Zoll Aeroflegen von Radsport Erdmann (Aero muss sein bei dieser Laufradgröße, dass gibt die entscheidenden tausendstel Sekunden auf der Landstrasse) gepaart mit DT Swiss Champion Speichen in Minilängen (175 mm etwa) und Novatec 32L Naben vorne und hinten (für Campa Rotor). Das ganze ummantelt mit Schwalbe Kojaks zum Schluss.

Wie immer tauchen da unerwartet Schwierigkeiten (und Leichtigkeiten) auf, wo man diese nicht vermutet. Das Einspeichen ging relativ flott von statten, auch wenn das Biegen der Speichen wegen der kleinen Zwischenräume etwas umständlich ist. Umdrücken geht gar nicht, da ist einfach kein Hebel, um den man die Felge drücken könnte. Speichenspannung messen geht auch nicht, das Parktool Gerät ist etwas zu lang bei 175 mm Speichenlänge und kann nicht an der Speiche fixiert werden. Die Mittenlehre funktioniert auch nicht, die ist nur für 26“ und 28“ Räder gemacht. Aber irgendwie klappt es ja immer. Einerseits.

Andererseits geht das Zentrieren von Höhe und Seite recht fix von sich.

Fünf Stunden, zwei Glas Rotwein, ein Baguette und zwei Zigaretten (keine Gitane) später sind die Teile fertig, montiert, Bremsen und Schaltung neu eingestellt. Das Moulton sieht jetzt perfekt aus. Jetzt muss nur noch die Federung und Dämpfung besser eingestellt werden (zur Zeit werde ich seekrank wenn ich auf dem Ding sitze) und  dann ist die (ungekürzte) Kette zu kurz, so dass ich nur 7 der 10 Gänge fahren kann. Schuld ist das 61er Kettenblatt vorne und das 25er Abschlussritzel hinten.

Bilder folgen morgen.

 

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Moulton TSR9 T61

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Ende November hatte ich nach langen suchen ein Moulton über ebay gekauft. Die ganze Geschichte will ich hier noch nicht erzählen.

Seit gestern ist das Teil aber erst einmal fertig, nachdem ich den Aufbau komplett auf Campagnolo Veloce umgerüstet hatte. Leider war die Kombination 54er Kettenblatt vorne mit 11/25 Kassette hinten so, dass man nur die beiden höchsten Gänge fahren konnte, der Rest war quasi nutzlos. Am Samstag kam das 61er Kettenblatt zum aufrüsten. Heute dann kurz mit dem Teil unterwegs, um zu checken ob alles läuft. Auf der Heimatstrecke das Teil bis auf 41 kmh gegen den Wind hochbekommen. Das ist immer noch nicht toll aber viel besser als vorher, das hätte ich 130 rpm treten müssen. Powert man richtig rein fängt das Moulton an zu schwingen wegen der Vorder- und Hinterradfederung, das ist sehr gewöhnungsbedürftig. Lenken ist auch sehr gewöhnungsbedürftig. Eigentlich muss man komplett wieder lernen radzufahren.

Trotzdem, das Teil läuft OK und muss jetzt fertig gebaut werden. Ein echter Dorn im Auge ist der Laufradsatz. Es ist mir völlig unverständlich warum so ein teurer Rahmen (1000€+) mit solch‘ bescheidenen Laufrädern ausgeliefert wird: Quando Naben aus China , wie bei den billigsten Fixies! No Name Felgen! Das muss noch mal investiert werden und zwar leider kräftig.

Überhaupt, das Teil ist ein schlimmes Geldgrab. Ehrlich.

tsr small

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Alex Moulton TSR9

Ich wollte schon immer ein Alex Moulton haben, seitdem ich die Dinger massenweise bei einem Radhändler Koowho in Tokyo gesehen hatte.

Allerdings waren die dort immer viel zu teuer und in meiner Garage standen viel zu viele Räder. Doch nun lichten sich die Reihen langsam und da da wäre wieder Platz. Aber nicht noch ein Rennrad! Nach den jüngsten Akquistionen eines Basso Fiore di Loto und eines Panasonic FRC37 ist diese Lücke komplett ausgefüllt. Da ist gerade noch Platz für ein geklapptes Moulton. Ein Klapprad, dass ich einfach mit dem Zug oder auch mit dem Flugzeug mit auf Reise nehmen kann, ohne auf den ICE zu verzichten, oder Übergepäck bezahlen zu müssen.

Nach langer Suche immer mal wieder, heute auf ebay endlich die richtige Basis dafür entdeckt.

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Modell : Moulton TSR 9
Rahmen : Teilbarer Gitterrohrrahmen, Moulton Patentrahmen mit Federung
Bremsen : Avid V-Brakes vorn- und hinten
Schaltung : Sram 9- Gang Kettenschaltung mit Sram Trigger Schalthebel
Schaltwerk : Sram
Sattelstütze : Alusattelstütze mit Patentklemmung, Brooks Sattel
Lenker : Alu Lenkerbügel, verstellbarer Aheadset Vorbau
Kurbelsatz : Sturmey&Archer Alukurbeln mit Kettenschutzring
Innenlager : SKF mit Industrielager
Reifen : Schwalbe Big Apple 20 Zoll, 40-406 auf 20 Zoll Alufelgen
Naben : Alunaben mit Kugellagern
Federung : Moulton Federung vorn- und hinten, Vorderradfederung auf Fahrergewicht einstellbar, Dämpfung separat einstellbar
Farbe : Schwarz

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$_57 (3)So viel ist daran nicht mehr zu tun, aber immerhin: Rennlenker dran, STIs montieren (Shimano 9 oder 10 fach). Überlegen ob ein  Frontumwerfer Sinn macht. Neue Kurbel. Neue Pedalen. Würden hier die Tioga MT Zero Sinn machen? Neues Schaltwerk .Eine neue, schmalere Bereifung wäre auch nicht schlecht, nicht zuletzt damit auch wieder die Schutzbleche montiert werden können.

TSR Informationen von Moulton

TSR9 Information vom deutschen Händler

Freue mich schon wahnsinnig auf’s aufbauen. Was für ein toller Start in die Bastelsaison von Herbst und Winter.

 

 

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