Archiv der Kategorie: Silvia

City Triathlon Bremen. Familienstaffel: 2. Platz.

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Team Schädlich Unchained: Peggy-Marie; Michael Max-Taro und Ronni Francois (v.l.n.r.)

„It’s cold as hell out these mornings, and you know what the man said, the coldest winter I ever spent was the summer I spent in San Francisco.“

Dieses Zitat wird gewöhnlich Mark Twain zugeschrieben und kommt so in dem Film 48 hours von 1982 mit Eddie Murphy und Nick Nolte vor. Mein kältester Winter, abgesehen von dem Winter 1994/95 in einem ungeheizten Gästehaus bei dem auch noch für eine Woche der Strom ausgefallen war auf dem Land, gottvergessen irgendwo in China (genau hier) , ist definitiv der Sommer 2017 in Bremen. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals in den letzten sieben Jahren beim City Triathlon so gefroren hätte, wie heute.

Zunächst war es ja wenigstens noch trocken, als ich um halb zehn in der Überseestadt ankam und begann unser Team zu organisieren. Nachdem wir in den letzten sechs Jahren immer den ersten (vier Mal) oder zumindest den zweiten Platz in der Mixed Staffel mit einem Team der Hochschule gewonnen hatten, waren unsere Ambitionen dieses Jahr deutlich niedriger. Mit dem Hochschulteam war das auch so eine Sache: Als Schwimmerin hatten wir fast immer eine Söldnerin rekrutiert, Philipp, erfolgreicher Studienabbrecher an einer anderen Hochschule (aka Blitzrad, Lulle, Lühmann) übernahm den Radteil und lediglich Janek war wirklich Student, bis er dann graduierte und trotzdem weiter lief.

Die Organisation taten uns dann aber einen Gefallen und eröffneten einen neuen Staffelwettbewerb dieses Jahr und zwar die sogenannte Familienstaffel. Ich bin nicht ganz sicher wie in diesem Zusammenhang „Familie“ interpretiert werden muss, denn in der offiziellen Ausschreibung gab es keine Regelung dazu, aber unserer Meinung nach musste jedes Mitglied der Staffel eine Familie haben und das war definitiv der Fall. Falls wir gefragt würden einigten wir uns zunächst auf die offizielle Sprachregelung, dass ich der erste Mann von Peggy-Marie (Namen wurden leicht geändert um Unschuldige zu schützen) sei und Ronni der zweite.

Peggy-Maria, die das Schwimmen übernahm war mächtig nervös. Ich wollte ihr einen Neoprenanzug organisieren, den mir dann Schnippo netterweise lieh. Zunächst war ich überrascht, dass der Anzug nicht tätowiert war, im Gegensatz zu Schnippo und dann kannte mein Erstaunen keine Grenzen mehr als ich feststellte, dass Peggy so viel mehr Volumen aufweist wie Schnippo. Sie passte zwar in den Anzug, aber das Ding war so gespannt, das jede Bewegung unmöglich wurde. Wäre sie damit in die Weser gesprungen, sie wäre schnurstracks auf den Grund gesunken und hätte dort ausharren müssen, bis sie wieder jemand an die Oberfläche zieht. Zum Glück fand sich dann noch ein Ärmelloser Neoprenanzug für sie.

Ronni-Francois war, wie es typisch für einen Franzosen ist, natürlich wieder die Ruhe selbst. Seit Juli bin ich ja sozusagen unter Vertrag im Werksteam von Wiegetritt; weshalb ich nun erstens umsonst Teamkleidung bekommen habe, und zweitens erstaunlich oft gegrüsst, oder aber ignoriert werde. Ich mag die alten Trikots von Wiegetritt im blau-roten Design sehr gerne, weil man die wirklich auf einen Kilometer Entfernung erkennen kann. Das gibt anderen Menschen genügend Vorwarnzeit mich entweder zu grüßen oder aber zu ignorieren.

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Werksfahrer Wiegtritt (c) Andi Arbeit

Selbstverständlich war heute wieder die gesamte Elite des Rad- und Triathlonsports in Bremen entweder am Start oder wenigstens anwesend. Silvia, Silke und Ina waren wieder als Frauenstaffel dabei, Thomas, Björn und Andres starteten in der Männerstaffel, Tobi und Matthias waren mit ihren Firma unterwegs und daneben sah ich auch noch Jessica, Harald, Marc, Maren, Tim, Schnippo, Bernd, Hans-Peter, Andi, Fr. Holzberger, Elena und dieses kleine Mädchen, dessen Name mir jetzt partout nicht einfallen will. Nicht dabei war diese Frau von Urania Delmenhorst, die letztens bei der Ankunft in der Wechselzone beim Silberseetriathlon erschöpft zusammenbrach und so etwas wie spontane Wehen oder einen sehr überraschenden Orgasmus entwickelte. Während ich so überrascht war, dass ich das fotographieren vergaß, stellte ich heute fest, dass es ja doch ein Foto von ihr in den Untiefen des Netzes gibt:

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Die Wechselzone des Staffeltriathlons war heute mal wieder entlang der Kaimauer rechts des Hafenbeckens angeordnet. So ist der Weg für den Schwimmer vom Ausstieg aus dem Wasser zum Wechselplatz relativ kurz, der Radfahrer muss aber sehr lange entlang der Promenade laufen, bevor er sich endlich auf sein Rad schwingen und losfahren darf. Mit normalen Rennradschuhen geht das gar nicht gut; so das ich bereits am MTB Schuhe umgerüstet hatte mit denen man besser rennen kann. 2015 war das noch extremer, da war ich nach dem Laufen bereits so fertig, dass ich gar nicht mehr Radfahren wollte.

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In der Wechselzone mit Thomas.

Dann ging es auch schon los. Peggy-Maria war bereits im Wasser und Ronni Francois und ich warteten auf sie in der Wechselzone. Der erste Schwimmer kam bereits nach weniger als acht Minuten aus dem Wasser und so langsam füllte sich die Wechselzone. Es gab das übliche Chaos und Geschreie denn der eine oder andere steht ja da immer irgendwie im Weg um. Wir hatten uns ganz am Ende der Zone platziert, etwa drei Meter von dem eigentlich Radplatz entfernt. Peggy kam an, schaute auf den Platz und sah uns nicht, obwohl wie wie blöd „Peggy – hier!“ schrien. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht, diese Mischung aus Erschöpfung und Verzweiflung war schon etwas ganz besonderes. Ich denke in diesem Moment war sie kurz davor sich irgendein Rad zu schnappen und alleine weiter zu fahren, wenn sie bereits alle Männer im Stich gelassen hatten.

Dann ging es für mich los und mittlerweile hatte es erst angefangen zu nieseln und dann zu regnen. Ich lief mit dem Rad die Kaimauer überholte den ersten Fahrer, der mit Rennradschuhen vor mir los gelaufen war. Dabei schaute ich auf meinen Tacho: 16 km/hr – hm, das würde dann auf Strava den Schnitt ordentlich drücken. Der Sprung auf das Rad klappte auch gut und noch vor der Einbiegung auf die Nordstrasse überholte ich die nächsten beiden Fahrer und legte los gegen den Wind und gegen den Regen. Es war ziemlich anstrengend so etwa 36 km/h zu fahren und das über 3,5 km bis zum Wendepunkt zu halten. Auf der Gegengerade kamen wir bereits die Spitzenfahrer entgegen, die den Wendepunkt umrundet hatten. Etwa einen Kilometer vor dem Wendepunkt sah ich Silke auf der Gegengerade, die also etwa 2 km Vorsprung hatte, das würde ich also schwerlich aufholen können. Auch Thomas und Tobi waren vor mir.

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Silke beisst. (c) Andi Arbeit

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Tobi beisst nicht. Bei dem sieht das irgendwie immer nach Spaß aus. So sad.

In die andere Richtung lief es mit etwas Rückenwind dann deutlich schneller mit 40 km/h. Trotz des Regens und der nassen Fahrbahn war ich deutlich zuversichtlicher in den Kurven als viele andere, da kommt einem die Erfahrung aus den Bergen und den OBKMs dieser Welt zugute. In der zweiten Runde wurde ich dann deutlich langsamer auf der Nordstrasse und teilweise ging die Geschwindigkeit trotz Griff in den Unterlenker und Blick auf den Boden auf 33 km/h zurück. Tobi und Thomas sah ich immer noch auf der Gegengerade, d.h. ich hatte nicht so viel Zeit auf die beiden verloren. Und Silke hatte ich auch einen Kilometer abgenommen und dabei noch sechs andere Fahrer überholt. Ich wurde einmal von einem sehr pro-ausgerüsteteten Fahrer stehengelassen, aber  war es dann auch. Beim zweiten Mal am Wendepunkt kam der vor mir fahrende zum Sturz. Nasse Fahrbahn und vorne zu stark bremsen ist immer ganz schlecht. Ich fragte ob alles OK wäre, und als es das war fuhr ich weiter. Vor mir überholte ich noch einen weiteren Fahrer aber dann war die Lücke bis zu den nächsten so groß, dass ich nur noch versuchte möglichst viel Power zu geben, um eine gute Zeit zu erreichen.

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Full Power. Am Rahmen kann man noch prima die Gülle von der letzten Tour mit Hannes sehen. (c) Andi Arbeit

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Thomas liegt auf der AGA Skala (Angestrengter Gesichtsausdrucks Skala) so etwa zwischen Tobi und mir in der Mitte (c) Andi Arbeit

Mein Gefühl sagte mir, dass ich ganz gut gefahren war, aber auch nicht gerad überragend schnell, wozu das Wetter auch etwas beigetragen hatte. Ich ging in die Streckenteilung, bog nach rechts ob, dann wieder nach links um auf der Rampe runter in die Wechselzone zu fahren und da passierte es.

Ich machte etwas was man neuerdings in Bremen als einen „Leichten Balitzky“ bezeichnet. Das heißt ich fuhr über eine Haufen willkürlich angeordneter, gelber Speedbumper die ich nicht gesehen hatte und bei dieser Gelegenheit riss es mir den Lenker aus der Hand. Das Rad neigte sich nach links, ich knallte mit dem Oberschenkel auf den Boden und schilderte ein paar Meter vorwärts, zum Glück Richtung Ziel.

In diesem Momenten ist na ja so mit selbstproduzierten Drogen vollgepumpt, dass man nur noch denkt: „Hoffentlich läuft das Rad noch“ und dann drauf springt und weiter fährt. Ich hatte vielleicht so 30 Sekunden Zeit verloren, aber immerhin konnte ich noch treten,das Rad rollte noch und ich kam endlich in der Wechselzone.

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Zum Glück war dem Rad nichts passiert.

Ronni lief los und ich betrachtete erst einmal meine Verletzungen: Knie, Ellbogen und Oberschenkel waren lädiert, der Schnitt im Knie war relativ tief, so dass ich mich entschied erst einmal zum Verbandsplatz zu gehen.

Die Leute dort waren sehr nett, aber der Verband den sie da angelegt hatten …. überall tropfte das Blut raus und lief am Bein runter, ich sah aus wie eine Mischung aus Boris Karloff und einer Mumie – also etwa wie Boris Becker.

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Nach dem Rennen.

Ich war komplett nass, fror und blutete. In Momenten wie diesen bin ich ganz froh, dass meine Familie da war und sich ein wenig um mich kümmerte. Also zog ich mich schnell um und ging dann zum Ziel um Ronni einlaufen zu sehen. Das tat er dann auch recht zackig, insgesamt waren wir etwa 1:14 h unterwegs gewesen und das sollte zum zweiten Platz in der Familienstaffel reichen.

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Team Schädlich unchained: Jetzt neu mit Profi-Verband

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Siegerehrung Familienstaffel

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Silke, Silvia und Ina auf dem 3. Platz in der Frauenstaffel (c) Andi Arbeit

Ein gutes Team und ein gutes Ergebnis – Danke an Peggy-Maria und Ronni Francois, das ihr mitgemacht habt.

Ergebnisse

Strava

Bis zum Sommer 2017.

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Velotörn Bremen. Teil I: World of Fixedcraft.

Anstatt schon wieder ein recht normales Rennradrennen von 100km auf der sehr langweiligen Strecke in der Überssestadt in Bremen zu fahren, entschloss ich mich beim Velotörn am Fixie Rennen teilzunehmen. 30 Runden gegen den Wind, über Kopfsteinpflaster, haarscharf an Barrieren vorbei und das Ganze auf einem scheiß-unbequemen Rad.

Ich weiß auch nicht, warum ich mir das alles in meinem Alter noch antue. Ich könnte ja auch Samstags lange schlafen, ein Auto waschen und dabei Bundesliga im Radio hören, und dann im Garten grillen. Stattdessen mache ich mich am Samstag Morgen auf den Weg in die Überseestadt, um die Rennstrecke de Velotörns zu erkunden. Zum Glück zeigt sich Bremen an diesem Wochenende von seiner allerschönsten Seite.

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Bremen, wo die Weser wie ein richtiger Fluss aussieht (also fast so wie der Rhein)

Die Strecke führt auf der Konsul-M-Schmitt-Strasse die Weser runter, macht dann eine S-förmige Linkskurve über recht fieses Kopfsteinpflaster und läuft dann parallel über die Kaje am Hafenbecken in die entgegengesetzte Richtung. Es gibt dann wieder eine schnell durchfahrbare S-Kurve auf die Konsul-M-Schmitt-Strasse, dann ca.200 Meter Gerade zum sprinten, bevor es nach ca. 1,1 km wieder ins Ziel geht. Wäre dies eine Autorennstrecke, dann vielleicht Daytona im 18.Jahrhundert – wegen  dem Kopfsteinpflaster.

Ich habe Familie, einen Job und wenn ich mich mit dem Rad hinlege, dann dauert es eine Weile, bis wieder alles verheilt ist. Konsequenterweise hat mein Fixie Bremsen. Was aber bei diesem Rennen nicht erlaubt ist. Auch sind keine Kurbeln an nicht-Bahnrahmen mit einer Kurbelarmlänge von mehr als 165mm erlaubt. Überhaupt gibt es viele Regeln, was nicht dem kulturellen Anspruch des Rennens entspricht: „die jungen Wilden“; „Fixie-Subkultur“ etc. Es erinnert mich an eine Online-Anzeige von zwei sehr coolen Typen in Hamburg, die einen neuen Mitbewohner für ihre WG suchten. Zunächst einmal beschrieben sie sehr schön,wie locker und gechillt das Leben mit ihnen ist, um am Ende Interessenten zu bitten, Ihnen „ihr aktuelles Lieblingslied und ein polizeiliches Führungszeugnis“ zuzusenden.

Die richtige Antwort auf das Lieblingslied ist natürlich sehr simpel.

Jedenfalls hatte das zur Folge, dass ich mein japanisches Nagasawa Bahnrad reaktivieren musste, das nun seit 2 Jahren als Weihnachtsschmuckadapter an der Wohnzimmerwand verstaubt. Erst einmal andere Laufräder rein, damit wenigstens die teuren Mavic SSC überleben werden. Und dann kam ein anderer Lenker und Vorbau ran, denn dieser NJS Vorbau der an Keirin Bahnrädern quasi Standard ist bringt das Kinn knapp über die Höhe des Vorderrads. Ist man nicht rasiert, kann man nur noch maximal 20 mm Reifen montieren, sonst ist da einfach kein Platz mehr.

Wegen dem Kopfsteinpflaster hatte ich dann doch noch ein Lenkerband gewickelt, damit es ein wenig bequemer wird. Dafür opferte ich mein sehr schickes George Sorell Korkband, das ich 2011 zusammen mit David in Ravenna im Radladen Sambi gekauft hatte. So jetzt noch abnehmbare Bremsen dran, damit ich zum Rennen komme und los.

In der Überseestadt tummelte sich die Creme de la Creme des bremischen Radsportes. In  früheren Berichten habe ich immer jeden einzelnen mit Namen aufgeführt den ich kannte, heute ist das nicht mehr möglich (Sorry, Silke, Silvia, Caro, Linda, Jessica, Maren, Jörn, Andreas, Andi, Thomas, Jan, Philipp, Schnippo, Marc, Matthias, Christian, Benjamin, Tim, Harald, Didi…) Es ist ein sehr schönes Gefühl von vielen netten Menschen erkannt und gegrüßt zu werden und dazu zu gehören. Vor allem, nachdem ich vergleichsweise nach 12 Jahren Leben in Japan gerade einmal vier japanische Freunde hatte – die ich jeweils ein bis zweimal pro Jahr traf. Mit den Ausländern dort lief es wesentlich besser, das hatte nur den Nachteil, dass das japanische Haltbarkeitsdatum eines typischen Ausländers etwa drei Jahre ist – danach geht es wieder zurück in die Heimat oder in das nächste Land. Zum Gefühl der Zughörigkeit später mehr.

So standen wir also an der Rennstrecke und schauten uns das Rennen von Linda an.

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Die creme de la creme des bremischen Radsports

Linda war bei den Frauen zusammen mit den U17 Fahrern gestartet, insgesamt etwa 16 Fahrer. In den ersten Runden hielt sie sich gut im Hauptfeld, aber dann fuhren vorne 8 Fahrer das Feld zu Klump und büxten aus. Danach war sie ein wenig verloren und zu zweit oder zu dritt unterwegs und es wurde sehr anstrengend. Dementsprechend  schnell muss das Rennen gewesen sein, denn Linda ist wirklich nicht gerade langsam (das ist eine klassische Umschreibung von: „Linda ist deutlich schneller als ich.“ Von den acht blieben sieben vorne und gewannen nach 30 Runden das Rennen. Linda wurde Zweite bei den Frauen.

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Im übrigen konnte man hier wieder beobachten, dass bei großer Anstrengung nach dem Rennen die Birne rot anfängt zu glühen, und zwar nach der Formel: „Je jünger der Fahrer, desto roter die Birne.“ Ist mir bereits beim OBKM aufgefallen, wo der 70-jährige Zweite der Meisterschaft kalk-weiß war, geradezu Mumienhaft, während Linda (Kolibri) rot strahlte wie ein schmelzender Reaktorkern in Fukushima. Was aber immer noch nichts gegen Schnippo nach dem Rennen war, der rot strahlte wie ein tätowierter, russischer Mafia-Reaktor. Doch dazu später.

Darauf folgte das Derny Rennen. Ein paar Runden fährt der eine auf einem enthemmten e-Bike und der Andere hinterher, dann wurde gewechselt und es werden ein paar Runden umgekehrt gefahren. Am Start waren Schnippo und Philipp, sowie Marc und [vergessen].

Sportlich war das, na ja, aber sonst war es der Höhepunkt des Tages. Beim Wechsel mussten auch die Schuhe getauscht werden. Wir erwarteten am Streckenrand, irgendetwas in der Geschwindigkeit eines Triathlonwechsels. Stattdessen lief das ganze in erschreckender Zeitlupe ab. Schnippo und Philipp beim Wechsel zu beobachten war etwa so schnell und spannend wie die Ziehung der Lottozahlen im Fernsehn zu schauen. Und als dann  Schnippo auf dem e-Bike vor Philipp fuhr tat er das genau zwei Runden. Dann war es Philipp zu langweilig und er überholte Schnippo  auf der Zielgeraden. Denn das E-bike war nicht so richtig enthemmt – Philipp allerdings schon.

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Nachdem ich mich also gut amüsierte hatte war jetzt leider Schluss damit, denn nun musste ich auf die Strecke. Was ist bislang gesehen hatte, machte mir Angst. Da waren Fixiefahrer, die aussahen wie Simon Geschke und Frauen auf Fixies die….nun,  ebenfalls aussahen wie Simon Geschke. Andreas meinte treffend, dass das keine Radkuriere sind, sondern welche vom Radpaketdienst. Zack, vier Waschmaschinen unter den Arm und dann ab ausfahren zu den Kunden. Zum Glück gab es nur 19 davon. Und Philipp und Schnippo. Und mich. Alle fuhren auf Rahmen mit nach hinten offenen Ausfallenden; es gab viele Tätowierungen zu sehen, Piercings und Totenköpfe etc. auf den Jerseys. Da gehörte ich nun definitiv nicht rein. Erstens nicht von der Leistung, zweitens nicht vom Alter und dann auch wegen ein noch ein paar anderer offensichtlicher Mängel an Muskeln, Barthaar, Street Credibility und Geldknappheit. ich fühlte mich da sehr falsch. Wann hatte ich das letzte Mal dieses Gefühl? Vermutlich als ich 1990 versehentlich in einem heißen Quellenbad in Japan in die Damenumkleide ging, da dort keine Symbole, sondern chinesische Schriftzeichen an die Tür gemalt waren.

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Ich bin eben Rennradfahrer und fahre Radrennen. Bei so etwas habe ich keine Chance. Also nicht, dass ich sonst eine hätte. Meine Taktik war daher etwa wie die von Steven Bardbury  im Short Track bei den olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City: Hinten fahren und hoffen, das sich vorne alle auf die Fresse legen. Dann non-chalant vorbeiziehen. Nein -zu gemein, ich fuhr wieder mit meiner Standardtaktik: Versuche irgendwie zu überleben und nicht zu bescheuert auszusehen.

Aber da ich da schon einmal stand konnte ich ja ein paar Bilder machen und mitfahren.

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Und dann ging es auch schon los. Alle meine Sorgen waren umsonst, die erste Runde konnte ich echt gut mithalten! Leider stellte sich dann heraus, dass dies nur die neutralisierte Einführungsrunde war und wir am Start wieder stehen blieben. Trotzdem, eine gute Idee, um warm zu werden. Und zum Glück wurde das Rennen auch von 30 auf 20 Runden verkürzt.

Die zweite, also die nun eigentlich erste Runde, war schon deutlich schneller.  Am Anfang war es sehr nervös und ich machte mir da auch ein wenig Sorgen im Feld zu fahren, aber nach zwei Runden war ich da quasi draußen und in einer Dreiergruppe. Die Kurve mit Kopfsteinpflaster nahm irre viel Geschwindigkeit weg und es war extrem hart, dann wieder gegen den Wind zu beschleunigen. Nach 5 Runden hatte ich nur noch wenig Lust und überlegte aufzugeben. Das ist ja immer so, weil ich mich noch nicht warm gefahren habe und es dann am meisten weh tut -später wird es besser.

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Feuerwerk der Radkunst

Dann war ich mit einem der Mädels in dem Rennen zusammen. Ich wollte Sie animieren, dass wir auf die Gruppe der drei Männer vor uns auffahren. Sie sagte ja, ich machte Tempo, und als ich dann wechseln wollte blieb sie hinter mir. Für die nächsten drei Runden. Da ich alleine ohnehin nicht aufholen konnte wurde ich erst einmal wieder etwas langsamer.

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Lutscher !

In der S-Kurve zum Zielsprint drehte ich dann auf, als ich eine weitere, überrundete Fahrerin vor mir sah und setzte mich ab. An die hängte ich mich erst einmal dran und dann gab ich ihr Windschatten. Dann fuhr sie wieder vorne und erstaunlicherweise hatte sie noch gut Power und zog davon. Ehrlich gesagt lag das auch an der Technik, die fuhr die Kurven einfach viel besser als ich. Und als es dann in einer der beiden Kurven einen Sturz gab und ich langsamer wurde und die Richtung wechselte, war sie fast weg. Zwei der schnellen Fahrer waren zu schnell in die Kurve gegangen und matzten in die Barrieren.

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Erst überholen und vorweg …

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….und dann ein paar Runden später den Anschluss verlieren

Nach jeder Kurve musste ich erst einmal die Lücke wieder zu sprinten und das kostete viel Kraft. Aber jetzt war ich zumindest ganz gut dabei. Auch wenn die Spitzengruppe mich in der Zwischenzeit zwei Mal überrundet hatte. Dann sah ich kurz vor Ende Schnippo vor mir, den ich nun überrunden würde. Was er nicht wollte und ihm frische Power gab.

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Prima, mit Schnippo war das jetzt natürlich wieder viel besser und so kamen wir in die letzte Runde und dann auf die Zielgerade. Schnippo fragte mich:,“Wollen wir zusammen ins Ziel fahren, oder das ausfahren?“ „Ausfahren!“ Und so legte wir einen guten Spurt und Bike-throw zum Schluss hin. Nun hatte ich wirklich keine Lust mehr. Allerdings auch keine Bremsen, um zu stoppen.

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Strava

Am Ende wurde es ein 12.Platz von 23 Teilnehmern, von denen wiederum 17 ins Ziel kamen und sechs aufgaben (zwei glaube ich wegen Sturz). Hinter mir nur Frauen. Und Schnippo (Rennen drei). Vor mir eine Frau, und zwar die, deren Trikot so aus sah wie ein Mosaik-gefliestes Badezimmer auf den Bahamas.

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v.l.n.r : Das bahamische Badezimmer; gut getarnte Norddeutsche; meine Begleiterin für ein paar Runden am Start vor mir.

Das hat jetzt nix mit: Ich bin besser als Frauen oder so zu tun, sondern ist einfach meine Erfahrung in den typischen Platzierungen meiner Karriere: Zweitstärkste Frau.

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Hier sieht man noch einmal einen der gestürzten. Fiese Delle am Oberrohr des Standaert Rad.

Prima, ich hatte überlebt, ein Top-12 Finish und war fix und fertig.  Und neben mir glühte Schnippo. Eigentlich keine so gute Idee, denn er fährt morgen das 100 km Rennen beim Velotörn und ich die 150 km der RTF Lauenau. Und dann kam noch einer der schnellen Fixiefahrer und gab mir die Hand – eine Welle von Zusammenhalt wallte in mir auf.

Es ist übrigens keine gute Idee mit wenig gefahrenem, bzw. wenig  getestetem Gerät ins Rennen zu gehen. Der Vorbau fixierte den Lenker nicht gut und da ich fast auschließlich im Unterlenker fuhr, drückte ich im Verlauf des Rennens den Lenker nach vorne und oben. Das war am Ende sehr unbequem. Und sah auch echt scheiße aus.

Und ganz zum Schluss löste sich auch noch ein Kurbelarm vom Vierkanttretlager. Ich fuhr zu Matthias, aber der hatte auch kein passendes Werkzeug (8mm Inbus) dabei. Dafür aber Carolin Schiff, die ich fast übersehen hätte. Ich hatte Sie ja nur einmal im Rennen gesehen und war mir nicht sicher, ob sie es wirklich war. Die Beine schienen mir ein wenig dünn (vor allem nach dem was ich da im Fixie Rennen gesehen hatte), aber dann gab es auf dem Schienbein ein paar markante Narben und ich dachte ich frage sie mal, ob sie es ist. Bingo. Taktisch wollte ich nur beweisen, das ich netter bin, als dass was ich schreibe und wir unterhielten und über das, worüber sich erwachsene Menschen so unterhalten: Radrennen, Motorboote auf dem Gardasee, über die Unsinnigkeit in Bremen zu wohnen und so weiter.

Das waren ja für einen Tag mit so herrlichem Wetter recht wenig Kilometer, diese aber sehr intensiv. Insgesamt war die Veranstaltung gelungen, mit €20 auch nicht zu teuer und spaßig. Zum Glück habe im Rennen ich nicht geschmittet (Bremer Fachwort für „sich auf die Fresse legen“).

Allerdings ist da auch kein großer Unterschied zu den Bremen Challenge Veranstaltungen mit Streckenführung in der Überseestadt zu spüren. Aber trotzdem, danke für die Mühe der Organisation. Danke auch an Silke, Harald und Linda für die Fotos.

Wir sehen uns dann total platt beim RCB Montagstraining.

 

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Elb-Bremen Cyclassics 2016

Hamburg, das etwas größere Bremen an der Elbe, oder auch kurz das Elb-Bremen, wie es von seinen höflichen, toleranten, weltoffenen und verständnisvollen Bewohnern genannt wird, ist seit 1996 Schauplatz eines Radrennens, den Cyclassics. Dieses sollte dieses Jahr zum letzten Mal ausgetragen werden – Zeit also dabei zu sein.

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Ich bin leider nur sehr selten in Hamburg, da es ja leider so ist, dass diese Stadt absolut nichts hat, was Bremen nicht schon hätte. Hafen? Hat Bremen auch. Speicherstadt? Hat Bremen auch in Form der Überseestadt. Mittelmäßiger Fußballverein? Schlechtes Wetter?Schiefgegangene Bauprojekte a la Elbphilharmonie oder Spacepark? Reeperbahn? – Helenenstraße. St. Pauli? – das Viertel. Cyclassics? Bremen Challenge! Na gut, also irgendwie doch 1:0 für Hamburg.

Mitte dieses Jahres hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass der Rückzug von Vattenfall als Sponsor der Cyclassics das Ende der Veranstaltung, zumindest in Hamburg bedeuten würde. Zwar beteuerte der Veanstalter, dass es zwei ernsthafte Angebote anderer Städte für die Fortführung geben würde, aber wir wissen ja ziemlich genau, welche Städte heute so verzweifelt sind dies zu tun: Pjöngyang, Dubai oder Damaskus. Also meldete ich mich für die 100 km Strecke an, um wenigstens einmal in Hamburg dabei gewesen zu sein. Als dann bekannt wurde, dass ein neuer Sponsor EuroEyes, gefunden wurde und das Rennen in Hamburg bleibt, dachte ich erst einmal ich seh‘ nicht richtig. Und dann entschied ich mich doch teilzunehmen und nicht zu warten bis EuroEyes auch kein Interesse mehr hat.

Und so fand ich mich am Sonntag Morgen zusammen mit Silke um 6:30 Uhr im Zug nach Hamburg. Wenige Minute vorher war eine Sushiparty bei uns zu Hause zu Ende gegangen, die mein Sohn initiiert hatte. Er hatte in den letzten Monaten mitbekommen, dass „Willst Du noch ein Bier bei mir trinken?“ eine deutlich niedrigere Erfolgsquote bei Frauen seines Alters hat als „Kommst Du auch zu meiner Sushiparty?“ Und so haben wir in der letzten Zeit eine Sushiparty nach der anderen, was sehr lustig ist, wenn man meinen Sohn kennt: Der will nämlich nie mit uns Sushi essen gehen, weil er das nicht mag bis auf eine einzige Sorte (Ikura). Und an der Zubereitung von Essen zeigte er ebenfalls noch kein Interesse; also auch wenn er halber Japanern ist heißt das noch lange nicht, dass er Sushis zaubern kann.

Ich dachte, wenn jetzt Mädels zu uns nach Hause kommen, dann sorgen die auch dafür, dass nach der Party aufgeräumt wird, aber das war eine komplette Fehleinschätzung. Ich durfte mir erst einmal durch Reis-, Avakoda- und Lachsreste eine Schneise auf dem Frühstückstisch schlagen zwischen Pfützen aus Soyasosse und Schleifspuren aus Wasabi.

Der ganze Zug hingegen war im Bereich des Radwagens voll mit Bremern die nach Hamburg fuhren. Um diese Uhrzeit trifft man im Zug normalerweise ja nur Menschen die aus der Discomeile Bremens nach Hause auf das Dorf fahren wollen und dabei verzweifelt versuchen beim Kotzen den kleinen Tischabfalleimer zu treffen. Da war heute komplett anders.

In Hamburg angekommen sagten wir schnell „Tschüß“, denn Silke war mit ihren Rennhasen in Block E verabredet, während es mich als Erstteilnehmer in Block I verschlagen hatte. Dort traf ich Fabian, der mit dem Motorboot über die Kanäle Mitteldeutschlands nach Hamburg geschippert war. Das war sehr praktisch, denn er hatte sein Motorboot im Parkhaus am Hauptbahnhof geparkt und musste dann nur wenige Schritte zum Start laufen. Ich hatte Fabian seit dem Velothon in Berlin nicht mehr gesehen und wir hatten uns einiges zu erzählen, zumal wir im September zusammen mit Steini auch endlich Berlin entlang des Mauerweges umrunden wollen.

Dann ging es plötzlich los. Das ist ja immer so. Man steht im Startblock, quatscht, ist komplett kalt und plötzlich sieht man, wie die Massen vor einem in Schwung kommen. Und in Hamburg war schon eine sehr große Masse vor einem, vor allem aus Perspektive I.

Von Alain, einem Franzosen, den ich in Tokyo kannte, habe ich gelernt, wie man sich gut durch ein dichtes Feld von Fahrern zu Beginn eines Rennens nach vorne durcharbeiten kann. Alain konnte das extrem gut und ich kann es ein wenig; während wir also im Schritttempo durch die neutrale Zone auf den Start zuradelte hattet ich bereits ein Drittel des Startblockes hinter mich gelassen. Und auch danach ging es nicht gerade schnell weiter. Bislang war ich es von Rennen gewohnt, dass die ersten 10 Kilometer, unabhängig von der Länge des Rennens, mit 50 Km/h plus durchgeballert werden bis man nur noch nach Luft japst und keine Kraft mehr hat. Die restliche Distanz bis zum Ziel wird dann in RTF Manier in einer Gruppe abgewickelt. Hier war es aber nicht so, es ging relativ gemütlich raus aus Hamburg und ich sprang vorwärts von einer Gruppe zur anderen.

Dann kam ein sehr schneller Fahrer vorbei, ich erinnere mich nur noch daran, dass auf seiner Hose „Veganes Radfahren“ stand, was auch immer das bedeuten soll. Ich verstehe ja, dass man vegan essen kann, aber Radfahren? Klingt ähnlich wie rauchen „ohne Atomkraft“; oder  „bumsen für den Frieden“. Der zog mich an weiteren Gruppen vorbei, war aber letztendlich zu schnell für mich. Dann kamen drei blaue Dänen von hinten, an die ich mich wieder ransaugen konnte und mit denen nahm ich die Köhlbrandbrücke in Angriff.

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Die kommt leider bereits nach 10 km und ich war noch nicht richtig warm – das tat also richtig weh und am Ende krabbelte ich da mit weniger als 25 km/h hoch. Aber es ging.

Dann kamen die Berge. OK, also was Hamburg so an Bergen zu bieten hat, was sich auch nicht wesentlich von dem unterscheidet, was Bremen an Bergen zu bieten hat. Allerdings braucht man in Bremen für jede Steigung erstens eine Autobahn und zweitens eine Brücke darüber. In grenzenloser Überschätzung meiner Fähigkeiten nach dem Dolomitentraining und da ich irgendwo gelesen hatte, dass die Bergwertung nur 1,7 km lang ist, ging ich den ersten Berg sehr forsch an und setzte mich von meiner Gruppe ab. Drei Minuten, so dachte ich, halte ich das locker durch. Aber ich war erstens nicht so gut und zweitens war die Strecke deutlich länger als ich dachte, am Ende etwa 6 1/2 Minuten und so wurde ich von dem gesamten Feld wieder eingeholt als ich jämmerlich langsam die letzten Meter zusammenkratzte.

Aber jetzt hatte sich, mehr als 30 km im Rennen, endlich einmal eine vernünftige Truppe gefunden, die in etwa bis zum Schluss zusammenbleiben sollte. Dabei waren unter anderem:

+ Dänen, die nicht lügen und schnell fahren können
+ Zwei weitere Dänen vom Team „Heino“ [das ist dänisch und heißt „Heino“ auf deutsch, vermutlich]
+ Ein Fahrer mit einem türkisen Trikot, das aussah als wenn es eine schlecht gemachte „Biancchi“ Kopie aus Nordkorea gewesen wäre und der von einer Parfümerie aus Wedel gesponsort wurde. Auf seiner Hose stand hinten drauf „Ein Duft sagt mehr als 1000 Worte
+ Ein Riese mit DEMAG Trikot und einem Cervelo.
+ Eine blonde Frau im weißen Trikot „Changing Diabetes“

Jetzt ging es richtig schnell vorwärts und wir rollten das Feld von hinten auf. Bereits auf dem Weg nach draußen kämpfen wir uns durch das H und G Feld durch. Wir überholten größere Gruppen von denen und dabei musste man immer aufpassen, das man an der schnellen Truppe blieb und nicht aus versehen dort hängenblieb weil man aus Versehen am falschen Hinterrad kleben bleibt. Weil die Straßen teilweise recht eng und kurvig waren, wurde das Tempo beim Überholen etwas langsamer, so dass alle in der Gruppe Anschluss finden konnte. Irgendwo holte die Gruppe auch Christian ein, der ebenfalls aus I gestartet war.

Es ging relativ schnell nach Hamburg wieder rein, jetzt mit Rückenwind. Ich konnte mich weiterhin gut an dem Duft mit 1000 Worten orientieren, bis der dann nach einer Kurve und schneller Beschleunigung heraus fiel. Die Gruppe wurde zum Ende etwas kleiner.

Im Hafen war eine Straße zur Hälfte für den Verkehr frei, zur anderen Hälfte für das Radrennen mit Hütchen gesperrt. Diese konnte man aber fast nicht sehen und beinahe wäre ich gegen das erste gefahren. Silke sah später an der gleichen Stelle einen ziemlich schlimmen Sturz, der sie ebenfalls fast ausgeknockt hätte.

Und dann waren wir auch schon nahe des Ziels. Es gab ein paar aufblasbare Tore, aber wie viel Kilometer die bis zum Ziel anzeigen sollten war mir nicht klar. Ich fuhr zu früh an, am Ende ging mir ein wenig die Kraft aus, aber es reichte dann um mit Christian gemeinsam über die Ziellinie zu fahren. Ergebnis: Etwa 2:35 hr Fahrzeit, Top 600 in der 100 km Distanz, fast Top 100 in meiner Altersklasse (Betreute Senioren 3), fast 39er Schnitt. Kam mir etwas schneller vor, aber in den „Hamburger Bergen“ fährt man doch halt längere Strecken im 30er Bereich.

Strava

Mein Vergleich für Hamburg sind die beiden großen anderen deutschen Jedermannrennen, die ich gefahren bin: Berlin und Münster. Im Vergleich dazu sind wesentlich mehr Fahrer auf der Strecke, es gibt nicht diese langen Stücke komplett ohne Fahrer zum Ende des Rennens. Die Strecke ist auch wesentlich kurviger und hat mehr gefährliche Stellen wie Schienen, Verkehrsinseln oder scharfe Kurven, man muss die ganze Zeit sehr konzentriert fahren. Andererseits hatte ich erwartet nach den Berichten bislang, dass mehr gefährliche Fahrer auf der Strecke sind; aber bis auf einen Flachlenkerwichser, der es lustig fand bei den Hütchen der Straßenabtrennung Slalom zu fahren, war das Niveau gut.

Nach dem Rennen trafen sich die Bremer auf dem Platz wo es Paulaner gab.

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Junge, gut aussehende Hamburgerinnen in hanseatischen Kostümen verteilten die Getränke an die Teilnehmer. OK, 2:0 für Hamburg, die Frauen haben den größeren Charmefaktor.

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Oder vielleicht doch 1:1, wenn man sie mit den RCB Rennhasen vergleicht.

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vl.n.r.: Linda Hase, Silvia Rabbit, Silke Usagi und mein Name ist Hase, ist weiß von nichts.

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Immer mehr Bremer kamen und wir verloren uns in Unterhaltungen. Ich sprach recht lange mit Kai, der bald den Ötztaler Marathon fahren wird; Fabian, Kathrin und die Kinder kamen, später auch Jan und Caro und Friedel, nein Klaus.

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Die Fahrt zurück nach Bremen dauerte dann zu lange in einem zu vollen Zug.

Fazit: Hamburg ist zwar verdammt weit weg von Bremen, aber durchaus ab und an einen Abstecher wert. Danke an alle für Organisation, Unterstützung und Freundschaft.

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RCB Montagsvelothon.

Mein Standardprogramm für das Wochenende sieht derzeit so aus: Am Freitag die sehr gemütliche BBC Runde, am Samstag Grundlagenausdauer- und Stabitraining und am Sonntag ist Ruhetag. Nur auf diese Art und Weise bin ich in der Lage beim RCB Training am Montag teilzunehmen.

Nachdem es die letzten drei Montage ausgiebig geregnet hatte, war heute mal wieder gutes Wetter und entsprechend viele Fahrer waren zum Treffpunkt nach Borgfeld gekommen. Während im Frühling Pollenflug Allergien verursacht, bekam ich heute fast eine Adrenalin oder Testoronallergie – die Ungeduld aller lag spürbar in der Luft: Es würde schnell, dreckig und brutal werden, auf jeden Fall in der Heizdüsengruppe.

Jede Menge bekannte und berüchtigte Gesichter. Ich habe leider keine Photos gemacht. Selbst wenn ich welche gemacht hätte, wären nur verschwommene Schatten erkennen zu gewesen, so schnell war das Tempo und so gesättigt die Luft mit Adrenalin. Aber ich habe heute eins im Web gefunden, das den nach der Geburt getrennten Zwillingsbruder von Stefan Schnippowski zeigt der heute auch dabei war.

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Uwe Schnippowski

Die Einsteiger sollten sich hinten auf dem Parkplatz sammeln, die Heizdüsen mitten auf der Strasse. Alle andere blieben stehen wo sie waren. Dann ging es los und innerhalb von 300 Metern waren wir zu Viert vorne und hatten die anderen bereits verloren. Wir waren eine recht große Truppe bei den Heizdüsen heute, vielleicht so um die 20 Fahrer, die dann wieder Anschluss fanden.

Das Tempo war…schnell. Als ich wieder zuhause war und auf meinen GPS Datenlogger schaute, zeigte dieser einen Schnitt von 35 km/h – inklusive der getrödelten An- und Abfahrt durch die Stadt. Und hatte ich den nicht auch an, als ich bei Rewe Riegel kaufen ging und verträumt an den Regalen vorbei schlenderte? Mir kam es so vor, als wenn wir überwiegend mit 40+ durch die Gegend gerast wären.

Quasi an jedem Ortsschild gab es einen Sprint, angefangen in Quelkhorn, und dann in Ottersberg, Ottersstedt, Otterswerk, Ottershorn, Ottersthal und sogar in Ottersfeld. Ich hielt mich taktisch zurück, da ich nicht wusste, ob ich nicht doch irgendwann einmal herausfallen würde. Aber als wir fast wieder zurück und ich noch gut in Schuss war, dachte ich mir, ich könnte ja auch einmal ein paar sinnlose Attacken fahren. Also begann ich Ortsschilder anzutäuschen.

„Los, da vorne ist Quelkhude“ murmelte ich, beschleunigte wie ein Blöder und musste feststellen, dass sich eine ganze Truppe hinter wir dranhielt, die alle den Sprint nach Quelkhude, respektive Borgstedt oder Dogrepel für sich gewinnen wollten. Man, waren die gut. Ich nahm wieder Tempo raus und schaute mir die Sache von hinten an. Vorne wurde es ja auch wieder langsamer, wenn nach exzessivem Sprinten kein Ortschild in Sicht kam.

Wir waren also irre schnell zurück. Noch weit vor dem Sonnenuntergang.

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Borgstedter Deich Richtung Hühnersiel

Da gab es dann endlich mal die Gelegenheit etwas zu reden, denn beim Fahren war daran nicht zu denken. Das war definitiv härter und schneller, als der Velothon in Berlin vor zwei Wochen. Zum Glück konnte ich den als Vorbereitung für das Montagstraining mitnehmen.

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Nach dem Training war ich ziemlich müde. Da aber diese Woche kein Body Attack stattfindet, da die Trainerin in Urlaub ist und zudem mal wieder mieses Wetter nach Bremen zieht, fuhr ich noch ein wenig an Wümme und kleiner Wümme lang, um mir die Füsse zu vertreten und noch ein paar Kilometer zu sammeln. Denn in 2 Wochen bin ich wieder in den Dolomiten, das könnte dann tatsächlich etwas härter werden, als ein RCB Montagstraining. Auch wenn man sich das noch nicht vorstellen kann.

Strava

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Warten auf Bumsfidel. Quatsch, Schnippo! Nein, Silke!

„Ich wusste nicht mehr, ob ich wachte oder schlief,
die Augen verquollen von tausend Tränen,
auch wenn sie doch endlich einen Sinn bekämen.“
(HH Milch, „Fräulein Meier“, 1984)

Ich quälte mich morgens ganz früh aus dem Bett, fühlte mich lyrisch und machte mich auf den Weg in die Küche.Das war gar nicht so einfach, denn seitdem mein Sohn Abitur hat, hängt er mit seinen Kumpels im Esszimmer rum und zockt Nächtelang online „League of Legends“. Und so kämpfte ich mich durch leere Pizzapackungen, vorbei an Bierkästen und leeren Energiedrinkdosen zum Toaster durch. Man, hatte ich so überhaupt keine Lust!

Aber ich hatte ja dooferweise auf fb gepostet, dass ich alle heute nach Barrien zur RTF leiten würde. Meine Laune wurde auch nicht besser als ich, vorbei an Gummibärchentüten, Chipspackungen und Kartoffelsalatdosen die Strasse erreichte. Graue Wolken überall, vor allem am Himmel über einem, was schlecht ist, denn von da aus fällt vertikal der Regen auf einen runter, zunächst noch in tröpfelnder Form. Dabei hatte ich mich extra schick gemacht für dieses Event und mein TSV Barrien Vereinstrikot von 1991 angezogen.

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Die klassische Mondrian-Version, heute in diesen Farben (stehen auf der Verbotsliste der Genfer Konvention) und Mustern (Gegenstand der START Abrüstungsverhandlungen zwischen Russland und den USA) fast nicht mehr zu bekommen.

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Warten auf Bumsfidel- denkt man.

Zum Glück warteten schon die ersten Mitfahrer auf mich am Treffpunkt Bank Wehrstrasse.: Klaus, nein Friedel, nein doch Klaus, Benjamin, Caro, Silvia, Jörg, Christian und er kamen auch immer mehr, jetzt fehlte an sich nur noch Bumsfidel, auf den wir ja bereits letztes Jahr vergeblich gewartet hatten.  Allmählich wurde die Stimmung aggressiv: „Wo ist denn dieser Bumsfidel schon wieder?“ „Alle sind da – und wer fehlt – der Bumsfidel natürlich!“ Ich ließ die Stimmung erst einmal köcheln, denn ich war der einzige der wusste, dass Bumsfidel gar nicht kommen würde. Das hatten wir nicht so abgemacht, um alte Traditionen zu wahren, sondern Bumsfidel wollte mit der BBC (Big Black Cog) Gruppe erst um 8:30 in Barrien sein und später losfahren. Da ich den ganzen Tag heute keinen einzigen BBCler gesehen habe, gehe ich davon aus, dass Bumsfidel heute Abend um 20:30 Uhr meinte, wenn die Strassen leer sind und Deutschland gegen die Ukraine bei der EM spielt.

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Na dann warten wir doch auf Schnippo!

Schnippo, bürgerlicher Name Stephan-Cevin Graf zu Schnippowitsch, sollte uns nach Barrien führen, da er der einzige mit Ortskenntnis des Bremer Süden ist. Auf den mussten wir nun warten. Unglücklicherweise fährt Schnippo, im Gegensatz zu vielen Anderen von uns, nicht nur Rad sondern geht einer weitgehend ungeregelten Arbeit, und einem überhaupt nicht geregelten Lebensstil nach. Nachdem wir also ausreichend gewartet hatten sagte jemand, das Schnippo nicht kommt, was schlecht ist, denn Barrien liegt ja nicht gerade um die Ecke und ist im Prinzip nur auf Feldwegen zu erreichen.

Also, auf wen sollen wir nun warten? Silke! Denn jemand berichtete, dass Silke munter und fröhlich „Legat. Illegal. Scheißegal“ von Slime vor sich hinflötend am Straßenrand saß und versucht mit Andi zusammen einen Platten zu reparieren. Als die beiden dann endlich kamen ging es endlich auf Richtung RTF. Und zwar für ca. 4 km, bevor der zweite Platten Silke stoppte. Tobi führte die Gruppe weiter nach Barrien, während ich umkehrte um Silke und Andi nach Barrien zu fahren. Andi war nirgendwo zu sehen und Silke fuhr in die falsche Richtung – nämlich nach Hause. Ich konnte sie nicht überzeugen ihr schlechtes Kharma herauszufordern und mit nach Barrien zu kommen und musste mich so alleine auf den Weg machen. Fazit: Alles organisiert und dann doch alleine gefahren.

In Barrien waren schon jede Menge Leute, allerdings wegen dem schlechten Wetter auch deutlich weniger als in den letzten Jahren. Obwohl in Barrien ist an sich immer schlechtes Wetter. Fremde Frauen lächelten mich an – war es wegen meinem TSV Barrien Trikot? Nein, es war Corinna, die mich anstarrte, die ich 5 Minuten nicht erkannte, bevor endlich der Groschen fiel. Es gab Kuchen und Kaffee, belegte Brote und wie immer hatte der Verein, d.h. seine Mitglieder und davon vermutlich überwiegend die weiblichen, großartiges an der Kuchen- und Brötchenfront geleistet. Es ist wirklich irre, was so die Dorfvereine zustande kriege. Würde ich, zum Beispiel einer Gruppe von Studenten die Aufgabe geben so etwas zu organisieren, so kämen sie mit einer Flasche Cola an und hätten sich heillos zerstritten.

Gespräche rechts und links. Das hat sich schon sehr geändert im Vergleich zu vor sechs Jahren als ich aus dem Ausland nach Bremen kam und keinen Menschen kannte. Norddeutsche sind ja nicht für ihre Offenheit bekannt; sprach ich damals einen ein, dann sagte er mir. „Hau ab, ich kenn‘ schon einen anderen Menschen!“ und machte ein Gesicht wie Thorsten. Heute ist das komplett anders. Auch und gerade wegen dem cyclyng Blog werde ich mit Respekt behandelt was mir fürchterlich peinlich ist. Manchmal werde ich sogar nach meiner Meinung zu radtechnischen Dingen befragt was noch peinlicher ist, da ich dann so tun muss, als wenn ich davon Ahnung hätte, wobei mein eigentliches Fachgebiet ja die Optimierung von Festigkeits- und Wärmedämmungseigenschaften von Hochlochziegeln ist – aber dazu stellt natürlich nie jemand eine Frage! Zudem wird angenommen, dass ich bestimmte Dinge mache, weil sie einen Sinn haben, wo ich doch einfach nur zu doof bin. Beispiel von heute:

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Lasierte Beine.

Diese braunen Flecken sind nicht etwa Desinfektions- oder andere Wundermittel, um meine Leistung zu verbessern, sondern Lasur. Warum Lasur? Hatte ich meine japanische Frau um eine Rasur meiner Beine gebeten und sie hatte das nicht mißverstanden wegen akuter R/L Schwäche? Nein. Das mit dem R/L ist übrigens wirklich schwierig. Kazuko sagt auch immer „Früchtling“ und „Früchtlingsunterkunft und ich denke an eine Scheune in der sich Orangen und Mangos vor dem Regen schützen. Fairerweise muss man natürlich auch sagen,dass es uns auch schwer fällt in der japanischen Aussprache zwischen „つ“, “す“ und „ず“ zu unterscheiden. Oder zwischen „紅葉“ und “工場“, fast identische Aussprache, das eine heißt aber „gelbe und rote Blätter im Herbst, die die Herzen der Menschen berühren in ihrer Pracht“ und das andere „Fabrik“.

Also, warum Lasur? Weil ich zusammen mit meinem Sohn den Gartenzaun gestrichen habe und wir uns beide total versaut haben. Ich quatschte sehr viel und verpasste prompt den Start.

Zum Glück kam gleich hinter mir eine Gruppe mit Steen, Thorsten und anderen Wiegetrittlern und wir machten uns daran das Feld von hinten aufzurollen. Thorsten machte sehr viel Führungsarbeit vorne und ich beteiligte mich auch aus Dankbarkeit sporadisch. Wir überholten eine Reihe von Gruppen, aber irgendwann ist auch einmal Schluss damit. Das Tempo war aber immer noch gut hoch im 35-40 Bereich und so kamen wir dann bereits nach 30 km oder so an die erste Verpflegungsstation. Wo dann alle bis auf einen und mich rausfuhren, um den legendären Butterkuchen zu tanken, nachdem diese RTF benannt ist. Ich fuhr einfach durch, zusammen mit dem Lotto Typen, der mir aber etwas zu schnell war. Stattdessen fand ich zwei weitere Mitfahrer, von denen der eine ein wunderschönes Basso Fiore di Loto hatte. Ich musste relativ viel vorne fahren, um das Tempo hoch zu halten. Da änderte sich, als Andi mit einer Gruppe von 5-6 Fahrer kam und wir uns teilweise daran hängten. Teilweise, denn die fiesen kleinen Anstiege sorgten dafür, dass hinten noch einige rausfielen. So ging es dann in gutem Tempo weiter zur zweiten Verpflegungsstation die ich ebenfalls ausließ. Diesmal musste ich ganz alleine weiterfahren und verirrte mich prompt. Zum Glück fand ich eine Strasse, auf der ein Paar Gruppen fuhren und hängte mich dran. Und zum Glück waren das auch Gruppen auf der 113er Runde.

Diese Gruppe war nun richtig flott und wir fuhren quasi ständig im 40er Bereich. Besonders fies waren die Abzweigungen – an jeder wurde arg schnell beschleunigt und ich musste mich mit 45 Sachen richtig reinhängen, um nicht den Anschluss zu verlieren. So langsam merkte ich, dass mir der Saft ausging und irgendwann würde ich wohl aus de Truppe rausfallen. aber da kam auch schon die dritte und letzte Station und die ganze Gruppe blieb stehen um zu essen. Ich war auch total überrascht wie viele Fahrer da standen, nach dem Tempo bislang hatte ich geglaubt ganz vorne zu sein. Auch hier fuhr ich durch und wurde dann relativ schnell von einer weiteren Gruppe eingeholt die etwas langsamer unterwegs war. Unter anderem waren da auch Fahrer aus Bruchhausen-Vilsen und Nienburg dabei.

Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr auf der Autobahn fahrt und vor euch wird eine LKW-Zugmaschine abgeschleppt? Also so, dass die Fahrerkabine nach hinten zeigt und man das Gefühl hat, da kommt einem ein LKW auf der falschen Spur entgegen und gleich kracht man zusammen? Dieses Gefühl hab heute das Mädel vor mir, durch die Kombination aus geflochtenen Zöpfen und Brille.

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Zugmaschine

Hey, und wie man einen Helm richtig rum aufsetzt, darüber kann man durchaus in Bremen auch geteilter Meinung sein. Ich fühlte mich die ganze Zeit peinlich angestarrt und versuchte nicht auf die Banane zu gucken. Insgesamt war das aber eine gute Truppe, die mich schnell ins Ziel brachte.

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Norddeutschland

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Schau mir in die Augen…

Insgesamt bin ich heute auf 114 km fast einen 36er Schnitt gefahren, und habe in mehr als drei Stunden gerade mal 2 Minuten Pause gemacht. Also eine gute Vorbereitung für den Velothon in Berlin am nächsten Wochenende. Und ich war echt froh, als es vorbei war und ich wieder chillen und quatschen konnte.

DSCF2573 Das ist ja nach den RTFen immer viel zu kurz, weil alle gleich wieder zurück nach Bremen wollen. Und  da alleine zurückzufahren ja so gar keinen Spaß macht, schloss ich mich einer Gruppe mit Andi, Andres, Caro, Tanja, Tobi und einigen anderen an. Kurz vor 13:000 Uhr war ich wieder zuhause, mein Bett und seine Freunde lagen jetzt gerade mal im Bett.

Zu einem perfekten Wettkampf gehört unbedingt im Anschluss noch einmal richtig Stabi Training zu machen, um den Körper perfekt auszubalancieren. Hier empfiehlt es sich mit Gewichten und Partnern zu arbeiten, notfalls tut es auch ein etwas älteres und schwereres Handy.

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Vor dem Stabi Training

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Nach dem Stabi Training

Danke an Caro für die Assistenz beim Stabi Training. Nach dem Stabi Training fühlte ich mich auch wieder so richtig frisch. Den Tag anschließend verbrachte ich aber dann doch erst einmal im Bett und dann auf der Couch – und jetzt denke ich so ganz langsam an Fußball.

Danke an alle die heute mitgefahren sind und auf die wir warten oder nicht warten mussten. Und an den TSV Barrien für die gute RTF und den vielen Kuchen etc., auch wenn ich kein einziges Jersey heute von dem Verein gesehen habe.

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Das Rennen: Mallorca 312…oder 167 oder 90.

Heute also großer Renntag auf den Straßen von Mallorca. Gleich um sieben Uhr ging es schon los. Also, für die anderen, nicht für mich, denn ich fuhr die Mallorca 90 und die starteten erst am Nachmittag. Zeit, morgens für das Rennen zu trainieren. Ich fuhr ziemlich genau 3,2 km, bevor mir der Nieselregen total den Spaß  verdarb. Zurück nach Alcudia, Cafe im Dorfcafe zwischen alten Frauen und enttäuschten Radfahrern. Wieder ins Bett gekuschelt, Wäsche gewaschen, eingekauft und dann ganz langsam Richtung can Picafort um auf Silvia, Tanja und Bo zu warten, die von der 167er Runde nun einlaufen sollten. Das taten sie auch. Sahen auch aus, als wenn sie noch mehr hätten vertragen können.

Ich wartete auf Thomas und Tobi, die die 312er Runde in Angriff genommen hatten. Thomas war letztes Jahr einen Schnitt von 30,7 km gefahren – da ging der Kurs aber ach noch einmal rund um Malle und war teilweise recht flach. Das hatte sich dieses Jahr sehr verändert. Also, ich dachte, so gegen 14:30 Uhr müssten die am Hotel vorbeikommen un dann ziehe ich sie die letzten 90 Kilometer ins Ziel. Meine persönlichen Mallorca 90 – nur trockenes Wetter, kein Anmeldungsstress, keine besonderen Ziele. Gegen 15:00 Uhr rief Schröder an und sagte, dass sie noch 30 km vom Hotel entfernt sind. Um 16:15 Uhr ging es dann endlich los auf der dicken, komplett gesperrten Küstenstrasse Richtung Arta.

Ich muss sagen, es macht ziemlich viel Spaß mit den beiden zu fahren, wenn die bereits 220 km in den Beinen haben und ich noch total frisch bin (abgesehen von gestern). In der Ebene ist das alles noch relativ ausgeglichen, aber an den Steigungen bin ich dermassen viel schneller – ein völlig neues Gefühl. Da blieb den beiden nichts übrig als gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

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Am Montag hängen wir den Typen wieder kurz vor Wilstedt ab.

Schön war auch, dass wir kein einiziges Mal überholt wurden, selber aber jede Menge Einzelfahrer und auch eine Gruppe stehen liessen. dabei war auch ein Fahrer mit Beinprothese – Respekt.

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Die Strassen nach Arta rein waren ziemlich wellig. Es gab jede Menge schneller Abfahrten, ein paar fiese Steigungen und Wellen, Wellen und Wellen. Und so waren wir dann a uch wirklich schnell unterwegs und glücklich an der Verpflegungsstelle in Arta. Von dort aus ging es in einer größeren Gruppe auf der Küstenstrasse Richtung Can Picafort. Zunächst einmal setzten wir unser freundlichsten lächeln auf und machten vorne Führungsarbeit.

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Hallo Gruppe!

Dann machten wir richtig Druck und wollten de Gruppe auseinanderfahren, in dem wir uns vorne mit der Führungsarbeit abwechselten. Das nützte aber nix, nur einmal nachdem es schnell den Berg runter ging (an der Respol Tankstelle für Kenner) und dann wieder hoch, hätten wir es fast geschafft, aber eben auch nur fast. Jedenfalls haben wir bestimmt 30 Leute in der gruppe gesammelt und dann schnell ins Ziel gebracht.

Am Hotel klinkte ich mich aus, jetzt mit beiden daumen nach oben durch das Ziel zu fahren wäre vielleicht doch etwas zu viel des guten gewesen. Jedenfalls hatten wir alle viel Spaß. Verstehe nur noch, warum wir morgen nicht gemeinsam nach Sa Calobra radeln wollen.

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Vereinsübergreifendes Trainingscamp Mallorca Tag n+2

RSC Rot Gold, RRG, RCB, BBC, Tetrisfit, Bremer Rennradfront, Rennradfront Bremens … es ist wirklich schwierig den Überblick über alle Bremer Radsportvereine zu behalten, auch wenn man alle 24 Fahrer persönlich kennt, die dort engagiert sind.

Zum Glück macht man ab und zu etwas auf Mikro-level gemeinsam; dieses Jahr entschlossen  sich Mitglieder von RCB, Manta Squad, Pedalos, Randsportgruppe der freiwilligen Feuerwehr  Tenever und dem RoCB (Roller Club Bremen) gemeinsam nach Mallorca zu fliegen, dort zu trainieren und als Höhepunkt an dem Jedermannrennen Mallorca 312 teilzunehmen.

Heute das letzte Training vor dem Start morgen. Herrliches Wetter – ganz im Gegensatz zu gestern, wo man nichts machen konnte, außer in Palma zu shoppen und den Rapha Pop-up Store in der Kunstgasse zu besuchen: Erinnert stark an einen Party/heizungskeller der Siebziger, es fehlte lediglich Alufolie an den Wänden und eine Diskokugel. Ich probierte ein Jersey für €140 und es gefiel mir nicht. Palma ist ohnehin nicht gut für Männershopping. Dafür gibt es nette Cafes und guten Kaffee; Milchcafe z.B. schmeckt gut und heißt auf Spanisch „Cafe con lecce“, während man nach normalem Kaffee mit „Cafe sin lecce“ verlangen sollte.

Heute ging es um 10:00 Uhr los in Can Picafort. 6 Rennräder und ein e-bike. Das geht übrigens sehr gut, so lange man etwa BBC Freitagsrundentempo fährt. Auf den Steigungen sowieso.

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Erste Pause bei Petra (Ohren).

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Während die Mädels und Bo dort bleiben, machen Tobi, Thomas und ich uns auf zur Ermita de  Bonany hochzufahren. Nachdem wir bislang mit angezogener Handbremse unterwegs waren, brennen wir jetzt an der ersten, ernsthaften Steigung total durch. Also, ich zumindest. Sofort setze ich mich von den beiden ab und fliege die Steigung hoch. Prima, mein Puls geht auch wieder richtig hoch, jetzt auf 174, das war im Winter in Bremen nicht drin, noch nicht einmal in Okel. Ich gebe alles, als Thomas nonchalant a mir vorbeizieht, als wenn er mich nicht kennen würde und es irgendwie peinlich ist mit mir gesehen zu werden. Ein paar Minuten macht Tobi das gleiche mit mir; das immer näher kommende Kloster rettet mich.

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Oben vor der Kirche gibt es einen tiefen Brunnen, der mit einem Metalldeckel verschlossen ist. Tobi und ich verletzten uns beide schwer am Kopf, als wir versuchen beide gleichzeitig hereinzuschauen. Dann machen wir Photos von der Reflektion unserer Gesichter auf dem Brunnengrund.

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So etwas gruseligeres habe ich nicht gesehen, seitdem ich die letzte Folge X-Files schaute.Ah Moment, die Mathenoten meines Sohnes waren auch etwa so gruselig.

Wir fahren wieder zurück nach Petra und dann gemeinsam über kleine Strassen nach Can Picafort.

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Die Wiesen blühten am Strassenrand, die Ziegen grassten vor sich hin und es wurde jetzt auch richtig gut warm. So warm, dass sich die Knielinge auf einer Minimalhöhe einpendelten.

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Girlie Knielinge

Und dann waren wir auch schon da. Mit 25 in der Gruppe kann man quasi endlos lange fahren, irgendwann wird es dann schwierig, weil Schulter, Hals, Po, oder Arme weh tun, aber Beine, Herz und Lunge lächeln nur vor sich hin. Die anderen waren nervös wegen morgen und wollten es nicht übertun, aber ich hatte mich nicht rechtzeitig angemeldet und kann morgen tun und lassen was ich will.Früher, als Coppi, Motta und Harald L noch die Mallorca 312 fuhren, ging das Rennen noch einmal rund um die Insel. Damit ist es heute vorbei – einmal hoch in die Transmuntana, dann an der Flanke wieder zurück und ab nach Arta und wieder zurück. Erinnert mich an die Triathlonstrecke in der Bremer Überseestadt, ist halt nur länger.

Also machte ich mich auf nach Alcudia, dann weiter nach Port de Pollenca und hoch die schöne Steigung Richtung Cap Formentor. Das ging erstaunlich gut, aber am Leuchtturm dort ging mir Proviant und fast auch das Wasser aus. Irgendwie langte es dann aber doch bis zurück nach Port d’Alcudia. 150 km für den Tag, das war jetzt auch genug. Ich sass am Hafen, aß eine Pizza und schaute den Kindern beim Fussballspielen zu. Der n+nte Tag kann kommen.

 

 

 

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LVZTRCB 2016: Kreuz und quer durch Tenever und Wilstedt

Die erste RTF der Saison wurde von meinem Verein ausgerichtet: die Landesverbandszielfahrt des Radsportclub Bremen, kurz LVZTRCB – das musste in der Überschrift so abgekürzt werden, denn eine Blogsoft die in den USA entwickelt wurde kann mit der Länge deutscher Worte, wie z.B. „Benzinwolkenvaterbeschämung“ nicht umgehen.

Als Startpunkt wurde ein berüchtigtes Jugendhaus auf dem Gelände der Gesamtschule Ost in Tenever ausgewählt; als ich dort mit Mark und Dr. Rad aus Weimar um 9 Uhr morgens ankam hing bereits das übliche Gesocks vor dem Eingang rum: Rose Räder, Shimano Schaltungen, Rapha Kleidung und gefakte Carbonräder aus China, schlimm, schlimm was die Jugend heute so treibt. Dealer befüllten Benzinkanister in denen nun Drogen transportiert wurden, vermutlich Methylalkohol oder sonstiges Teufelszeug und mit denen die umliegenden Dörfer wie Wilstedt und Seslingen versorgt wurden. Obwohl es noch so früh war, rauchten bereits die ersten Fahrer in der glühenden Sonne; mindestens 32  Grad im Schatten waren es da schon. Also, das hätte man zumindest denken können, wenn man sah, wie viele Mitfahrer in kurz-kurz angetreten waren. OK, also an sich nur einige. Hm, wenn ich noch einmal darüber nachdenke, lief dort eigentlich nur Matt Schmitt in kurz-kurz rum, alle anderen in Jacke und Schals.

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Boys and Girls in the Tenever Hood

Von drinnen dröhte aggressive Musik von Haftbefehl die uns auf die bevorstehende Landesverbandszielfahrt des Radsportclub Bremen scharf machen sollte:

Denn ich rolle mit mei’m Besten
Denn ich rolle mit mei’m Besten
Denn ich rolle mit mei’m Besten
Ich und er sind jede Zeit bereit für Action

Ich bin high und ich rolle tief
Ich bin high und ich rolle tief
Ich bin high und ich rolle tief
Ich bin high und ich rolle tief

Der Sozialarbeiter drinnen machte Zicken und wollte  nicht die Landesverbandszielfahrtskarten des  Radsportclub Bremen rausrücken, so dass wir ihm zunächst eines auf die Fresse drohten und dann acht Euro abdrückten. Überhaupt: drinnen! – doch dazu später.

Draußen war mittlerweile die gesamte RCB Szene Bremens versammelt, viele bekannte Gesichter, Jörg zum Beispiel hatte ich lange nicht mehr gesehen, mit Andreas länger nicht gesprochen, Thomas, Philipp, Stefan, Silvia, Didi – das ist mittlerweile ganz anders, als auf meiner allerersten RTF in Bremen 2010. Ehrlich gesagt war es auch nicht viel anders als eine RCB Montagsausfahrt, deren Startpunkt ja mittlerweile auf den Dorfkrug in Borgfeld verlegt wurde, da die Kundschaft von Jacques Weindepot, wo wir uns bislang trafen, auch keine Lust mehr hat sich durch schwitzige hundert Körper zu winden, um ’ne gute Flasche Rose zu kaufen. So ein Gemenge ist eine gute Gelegenheit ein paar Fachgespräche zu führen. Andreas vermutete, dass die Lager in den Naben seines Rades kaputt sind, da er beim fahren öfters das Gefühl hat, „als würde mich jemand von hinten festhalten“, dieses Gefühl ist mir, vor allem nach der Winterpause ebenfalls gut bekannt und hat dummerweise leider gar nichts mit den Lagern zu tun.

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Sebasatian hat seine Igelhaare mit einem Stirnbandunterm  Helm gesichert, da ist quasi wie eine Sprungfeder, die jeden Moment damit droht den Helm zu durchstossen.  Dann, wir waren gerade so nett am quatschen und irgenwie hatte ich mich schon mit dem Gedanken angefreundet jetzt gleich nach Hause zu fahren und auf der Couch zu pennen,trat Schröder nach vorne und begann zu organisieren. Neben Schröder stand ein blonder Junge und Silke vorne und alle hielten Schilder mit 120+ (Schröder) 75+ (Junge) und Silke (50+) hoch – da analog zu den Schildern auch eine signifikante Änderung der Körpergröße von Schröder in Richtung Silke erkennbar war, glaubte ich zunächst, dass wir nun nach Körpergröße sortiert würden; also mit Schröder kommt alles was zwischen 2,20m und 1,75m ist, mit dem Jungen zwischen 1,75m und 1,50m und bei Silke alles war unter einem Meter fünfzig durchkommt.

Es handelte sich aber doch um die Streckenlängen. Die 120er Gruppe war zunächst relativ groß, aber nun wurde jede Gruppe noch einmal in „ambitioniert“ und „gechillt“ aufgeteilt. In der ambitionierten 120er Gruppe bleiben dann noch so ca. 25 Fahrer. Ich stellte mich auch mit dazu, denn erstens ist dazustellen relativ einfach und cool (im Gegensatz zu mitfahren) und zweitens war es ohnehin mein Plan mit der schnellen Truppe rauszufahren, irgendwo eine längere Pause zu machen und zu warten bis die gechillten kommen und mit denen dann gemeinsam den Rückweg zu vergeigen.

Ich hätte gerne mal die ambitionierte 50er Truppe gesehen. Schnitt 35 km/h, nach 1 1/2 Stunden wieder zurück  – da kann man mit dem Tag noch etwas anfangen.

Los ging’s dann auch schon.Mit Rückenwind und hohem Tempo. Meistens war es allerdings auszuhalten, schwierig wurde es erst einmal  nur dann, wenn der Wind von der Seite kam. Es ist an sich ja kein Problem 40 km/h in der Gruppe zu fahren, wenn der Wind von hinten kommt, man in der Mitte fährt, die Leute kennt und sich auf die verlassen kann und die Hosen vor einem nicht komplett durchgescheuert sind. dann kann mana uch ein wenig quatschen, so wie Thomas und ich das gemacht haben. Das Problem fängt an, wenn die Gruppe immer noch 40 km/h einen leichten Hügel mit heftigem Seitenwind hochfährt. Das kostet Körner und kann man halt nicht so häufig mitmachen. So war ich ganz froh, dass wir relativ zackig in Wilstedt waren. Was keine Überraschung ist, denn in den Regelungen des Deutschen Radsportbundes heisst es eindeutig über das Ziel einer Landesverbandszielfahrt: „Wird eine Landesverbandszielfahrt in Norddeutschland durchgeführt, so muss eines ihrer Ziele Wilstedt sein.„. Überhaupt, ich kann mich auch gar nicht erinnern, dass ich jemals von Bremen aus irgendwo hingefahren wäre und dabei nicht durch Wilstedt gekommen wäre. Wilstedt ist wie das Schloß von Franz Kafka,nur umgekehrt.

Auf der langen Straße an den Windkrafträdern vorbei Richtung Wilstedt musste ich dann auch in die Führungsarbeit gehen. Neben mir eine graue Heißdüse. Wir fahren den letzten Hügel zum Ortsschild hoch. Hier wird bei der Montagsausfahrt immer gesprintet. Der ist  neben wird immer schneller, will nicht sprinten, aber definitiv als erster am Ortsschild sein. das geht natürlich gar nicht, ich halte mit und ziehe dann ganz fies an – schwierig ist es dabei das Ganze so aussehen zu lassen, als wenn das ganz locker und unbeabsichtigt wäre – dieser Ortsschildsprint geht an mich. Danach ist dann auch schon die erste Pause am MTV Wilstedt (letztens 3:4 rausgeflogen nach 1:1 Hinspiel gegen Liverstedt im Kreisligapokal).

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Links mit Helm der Ortschildsprinter in Wilstedt. Unter dem Tisch verdächtiger Kanister.

In Wilstedt hätte ich nun in den Zirkus Eldorado (Motto: erfolg ist kein Zufall!“) der Familie Thiel (Deswegen sind wir auch in Wilstedt!) gehen können, aber die Pause ist nur kurz und am Kreisel kreisen bereits die Ungeduldigen. Weiter geht es mit 35 bis 40 und mir wird langsam klar, dass das mit mir nicht ewig so weitergehen wird. Zwischen Kirchtimke und Rhadereistedt (Immer noch Partyalarm in der Zeltdisco am 8.April) falle ich raus. Philipp und ein weiterer wollen mich noch schieben, aber da geht nicht mehr viel und bis zur nächsten Pause in Selsingen ist es noch weit und so mache ich mich alleine auf den Weg. Die Gruppe ist auch ganz schön klein geworden, in Wilstedt sind da schon eine menge ausgestiegen.

Das klappt ganz gut, nur habe ich von der Strecke dummerweise so gar keine Ahnung und muss mich anhand der Landesverbandszielfahrtswertungskarte orientieren. Das bedingt eine menge Pausen, denn nun kommen die ganzen „Stedts“ und ich kann einfach nicht behalten, in welcher Reihenfolge die abgefahren werden sollen: Rockstedt, Granstedt, Glinstedt, Hanstedt, Hepstedt, Tarmstedt, bis der Weg wieder zurück nach Wilsedt führt.

Wofür steht eigentlich dieses „Stedt„? Stadt kann das ja wohl nicht heißen, den diese gottverlassenen Flecken im Norden weisen ja keine signifikanten Einwohnerzahlen auf. Am besten gefällt mir da noch Rockstedt (ursprünglich „Rockstedty“), denn erstens hat es ein cooles Wappen,

Wappen von Rockstedt: von lauter Musik aufgescheuchter Vogel irgendwo im Grünen

 und zweitens wurde der Ort auch von No Doubt besungen.

Prompt verpasse ich den Verpflegungspunkt in Selsingen und dann geht es auch schon voll gegen den Wind zurück. Hm, das ist nun echt hart. Ich fahre so mit 20 bis 25 km/h und trotzdem habe ich einen Puls von 140 bis 150. Das ist nicht so anders als bei Mat Haymann, als er dieses Jahr Paris-Roubaix gewann, nur dass er mit diesem Puls und der etwa gleichen Trittfrequenz im Durchschnitt 44 km/h über Kopfsteinpflaster fährt.

Ja, jetzt wird es wirklich langsam und mühsam. Und verdammt, die chillige 120er Gruppe will einfach nicht kommen. In Glinstedt finde ich endlich einen weiteren Radfahrer, der sich mit mir duelliert. Fies schleicht er von rechts auf dem Radweg heran und überholt mich. Ich ziehe an, aber er bleibt dran, setzt noch einmal zum überholen an, bis ich ihn kurz vor Tarmstedt aus den Augen verliere. Ich sollte noch erwähnen, dass der nicht bei der Landesverbandszielfahrt mitfuhr und auf einem Trekingrad mit zwei Packtaschen sass.

In Wilstedt mache ich mir gar nicht die Mühe auf dem Rückweg beim Verpflegungspunkt zu halten. Immer weiter gegen den Wind, bloss nicht nachdenken was ich hier mache und den Tag kann ich vermutlich auch tutto completto abhaken wenn ich erst einmal wieder zuhause bin. Wenn.

Es folgt das altbekannte Stück durch Buchholz nach Quelkhorn und Sagehorn, immer noch sehr langsam aber man kennt die Straßen und Abzweigungen und weiß wie weit es bis nach Hause ist. Es sind relativ viele Autos auf der Straße und es wird aggressiv gefahren und gehupt. Plötzlich quietschen Bremsen und  Reifen auf , ich drehe mich um und sehe, dass knapp zwei Meter hinter mir ein alter Benz zum stehen kommt. Das war sehr knapp. Ein Busfahrer hupt, zeigt mir den Vogel und schneidet mich, ich bin froh, als ich ab Sagehorn wieder über Nebenwege fahre.

Ankunft in Tennever am Jugendheim.Thomas ist natürlich schon da, er hat bis zum Schluß in der schnellen Gruppe mithalten können. Ich dachte ich bin der letzte der eintrudelt, aber dann kommt plötzlich Schnippo und ein Teil der schnellen Truppe rein.Er hatte Pech mit seinem Rad heute, es gab viele und lange Pausen. Und als mein Würstchen schon lange fertig ist, kommen auch die gechillten 120er rein.

Ich denke ich werde diese Saison ein Problem haben. Für die gechillten bin ich einfach zu schnell. Das merke ich ja auch bei den regelmässigen RCB und BBC Runden, das ist ganz nett aber nicht wirklich fordernd. Es macht Spaß zu quatschen, aber so richtig weiter bringt mich das nicht. Einerseits. Für die schnellen bin ich allerdings zu langsam, da kann ich so 40 km mithalten, aber dann geht mir die Puste aus. Klar, über den Verlauf der Saison werde ich besser, schneller und ausdauernder werden, die aber auch.

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Baum in voller Blütenpracht

Ich sollte unbedingt noch etwas anderes machen, nachdem ich ja jetzt erst einmal „Body Attack“ Verbot habe. Auf  der Rückfahrt kommt mir die Idee: erst in die erste Etage und dann auf in das Erdgeschoss.

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Zum Ende hin hänge ich noch ein wenig im Jugendheim rum. Es gibt ein paar schicke Photowände aus der Geschichte, so erfahren wir, dass hier irgendwelche Jugendliche den dritten Platz beim Fußballtunier „Rote Socke“ 2003 gemach haben, organisiert vermutlich von der KPD/ML. Es gibt eine Zusammenstellung mit Schnappschüssen der „Mädchenrunde“ und ich hoffe und bete, dass das Jugendheim in dem ich mich früher aufgehalten habe, Haus Zoar in Mönchengladbach nicht etwas ähnliches besitzt. Und dann heisst es  Tschüss sagen.

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Das fällt nicht so schwer, denn erstens schreit die Couch zuhause nach mir und zweitens wird am Montag Abend ja ohnehin wieder gerast wie blöde. Oder eben gechillt.

Strava

Landesverbandszielfahrten, wie viele andere angenehme Dinge im Leben sind nicht einfach da sondern entstehen, weil sich ein paar nette Menschen aufraffen und das ganze organisieren, wobei sie vermutlich dabei dann den wenigsten Spaß haben. Das ist im Prinzip wie Parties zuhause machen, wenn die Eltern weg sind: Da werden auch Jugendliche schnell zu Spiessern im Angesicht der drohenden Zerstörung. Mein Dank an die Leute vom RCB die heute ihren Beitrag geleistet haben. Insbesondere für die Erfindung des Wortes Landesverbandszielfahrt.

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Dokodemo Tour.

„Es wäre doch nett“, dachte ich mir, „mal wieder zusammen am Wochenende zu fahren und nicht alleine mit schlechter Laune und Form gegen den Wind zu fahren.“ 

Zum Glück ist die Rennradbegeisterung ja gerade so, dass man in Bremen über die fb Gruppe jeden Tag mindestens drei Touren zur Auswahl hat, denen man sich anschliessen kann. Vor die Wahl gestellt morgens um Neun 150 km mit den Cracks, um Zehn 123 km mit Radler die ich nicht kenne (aber vermutlich auch teuflisch schnell sind) zu fahren, oder um Zwölfe zu Dritt mit Schnippo und Helge eine gemütliche 60 km Runde zu drehen entschied ich mich für das letztere. Obwohl mir klar war, dass das niemals gemütlich werden würde. Und später wurde mir auch klar, dass wir alles andere als zu dritt fahren würden, weil ca. 15 andere ebenfalls zu dritt unterwegs sein wollten.

Schnippo traf ich bereits an der Ampel der Erdbeerbrücke. Zuerst erkannte ich ihn nicht, da er vermummt war. Ich hatte lange keinen so vermummten mehr gesehen, der letzte vor Schnippo war Thomas, der im Sommer 1980 in Berlin aus Kreuzberger Seitenstrassen heraus Bullenwannen mit Farbbeuteln bewarf. Der Unterschied zwischen politisch motivierter Vermummung und radfahrtechnischer ist im wesentlich einen Frage der Mode: In den Achtzigern waren schwarze Baumwollvollmützen und Arafat-Feudel angesagt, heute sind es Textilien aus sogenannten Funktionsmaterialien (als wenn ein Material nicht immer irgendeine Funktion hätte, sogar Bibis Tasty Donut Duschschaum hat vermutlich eine) und neonfarbene Sonnenbrillen, die auch auf dem Spring Break in Mexiko ganz nett ankommen würden.

Radfahrerinnen mit Funktionsbrillen

Am Weserwehr wartet dann eine ziemlich große und bunte Truppe. Viele kannte ich wie Enno, Silvia, Thomas, Benjamin, Tim, Tanja oder Linda, viele waren mir neu. Das ist aber heute egal, denn hinterher kann man ja dann auf Strava nachschauen mit wem man gefahren ist und sich gegenseitig Kudos geben. Von Anfang an war klar, dass es innerhalb der Gruppe ein ganz erhebliches lila-schwarzes Leistungsgefälle geben würde. Da das ganze aber als gemütlich angekündigt war, sieht man darüber hinweg und brettert los.

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Auf zur Sonne, zur Freiheit nach Okelweyhe.

Der Himmel über Bremen zeigte sich heute von seiner besten Seite: Strahlend blau, dazu aufgrünende Wiesen und Felder, wenig Verkehr und hier und dort die ersten Osterblumen und Krokusse. Nach dem Salalom auf dem Deich, ging es ab dat Autohaus auf normalen Straßen und Rückenwind schnell Richtung Süden über Kirchweyhe, Südweye und Sudweyhe nach Okelweyhe oder so. Hinter Okel erhebt sich majestätisch der Okeler Berg. Man fährt in den Ort herrein, dreht ein paar Kurven und dann plötzlich hinter den in der Sonne glitzernden Bürotürmen Okels taucht der Okeler Berg in seiner vollen, angsteinflössenden Größe an. Man hat vielleicht schon einmal den Nanga Parbat oder das Stilfser Joch im Fernsehen gesehen, hat von den Verrückten gehört die dort hochgekraxelt sind und von den Vernünftigen die dort starben, und all das kommt einem gleich in den Sinn gleich hinter Okel. Nebenbei gibt es dort auch einen Strava KOM zu knacken, so dass das Tempo dann gleich mächtig anzieht. Das Feld reißt es dann gleich auseinander, rot-schwarz ganz weit vorne, lila-schwarz ganz weit hinten und dazwischen recht bunt. Ich quäle mich hoch und denke an Yabitsu-Toge oder Matsuhime Toge in Japan, ähnlich anspruchsvolle Gipfel. Oben warten wir in der eisigen Umklammerung der Gipfelkälte, bis alle aufgeschlossen haben.

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Gipfelkreuz auf dem Okeler Berg

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Warten in der Eiseskälte

Von dort aus geht es zackig weiter richtig Gödestorf und Wachendorf bevor wir uns dort wieder auf in Richtung Bremen machen. Eine größere Gruppe verlässt uns, um mehr als 60 km zu fahren. Wir machen uns weiter auf den Weg Richtung Schnepke. Trotz Pause und Verletzung bin ich ganz gut drauf, versuche jede Steigung schnell zu fahren und auch vorne Tempo zu machen.

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Unten: Richtung Schnepke. Oben: Richtung Malle vermutlich.

Es fällt auf das Schröder fehlt. Gerüchte kursieren, dass er krank ist, oder Feuer löschen muss. Vorne singen wir gemeinsam die Ode auf Schröders Tasche. Also was für den richtigenSchröder seine Kuscheldecke ist, ist für den wahren Schröder seine Mammut Hüfttasche.

Das Ding ist winzig, zuerst denkt man, das ist eine SD-Karten Aufbewahrungstasche, und ich rede hier von Micro SDs. Aber dann holt Schröder beim fahren was dabei heraus. Und noch was. Und noch was und noch was und noch was. Unglaublich, Mitfahrer berichteten. dass er angeblich erst eine Standpumpe, anschliessend einen Doppel Whopper und dann noch ein Elektroschweißgerät aus dieser Tasche zauberte. All dies ist übrigens nicht neu, natürlich gibt es da alles bereits in Japan. Dort gibt es einen Comicfilm Doraemon, in dem eine blaue Roboterkatze und ihr jugendlicher Freund Nobita die Hauptrollen spielen:

Doraemon, Mammut Hüfttasche nach vorne gedreht.

Der blaue Roboter Doraemon hat ein katzenähnliches Aussehen.  Er wiegt 129,3 Kilogramm, ist 129,3 cm groß, kann 129,3 cm hoch in die Luft springen und rennt bis zu 129,3 km/h schnell. Am Bauch trägt er eine Tasche, die Yojigen-Poketto, auf Deutsch vierdimensionale Tasche, die in ein anderes Raumkontinuum mündet und deshalb unendlich viel Platz bietet. Aus der Tasche holt er bei Bedarf allerlei Gegenstände aus der Zukunft, etwa eine Überall-Tür und diverses anderes technisches Spielzeug. 

Es gibt einige Toyota Commercials in denen, man glaubt es kaum, Jean Reno den Doaremon spielt und die Dokodemo Door hervorzaubert.

Am besten daran gefällt mir ja wirklich die Überall-Tür, auf japanisch die „Dokodema Door“. Doaremon halt diese Tür aus seiner Tasche raus, man sagt wo man hin möchte, macht  die Tür auf und schon ist man da: „Syke!“. Na bitte, klappt doch.

Schröder zieht daher seine Mammut Hüfttasche auch niemals aus. Er trägt Sie unter dem Jacket bei der Arbeit, beim schwimmen im Horner Freibad und auch nachts unterm Schlafanzug. Also, das hört man so.

Wir fuhren derweil von Syke den Berg zum Golfkurs hoch und wieder zurück nach Okel. An jedem Ortschild wurde gesprintet, meist waren Schnippo, Benjamin und Carlos Estobar vorne. Und ehe wir uns versahen waren wir dann auch schon wieder am Weserwehr nach ziemlich genau 60 km (Strava).

Eine schöne Tour an einem schönen fast-Frühlingstag – Danke an alle die mitgefahren sind. Die Gruppe zusammenzuhalten hat auch gut geklappt, allerdings muss man dann auch irgendwann so ehrlich sein und den Stecker ziehen, wenn es wirklich nicht geht. Aber das klappte ja auch gut.

Schröder, wir haben Dich vermisst.DSCF2238

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Silvia wieder Single.

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