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No 3Rensho

In diesem Winter, in vielen regnerischen und kalten Nächten, wo ich durch Erkältung und Verletzung an den heimischen Herd gefesselt war, machte ich etwas sehr un-ungewöhnliches: Ich baute ein Rad auf, das No! 3Rensho.

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Japanische Räder und Rahmen sind etwas tolles – vor allem dann, wenn man lange in Japan gelebt hat, die Gelegenheit verpasste etwas tolles zu kaufen und nach Deutschland mitzunehmen und nun hier sitzt und dem nachtrauert. Ich hätte ein Cherubim haben können, ein Kalavinka oder ein Quark, stattdessen kaufte ich mir zunächst ein Cannondale und dann später ein Cervelo Solist. Beides waren gute Räder, aber den Preis zahlte ich nachher, als ich mir für viel Geld zunächst einen Nagasawa Keirinrahmen besorgte, der heute eine Wand des Wohnzimmers beschmückt und dann später dazu noch einen Panasonic FCR37 Rahmen, mit dem ich einfach nicht glücklich wurde und der nun hoffentlich jemand anderes froh macht.

Letztendlich kam mir dann die Erkenntnis, dass ein Rahmen ja auch nur aus ein paar verlöteten Stahlrohren besteht, die dann lackiert und mit Aufklebern versehen wurden. Und gute Rahmen gibt es viele. Also nahm ich einfach einen guten Rahmen aus meinem Bestand, schickte ihn zu Yuji nach Berlin und ließ ihn pulverbeschichten. Das Ergebnis war wirklich toll, alles weitere kann man bei Interesse gleich hier nachlesen.

Da das ja kein echter 3Rensho Rahmen ist besteht auch nicht die innere Notwendigkeit diesen mit passenden Komponenten auszurüsten. Die Grenze zum Verbrechen ist bereits überschritten und nun ist alles möglich; oder wie David mal sagte: „I might as well be hung for a sheep as a lamb.“ Meine Idee war grundsätzlich das Ganze so auszurüsten, dass es wie ein modernes Rennrad schnell gefahren werden kann (wobei mir klar war, dass es eben nicht so schnell wie das Canyon Positivo wird), möglichst viel silbrig glänzende Teile hat und ein paar klassische Elemente. Ich wollte seit längerem eine Shimano 11 Gang Schaltung ausprobieren und hier hatte ich nun die Gelegenheit dafür.Außerdem sollte es nicht so teuer werden, dass man Angst haben muss es zu fahren. Ansonsten würde ich wieder das verbauen, was ich immer verbaue, denn es gibt nun doch eine menge Teile zu denen ich keine wirklichen Alternativen gefunden habe. Das Rad ist nun endlich fertig. Fertig? Nun ein Rad ist nie fertig, aber das No! 3Rensho soll mein Schlechtwetterrad werden und es fehlen noch die Testach Schutzbleche von Honjo dafür, die in Deutschland so unglaublich schwer zu beschaffen sind. Da muss ich weiter auf Yuji vertrauen.

Im Detail nun.

Schalten

Verbaut sind Bremsschaltgriffe, Umwerfer und Schaltwerk der aktuellen Shimano 105 5800 Gruppe in schwarz bzw. silber. Da ich die neuen Shimano Kurbeln als viel zu klobig empfinde, habe ich eine Campagnolo Athena Kompakt 50/34 mit Ultra Torque montiert – was natürlich mal wieder nicht ohne das immer verlangte Spezialwerkzeug bei Campagnolo geht.Dieses Mal war es ein langer, 10er Inbusschlüssel – wieder ein Teil mehr in der Werkzeugkiste was nie gebraucht wird (da liegen bereits 3,5 mm, 7 mm und 14 mm Inbusschlüssel die ebenfalls nur für Campa sind).Die Kette ist von KMC und hinten tut eine einfache Shimano 105er 11 Gang Kassette der Abstufung 12/28 Dienst.

Die Zugführung der Schaltung ist, Rahmenbedingt, komplett außen und da es sich um einen älteren Rahmen handelt, auch mittels angelöteten Führungen oberhalb des Tretlagers. Ungewöhnlich, aber es ist nicht so, als wenn die Reibung hier das Schaltverhalten  beeinflussen würde.

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Die 105er Hebel haben ja nun auch die Zugführung unter dem Lenkerband, ebenso übrigens wie die neue Tiagra – da ist preislich auch fast kein Unterschied mehr.

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Shimano 105 5800 Umwerfer mit langem Jahr auf Campagnolo Ultra Torque Athena Kurbel.

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Da kommt der 10er Imbus rein.

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Am Hinterrad ist alles komplett Shimano. Nein. Die Schalthülle ist von Campagnolo.

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Hier kann man das dann auch sehen.

Insgesamt ist die Schaltleistung sehr sehr gut. Es ist eine Menge Arbeit den Umwerfer vorne richtig eingestellt zu bekommen. Shimano arbeitet ja mit einer Schablone die man braucht, je nachdem wie der Schaltzug hebeln soll. Aber wie immer bei neuen Shimano Schaltungen ist das ganze sehr knackig, schaltet schnell und präzise und man barucht den Umwerfer nicht zu trimmen. Die Frage ist natürlich wie sich die Schaltung über Jahre verhält, aber so ist das erst einmal sehr gut gelungen. Ich wünschte das ganze sehe etwas besser aus. Die Shimano Schaltbremshebel sind mir immer noch zu klobig und immer wenn ich das Schaltwerk sehe denke ich an eine Vespa.

Lenken

Verbaut ist ein Nitto Mod. 55 Lenker, eben genau eine der Komponenten zu denen es keine Alternativen gibt. Die Form ist zeitlos schön klassisch, zusammen mit einem sehr kurzen Dia Compe Vorbau (80 mm) wirkt alles gut.

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Die Klemmung des Vorbaus hat eine Ausfräsung, dadurch wirkt das ganze noch einmal leichter. Das Lenkerband ist wie immer wenn es farblich möglich ist, Speed Ribbon von BBB, weil das einfach das Band ist, das sich am einfachsten wickeln lässt und später gut aussieht. Völlig unverzichtbar, ich frage ich warum Fizik oder Rose das nicht so gut hinbekommt. Ich habe den oberen Teil schwarz gewickelt, da dies der Teil ist der schnell verschmutzt und da macht schwarzes Lenkerband für ein Schlechtwetterrad sehr viel Sinn. Unten blau, das passt sehr gut zu dem blau des Rahmens. Im rahmen ist ein Tange Steuersatz verbaut. Das Rad ist sehr agil, fast schon zickig, das liegt vermutlich an der Geometrie des Rahmens (der ja auch „Criterium“ heisst). Ich habe jetzt nichts nachgemessen und das kann auch alles Einbildung sein. Jedenfalls reagiert das No! 3Rensho schneller und nervöser auf Lenkbewegungen als andere Räder von mir.

Bremsen

Campagnolo Veloce Bremsen. Beziehungsweise Super Veloce. Unverzichtbar und günstig. Leider seit das aktuelle 2016er Modell von Campagnolo nicht mehr so gut aus, wie die Version davor, weil es eine häßliche Ausfrasung hat die vermutlich etwas Gewicht sparen soll. Oder ist es der Vesuch von Campagnolo die Bremsen „Skeleton-like“ zu machen? Wann weiß es nicht, was die Ingenieure in Vizenca wieder dabei gedacht haben. Zumindest braucht man kein spezielles Werkzeug.

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Wie immer lassen sich die Capa Bremsen sehr feinfühlig dosieren und haben viel Power. Die Kombination mit Shimano hat den Nachteil, dass sich die Bremsen nicht entspannen lassen, aber das braucht man ohnehin nur sehr selten und mit ein wenig Druck bekommt man auch 25er Reifen raus- und wieder reingedrückt, wenn es unbedingt sein muss.

Rollen

Die Laufräder bestehen aus Shimano 105er Naben in schwarz – Novatec wären auch eine Alternative gewesen, aber klassische Kugellager, wie sie Shimano weiterhin verwendet, bieten unter dem Aspekt der Wartung viele Vorteile im Gegensatz zu Industrielagern die man selber nur schwer austauschen kann. Vorne und hinten links sind DT Swiss Revolution (d 1.6 mm) und hinten rechts DT Swiss Competition (d 1.8 mm) Speichen verbaut, auch das ist eine bewährste Kombination zusammen mit Messingunterlegscheiben in der Nabe und Messingnippel. Das gibt nach meiner Erfahrung sehr haltbare Laufräder, die etwas abkönnen und wenig nachzentriert werden müssen. Dazu Araya SA-730 Felgen mit 32 Loch, die ich schon lange einmal verbauen wollte. Die Felgen bieten viel bling bling, nachteilig ist jedoch, das sie, wie alle Aerofelgen, keine Ösen haben, was langfristig auf die Zentrigkeit Auswirkungen haben könnte. Darauf sind Challenge Strada Reifen 700x25C montiert, um wenigstens etwas Komfort zu haben. Ich mag Reifen mit Naturflanke und einem leicht gerifelten Profil. Sicher, Continental 4000 ist haltbarer, sieht aber sehr klobig aus.

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Bei den Laufrädern gibt es nichts zu mosern. Die Bremsflanken sind zwar nicht gerifelt sondern ganz glatt, aber nach ein paar Kilometern haben sie sich auch gut eingebremst. Hochprofilfelgen geben naturgemäß wenig nach, so dass Rahmen und Räder sehr steif sind, das macht sich bei Kopfsteinpflaster schon bemerkbar. Für die normale Aufahrt reicht das aber.

Kontaktpunkte

Neben dem Lenkerband, sind das der Sattel und die Pedalen. Ich stelle gerade alle meine Räder auf das Shimano SPD System um, nachdem ich sehr lange SPD SL und Look Keo gefahren bin. Für das reine fahren sind das, meiner Ansicht nach, alles gleichwertige System, aber für den Alltag ist das SPD am besten, denn man kann leicht ein- und ausklicken, mit den Schuhen richtig gehen und muss nicht alle drei Monate neue Cleats kaufen. Meine alten Schuhe haben noch die Originalcleats seit 1999. Hier jetzte nmal Shimano XT. Der Sattel ist ein blauer Selle San Marco Supercorsa auf einer silbernen DIXNA Stütze aus Japan. Der Supercorsa sieht gut aus, passt farblich zum Rahmen und die DIXNA Stütze lassts ich wunderbar leicht in der Neigung adjustieren. Wenn man sie erst einmal montiert hat, was eine Qual ist, da braucht man mindestens fünf Hände für.

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Hinten dran baumelt ein japanische „O-Mamori“ der für die nötige Sicherheit im Verkehr sorgt. Funktioniert bislang sehr gut. So gesehen ist das ganze bequem, aber nicht übermässig. Schwer vorstellbar damit mehr als 100 km zu fahren, was einerseits am Sattel, andererseits an den Laufrädern liegt. Und vermutlich habe ich die Schaltbremsgriffe etwas zu tief montiert, denn ich sitze zu gestreckt auf dem Rad und fasse unwillkürlich immer kurz an den Vorbau. Für die Stadt und kleinere Ausflüge reicht das aber alles.

Gallerie

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Insgesamt ist das ein gelungener Aufbau mit dem ich bereits einige Kilometer gefahren bin. Das No! 3Rensho ist vielleicht 5-10% langsamer als das Canyon Positivo, das reicht aber für die normalen Club Ausfahrten durchaus. Es war auch viel Glück dabei, dass der Rahmen so positiv ist, denn das weiß man ja nie wie sich das Teil als ganzes verhält, bevor alles zusammengeschraubt ist. Jetzt fehlen nur die Schutzbleche und dann kann das miese norddeutsche Wetter kommen. Und wo ist das schreibe fängt es prompt an draußen zu regnen.

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2016年初詣. 2016 Hatsumode.

Manchmal, insbesondere wenn mich meine Kollegen wieder einmal völlig entgeistert anschauen, wünschte ich, ich hätte nach 12 Jahren Japan zunächst einmal an einem Integrationskurs teilgenommen bevor ich mit den Einheimischen hier in Kontakt kam. Ob gut oder schlecht, die eine oder andere Spur hat das ganze nämlich doch im Kopf hinterlassen.

Dazu gehört auch, dass ich zu Beginn des Jahres das dringende Gefühl habe, zwei Dinge sofort erledigen zu müssen: David zu schreiben, damit er mir das neue Japan Architect Jahrbuch in Tokyo „besorgt“; und noch viel wichtiger, zum nächsten Shinto-Schrein zu fahren und dort für Verkehrssicherheit zu beten.

Der erste Besuch im neuen Jahr im Schrein heisst auf japanisch „hatsumode“ und besteht aus zwei Zeichen. „Hatsu“ steht für „das erste Mal“ und „mode“ für „Besuch des Tempels oder Schreins“. Das letzte Zeichen braucht mal wirklich nur für dieses Wort, es mag noch die eine oder andere Anwendung geben, aber die sind selten. In den ersten Tagen des neuen Jahrs machen sich Millionen von Japanern auf, um die Schreine (Shintoisten) und Tempel (Buddhisten) zu besuchen und dort für anhaltendes Glück zu beten. Das ist nicht umsonst und in der Regel mit Geldspenden verbunden.

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Hatsumode. Da wird es schon mal enger.

Vor dem Schreingebäude sind zu diesem Zweck lange, verbitterte Kisten aufgestellt, in die man sein Geld wirft, kurz zum Gebt verweilt, in die Hände klatscht und sich verbeugt. Es gibt da verschiedene Versionen, doch das zu erklären führt hier zu weit. Man kann sich zudem verschiedene Amulette und Glücksbringer kaufen, für zuhause, das Auto oder die Schultasche, die je nach dem für bestimmtes Glück sorgen sollen: Gesundheit, Verkehrssicherheit, Erfolg in Schule, Studium oder Beruf und Liebe sind die gängigsten. An fast jedem meiner Räder ist ein Verkehrssicherheitsamulett (ein sogenanntes „O-Mamori“: お守り und tatsächlich fahre ich auch seit Jahr und Tag unfallfrei, ohne jetzt irgendwie auf Holz zu hauen. Die wirken demnach auch außerhalb von Japan, allerdings ist die Haltbarkeit streng auf ein Kalenderjahr begrenzt; nur durch einen erneuten Schreinbesuch können die wieder für ein Jahr aufgeladen werden.

Ganz harte, lassen sich ihr Auto oder das Motorrad bei der Gelegenheit auch gleich durch einen Priester purifizieren bzw. segnen. Dann kann gar nichts mehr schief gehen.

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Shintoistische Vollkaskoversicherung

Nachdem ich das Radfahren 2016 bislang zugunsten meines Hausfrauenkampfdrohnen Aerobichüpfundspringkurs, bzw. einer ausgedehnten Erkältung, bzw. Schnee und Eis in Bremen wegen vernächlässigt hatte, machte ich mich heute auf meinem nagelneuen No! 3Rensho auf den Weg zum nächsten Schrein. Ich hatte das Teil noch einmal umgebaut und einen 2 cm kürzeren Vorbau angebracht, weil ich mich zu langgestreckt auf dem Rad fühlte. Das brachte exakt nichts, so mein Eindruck nach der Fahrt heute. Ich hätte vermutlich doch die STI Griffe höher am Lenker ansetzen sollen, aber meine Kapazität an lustigem Lenkerband ab- und draufwickeln ist nun erst einmal erschöpft.

Kurz hinter dem Weserwehr traf ich Philipp, Schnippo und Sebastian, die von einer längeren Winterausfahrt nach Hause kamen. Kurz danach hatte ich meinen ersten Platten. Typisch, dachte ich mir, dass haste nun davon, dass Du immer noch nicht die shintoistische Vollkaskoverkehrssicherheitspolice abgeschlossen hast – jetzt wird es aber höchste Zeit.

Der nächste Schrein von Bremen aus gesehen, liegt etwas versteckt zwischen Ahausen und Riede. Es handelt sich dabei um einen Ableger des großen, berühmten und leider auch berüchtigten „Yasukuni Schrein“ im Herzen von Tokyo. Man erkennt das sofort an der Form des Tores (Torii), das vor dem Hauptschrein steht: Drei oder vier Rundhölzer, davon ein oder zwei horizontal, zwei vertikal, das ist typisch für den Yasukuni Schrein und seine Ableger.

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Eines der Tore vor dem Yasukuni Schrein in Tokyo.

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Yasukuni Annex Schrein, Ahausen

Um auf Nummer GAAAAANNNZZZ sicher zu gehen, hatte ich ein O-Mamori des Yasukuni Schreins an meinem Rad befestigt, man weiß ja nicht wie das so mit der Kompatibilität verschiedener Schreine ist. Nicht das mein Amulett auf Shinto-Windows läuft, das OS vom Yasukuni Schrein aber Apple OS X ist und ich dann prompt einen Unfall baue.

Nun musste ich noch meine Gebete sprechen.

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Mich vor dem Schrein verbeugen.

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Und nun sollte ich erst einmal wieder für ein Jahr sicher fahren können. Das wollte ich ansatzweise auch einmal ausprobieren und machte mich gegen den Wind nach Okel auf. Dort kam mir Thomas entgegen, der aber, wie ich später auf Strava sah, schon mehr als 120 km hinter sich hatte und die Welt um sich herum offensichtlich nicht mehr wahrnahm. Egal. Ich kämpfte mich hoch zum Golfkurs, fuhr noch ein Stückchen weiter Richtung Syke und machte mich dann mit Volldampf daran den Okel KOM zu brechen. Die Form ist aber einfach zu mies und das No! 3Rensho ist eben auch nicht so schnell wie das Canyon, auch wenn es 11 Gänge hat. „Right. These go to eleven. Well, it’s one faster, isn’t it?“ Nein leider nicht.

Zumindest war der Weg zurück nach Südweye dann erst einmal spassiger mit Rückenwind.

Und weit vor mir war ein anderer Rennradfahrer den ich unbedingt einholen wollte, was die nötige Motivation gab. Ich hatte es gerade geschafft und ihn in Südweye stehen gelassen, als ich merkte, das nun auch mein Vorderrad langsam Luft verlor. Geistig begrub ich alle Pläne und  machte mich auf Richtung Haus, denn ich hatte keinen Schlauch mehr dabei. Die letzten 15 km waren dann sehr nervig und sehr langsam, aber irgendwie schaffte ich es dann doch mit ein wenig Luft nach Hause, so dass ich nicht die ganze Zeit auf der Felge fahren musste.

Ich glaube da hatten ein paar Shinto-Gottheiten ihren Daumen auf dem Loch im Schlauch.

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NO! 3Rensho Preview

Neo-Retro: Ein 3Rensho Rahmen, der keiner ist, neon-blau neu pulverbeschichtet und aufgebaut im Kern mit einer Shimano 105 5800 11-fach Gruppe. Bis auf einige Teile von Campagnolo. Ein erster, kurzer Blick.

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Dominant blau und silber, letzteres vor allem durch die massiven Araya Hochprofil Aerofelgen (also was man vor einigen Jahren noch unter Hochprofilfelgen verstand, heute versteht man darunter ja Scheibenräder mit einem Loch in der Mitte) und die Campagnolo Athena Ultra Torque Kurbel.

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Mal wieder etwas  neues an der Lenkerbandfront. Diesmal eine blau/schwarze Kombo. Oben BBB Band, das sehr angenehm zu wickeln ist, unten das ficklige Fizik Microtex. Das aber farblich sehr gut zum Rahmen passt. Ich hatte auch gelbes Lenkerband unten ausprobiert, das sah aber nicht so gut aus wie die Lösung jetzt.

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Ein blauer Selle San Marco Concor Supercorsa Sattel, eigentlich einmal für ein Olmo San Remo gekauft. Dazu eine japanische Dixna Stütze, eine der schönsten, modernen Stützen überhaupt.

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Die Ästhethik des langen Hebels am 105er Umwerfer gefällt mir gut. Einbau und Justierung ist hingegen sehr aufwändig, dem 11-fachen schalten geschuldet. So hat die KMC 11-fach Kette zwar einen Missing Link – dieser ist aber nicht wiederbenutzbar nach eiinmaligem schliessen und öffnen. Neue Shimano Kurbeln kommen mir nicht an meine Räder. Diesmal dagegen Campagnolo Athena.

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Shimano 105 11-fach Kassette 12/28 und Umwerfer mit kurzem Käfig. Angesteuert von einer sehr schicken Campagnolo Bremshülle.

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Das „piece de resistance“ in Großaufnahme: Araya Felgen. Man beachte die beiden eloxierten Speichennippel rechts und links vom Ventil, die das finden des Ventillochs bei abgenommenen Reifen und Schlauch erleichtern. Ventilkappe von Conti, NOS. Heute werden die ja mit schwarzen Kappen geliefert. Bremsen? Campagnolo Veloce, die besten überhaupt. Nur leider sieht die 2016er Version nicht mehr ganz so elegant aus.

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Nitto New Pearl Vorbau mit Nitto Mod. 55 Lenker und Tange Steuersatz.

Fahrbericht folgt.

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3Rensho. Doch nicht.

„Als mob.tokyo eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er links von seinem Bett seinen van Herwerden Rahmen zu einem  ungeheuer schönen 3Rensho  verwandelt.“

Warnung: Das ist kein 3Rensho Rahmen, so wie dieser Song kein Liebeslied ist.

Bei meinem ersten Aufenthalt in Japan 1990-92 kaufte ich mir schnell ein Panasonic Rennrad und war glücklich und zufrieden.

Während meines zweiten Aufenthalts 1998 bis 2010  in Japan hatte ich mich mehr mit japanischen Rädern auseinandergesetzt, das bleibt nicht aus, wenn man dort mit Japanern Rad fährt und an Rennen teilnimmt. Trotzdem kaufte ich mir zunächst ein Cannondale und später ein Cervelo.

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3Rensho Rahmen, will sagen van Herwerden Criterium Rahmen japanisiert.

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Alle Anzeichen eines Siebziger Rahmens. Die Pulverbeschichtung nimmt weniger von den Rahmenkonturen weg, als ich befürchtet hatte.

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Die charakteristischen 3Rensho Decals an den Gabelscheiden – wegen der ovalisierten Form seitlich angebracht.

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Viel Spaß beim Ausmalen von Muffen.

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Tretlager mit oben liegender Schaltzugführung

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Hinten natürlich auch. Plus Campagnolo Ausfallenden.

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Keine Pantos.

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3Rensho Logos

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Noch mehr Logos

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Noch mehr Muffen

Einführung [ggf. bitte überblättern]

Das erste Mal, dass mir ein japanischer Rahmen auffiel, war auf einem Rennen in Mastuda – und dort ging das Team Cherubim an den Start. Noch heute könnte ich mir in den Hintern beissen, dass ich die damals nicht angesprochen habe, bevor Cherubim berühmt und bekannt wurde. Später las ich den Roman „The accidential office lady“ von Laura Kriska. Abgesehen davon, dass dies einer der besseren Romane über Japan aus Sicht einer Ausländerin ist, gibt es auch einen schönen „Radteil“. Laura wird Mitglied in einem Radklub rund um den Rahmenbauer Kalavinka. Später auf den Rennen der JCRC traf ich dann Rahmenbauer wie Hosoyama von Quark/Futaba oder das Ravanello Team.

Eine sehr gute Sammlung aller japanischen Rahmenbauer gibt es auf der Website von Tokyo International Cyclists.

Ich fand das interessant, aber nie interessant genug, um mir ein japanisches Rad zu kaufen. Als ich 2010 wusste,  dass ich Japan verlassen würde und es sehr fraglich war ob und wann ich wieder einmal zurückkommen würde, spielte ich noch einmal mit dem Gedanken ein  Rad zu kaufen. Geld war da, die Zukunft in Deutschland erst einmal gesichert und im 40 Fuß Container war auch noch Platz. Aber wie so viele Dinge, die ich unbedingt noch machen wollte, bevor ich Japan verließ (den Fuji endlich mal besteigen, unter anderem) habe ich auch dieses nicht vollbracht. Andere habe ich noch geschafft, so bin ich an einem Tag von Yokohama (wo ich wohnte) bis nach Hamamatsu (wo ich zunächst in Japan gewohnt hatte) gefahren, um die Punkte Anfang und Ende wieder miteinander zu verbinden.
Das ist auch alles nicht weiter schlimm.

Als ich dann in Bremen anfing an alten Rädern zu basteln (mein erster Rahmenkauf war ein Gimondi!) fokusierte ich mich recht schnell auf italienische Rahmen. Muss mal was mit der Genetik mütterlicherseits zu tun haben. Und dann kam langsam so das Interesse an japanischen Rädern wieder. Ich fand es sehr erstaunlich, dass eine stinknormale Marke wie Panasonic in Deutschland so eine unglaubliche Wertschätzung hat. Das ist etwa so, als wenn Japaner sagen würden „Wow – ein Rad von Siemens – geil!“, denn Panasonic ist eher als Massenelektronikhersteller denn als Radfabrikant bekannt. Oder dass Keirin Rennen und Räder so einen Kultstatus hier besitzen. 90% der Besucher eines Keirinrennens sind alte Männer mit filterlosen Zigaretten, schlechten Zähnen und einer Büchse Schnaps in der Hand – man denke in etwa an Wolfgang Schäuble. Da ist wirklich nichts mit Kult.

Egal. Zunächst legte ich mir ein Panasonic zu, später dann ein Nakasawa Track Bike. Das Panasonic habe ich wieder verkauft, das Nakasawa hängt im Wohnzimmer. Diese Räder sind an den großen Ansprüchen gescheitert, mit denen sie versehen sind. Das Panasonic war echt teuer und es hat unheimlich lange gedauert, bis ich es über den Pazifik nach Bremen bekommen habe. Es ist ein gutes Rad, aber so gut ist es nun mal auch nicht. Und als ich das Nakasawa bei einem Händler in Kawasaki entdeckt hatte – wow, ich war soooo happy. Und es ist auch ein gutes Rad. Es hat aber keine Bremse, Pech. Irgendwann sollte ich es mal umbauen.

Ich wollte nun endlich mal ein japanisches Rad haben, ohne viel Geld ausgeben und lange warten zu müssen. Also schnappte ich mir einen guten Rahmen und machte den zum Japaner. Und zwar genau diesen:

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Das ist ein van Herwerden Criterium Rahmen, aufgebaut mit einer kompletten Campagonolo Nuovo Record Gruppe. Die Gruppe habe ich verkauft und dann wusste ich zunächst nicht so recht, was ich aus dem Rahmen bauen sollte. Bis die japanische Idee kam. Van Herwerden ist ein traditionsreicher Radhändler in Den Haag (sportieve fiets!) der u.a. die Marke Duell vertreibt. Ich hatte den Laden mal besucht und mit dem gegenwärtigem Eigentümer John van Herwerden geredet. Früher haben sie noch ihre eigenen Stahlrahmen bauen lassen, teilweise in Italien, teilweise bei Jan van Daalen, der heute noch die Duell Rahmen herstellt.

Ich vermute einmal, dass dieser Rahmen noch in den Niederlanden und nicht in Italien hergestellt wurde, ganz simpel aus der Tatsache, dass er ein BSA Tretlager hat. OK, er hat auch Campagnolo Ausfallenden andererseits. Der Rahmen hat keine Pantos, eine verchromte Gabel und sonst nichts außer Aufklebern, an denen sich eine Identität festmachen könnte. Es eignete sich also ganz hervorragend, um es in einen 3Rensho Rahmen zu verwandeln.

3Rensho

3Rensho ist die Marke von Yoshi Konno, einem lengendären japanischen Rahmenbauer. Über 3Rensho habe ich schon viel auf diesem Blog geschrieben, zum Beispiel hier. Eine große Auswahl an 3Rensho Rädern kann man im PedalRoom bewundern – aktuell 79. Konno hat auch eine Zeit lang für Specialized Allez Rahmen gelötet. Die sind jetzt fast noch seltener als die 3Renshos selber.

Wie viele große Künstler (Van Gogh, Raymond Chandler, Klaus Kinski) oder Sportler (Fransiska van Almsick, Lothar Matthäus, Tony Simpson) war auch Yoshi Konno nicht unbedingt ein strikt logisch denkender Mensch außerhalb seiner Profession. Im Klartext heisst das: ziemlich viel Klare von Morgens bis Abends, dann irgendwann einmal Autounfall, Querschnittslähmung und Schluss mit dem Rahmenbauen. Die spätesten 3Renshos die ich kenne sind etwa von 1987/88. Selbst auf dem japanischen Web sind keine Infos vorhanden, wann der Unfall war und wie es dann weiter gegangen ist. Der Oberchef von Cherubim, Shin-Ichi Konno ist mit Konno Yoshi verwndet, es ist aber nicht sein Vater. Das ist Hitoshi Konno, ein weiterer Rahmenbauer. Ich glaube Yoshi war sein Bruder, bin aber nicht sicher.

Das hier, ist meiner Ansicht nach das archetypische 3Rensho: Es muss in diesem hellen blau sein,  denn auch wenn es 3Renshos in vielen anderen Farben gegeben hat, so ist dass die Farbe die für mich typisch ist – weil sie auch sehr gut zu den gelben Decals passt.

Zweitens, dicke, gelbe 3Rensho Aufkleber gehören auf die Gabelscheiden. Und drittens, das 3Rensho Logo klebt an mindestens drei Stellen auf dem Rahmen.

Auf dem Steuerrohr, auf dem Oberrohr rechts und links in der Mitte und auf dem Sitzrohr.

Die Verwandlung
[garantiert nicht von Kafka]

„Als mob.tokyo eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er links von seinem Bett seinen van Herwerden Rahmen zu einem  ungeheuer schönen 3Rensho  verwandelt.“

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Nein, ganz so einfach war es nicht. Ich schickte meinen Rahmen zu Yuji von Klovesradeln, damit er was daraus macht. Wir einigten uns auf neon-blau „pulvern“ statt nasslackieren, da es an dem Rahmen ohnehin keine Pantos gab, die man hätte verschmieren können. Dann ging der Rahmen in eine Pulverei in Berlin. Einmal, kam zurück, hatte Schäden, dann noch mal. Hatte beim zweiten Mal wieder ein paar Schäden, also noch einmal. Dann war es OK und nun machte sich Yuji daran die Decals zu platzieren.

Ich wollte zuerst noch eine Schicht Klarlack über den Decals haben, aber als ich die ersten Photos von dem strahlendem Rahmen sah gaben wir diesen Plan auf. Und eigentlich wollte ich die 3Rensho Decals auf den Gabelscheiden nach vorne zeigend haben. Dann wäre aber wegen den ovalen Gabelquerschnitten nur ein Teil davon von vorne zu sehen gewesen, also machte Yuji die dann an die Seite.

Dann kam der Rahmen zurück zu mir. Das Ergebnis fand ich schon richtig gut und nicht so teuer. Ich machte mich nun daran die Muffen auszumalen. Das braucht Geduld, zumal der Lack von der Pulverbeschichtung bei weitem nicht so einfach mit den Fingernägeln zu entfernen ist, wie es auf Naßlack der Fall ist.

Jetzt ist das Ding erst einmal fertig und harrt darauf was kommt.

Rahmen Spec

  • van Herwerden Crtiterium, Siebziger Jahre
  • Sitzrohr c-c 60 cm
  • Oberrohr c-c 59 cm
  • Steuerrohr 180 mm
  • BSA Tretlager
  • Bremszugführung am Oberrohr unten, offen, zwei Ösen
  • Schaltzugführung über dem Tretlager
  • Einbaubreite 100 mm vorne, 126 mm hinten
  • Campagnolo Ausfallenden
  • Flaschenhaltern am Unterrohr

Ach so, ich weiß schon ziemlich genau was kommt. Da wird ein Neo-Retro Aufbau mit einer fast kompletten Shimano 105 11-fach Gruppe drankommen. Bis auf die Kurbel, das geht ja nun einmal gar nicht. Araya Aero Felgen. Concor Supercorsa Sattel in blau.

Ach ja und Schutzbleche von Honjo. Das wird mein neues Winterrad. Mit einem echten 3Rensho würde ich vermutlich nie im Winter fahren (darum hängt ja auch mein Nagasawa im Wohnsimmer an der Wand). Mit dem hier schon.

 

 

 

 

 

 

 

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Vorfreude.

Das Anflugradar zeigt gerade zwei Projekte: Ein Chesini Nobile Damenrennrad und ein 3Rensho Dutch Export. 

Beide entstanden in Kooperation mit Yuji von Klovesradeln, der sich super nett und total perfektionistisch der Lackierung der Rahmen angenommen hat. Das Chesini liegt in den letzten Zügen, ich male bei dem arktisblauen Rahmen gerade die Muffen rubinrot aus.

Das 3Rensho kommt diese nächste Woche nach Bremen, dann kann der Aufbau beginnen. Ich freue mich bereits riesig.

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