Oder im Ami-slang, eine „Nachteule“
Manchmal sieht man Räder, da denkt man daß die vom Design her ja wirklich gut aussehen, aber vermutlich sehr unpraktisch sind. Der Nighthawk von Brano Meres ist so ein Ding.

Die Inspiration zu diesem Teil kommt ja wohl von hier.

F117 Nighthawk.
Also wie gesagt, das Problem ist der Kompromis zwischen Design und Funktionalität. Das ist so wie bei Häusern. Als wir 2000 von Hamamatsu (japanische Kleinstadt mit 800.000 Einwohner) nach Tokyo (japanische Großstadt mit 12.000.000 Einwohner) gezogen sind, hatten wir uns eine Reihe von Wohnungen und Häusern angesehen. Viele von denen waren quasi von der Stange, von großen Wohnungsbaufirmen im Ofen und in Masse hergestellt. Aber es gab auch einige Häuser von bekannten japanischen Architekten, Von einem hatten wir ein Haus gesehen, das hiess „Haus im Bambuswald“ von Eduard Suzuki und das haben wir uns angeschaut. Das war teilweise recht nett, klein, aber über drei Etagen und das Wohnzimmer war irgendwie so überall rund. Aber die Details waren einfach furchtbar. Die Einbauschränke total billig, überall Rost und Wasser und im Erdgeschoss roch es nach Schimmel. Abgesehen davon, daß ein ca 48 cm breiter Streifen mit einer Reihe Bambusbüschlein um das Haus wohl kaum den Begriff Bambuswald verdient. Ich wünschte ich häte noch ein paar Photos.
Aber so ist das, bei dem Design wird an das große ganze gedacht und die Details werden geschlampt. Genauso finde ich auch das Nighthawk. Mein Cervelo Soloist S1 hatte auch so eine eckige Kante am groß dimensionierten, aerodynamischen Unterrohr. Ruckzuck war da der Lack weg. Lackierte Ecken sind einfach keine gute Idee, das meiste Zeug ist nicht ohne guten Grund rund. Abgesehen davon, daß scharfe Ecken bei Stürzen auch keine gute Idee sind. also, warum all dieses eckige Zeug hier? Der einzige Grund den ich mir vorstellen könnte ist polizeilichen Radarkontrollen zu entkommen. Also ist das im Prinzip ein Rd für rote Ampeln. Voraussetzung ist dann aber, daß der eigene Körper etwa genauso kantig und „Stealth“ ist, was bei den meisten von uns eben nicht der Fall ist.




Ein anderer interessanter Aspekt bei diesem Projekt ist das verwendete Material. Es handelt sich dabei um Wabenplatten aus Aramid die mit Carbonfaserplatten laminiert wurden. Also alles Wundermaterialien, die aber nicht immer ihren Zweck erfüllen. Wer so gegen 2001 bei Schindler gearbeitet hat wird lächeln, wenn er das Wort Aramid hört. Das erste synthetische Aufzugseil, dass es nie zur Serienreife geschafft hat. Das Material Aramid an sich hat aber durchaus seine Bedeutung, z.B. bei der Konstruktion von kugelsicheren Westen in Verbund mit Kevlar. Zu Carbon braucht nicht mehr viel gesagt zu werden.
Wabenplatten kenne ich aus dem Möbelbau, wo diese zunehmend eingesetzt werden.Die Entwicklung ist ungefähr so: Früher machte man alles aus Massivholz, war gut, schwer und verzog sich. Aber stabil und die einzelnen Elemente konnten relativ schlank gehalten werden. Dann kam die Presspannplatte. Die konnten wesentlich billiger hergestellt werden, waren leichter, normiert und von der Stabilität noch OK. Das das Material an sich nicht gut aussieht, wurde es auf den Flächen laminiert und bedruckt, so daß es dann oft wieder wie Holz aussah. Das empfinden einige Menschen und so auch ich, als Betrug. Auf die Kanten kommen Kantenbänder, all das ist von der Verarbeitung schon wieder ein Aufwand aber immer noch einfacher als Massivholz. Nun kamen Wabenplatten. Die Waben sind aus Papier, darüber sind dünne (5mmm oder ähnlich) MDF Platten laminiert. Ist billig und sehr leicht, so daß man es bei IKEA ohne Probleme rausschleppen kann.Ist aber auch sehr dick. Möbel werden also dicker. Der Mist an diesen Wabenplatten ist, dass es ein wahnsinniger Aufwand ist hier die richtigen Katen darauf zu machen und daß man an allen Stellen, wo man Wabenplatten miteinander verbinden will oder irgendetwas an den Wabenplatten befestigen möchte Holzriegel braucht. Total unpraktisch. Ergo sollte man Wabenplatten dort einsetzen, wo man große Flächen und wenige Kanten hat und am besten ganz wenige Verbindungsstellen.
Wie zum Beispiel Tragflächen von Flugzeugen. Oder Surfbretter. Oder Schiffsrümpfe. Aber eben nicht Räder. Das ist unsinnig, weil es hier keine großen Flächen gibt abe rjede Menge Verbindungspunkte.

Also der Ingenieur faßt zusammen:
- Ein Rad ist kein Flugzeug auch wenn wir gerne so schnell wären.
- Nichtentdeckung durch Radarwellen ist nicht das primäre Ziel des Radfahrens
- Materialien sollten so benutzt werden, daß sich ihre Voreteile entfalten können. Und nicht ihre Kanten.
Abgehakt, Danke, der Nächste bitte.
Sieht aber trotzdem gut aus.