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„Das hat Holperdorp nicht verdient! “ RTF Teutoburgerwald Tocht.

Sonntag der 15. April. Man quält sich früh aus dem Bett, springt in die vertikal vorbereiteten Socken um sich auf den Weg zur RTF Elbe Classic der RG Harburg zu machen. Oder man bleibt liegen und fährt später mit Hannes in den Bremer Süden.

Heute letzteres denn das Wetter am Sonntagmorgen war eher gruselig. Ein Blick durch diverse Mails, fb Beiträge etc. von meinen Freunden in Japan lässt die Laune nicht besser werden: Das Radfahrleben könnte so schön sein, wenn es denn gerade nur in Japan stattfinden würde.

Shigasaka Climb, heute gepostet von David. Seufz.

Nach der Aufarbeitung des Arbeitsleben der letzten Woche, der Aufarbeitung der Physiklücken der Tochter des letzten Halbjahres und dem Zusammenschreiben des Erlebnisberichtes derselbigen Tochter bei einer Recylingfirma geht es dann zusammen mit Hannes über wirklich jeden Höhenmeter zwischen Okel, Schnepke und Syke.  Insgesamt sind es sagenhafte 269 geworden. Darüber will ich nicht schreiben.

Letzte Woche waren es nämlich 1.479 Meter und zwar bei der vom holländischen Radclub OWC-Oldenzaal organisierten Teutoburgerwald Tocht in Ibbenbüren. Letztes Jahr hatte mich Andi auf diese voll unschöne RTF aufmerksam gemacht und ich fand die echt klasse; so klasse, dass ich sie dieses Jahr gleich wieder fahren wollte und Hannes motivieren konnte mich zu begleiten. Zusammen mit Silke bildeten wir ein Bremer Dreamteam.

An sich wurde über diese wunderschöne RTF bereits letztes Jahr alles geschrieben, was es zu schreiben gibt, so dass ich mich auf ein paar wesentliche Abweichungen beschränken werde.

Wir fuhren nicht mit der Bahn nach Ibbenbüren.

Keine Ahnung, warum wir das letztes Jahr getan haben. Letztes Jahr war es extrem stressig, aber dieses Jahr reisten wir sehr gemütlich und pünktlich im geliehenen Diesel Caddy zu viert an und uns war allen scheißegal war mit unserer Umwelt dadurch passiert. Wir können ja auch durchaus nachhaltiger sein, aber nicht wenn uns die Deutsche Bahn das Leben dadurch so schwer macht, dass wir uns anschließend erst einmal ein paar Tage krankschreiben lassen müssen. Den Holländern ist das übrigens auch ganz egal: Ganz Ibbenbüren war vollgeparkt mit Volvos, DAFs, Wohnwagen und was Holländer noch so fahren und hinter sich herziehen.

Wir sahen Marianne Vos.

Das ist kein Witz.

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Von links nach rechts: Unbekannte holländische Stange, Marianne Vos von hinten, holländische Staffage.

Wow. Ich stellte gerade mein Rad ab und schaute der gut aussehenden Frau in die Augen, die ihr Rad neben dem meinen platzierte. Äh, das war Marianne Vos. In diesen Momenten bin ich einfach zu schüchtern genau das zu sagen, was ich am liebsten loswerde möchte: „Hallo Marianne. Du bist mein Idol. Ich finde Dich so toll, dass wir die Frauentoilette im Laden nach Dir benannt haben.“

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Die Frauentoilette bei Cyclyng

Die Männertoilette bei uns wurde übrigens nach Eddy Merckx benannt. Und so habe ich nun das große Glück allen Menschen persönlich begegnet zu sein, nach denen eine Toilette bei Cycylng benannt wurde: Letztes Wochenende Marianne Vos und 2008 bei der Cycle Mode Messe in Tokyo Eddy Merckx. Ansonsten ist meine Promi-Bilanz eher mau: Einmal sass ich hinter dem im Flugzeug. Und die beiden traf ich auch schon mal. Ach ja, und die beiden sah in mal in München. Es stellt sich die Frage, wen ich denn überhaupt gerne einmal treffen würde? Eher Menschen aus dem Musik-, denn aus dem Radsport.

Wir fuhren so durch die Gegend.

Genau wie letztes Jahr und wir waren gut drauf.

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Silke und Hannes hinter den Deventer Schwalben.

Holländische Rennradfahrer erkennt man meist ziemlich schnell am Trikot. Vor allem dann, wenn es ein Europameistertrikot ist, auf dem „Marianne Vos“ steht. Aber mal ehrlich, Holländer benutzen Farben und Formen für ihre Vereinstrikots, an die wir nicht einmal denken. So eine rot/grün Kombi habe ich hierzulande noch nie gesehen, ich denke die ganze Zeit darüber nach, woher ich das kenne ….ach ja genau, aus Bremen.

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Dann kamen wir nach Iburg zur ersten Verpflegungsstelle, die wieder sehr mager besetzt war. Ich parkte mein Rad Johnny Hoogerland Style. Das Giant TCR macht wirklich Spaß, da gibt es von der Funktion her nichts zu motzen.

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Und machte mich auf den Weg zu Kaffee und Kuchen. Die übrigens nicht Teil der offiziellen Verpflegung waren, sondern von cleveren Iburger Geschäftsleuten zur Verfügung gestellt wurden. Dort trafen wir dann zufällig Sylvia Esspunkt, Esspunkt Esspunkt und später dann auch Thomas Vaupunkt. Ich nutze die Gelegenheit, das Silvia an Hnter litt schamlos aus, gab ihr einen Riegel und rang ihr das Versprechen ab dafür ab, ein paar unserer Aufkleber an strategisch wichtigen Orten zu platzieren, was sie dann auch gleich umsetzte.

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Dann fuhren wir weiter. Und zwar wirklich die 120 Kilometer.

Letztes Jahr hatten wir eine Abzweig auf eine Schleife verpasst und waren bereits nach etwas mehr als 100 km im Ziel, dieses Jahr passierte und das nicht, weil Andi aufgepasst hatte. So richtig glücklich darüber waren wir nicht.

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Wir trafen auch Peter Sagan.

Eigentlich nicht. Aber jemand hatte sein Trikot geklaut und es geweitet.

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Ich finde das ja irgendwie peinlich im Weltmeistertrikot durch die Gegend zu radeln. Dazu bin ich einfach nicht schnell genug, bzw. nicht langsam genug, um dies als ironisches Zitat durchgehen zu lassen. Außerdem habe ich immer das Gefühl, dass ich Leute um mich herum dann richtig wild mache, mich zu überholen. Ausnahme: Gepunktetes Trikot der Tour de France beim fahren im Flachen, bzw. grünes Trikot der Tour de France beim Fahren in den Bergen.

Wenn ich so Revue passieren lasse, was ich bereits so alles an bekannten Trikots gesehen habe, dann würde ich vermuten, am meisten Landesmeister-Trikots bzw. Nationalmannschaftrikots, also Farben wichtiger und nicht so wichtiger Nationen, bzw. Nationen die noch nicht einmal Staaten sind. Hannes zum Beispiel, fährt ab und an für Tibet, David für Kachastan. Ganz selten sieht man mal ein Weltmeistertrikot, und noch viel seltener ein gelbes Trikot der Tour de France, oder eins in rosa vom Giro d’Italia, oder fast nie ein grünes von der Tour of Japan! Unverständlich?

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Führender Junghipster Oscar Pujol Munoz  bei der Tour of Japan 2016.

Das gelbe Trikot der TdFwird vermutlich deswegen nicht gekauft, weil man sich dadurch automatisch zum Doping bekennt.  Und ein Gewinnerjersey von Paris-Roubaix oder Amstel Gold Race habe ich noch nie gesehen? Warum sind die bloß so unbeliebt?

Wir tranken Bier.

Leider gab es keinen holländischen Pommeswagen am Ziel – total schade. Aber es war noch Zeit für ein paar alkoholfreie Bierchen bevor wir uns wieder auf nach Bremen machten.

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Toller Tag, auch wenn ich ein paar nicht so tolle Tage brauchte um mich wieder davon zu erholen. Danke an Silke, Hannes und Andi.

Strava.

Anmerkung.

Diese RTF ist übrigens alles andere als unumstritten. Die lokale Bevölkerung hatte gerade einmal das posttraumatische Syndrom des Einfalls der römischen Legionen unter Varus im Jahr 9 n. Christus verdaut und da kommen dann schon die Holländer! Das kann man alles in diesem sehr schönen Artikel aus dem Wittlager Kreisblatt nachlesen, der in dem verzweifelten Ausruf von Beate Groß (noch so eine Prominente die ich nie getroffen habe) mündet: „Nein, das hat Holperdorp an einem schönen Sonntag nicht verdient.“ Man fragt sich unwillkürlich, was Holperdorp denn sonst noch so nicht verdient haben könnte, neben Römern, Hollandern, Beate Groß und eben dem Namen „Holperdorp“.

Ob der Namen in dieser Gegend, weiß man wirklich nicht genau, ob die ausschließlich in gutmeinender Absicht vergeben wurde. Gut, hier bei uns in der Gegend haben wir Adolfshausen gleich neben dem Dorf Jerusalem und weiter im Norden Ostereistedt oder Amerika. Aber mal ehrlich: Hilter-Hankenberge?

Da fällt mir nur noch das hier ein.

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The Rider. By Hannes Krabbé

Eins der schönsten Geschenke zu meinem Geburtstag war das von Hannes: Das Buch „The Rider“ von Tim Krabbe. Erstens, weil das ein gutes Buch ist, zweitens weil das ein wichtiges Buch ist, was man als Radrennfahrer einfach gelesen haben muss und drittens, na ja, weil es auch so ziemlich das einzige Geschenk war, was ich überhaupt bekommen habe. Geburststag im Alter sind halt nicht mehr so aufregend wie der Zwölfte zum Beispiel.

Außerdem ist Tim Krabbe auch der „nom du guerre“ von Hannes, mit dem er zum Beispiel bei Strava registriert ist.Was ihm dann ab und an freundliche Anfragen von wildfremden Menschen einbringt die sich fragen, warum der berühmte holländische Autor nun im Exil in Bremen lebt.

Die Handlung von The Rider ist sehr simpel: Ein Radrennen, die Tour de Mont Aigoual im Südfrankreich der Siebziger, bei dem der Autor letztendlich Zweiter wird. Wichtiger als die Handlung sind die Gedanken und die Atmosphäre während des Rennens, weil man die auch mehr als vierzig Jahre später sehr ähnlich empfindet und nachvollziehen kann. Kurz gesagt, was man heute so denkt beim fahren hat Krabbe vor 40 Jahren mehr oder minder auf den Punkt gebracht.

Heute waren Hannes und ich unterwegs im Süden und wir fassten so halbherzig den Plan, 2018 einmal die Strecke des Rennens von Krabbe nachzufahren. Es gibt dazu einen Track auf Gpsies.

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Etwa 140 km mit 2.700 Höhenmeter, also durchaus schaffbar. Die Idee ist nicht neu, 2007 hat das z.B. Rapha schon einmal gemacht.  Die Siegerzeit im Roman ist 4:30 hrs, ich denke wir werden eher so um die sechs bis sieben Stunden brauchen. Die Gegend sieht auch extrem verlassen aus, da brauchen wir jede Menge Wasser und Riegel in der Jacke. Jedenfalls ist das schon einmal ein schönes Ziel oder ein schöner Traum für 2018 und heute auf der Strecke im Süden fühlten wir uns gleich wie in Südfrankreich.
Lustigerweise hat Bicycling Magazing gerade einen Beitrag über Tim Krabbe publiziert, der heute in Amsterdam lebt, 74 Jahre alt ist und den Reporter auf einer gemeinsamen Ausfahrt einiges abverlangt.

Think You Understand ‘The Rider’? Think Again.

According to its enigmatic Dutch author, Tim Krabbé, it’s often misunderstood. Our writer heads to Amsterdam to uncover the real meaning behind the cult classic.

OCTOBER 10, 2017
Tim Krabbe The Rider

 

They are, almost certainly, the most famous words ever written in any book about cycling:

Tim Krabbe The Rider
They are, of course, the opening words in Tim Krabbé’s The Rider, the cycling memoir masquerading as novel, originally published in the Netherlands in 1978. They perfectly set the tone for the book itself: laconic, filled with diary-like, banal observations, but then subtly exploding into terse kernels of truth, pathos, and caustic humor.

The Rider, which did not appear in English until 2002, has become a touchstone in cycling, passed like samizdat among a clandestine tribe. It wasn’t long after I set about trying to ride a bike seriously that I began to hear what sounded like a secret knock: “Have you read The Rider?”

For the uninitiated—and oh, what pleasures await!—The Rider, all 148 pages of it, as lean and purposeful as a time-trial bike in a wind tunnel, is a kilometer-by-kilometer account of an amateur bike race in a sleepy corner of the south of France in the summer of 1977.

The “rider” the book follows is one “Tim Krabbé” as, over the course of five hours, he engages in a protracted struggle, mental as much as physical, in the Tour de Mont Aigoual. The race, now lost to history, once wound its way through the cols and valleys of the Cévennes. His antagonists are a group of breakaway riders: his rival Barthélemy; the friendly Despuech, whose “specialty was the sprint for sixth place; in that he was truly invincible”; the “wheel-sucker” Reilhan; and the mysterious future pro in the “Cycles Goff” jersey.

What makes The Rider so great—beyond the immediate dramatic arc of its sporting narrative—is the way it captures, at such short length, the entirety of the cycling experience. There are the little Zen koans of wisdom about race tactics: “Always attack as late as you can, but before the others do.” There are the litanies about what goes on (or does not) in a rider’s mind: “On a bike your consciousness is small. The harder you work, the smaller it gets.” There are the quirky rituals riders go through, like new bar tape “for morale,” or how Jacques Anquetil was said to move his bidon to his jersey pocket on climbs so his bike would weigh less. Suffering is celebrated (“I’m the only rider in the world whose pain I’ve ever felt”), but secrets are also confessed—like silently wishing for a puncture so you could just end the suffering with dignity. There are the brief asides that perfectly illuminate the oft-perverse dynamics of the sport; e.g., the 1976 Tour of Flanders, when Freddy Maertens and Roger de Vlaeminck let a group of escapees go because neither wanted to help his rival win—hence they both lost. And, lastly, the Nietzschean fulminations about the soft underbelly of modern life. “People have become woolly mice,” Krabbé writes. “They still have bodies that can walk for five days and four nights through a desert of snow, without food, but they accept praise for having taken a one-hour bicycle ride.”

The book more than gets under your skin, it gets into your blood. The journalist Max Leonard, author of Lanterne Rouge and Higher Calling, tells me that he read The Rider “pretty early on,” and then, years later, when he reread it, “got really annoyed and disappointed” to find that much of what he considered to be his own original thoughts about cycling were “things I had just assimilated from the book.”

Rereading it myself recently, I found myself nodding in agreement at any number of things I had forgotten from the book, but often experienced in real life. Like how a fellow racer in the Tour de Mont Aigoual tells our rider at the start line how little time he has had to train. “All riders say that, always,” writes Krabbé. “As if they’re afraid to be judged by that part of their ability they can actually take credit for.”

Tim Krabbe The Rider
Krabbé at home in Amsterdam.
Almost from the start, “The Rider” became something more than a book. It became a rite of passage.

The book has had a wide and profound influence. Laurens ten Dam, the Dutch pro rider with Team Sunweb, recounts via telephone from his team bus at the Tour of the Basque Country this past spring, that when he was growing up, as a fan of racing but not yet a racer, information about cycling, in those pre-internet days, was a bit thin on the ground. He haunted the library. “There was nothing but books about cycling,” he says, “and everything you could get in your hands was like gold.” One of those books was The Rider, which he says he has “reread like 10 times.” While his younger, non-Dutch teammates may be less aware of it, ten Dam says, “every Dutch guy who’s a little into cycling knows the first five sentences of the book.”

The book’s cult began to spread more widely when, after more than two decades, it was finally translated into English (wonderfully, by Sam Garrett). That only happened once Krabbé—already well known in the Netherlands as not only a novelist, but also a chess master—had become relatively famous, following the successful film adaptation of his book The Vanishing, the disturbing tale of a woman’s kidnapping in the south of France at a highway rest stop (in the film, on which he has a writing credit, the couple has bikes on the roof, and the Tour de France plays on the radio in the background).

One of the people who discovered The Rider when it finally appeared in English was Simon Mottram, the founder and CEO of Rapha. The translation was published just as Mottram was putting together ideas for his new company. “I read it cover to cover in two hours and thought, thank God, somebody has totally articulated—totally nailed—the fundamental appeal of road cycling and road racing,” he says. The book was mainlined right into the company’s DNA. For its first photo shoot—the first of the soon-to-be-iconic paeans to beautifully lit, grainy suffering—it sent two riders and a crew to the very site of Krabbé’s race. All new Rapha employees are given two books: Built to Last, a business book, and The Rider. “All of bike racing is in that book,” he says. In Rapha’s early days, the company even sold it on its website, where Mottram says it sold more briskly than on Amazon. “To say we are fans,” he says, “would be an understatement.”

Mottram has always thought the book would make the “perfect” film. “The film would be interesting to people who weren’t cyclists,” he says, “because it’s actually about suffering, and application, and struggling against yourself.” Film rights actually have been purchased by a film composer named Michael Rohatyn. As I discover when I call him, he lives on my very Brooklyn block. While not a fanatical rider himself, he sees in The Rider “the potential for a great sports movie, like Downhill Racer.” It could have been about tennis, he says, about anything. “This is really about mental breakdown and self-punishment and that feeling of frustration of being who you are.” Krabbé writes in The Rider, as he is eclipsed by the pack in a flashback to a race before the one in France: “I’d given up a few thousand hours of my life to prove that I belonged with them, and now it turned out that this was not the case.” (As for the film, Rohatyn says, “It’s moving along.”)

Simply talking about the book, says Rapha’s Mottram, “makes me think I need to go out and ride it again.” He means read it, of course, but the slip, Freudian perhaps, is entirely understandable. For nothing else you will read feels as much like riding.

On a crisp spring morning, I am on a bike waiting at an intersection in Zeeburg, a neighborhood on Amsterdam’s east side, watching the city’s teeming two-wheeled morning commute. “Tom?” I hear, as Tim Krabbé rolls up on an Eddy Merckx road bike, tanned, thin, with no sunglasses, his bushy, grey-flecked eyebrows and twinkling eyes peeking out from his helmet.

He looks both ways, then rolls through the red light, motioning me forward. “I’m known,” he says, as we settle in, two abreast, “for not waiting for red lights.”

With the 40th anniversary of The Rider approaching, I had come to Amsterdam to catch up with this writer/racer/chess master, who has always been something of an enigma in the US. Could he still be riding? What does he make of the book’s curious four-decade journey? Which of the characters in the book were real, and which were ghosts of Krabbé’s imagination?

Tim Krabbe The Rider
“With every novel, you’re not a domestique of reality,” Krabbé says. “You’re the boss of the story.”

We’re heading to the meeting spot of the Tuesday ride with his cycling club, the Windjammers, a wide-ranging group of locals (Dutch nationals and expats). Krabbé tells me that, as of last December, he has “retired” from the Windjammers’ “A” squad, as he terms it, which does a harder, faster ride on Thursdays. In my honor, however, in addition to the fact that he will be turning 74 this Thursday, he has agreed to do both.

The ride is a 45-mile loop around the “waterlands” north of the city. It’s all narrow roads, flat green polders, some archetypal tulips, tidy houses on canals, cows, minor ascents of earthen dikes, and wind—the legendary “Dutch mountains” and “Dutch descents.” The first thing I notice about Krabbé is how strong he is, unafraid to take lengthy pulls up front, even to take on a sprint or two. As the ride continues, I never seem to find him alongside me so I watch from a distance as he banters and jokes with the peloton, mostly in Dutch, a combination of slightly cantankerous (and essentially deaf in one ear) elder statesman and merry prankster.

Paul Santen, a former Dutch Basketball League player and now a sports marketer who helped found the group a few years back (the name, he says, is a mashup of Holland’s seafaring past, the fact that many of its riders seemed to be tall—like the ships—and the idea that “that’s what we do, we literally jam the wind”), tells me, as we stop at a member’s farmhouse midride for coffee and cake, that he met Krabbé one day six years ago by chance at a red light. “One of the few that he stopped for,” he jokes. Santen, well aware of who he was, invited him to join the group. “He was still racing,” he says, “and he said he’d be happy to join.” On the first ride, Krabbé crashed and badly bruised his ribs. “I thought, oh no, not him,” says Santen. “He’ll never ride with us again.” After finally quitting racing in 2012, Krabbé kept riding with the Windjammers—and kept crashing (five times last year). “He’s a man of steel,” Santen says, in a tone of sober awe. At Krabbé’s “retirement” dinner, a Windjammers member (a musician) penned a Dylan knockoff, “Jamming in the Wind,” as a tribute (sample lyric, in honor of his erratic wayfinding: “How many roads did he try in the North, before he knew his way around?”)

In Amsterdam, everyone seemed to have heard of Tim Krabbé—for different reasons. The manager at the Rapha store tells me she used to ride with the Windjammers. “Oh, yes, Tim!” When I told a professor at a local polytechnic I was meeting Krabbé, he said: “The chess player?” A friend I had dinner with smiled in recognition and said “Het Gouden Ei!” (or, The Golden Egg, the original title of The Vanishing). Someone else pointed out that Krabbé had written the Boekenweekgeschenk—the “book gift” that is given away with every bookstore purchase during an annual literary festival in the Netherlands. One night, at De Kring, a members-only literary club to which I had wrangled an invitation (Krabbé himself is a member), an older man in a tweed suit, after he had asked why I was in town, said “ah, De Renner”—as The Rider is known in the Netherlands.

After the ride, Krabbé—this man of many guises—and I return to his apartment, on a high floor of a large, modern black high-rise on KNSM Island, in the city’s far eastern reaches, one of a series of infill projects constructed on islands originally built to deflect waves. His living room is dominated by a sweeping view of the IJ River and the flat waterlands beyond. “This is the widest part of the water,” he says, gesturing below. “Where cruise ships turn around. It takes them three-quarters of an hour.” When he was married (“luckily,” he notes, “my ex-wife is one of my most important friends”), he lived in a narrow canal house on the Leidsegracht, in the city’s center. “It was very nice, but in some ways it was like a cage—on the brightest summer day, you needed artificial light.”

I get the sense that he likes being in this watery aerie, far from the town center (but close to the best cycling), where he can work on his next book (“800 pages,” he jokes), play internet chess, and slip out for Windjammers rides. On the wall is a painting of a boy, which Krabbé tells me is of his son, Esra, painted by Tim’s father. When he was in his teens, Esra (until then a “completely non-academic guy,” Krabbé says), developed an obsession with Japanese games and martial arts. It was no passing fancy: He began to learn the language and then moved to Tokyo to attend high school. He still lives in Japan, speaks Japanese better than Dutch, and, carrying his father’s athletic genes, has done competitive karate and kickboxing. Last August, Esra and his wife had twins, adding another facet to Krabbé’s profile: grandfather.

Tim Krabbe The Rider
“You don’t have to like whaling to like Moby Dick,” Krabbé says. “And you don’t have to like cycling to like my book. Of course, it helps.”

Krabbé was born in Amsterdam to an artistic family. His father was a noted painter, his mother a translator. His brother, Jeroen, is a well-known actor (among other roles, the archetypal Bond villain in The Living Daylights). Krabbé had two early passions, writing and chess. His first novel was published, to some success, when he was 23, even as he was on the competitive chess circuit, playing in the finals of the Dutch championships. Sensing that he wasn’t quite good enough to make it at the very top levels, he gradually began to withdraw from competitive chess.

And besides, something else was beginning to occupy his time, and his mind: cycling. He had always been interested, as a spectator, in racing, but he began, in the early 1970s, to test himself with solo time trials, trying to top a friend’s time on a route. Of course, in the era before GPS and Strava, even figuring out the exact length of a route was a challenge. In a passage in The Rider (which, like most of it, he says, is true), he describes riding with a bag of matchsticks. Every 100 pedal strokes, he would drop a match. At the end, he counted the leftover matches, multiplied by one hundred, multiplied all that by 5.39—a figure taken from the gearing ratio and the wheel circumference—and had his exact length. “I’ve always been a numbers guy,” he says, shrugging (small wonder, then, to find him on Strava, with some 39,000 lifetime miles.

He broke his friend’s record on a hybrid bike, wearing tennis shoes, in the early 1970s. “I noticed that I wasn’t that bad.” The training got more serious. A new, not fully elite-level racing category for amateurs was unveiled in the Netherlands. “I think with real top-level amateurs I would have been dropped too many times to start to like it,” he says. The education came quick. “I didn’t even know what type of race I’d be racing.” He was dreaming, he says, of the Tour de France, climbing Mont Ventoux. Instead, he got brutal Dutch criteriums, 100 laps, 400 corners—“every corner was a sprint!”

But results began to come, 12th or 13th out of fields of 80. “I got in breakaways, I got in decisive breakaways. It was great!” After a few years, he moved to France, with the idea of combining writing and riding. The latter seemed to take over. In 1977, he had the “essential writer’s thought: I experienced something strange and interesting—so let’s write about it!” That something was cycling.

He wrote The Rider in the winter of 1977–78. “The race in the book was my 309th race,” he says (he keeps a diary of all his rides). “I knew I could not win the race, of course,” Krabbé says. “That would have been a disgusting book. But I knew I had to play some important part.” The race in The Rider is, he says, “90 to 95 percent real. If I had to change reality for the sake of a good story, I did,” he says. “With every novel, you’re not a domestique of reality. You’re the boss of the story.”

He sent it to a publishing friend interested in literary sports books. But upon its release, he says, he insisted he did not want to be interviewed in the sports pages of newspapers. He wanted it to be thought of, simply, as a novel. “I did not write it for cyclists,” he says. “You don’t have to like whaling to like Moby Dick, and you don’t have to like cycling to like my book,” he says. “Of course, it helps!”

The book landed in the Dutch Top 10. He was invited to write newspaper columns on cycling, offer commentary on the big races. But in 1980, he called it quits on racing. “I stopped, rather suddenly, because,” he says, fidgeting with a small pile of toothpicks, that he long ago broke into pieces, on the table before him, “I was aware there were other forms of life.”

Almost from the startThe Rider became something more than a book. It became a rite of passage. Krabbé began to receive postcards from Dutch cyclists who had done the route of The Rider. Over time, these pilgrimages became more regular, more popular, and more official. When I talked to Max Leonard, he was on the verge of taking some journalists down, on behalf of Rapha, to ride the route (not for the first time). Leonard describes the area as “rustic,” a bit “spooky,” and doesn’t think “you could really ask for more from a 137-kilometer ride—fantastic scenery, no cars whatsoever, flats with beautiful meadows.” As described in the book, the topography messes with your head. “You do all of your flat riding at the top,” says Leonard, “then go down into deep valleys, and up again.” As Krabbé writes: “The cols here are made of air and lie upside-down in the landscape.”

In 2003, on the 25th anniversary of The Rider, fans of the book organized a Tour de Tim Krabbé, which became an annual event in the 2000s. As part of the festivities, Krabbé, then 60, and a self-described “fat, old guy,” was riding the route—in a car. “I started to get really jealous of these guys,” he says. “They were riding my roads.” He idly began talking to someone about training. “He said, if you’re really prepared to work for it, then you can do it.” And so his “second riding life” began. He started running to lose weight (“it’s more efficient”), then began entering master’s races. This culminated in a second-place finish in the World Championships in Austria. “I could have been world champion!” he says, laughing. “It would have been a little ridiculous, age 65 plus—but there were guys from all over the world.”

His strength on the bike is evident on the harder Thursday Windjammers ride. After a long winter on the indoor trainer, I find it unnerving to be barreling down narrow Dutch lanes, my sight obscured, the warnings called out in Dutch, the group packed tight as canned mackerel, half-wheeling and all, fighting the savage headwind blowing in from the North Sea. As Krabbé writes in The Rider, “if there’s one thing Dutchmen know how to do, it’s form a paceline.” At some point, we turn onto another broad, flat road, this time attacked by a merciless scything crosswind. The group slips instantly, silently into an echelon formation; unprepared for the shift, I find myself isolated, and then spit out the back, dropped by this cagey grandfather and his mates.

Back at his apartment, I challenge the master to a few games of chess. Again I fall to a strategic blunder. “The queen can also go backwards,” he says, sighing, as he captures a key piece. There is a well-worn saying in chess, “the winner of the game is the person who makes the next-to-last-mistake.” I tell him it sounds like something from bike racing—like someone attacking too early on a big climb. Does he see a comparison? He wrinkles his face and makes a guttural “bah” noise that signals an oncoming blast of invective. “Once you start explaining things you degrade them. They’re only what they are in themselves.” Chess, he thunders, is “absolutely not a sign of intelligence!” It is not a metaphor. What makes it interesting are the discrete moves that can hardly be explained to people who do not play.

Similarly, the Krabbé of The Rider is always lamenting the inability of the outsider to comprehend the tactics, or motivations, of riders. Why risk a mass sprint for seventh place, he wonders—“how long before I run into someone who knows how good that was?” When a man watching the race shouts “Faster!” Krabbé responds with pity: “Probably thinks bicycle racing is about going fast.” A girl who shouts “Allez!” triggers a rant about how racing has become just another cliché. “Never will I be able to make it clear to her that I don’t race because I wanted to lose weight, because turning 30 horrified me, because I was dissatisfied with café life, because I wanted to write this book, or because of anything else at all,” he wrote. Why, then, does he do it? “Purely and simply because it’s road racing.”

That same fierce purity animates The Rider. “That’s what makes it a good book,” he says, pounding the table, “if I’m allowed to say that. It’s not an excuse for something else, it does not have a social background, it does not try to say anything about humanity. It’s just about a race.” The way Moby Dick was just about a whale.

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RTF Lauenau. 2017.

Gemeinsam mit 2014 und 2016 war 2017 die RFT Lauenau nicht nur die beste RTF in Lauenau, sondern auch die beste RFT 2017 überhaupt. Ein Loblied auf Lauenau, nach eigenen Angaben, „Heimat der Sitzmöbel.“

In Lauenau sitzt das Unternehmen Casala. Nie gehört? Aber vielleicht gefühlt, denn auf Produkten von Casala durften viele von uns vier Jahre lang sitzen.

Bildergebnis für casala schulmöbel

Hier sass einmal Thorsten Legat – auf „Kasalla“ Schulmöbeln.

Morgens um halb Neun ist von Kasalla in Lauenau noch wenig zu spüren. Träge dümpelt das Mineralwasser im Mineralwasserbad vor sich und wartet auch die ersten Besucher. Genau drei kamen am Sonntag, wie uns einer der Organisatoren später verriet, deutlich mehr um an der RTF von Victoria Lauenau teilzunehmen.

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Es ist kalt und wir sind mit einer ganzen Gruppe von Bremern da. Also nicht die, die ich gefragt hatte, mit Ausnahme von Hannes und Stefan, sondern die, die wir im Laufe des Tages kennenlernten: Ein RTFler, der mich von der Butterkuchenfahrt kannte und drei weitere die, nach eigenen Angaben, entweder auf dem Wümmedeich, oder in den Alpen fahren. Doch das wissen wir alles erst nachher. Jetzt müssen wir drei erst einmal bei 7 Grad losfahren; es ist kalt und wir haben noch 150 km und 2.000 Höhenmeter vor uns.

Obwohl wir mit die letzten sind, die an den Start gehen, überholen wir schnell auf der Landstraße raus ein paar andere Fahrer die noch kurz vor uns gestartet sind. Keiner ist schnell genug, oder hat Lust mit uns zu fahren, bis auf Racer X aus Wedemark. Wir wissen bis heute noch nicht, wie Racer X im richtigen Leben heißt, aber bei uns ist es mittlerweile eine alte Tradition alle unbekannten Mitglieder in einer Radgruppe als Racer X zu bezeichnen.  Ein Name, der übrigens von Tom Hanks ( ab 0:57 min) erdacht wurde.

Jedenfalls blieb Racer X an uns kleben und so wurde aus einer Dreier-, eine Vierergruppe mit der wir uns in den ersten Hügeln richtig gut warm fahren konnten. Direkt am zweiten Hügel, ich war eigentlich vorne und wollte das Tempo angeben, ging mir so richtig die Luft aus. Ich brachte einfach keine Kraft auf die Pedale und fuhr langsam und dann auch noch am Limit. Alle überholten mich und ich fiel einige zehn Meter hinter unsere Gruppe zurück. Das war ungewohnt und bitter – woran lag es bloß? Nicht genug zum Frühstück gegessen? Eine Erkältung im Anmarsch? Ein Fluch der auf diesem Hügel liegt und alle trifft, die mehr als zehn Jahre in Japan lebten? Wir werden es niemals wissen, aber es kratzte deutlich an meinem Selbstbewusstsein. Und so machten wir zum ersten Mal überhaupt bei dieser RTF am ersten Kontrollpunkt in Hemeringen Pause und tankten leckere Schmalzstullen.

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Hemeringener Schmalzstullen

Dann ging es schon besser. Nach 57 km kamen wir zu dem nächsten Verpflegungspunkt in Friederichshöhe, an dem wir prompt vorbei fuhren. Eigentlich hatten wir uns abgesprochen, dass wir dort nicht halten wollten. Und 50 Meter vor uns fuhren die rot-weißen, die wir nun zum zweiten Mal einholen wollten. Tatsache ist aber leider auch, dass die Strecke dort nicht einfach geradeaus weiter geht, sondern man am Kontrollpunkt links abbiegen muss. Da wir aber weiter geradeaus fuhren, hatten wir uns nun auf die sehr seltene, aber auch schöne 155 km Runde begeben. Ebenso wie die Rot-weißen. Also zurück zum Kontrollpunkt und weitere Schmalzstullen.

Dort klagten uns die Organisatoren ihr Leid: Immer weniger Helfer sind bereit eine RTF zu organisieren, einige RTFs sind bereits komplett eingestellt worden oder finden nur noch im zweijährigen Rhythmus statt, die Adlerrunde im Harz soll 2018 komplett ausfallen. Und nachher am Ziel erzählte man uns, dass weniger als 300 Teilnehmer 2018 dabei waren, „wir hatten schon einmal über 450„.

Das kann eigentlich nicht wirklich verwundern, wenn man einmal schaut wer und was bei einer RTF mitfährt: Da ist fast niemand dabei, der unter 40 Jahren alt ist, und vielleicht liegt es auch daran, dass ich dieses Jahr so viele neue Räder geschaut habe, da fahren ja fast nur Alu Räder die zehn Jahre plus auf dem Buckel haben! Und genauso sieht es natürlich auch bei den Helfern aus, bloß, dass die noch einmal 20 Jahre älter sind. Nicht als die Räder, sondern als die Teilnehmer.

Das ist alles schade und beklagenswert, oder man macht etwas dagegen. So wie der RCB, dem es 2017 ja gelungen ist, seine eigene RFT in Bremen erstmalig erfolgreich durchzuführen.

Zurück zur Strecke: Nun kamen wieder ein paar fiese Anstiege, zum Glück war ich nun auch deutlich besser drauf. Gerade rechtzeitig, um die schönsten Passagen dieser RTF zu geniessen.

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Lieblich geschwungene Hügel so weit das Auge blicken kann.

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Hannes bei der Abfahrt

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Hannes, nach dem Anstieg.

Ich mag diesen Teil besonders gerne, weil sich kurze Anstiege auf wenig befahrenen Straßen mit schnellen Abfahrten und schönem Blick auf die hügelige Landschaft abwechseln. Wie gerne würde ich in so einer Gegend leben und fahren, allerdings sollte so etwas wie Bremen doch auch gleich um die Ecke sein.

Stefan meinte zu recht, dass die Gegend doch sehr abgelegen ist und man sich fragen muss, wer da in zehn, zwanzig Jahren überhaupt noch wohnen wird. Sehr deutlich wurde das in Thevenhausen, am nächsten Kontrollpunkt. Hier ist ein Foto der örtlichen Metzgerei, aufgenommen im letzten Jahr bei der RTF.

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Metzgerei Goksch in Thevenhausen, 2016

Und hier Goksch noch einmal 2017:

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Metzgerei Goksch, Thevenhausen 2017

Will sagen: Wirklich viel passiert da in Thevenhausen nicht. In Japan, wo ich lange gelebt habe, ist dieses Problem noch deutlich ausgeprägter, da die Bevölkerung im Vergleich zu Deutschland dort früher angefangen hat schneller zu altern. In einigen Regionen gibt es Dörfer die komplett aufgegeben wurden, Dörfer in denen die Schulen seit Jahren verrammelt sind und nur noch Menschen über 60 Jahre wohnen und Kleinstädte in denen die Hälfte der Geschäfte verrammelt ist.

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Kabira, Ishigaki. Aufgegebene Schule.

Gegenüber der Metzgerei Goksch in Thevenhausen ist der Kontrolpunkt der RTF. Da steht ein Haus. Hm, dachte ich immer, also so ein normales Haus, da wohnt irgend jemand drin, der mit der RTF irgendwie zu tun hat. Nö, auch hier wohnt niemand mehr, aber die Toilette funktioniert noch. Hier riecht es nach Moder im Teppich und Schimmel auf Tapete. An den Wänden hängen Relikte der Vergangenheit.

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Wir machten uns dann auf die zweite Runde um das Kalletal, die die zusätzlichen 30 km der 150er Runde im Vergleich zur 120er bringt. Wieder durch diese tolle Landschaft.

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Nach dem zweiten Stop in Thevenhausen folgt eine „Transferpassage“ über Varenhold, Möllenbeck und Exten nach Großwieden zur Fähre über die Weser. Diesen Teil finde ich nicht so prickelnd. Es geht durch so ein Gewerbegebiet, wo ich schon einmal den Abzweig nach links verpasst hatte. Aber er war aber aus psychologischer Sicht recht interessant, da zum ersten Mal vor uns eine rote Ampel auftauchte. Fährt man in einer Gruppe mit Fahrern zum ersten Mal, sind ja die Regeln, was das anhalten bzw. überfahren von roten Ampeln angeht, noch nicht etabliert. An sich müsste man ja anhalten, aber Tatsache ist ja auch, dass man auch gerne mal drüber fährt. Aber wie werden die Anderen darauf reagieren? Gibt es dann gleich einen Rüffel, wird man aus der Gruppe ausgeschlossen, oder handelt man sich, wie letztes beim Silbersee Triathlon, eine „disziplinarische Maßnahme“ ein wegen „Verdacht auf Missachtung einer roten Ampel“.

Racer X war vorne und schaut sich mit schlechtem Gewissen um. „Los, weiter!“ schallt es von hinten.

Die Weserfähre in Großwieden ist ein weiterer Höhepunkt dieser RTF. Zum Glück liegt der Kontrollpunkt nun seit einigen Jahren auf der Seite, auf der man auf die Fähre warten muss, so dass sich warten, essen und trinken miteinander kombinieren lassen. Die Kontrollstation ist in eine „Schutzhütte“ integriert. Die brauchten wir auch, denn es fing nun heftig an zu regnen.

Als Bauingenieur muss ich hier mal sagen, dass diese „Schutzhütte“ echt mies ist. Sie besteht aus drei Wänden, die aus Garben (also Drahtkörbe mit Steinen gefüllt) gefertigt sind und einer offenen Seite nach vorne. Darüber spannen sich Stahlträger, die ein Glasdach halten. Das ist alles sehr aufwändig und teuer und 50% der überdachten Fläche besteht aus diesen dicken Wänden, die ja, im Gegensatz zu den Menschen dort, keine Überdachung brauchen. Wir waren zu viert, plus drei Personen am Kontrollpunkt und ein Hund und wir passten so gerade unter das Dach. Mein Prof hätte die Hände über den Kopf zusammengeschlagen und mal wieder etwas schlechtes über Architekten gemurmelt.

Im strömenden Regen setzten wir dann über die Weser, die Überdachung der Fähre bot einen vergleichsweisen guten Schutz.

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Weserfähre bei Großwieden

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Stefan, Racer X, Hannes und ich (v.r.n.l)

Zehn Minuten später waren wir bis auf die Socken nass. Zum Glück ging es jetzt auch auf die Schaumburg, so dass wir wenigstens warm blieben. Ich fuhr vorne weg, das Selbstbewusstsein war immer noch nicht ganz wiederhergestellt und die anderen hinterher. Hier ging gar nichts mehr im Wiegetritt, denn die Straße war nass und glitschig und verlangte einiges an Konzentration. Und ist man dann endlich an der Schaumburg, geht es noch ein ganzes Stück weiter, das hatte ich komplett vergessen.

Auf der anderen Seite geht es dann schnell runter. Dieses Jahr nicht ganz so schnell, weil die Straßen nasse waren, aber erstaunlicherweise hörte der Regen auch wieder auf und der Asphalt wurde trocken. Es war so, als wenn die Wolken an der Schaumburg hängen geblieben wären. Alles war gut, wir waren nass, aber jetzt konnten wir schnell ins Ziel fahren.

Dachte ich. Denn dann fing es wieder an richtig zu regnen. Heftig. Racer X fuhr neben mir und ich sagte zu ihm „Jetzt fehlt nur noch ein wenig Hagel.“ Und prompt fing es ein paar Minuten später an zu hageln. In so einem Wetter bin ich auch noch nicht gefahren. Ich ersparte mir einen Kommentar a la „Wenn es jetzt noch zu blitzen und zu donnern anfangen würde…“ denn ich wollte lebend nach Hause.

Und so kamen wir endlich am Ziel, dem Mineralbad wieder an. Racer X zog es gleich nach Hause, Hannes und ich duschten erst einmal und dann bestellten wir erst einmal Würstchen und quatschten was. Am Kuchenbuffet war das Blech mit Mohnkuchen schon komplett weg, Zetschgen ebenfalls, nur noch Apfel/Rosinen und „Streusel Melba“ war noch da, was etwas über die Beliebtheit der verschiedenen Kuchensorten aussagte. Ich bin ja auch der totale Mohnkuchen Typ, machmal stehe ich sogar nachts auf und hole mir den, genau wie Ulricke Jockiel sich die Yogurette holte.

Danke an Hannes, Stefan, Racer X und den Viktoria Lauenau für diese denkwürdige RTF.

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OBKM. Erster. Dritter. Zehntausend.

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Auch dieses Jahr veranstaltete die Schicksalsgemeinschaft Bremer Radsportvereine wieder die offenen Bremer Kriteriumsmeisterschaften (OBKM), eine Serie von 6 Rennen im Sommer, ausgetragen auf dem Sachsenring in Heilshorn. Am Mittwoch fand der letzte Lauf statt.

Sachsenring – das klingt nach Benzingeruch und Motorschmiere und so gar nicht nach der Produktion von Faun Müllfahrzeugen. Tatsächlich ist der Sachsenring lediglich eine Strasse in Form eines Rechtecks um ein Gewerbegebiet jenseits der A27, irgendwo 25 km von zuhause. Durch diverse völlig übertriebene Blogposts, ergänzt durch begeisternde Erzählungen konnte ich Hannes überzeugen, mich zum letzten OBKM der Saison zu begleiten. Es gab auch etwas zu feiern: Der dritte Gesamtplatz in diesem Jahr war mir eigentlich sicher, ich musste nur noch teilnehmen und ankommen. Trotzdem war ich so nervös wie lange nicht mehr.

Meine Nervösität kühlte langsam auf dem Weg zum Rennen ab. Das lag an dem Regengebiet in das wir geraten waren und das uns innerhalb kürzester Zeit bis auf die Socken nass machte. Prima, dachte ich, so richtig Lust hast Du ja eh nicht und auf nasser Strasse werden sie uns ja wohl nicht fahren lassen, das wird vermutlich gleich abgesagt. Wie mit einer Heckenschere geschnitten hörte der Regen exakt am Sachsenring auf. Die Strasse dort war komplett trocken geblieben und alle die mit dem Auto gekommen waren (alle außer uns, de facto) standen gutgelaunt an der Strecke und warteten darauf, dass es los geht. Fast schon schade.

Zunächst einmal fuhren die Bratzen unter sechszehn Jahren. Uns wurde dabei zwischenzeitlich in durchnässter Kleidung richtig kalt; dann kamen wir endlich dran, die Männer über 50 und die Frauen über 16 in einem Rennen. Diesmal ging es nur über 16 Runden wegen der nahenden Dunkelheit. In Runde 12, 8 und 4 wurde jeweils um Punkte gesprintet, die Punkte beim Schlußsprint zählen dann noch doppelt hinzu. Ich stand am Start, zusammen mit den anderen fünf Teilnehmern denn leider fehlten ein paar bekannte Gesichter wie Linda, Wolfgang, und Rainer. Also, ich stand am Start und hatte gerade begonnen einen Riegel zu essen. Ich dachte, es gäbe nun wie immer eine langatmige Erklärung der Rennleitung, aber weil alle etwas nervös waren – die Dunkelheit nahte – ging es, zack, gleich los.

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Hier nach kauend. Links schon die Attacke.

Einer der Fahrer (in blau) versuchte sich bereits nach den ersten hundert Metern abzusetzen, so dass ich all meine Kraft aus der Kaumuskulatur in die Beine fliessen liess, um die Lücke zuzufahren. Das doofe Resultat davon war, dass ich nun einen rund gelutschten Klumpen Riegel im Mund hatte, der mich daran hinderte richtig zu atmen. Bis fast zum Ende von Runde zwei dauerte es, bis ich das Ding endlich kleingelutscht hatte – das kostete richtig Körner. Und jetzt begann ja auch schon der Sprint um die Punkte.

Keiner wollte den Sprint anziehen, also machte ich das dann selber von der Innenseite aus, etwa 40 Meter vor der letzten Kurve. Das ist der ideale Punkt bei dem es meine Ausdauer gerade noch erlaubt volle Power bis zum Zielstrich zu geben. Ich legte los und kam als Erster ins Ziel. Eine Glocke wurde geläutet.

Das ist die Glocke die läutet, wenn man in die letzte Runde vor dem Sprint geht.

Also musste ich jetzt meinen Sprint als „Ausreissversuch“ tarnen, damit ich nicht völlig blöd dastand – ich machte weiter hohes Tempo und mir gelang es auch die Gruppe auseinander zu reisen, aber die starken drei Fahrer waren nach wie vor dabei.

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Die Ausreisser

Als die dann den Sprint anzogen konnte ich nur noch reagieren – aber die Lücke hatte sich bereits aufgetan und ich wusste, dass ich maximal Dritter werden würde. Genau bis zu dem Moment als Andrzej in der letzten Kurve stürtze, dabei zentrifugal nach außen schliderte und Kai praktischerweise bremsen und stürzen musste. So kam ich unverdient als Erster ins Ziel.

Marc schloss danach zu mir auf und die folgenden Runden fuhren wir in mässigem Tempo gemeinsam. Wir überundeten Laura, die sich uns anschloss und später Lena, die dies nicht tat.

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Nach einer Weile und kurz vor Schluss hatten sich auch Andrzej und Kai von ihrem Sturz erholt. Schlimmes war zum Glück nicht passiert. Zu fünft fuhren wir so in die letzte Runde, die Kai locker vor mir und Marc gewann. Und damit war das letzte Rennen vorbei; ich hatte mal wieder gewonnen! Na ja, es war das zweite Mal hier und diesmal auch wirklich nicht fair. Das war allerdings auch völlig egal, denn an den Gesamtplatzierungen änderte dies nichts.

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Zieleinlauf. Kai vor mir und Marc.

Wegen der nahenden Dunkelheit kam es dann gleich zur Siegerehrung auf dem ehrwürdigen Podest des Bremer Radsportverbandes, das praktischerweise mitten in riesigen Verdauungsabfallprodukten größerer Tiere stand. Darauf standen schon die ganz großen der Radwelt. Also wie z.B….öh…ist ja auch egal. Ich war übrigens erst einmal alleine dort, Kai hatte sich irgendwohin verdrückt, um seine Wunden zu versorgen und Wolfgang, der die Serie schon nach dem 5. Lauf gewonnen hatte, fuhr mit den schnellen Jungs im letzten Rennen das zeitgleich stattfand.

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Es gab eine „Bronze“ Medaille und zwei Gels. Wahre Arbeit, wahrer Lohn.

 

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Zufällig sah ich Kai kurz danach und auf meine Intervention hin, wurde die Ehrung dann fortgesetzt. Auch Wolfgang, der gerade mit dem feld vorbeifuhr, wurde zugerufen er möge doch mal Pause machen und kommen, um sich auf das Treppchen zu stellen.

Kai bekam nun seine Silbermedaille und eine mir unbekannte Anzahl von Gels.

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Wir waren gerade fertig, als Wolfgang anhielt und nun auch auf das Treppchen wollte. Doch wie gesagt, da war ja schon alles vorbei, also schickten wir ihn wieder zurück ins Rennen, wo er nun dem Feld hinterherfahren konnte.

Die OBKM dieses Jahr war wirklich eine sehr gute Veranstaltung, immer bei guten Wetter und ich konnte viel über Positionierung und das richtige Sprinten mitnehmen. Ich kann die Teilnahme nur jedem empfehlen. Vorausgesetzt man ist über 50 oder weiblich, denn sonst muss man bei der schnellen Truppe im 30er Feld fahren, wo man nichts lernen kann, außer wie bitter es ist hinten aus dem Feld zu fallen, oder sich auf die Fresse zu legen. Na ja, unter Schmerzen lernt es sich ja auch am besten.

Ich denke für Hannes war es auch interessant, mit welcher Präzision die Rennleitung so ein Rennen duchführt und die Ergebnisse nachhält.

„Wie viel Runden sind jetzt schon um? Kommt jetzt der Sprint?“

„Ich seh nichts, ich hab die falsche Brille auf?“

„Hast Du Dir die Reihenfolge gemerkt im Ziel ?“ „Ich? Ich dachte Du machst das?“

Aber an sich ist das auch egal, denn mit Wolfgang hat der stärkste Fahrer gewonnen. Kai und ich sind etwa gleich stark, aber Kai hat eben an allen sechs Läufen teilgenommen  und ich nur an fünf. Alle anderen sechs Teilnehmer waren halt mal nur maximal vier Mal dabei.

Für 2018 wäre zu wünschen, dass es etwas mehr Variation der Strecken gibt, sechs mal in Heilshorn ist schon ein wenig langweilig und vor allem zu weit weg. Es gab ja bereits für dieses Jahr die Idee, in der Nähe der Uni zu fahren, nur waren die Auflagen der Stadt nicht erfüllbar und zudem hat der Kurs direkt hinter dem Start auch eine sehr ungünstige Kurve. Vielleicht hat hier jemand eine Idee für einen guten, ca 1 km langen Rundkurs?

Zwei Tage später machte ich die 10.000 km auf meinem Rad dieses Jahr voll. Ich war mir nicht sicher, ob ich das dieses Jahr wieder im September schaffen würde, denn außer an Lüttich-Bastogne-Lüttich hatte ich an keinem großen Ereignis teilgenommen. Vielleicht war das auch gut so, denn nachdem so etwas vorbei ist, bricht dann regelmässig die Leistung ein und man fragt sich, ob es überhaupt nach Sinn macht Rad zu fahren.

So ist es aber nun einfach die letzten 2.000 km bis Weihnachten zu fahren und somit, wie in den letzten Jahren auf 12.000 km im Jahr zu kommen. Das Velotörn Rennen fahre ich noch, die wunderschöne RTF Lauenau am Wochenende danach und zum Saisonabschluss den Münsterland Giro.

Und dann nur noch zum Spass.

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Interessentenweg. OBKM.

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Nachdem Hannes, Eddie und ich Monate zusammen nicht mehr zusammen gefahren sind, weil Eddie, radtechnisch beneidenswert, nun in Marburg lebt, hatten wir uns am Dienstag verabredet, um Eddie die Schönheit norddeutscher Landschaft und seltene Strava Segmente aufzuzeigen.

Zunächst einmal fuhren wir auf den designierten bremischen OBKM Kurs 2017 an der Uni, der aber nicht realisiert werden konnte. Vermutlich ist das auch gut so. Es macht ja Sinn die bremische Meisterschaft in Bremen auszutragen und nicht in äh „Heilshorn“; die Lage dürfte auch mehr Fahrer und Publikum ziehen, aber die erste Linkskurve hinter dem Start hat halt den Nachteil, dass sie in eine verengte Fahrbahn ausläuft und da wurde es schon beim Trainingsfahren mulmig. Es gab ziemlich fiesen Wind und so rollten wir nur im Kreise.

Anschließend nahmen wir den Mittelwisch Climb  in Angriff, einen der gefürchteten Anstiege in Bremen den wir nur selten fahren, denn der führt quasi ins Nirgendwo. Also eigentlich nach Walle, aber dann muss man sich durch die ganze Stadt kämpfen und das macht wenig Spaß. Ich fuhr an, Hannes gab den letzten Kick und Eddie kapitulierte sich dann nach vorne, was sehr gut klappte.

Zurück an der kleinen Wümme lang ging es am Deich bis Wasserhorst, wo Hannes sich richtig ins Zeug legte und Druck machte.  Die Idee längere  Stücke zu rollen und dann ab und an richtig hart anzufahren war im Prinzip eine gute Idee, um sich auf das OBKM Rennen am nächsten Tag vorzubereiten.

Wir hatten dann die Idee zur humorlosen Kirche zu fahren, aber nicht wie gewöhnlich an der Lessum lang, sondern über die Strecke am Gramker Sportsee und dann über Feldwege weiter am Stahlwerk lang. Diese Trecke binich schon oft gefahren, allerdings immer in umgekehrter Richtung. Zunächst lief das sehr gut, aber dann verpassten wir eine Abzweigung (in der Natur dort sieht alles so schrecklich gleich aus) und landeten zunächst wo wir nicht hin wollten und dann in Walle. Nein, diesmal wirklich im Nirgendwo. Und zwar auf dem „Ökoweg“, der aus sehr viel Öko udn sehr wenig Weg bestand. Und dann verfahren wir uns auf den „Landweg“, der zwischen zwei sumpfigen Gräben zumindest aus Land, aber auch sehr wenig aus Weg bestand. Hannes überholte mich und ich musste kichern, denn an seinem Rad hatte sich jede Menge Gras verfangen, er sah aus wie ein schlecht getarnter Panzer. Hannes drehte sich um zu mir kichert und sagt: „Hihihi, an Deinem Rad ist jede Menge Gras“. Das stimmte.

Angehalten, Räder sauber gemacht. Das Zeug war wirklich überall, vor allem im Schaltwerk. Weitergefahren. Am Ende des Wegs merkte ich dann, das mein Hinterrad platt war. War mir auf dem Weg gar nicht aufgefallen.

Wir kamen dann zu einem Tor und lernten nun, dass wir auf dem „Interessentenweg“ gefahren waren.

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Irgendwo zwischen der humorlosen Kirche und dem Lessumwehr kamen wir wieder auf die Straße und fuhren dann auf die andere Seite, um die Lessum Rindo in Angriff zu nehmen: ein weiterer brutaler Anstiegsknaller in Bremen mit mehr als 20% Steigung. Das gab uns dann die Möglichkeit über die Lesmonawellen wieder in Richtung Heimat zu fahren.

Wir wollten dann gemeinsam schnell das Wasserhorst Pave in anderer Richtung fahren und waren auch wirklich sehr schnell drauf, als uns ein Auto entgegenkam und jeden KOM Versuch zunichte machte.

Und zum Schluss rollten wir am Deich nach Hause, versuchten und am Kuhgrabensprint über die krasse Autobahnbrücke am Platzhirschen und rollten zufrieden und leicht reumütig zurück zu unseren Familien, da wir leicht zu spät zum Abendessen waren.

Ich denke, wir haben Eddie gezeigt, was in Bremen möglich ist und was nicht möglich ist und sind beides gefahren. Tour auf Strava.

Am folgenden Tag war der 3. Lauf der OBKM in Heilshorn. Wie gewöhnlich waren wir sechs Starter in unserem Rennen. Nachdem das die ersten beiden Male doch recht gut gelaufen war, fuhr ich zum 3. Rennen mit höheren Erwartungen als „bitte lasst mich einfach in der Gruppe bleiben und ins Ziel kommen“. Das war schon eine schlechte Idee, zumal ich auch immer noch erkältet war und sowieso nicht hätte fahren sollen. Das habe ich dann auch beim fahren gemerkt. Na ja, aber auch hier gibt es ein nächstes Mal und ein übernächstes Mal und ein letztes Mal in diesem Jahr.

Zunächst aber einmal ist am Sonntag der Velothon in Berlin angesagt. Dank eines sehr geschickten Schachzuges, konnte ich mich dort in Block A positionieren: Ich habe nämlich bei der Anmeldung auf die Frage nach meiner geplanten Durchschnittsgeschwindigkeit bei dem Rennen 52 km/h angegeben. Unwahrscheinlich, dass da jemand (in der Planung) schneller ist als ich. Früher oder später werden vermutlich auch andere Teilnehmer auf diese Idee kommen, so dass ich nächstes Jahr „Schallgeschwindigkeit“ und 2019 „Lichtgeschwindigkeit“ angeben werde, um einen Platz in Block A zu erhalten.

Wie schnell ich dann wirklich war? Mehr demnächst.

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RTF. Das Delmenhorst Syndrom.

Eine RTF bietet dem ambitionierten Hobbyrennradfahrer die Möglichkeit sich einmal über 20 km völlig auzupowern und an seine Leistungsgrenzen zu gehen. Am Anfang natürlich. Am Ende plaudert man dann entspannt in der Gruppe und rollt das Ding nach Hause.

Delmenhorst, hört man diesen Namen, woran denkt man dann? Als ich am Tag vorher meinem Sohn sagte, dass ich am nächsten Morgen an einer RTF in Delmenhorst teilnehme meint er nur: „Ich habe letztens eine Statistik über Mordraten in Deutschland gesehen. Das war so eine Karte in grün, gelb und rot. Delmenhorst war da tiefrot. Pass auf Dich auf.“ Das ist aber Fake-News, der Spiegel zeigt, dass man in Delmenhorst sicherer lebt als zum Beispiel in Bremen. Meinem Sohn werde ich nun empfehlen nachts auf die Discomeile in Delmenhorst zu gehen. Wenn es so etwas gibt. Ansonsten ist Delmenhorst ein beschauliches Städtchen. Eine Bildersuche mit Google ergab unter anderem die folgenden Treffer:

An der Inkoop-Baustelle an der Oldenburger Straße hat es am Mittwochnachmittag einen schweren Unfall gegeben. Foto: Andreas Nistler

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Ich denke diese Impressionen geben einen guten Überblick, was den Fremden in Delmenhorst erwartet, wenn es schon nicht Mord und Totschlag ist.

Die RTF in Delmenhorst, ausgerichtet von dem rührigen RSV Urania Delmenhorst (internationaler Partnerverein ist übrigens Plutonia Pyöngjang: Städte die sich gegenseitig an Schönheit überbieten), ist eine der schöneren in der Umgebung von Bremen. Dieses Jahr bin ich sie zum 5. oder 6. Mal mitgefahren. Sie hat ein paar große Vorteile:

  • Die Anreise aus Bremen ist kurz und mit dem Rad.
  • Sie führt sehr schnell aus Delmenhorst hinaus in die Geest.
  • Man kann sich auf der Strecke entscheiden, ob man 80, 120 oder 155 km fahren möchte.
  • Am Ende fährt man nur kurz wieder nach Delmenhorst rein.

Aber auch einen großen Nachteil, denn die RTF ist traditionsgemäß schlecht ausgeschildert. Ich bin da noch nie 80, 120 oder 155 km gefahren, sondern immer 90, 133 oder 180, je nachdem wie viel ich mich verfahren hatte.

Da ich ja dieses Jahr durch Lüttich-Bastogne-Lüttich sehr gut vorbereitet war, musste ich am Abend vorher etwas gegen meine gute Vorbereitung tun, damit ich im Feld nicht weiter auffalle. Zufällig war ich zu einer Party der Absolventen meiner Hochschule eingeladen. Nach Steaks und Würstchen, vielen kleinen Bierchen redete ich dort ziemlich viel Mist; vermutlich, denn so genau kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Den Weg nach Hause habe ich auf dem Rad im Regen zurückgelegt und auch daran habe ich kaum eine Erinnerung. Woran ich mich allerdings sehr gut erinnere ist, dass fünf Stunden später der Wecker klingelte und ich zunächst glaubte, dass Körper und Kopf voneinander getrennt worden wären, denn der eine tat nicht was der andere ihm befahl.

Zum Glück kam Hannes vorbei und wir radelten los um uns mit den anderen Bremern am Subway in der Pappelstrasse zur gemeinsamen Anfahrt nach Delmenhorst zu treffen. „Früher“ war da, wo heute das Subway haussiert, Radsport Schröder.

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Serviervorschlag

Traditionsgemäß wurde nun dort zunächst ein Kranz niedergelegt („Den Opfern des Radsportes“), traurige Lieder angestimmt („An einem Rädlein helle“; „Beim Schröder vor dem Tore“) und viel Mist geredet bevor unsere große Gruppe mit Trommeln und Pyro sich aufmachte Richtung Delmenhorst.

Angekommen entdeckten wir viele bekannte Gesichter, unter anderem auch den Jungen, den ich bereits beim letzten Mal kennengelernt hatte. Der verkaufte mir ein Salamibrötchen und eine Cola. Für €1,50 – das gibt es eben nur den den RTFs die vom Verein organisiert werden. Da waren auch wieder die Fahrer der SG Stern, denen wir bereits eine Woche früher bei der Bremer RTF hinterhergefahren waren. Da waren Karin und Torsten die ich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte (nicht weil sie in Delmenhorst wohnen), Jan, Lars, und und und. Das konnte ja lustig werden.

Zunächst einmal stellten wir uns aber an den Start. Da wir bereits ziemlich spät waren, fanden wir nur einen Platz im Mittelfeld. Die Stimmung war prächtig, Rennradfahrer bis zum Horizont, teilweise hinter Hecken und sonstwo.

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Am Start. Vorne die üblichen Verdächtigen.

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Prächtige Stimmung am Start. Siehe Andi (ganz links)

Es ging gleich zackig los. Also wie immer, bereits nach 100 Metern waren die ersten Löcher gerissen. Hannes und ich wollten eigentlich wieder bei den Sternen mitfahren, aber die hatten wir bereits ganz zu Anfang verloren. Ich versuchte uns nach vorne zu fahren, aber der Gegenwind und der Schädel hatten etwas dagegen. Bereits nach ein paar Minuten brach ich total ein. Hannes übernahm dann die Führung, aber ich konnte nicht folgen, so wenig Kraft brachte ich auf die Strasse. Es war echt schlimm, ich war über-vorbereitet.

So langsam bildete sich dann doch ein Gruppe von vielleicht 20 – 30 Fahrern und wir saussten raus aus Delmenhorst, fast immer gegen den Wind und richtig schön anstrengend. Wir waren schnell, aber nicht extraschnell und trotzdem war es irrsinnig anstrengend für mich. Ab und an machte ich an der Spitze etwas Führungsarbeit, aber ich musste mich wirklich zurückhalten. Wäre ich ein Rad, ich hätte nun geknarzt.

Peinlicherweise hatte ich schon wieder Probleme mit dem Material. Ich hatte extra mein knarzendes Canyon zuhause gelassen und mich mit dem lahmeren Basso Fior di Loto begnügt. Das ist eins von zwei Rädern, die nicht mit SPD Klickpedalen, sondern mit SPD-SL Klickpedalen ausgerüstet ist. Da ich das recht selten benutze hatte ich mir keine Gedanken über die Schuhe gemacht, zu mal ich ohnehin zwei paar SIDI habe, eins sehr alt und eins alt. Aus Versehen zog ich aber das sehr alte Paar an und da waren die Cleats nicht mehr im besten Zustand. Mitten auf freier Strecke, als ich in den Wiegetritt ging, klickte ich aus dem Pedal aus, trat auf die Strasse und musste einige Verrenkungen machen um mich nicht flach zu legen.

An einem T-Stück zeigte der Pfeil des Ausrichters nach links, aber viele waren sich sicher, dass wir nach rechts abbiegen sollten. Chaos. Schließlich entschieden wir uns dem Garmin und den Ortskundigen zu vertrauen und fuhren rechts weiter, was sich als die richtige Entscheidung herausstellte. Viele andere, unter anderem der schnelle Trupp vor uns, hatte sich aber für die falsche Richtung entschieden und kam deshalb an der Verpflegungsstation nach uns an. Warum das so kam weiß kein Mensch. Es könnte ein Versehen des Ausrichters sein, oder vielleicht hatte jemand das Schild auch umgehängt, wer weiß das schon. Tatsache ist aber auch, dass diese kleinen roten Pfeile mit gelber Spitze sehr schwer zu sehen sind. Man erkennt den Pfeil, braucht aber noch einige Zeit um die Richtung festzustellen. Und teilweise waren die Pfeile sehr spät vor den Abzweigungen festgemacht, so dass es zu scharfen Bremsungen im Feld kam. Das könnte und das sollte besser werden.

Da wir eine der wenigen, schnellen Gruppen waren, die die richtige Abbiegeentscheidung getroffen hatten kamen wir dann auch als erste an der Station in Colnrade an. Die schnelle Gruppe kam vielleicht 5 Minuten später, hatte einen dicken Hals und fuhr fast geschlossen an der Station vorbei (Auf Strava kann man gut nachverfolgen, wie sie etwa 10 Minuten Zeit verloren haben). Nach ca. 45 km muss man ja auch nicht unbedingt eine Pause machen. Wir bildeten dann eine kleinere Gruppe von vielleicht 20 Fahrern und machten uns auf und hinterher auf die 120 km Schleife. Dabei waren auch Kai Pi und Balacz, ersteren kenne ich schon sehr lange, zweiteren seit letztem Samstag. Und auch Lars. Ich wollte nun mit meinem iphone ein paar coole Photos machen, aber alles was mir aus Versehen gelang war dieses hier.

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Wie man sehen kann, habe ich mein sehr schickes Positivo Espresso Outfit an.

Die Gruppe passte ganz gut zusammen. Wir sammelten unterwegs noch zwei Fahrer auf, die aus der schnellen Gruppe gefallen waren, unter anderem einen Fahrer von der SG Stern der so aussah wie der Sportler unten heißt.

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Nein, nicht Kevin. So kann man nicht aussehen.

Das Klima in der Gruppe wurde nun immer besser, etwas das aus der Psychologie als „Stockholm Syndrom“ bekannt ist, oder meinetwegen auch als Delmenhorst Syndrom. Irgendwie ist alles zu schnell und zu anstrengend, aber man weiß auch, dass wenn es noch viel anstrengender wird und länger dauert, wenn man aus der Gruppe herausfällt. Deshalb entwickelt man eine Hassliebe für die Tempobolzer vorne an der Spitze.

Der Norddeutsche an sich und der Langstreckenfahrer im besonderen gilt ja allgemein nicht so als sehr offen und gesprächig (vgl. Horst Delme: „Der Norddeutsche – Aufzucht, Hege und Pflege“) im Gegensatz zum Rheinländer, aber bei einer RTF merkt man doch sehr deutlich, wie sich die Atmosphäre in der Gruppe langsam ändert. Am Anfang ist es sehr still, keiner sagt etwas, alle schweigen oder hecheln, denn bei 45 km/h ist es für die meisten von uns auch schwierig Konversation zu machen. Doch mit der Zeit beginnen die ersten Smalltalks. Der eine oder andere murmelt: „frei“, wenn eine Straße gekreuzt wird, oder flüstert „rechts“ wenn nach rechts abgebogen werden soll. Nach ca. 100 km sagt auch mal jemand „Vorsicht“, wenn ein Mähdrescher in voller Breite entgegenkommt, oder eben ein Haufen Fußballfans aus Dresden. Am Ende ist die Stimmung dann bereits orgiastisch. Man steht virtuell auf den Tischen und schreit „FFFREEEEIIIIIIIIII“ oder „AUUUTOOOOO VONNN VOOOOORNE !!!!“ in einer nicht für möglich gehaltenen Lautstärke. Hier verliert der Nordeutsche alle Hemmungen und geht in der Gruppe auf.

Ich klippte versehentlich noch zwei Mal aus. Beim zweiten Mal war es in einer Kurve in Colnrade, ich war gerade im Wiegetritt und steuerte auf einen Bordstein zu. Zum Glück war der Winkel recht flach, ich knallte mit der Pedale dagegen, das Rad fuhr durch den Impuls nun vom Bordstein wieder weg und ich konnte wieder einklicken. Das war aber sehr knapp.

So kamen wir geschlossen zum zweiten Mal an den Verpflegungspunkt.  Nach einer kurzen Pause entscheiden Hannes, Kai, Balacz und zwei andere aus unserer Gruppe, dass wir die 155 km in Angriff nehmen wollten. Wir fuhren los, aber ich schaffte es nicht in mein rechtes Pedal einzuklicken. Der Cleat war jetzt total hinüber. Also zogen Hannes und ich die Konsequenzen und machten uns auf den Heimweg. Bislang war ja noch nicht wirklich etwas passiert, aber ich wollte unser Glück auch nicht strapazieren.

Hier hatten wir nun endlich Rückenwind und kamen auch zu zweit gut voran. So langsam hatte ich den Alkohol aus meinem Körper rausgeschwitzt und funktionierte wieder einigermaßen normal. Hannes und ich wechselten uns vorne ab, überholten die eine oder andere Gruppe bis wir an die Stadtgrenze von Delmenhorst kamen und dort von einer anderen Gruppe im Ortsschildsprint überholt wurden. Und dann war die RTF und somit 120 km auch wieder vorüber. Wir hatten uns nun wirklich Bratwurst, Ziwi, Kaffee und Kuchen verdient.

Strava

Das übliche Gequatsche danach, ich war froh das sich es geschafft hatte denn Körper und Material hatten heute eigentlich etwas dagegen. Und hey, da war ja auch der Typ von der Selfiebox, vom letzten Wochenende.

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Auf dem Jersey ist ein perfekter Kreis abgedruckt.

 

Jörg war da, später kam auch Silke rein und wir fuhren alle zusammen wieder zurück nach Bremen. Das Ende der Giro d’Italia Etappe habe ich noch so halb mitbekommen, die Bundesliga aber so gar nicht mehr. Macht nichts.

Hannes hingegen hatte anschließend mit seiner Familie noch „Die lange Nacht der Museen“ vor sich. Ich denke Sport und Kultur sollten in umgekehrter Reihenfolge abgefrühstückt werden.

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Sterne und Sternchen: Bremen RTF

Seit 1871 organisiert der RSC-Rot Gold Bremen eine RTF, die bislang über verschiedene Distanzen durch Wilstedt führte. Als Hannes und ich gegen halb zehn zum Start am Unisport kamen, waren bereits die Sterne und Sternchen der Bremer Radsportszene versammelt und füllten mit Buntstiften (zahllose Kinder weinten derweil zuhause) ihre Anmeldeformulare aus.

Aber alles der Reihe nach: Hannes und ich hatten uns dieses Jahr entschieden wegen akutem Trainingsrückstand und der schlechten Wetteraussichten nur die 117 km in Angriff zu nehmen. Das ist mehr als 54 oder 72 km, aber auch deutlich weniger als 174 oder 217. Wobei für die lange Distanz ein Startgeld von 20 bzw. 28 Euro genommen wurde, was ich für eine RTF als relativ teuer empfinde. Einerseits. Ich kenne allerdings auch nicht die Hintergründe und an sich bin ich schon dankbar, dass es Vereine gibt die die Mühe und das Risiko auf sich nehmen eine RTF zu organisieren. RSC-Rot Gold, derzeit in einer Phase der Perestroika, hatte die Strecken neu gelegt, so dass ich gespannt war, wie wir nun dieses Jahr nach Wilstedt fahren würden.

Regen war ab 12 Uhr vorhergesagt und da wir ohnehin nur so mit 30 km/h durch die Ebene dümpelten wollten, nahm ich statt dem Canyon das relativ langsame Basso Fior di Loto aus der Garage. Beim Canyon macht das Innenlager nach der Tortur von Lüttich – Bastogne – Lüttich Geräusche wie ein Leopard II der durch die Gartenmöbelabteilung eines Baumarkts fährt. Das Lager passt zur Kurbel, die Kurbel kommt von FRM und die sind pleite. Da muss wohl etwas komplett neues dran, was in Zeiten, in denen die Evolution von Kurbeln leider in Richtung alter germanischer Streitäxte läuft nicht so einfach ist. Wer hätte gedacht, dass SRAM mit der Red 22 mal das vergleichsweise schönste Set auf dem Markt anbieten wird?

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Der Anblick der Starter beim Unisport war etwa so, als wenn man in einer sternenklaren Nacht auf einer Wiese liegt und nach oben in den Himmel schaut: Man sah die Sterne des (bremischen) Radsports wie Vladi, Stephan oder Caro, die Sternchen wie Silvia, Rita und Heike, die Sternschnuppen wie Mascha und die Asteroiden die geradewegs auf die Erde zurasen und drohen die Menschheit zu vernichten wie ….. (schon klar). Rechts tat sich ein schwarzes Loch auf in Form der Manta Squad. Hannes und stellten so etwas wie den Andromedanebel dar und zwar deshalb, weil ich am Abend vorher alles dafür getan hatte heute benebelt zu erscheinen.

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Hannes und ich (v.l.n.r.)

Schon am Start fing es an zu drisseln und ich zog meine Regenjacke an, die sich mittlerweile in ihre Lagen auflöste, nachdem da 1.000.000.000.000 mm Drucksäule in Lüttich aufgebracht wurden. Ich brauche eine neue, unbedingt. Ideen für eine leichte Jacke unter €100?

Es gab keinen gemeinsamen Start, sondern wir wurden mit preußischer Präzision von den Führungskräften des RSC-Rot Gold in Gruppen auf die Strecke gelassen. Ungeduldig scharrten wir die Hufe, aber Pickelhaube und Säbel in Rot und Gold machten unserem Übermut schnell ein Ende. „Wer keinen Startstempel hat bekomt keine Punkte!“ Punkt.

Und dann ging es auch schon los, Hannes und ich in einer tweilweise sehr schnellen Truppe, u.a. auch mit Björn und Thorsten. RTFs haben ja so ihre eigene Dynamik, und der hier fehlte es nicht daran: Bereits nach weniger als 400m hatte es die Gruppe an einer Ampel zerrissen. Auf dem Weg zum Kuhsiel konnten wir in der Ferne die Sterne sehen, während Hannes und ich so vor uns her fuhren und der Rest noch an der Ampel stand. Hannes erzählte mir gerade von der letzten, echten Kneipe Bremens, „Leichen-Elly“ als die schnelle Ampelgruppe uns von hinten überholte. Da klemmten wir uns natürlich dran, auch wenn wir relativ schnell feststellen mussten, dass die mit 40+ unterwegs waren und das nun weh tat.

Vor allem war die Gruppe extrem nervös: ständig wurde gebremst und beschleunigt und von links nach rechts gekreuzt. Da kam kein Rhythmus auf und teilweise war es sehr gefährlich. Einmal blockierte ich mein Hinterrad, einmal machte sich jemand hinter mir fast lang weil er von der Fahrbahn abkam, gegensteuerte und dann quer in die Gruppe fuhr. Die Gruppe fuhr in etwa wie Boris Johnson Rugby bzw. Fußball spielt.

An der ersten Kontrollstelle in Otterstedt nach 30 km bog jemand überraschend vor mir nach links ab und wieder konnte ich mich nur mit Mühe auf dem Rad halten. An sich war es mehr wie ein Rennen und weniger wie eine RTF.

Hannes und ich beschlossen und daher in eine andere Gruppe einzuklinken, aber da war weit und breit keine Alternative zu sehen. Wir fuhren dann erst einmal mit dieser Gruppe weiter und nach weiteren 4 km stellten wir fest, dass fast alle auf die 72 km Strecke abbogen und nur 3 oder 4 weiter 117 bzw. 174 km fahren wollten. Trotzdem war das eine schnelle Truppe wieder mit fast 40 km/h, aber zu klein und dadurch, dass wir zu oft vorne fahren mussten stiegen wir auch dort wieder aus. Wir waren dann zu dritt unterwegs, bis ein recht schneller Focus Fahrer zu uns stieß und wir dann gemeinsam ein gutes Tempo fanden, dass uns zur zweiten Kontrollstelle nach Hetzwege brachte. In der Gegend zwischen Ottersberg, Zeven, Scheeßel und Rotenburg bin ich bislang wenig unterwegs gewesen; die Straßen hier waren klein und gut ausgewählt und das machte nun auch wieder Spaß, zumal auch der Sprühregen aufgehört hatte.

In Hetzwege ist vermutlich eher weniger los so. Ich habe gerade einmal auf den Veranstaltungskalender 2017 der Gemeinde geschaut und zu den Höhepunkten des Jahres zählen Blutspenden, Altpapiersammeln und das Kaffeetrinken der Frauen. In Hetzwege taten wir uns zusammen mit etwa 10 Fahrern der SG Stern. Für die, die es nicht wissen, das ist die Betriebssportkampfgruppe des hiesigen Mercedeswerkes. Wir waren allerdings nicht mit der Rennrad- sondern mit der Schachabteilung unterwegs; das erkannte ich gleich, da einige von denen weiße, und andere schwarze Jerseys trugen. Es gab eine weiße Dame, einen weißen Turm mit Bart und jede Menge schwarzer Bauern.

Zuerst machte ich mir etwas Sorgen, dass wir uns als Renault- bzw. gar nicht Fahrer da in eine elitäre Gruppe reingeschmuggelt hatten und nicht so recht willkommen waren. Das war aber nur ein Vorurteil meinerseits, denn mit der Zeit wurde sich ganz nett unterhalten und ich wurde aufgeklärt, dass die schwarzen die Heim-, und die weißen die Auswärtstrikots sind. Und das die SG Stern mit 41.000 Mitgliedern einer der größten Sportvereine Deutschlands ist. Und dass jeder Standort seine eigene Farbe hat, erkennbar an den Streifen an der Hose. Die Farbe Bremens ist rot. Hat alles der Konzern festgelegt, man kann sich so richtig vorstellen wie in der Konzernzentrale die Schreibtische glühen und sich die Stabsabteilungen Gedanken zu machen was man noch so alles festlegen und standardisieren könnte. Vielleicht, dass alle auch ein Mercedes Rad fahren könnten?

Es ging jedenfalls gut voran und so ließen wir den dritten und letzten Verpflegungspunkt in Otterstedt aus, in der Folge kam es zu etwas Konfusion. Statt die letzten 33 km über Ottersberg, Sagehorn und Borgfeld voll zu machen, fuhren wir nur die 26 km der 55er Runde zurück auf etwa dem gleichen Weg, den wir gekommen waren, so dass wir nicht die vollen 114 km erreichten. Ich bin mir aber auch sicher, dass dieser Betrug dem Personal des RSC-Rot Gold aufgefallen wäre. Am Ende gab es noch den traditionellen Sprint über die Autobahnbrücke am Platzhirsch und dann waren wir auch schon am Ziel. Zeit für Kuchen, Kaffee, Fluppe und ein Selfie.

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Traumkörper.

Strava

Yep, das Wetter hatte gehalten und wir konnten uns nun endlich dem Ziel des ganzen Tages, nämlich dem Kuchenbuffet des Vereins zuwenden. Kai war da und auch Axel, Björn, Thomas, Benjamin und ein paar andere. Entspannt. Hannes konnte mir nun endlich die Geschichte von Leichen-Elly erzählen, die wir etwa 3 Stunden vorher abbrechen mussten, um in der Gruppe mit 40er Schnitt nach Fischerhude zu hecheln. Die Regenjacke hatte auch gehalten, das Wetter am Ende war ohnehin und unerwartet gut. Aus der Jacke quillten fiese gelbe Plastikschichten – so als wenn sich dort eine Familie Quallen versteckt hätte.

Ich kam rechtzeitig nach Hause bevor die Spiele der Bundesliga angepfiffen wurden und wachte wieder auf, als diese zu Ende waren. Zum Glück dauerte Wolfsburg gegen Gladbach etwas länger, denn das war das Spiel wegen eines Gewitters länger unterbrochen. Nächste Woche geht es weiter mit der RTF in Delmenhorst.

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Pave Fiction: Zweier Konkurrenz.

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Lustiges einrollen für den „Roten Fuchs“ bei schönstem Frühlingswetter bisher in Bremen mit Hannes.

Schönstes Frühlingswetter bisher in Bremen; das ist etwa so wie mein ehemaliger Baukollege Dominik in China 1996 auf dem Land bemerkte, nachdem er sich am Straßenrand ein Eis gekauft hatte: „Hm, das ist wirklich lecker. Das beste Eis, dass ich je in China gegessen habe…..heute.“

Wohin soll es gehen bei blauem Himmel und Sonnenschein und zwei Stunden Zeit? „Sollen wir nach Wilstedt?“ Wir schauen uns kurz an: „Ha ha ha, der war gut, beinah‘ wäre ich darauf reingefallen.“ Das Blockland muss einfach voll sein, wir entscheiden uns für Umwege nach Vegesack, über die Weser mit der Fähre (was regelmässig den Strava Schnitt versaut) und dann zurück auf dem Weserschnellweg nach Strom. Der Wind kommt heute richtig stark aus dem Süden und so fassen wir den Plan einmal richtig auf der richtigen Wümmeseite über das Pave zu brettern und uns bei Strava unsterblich zu machen.

Das geht heute richtig gut und schnell. Auch das Wechseln klappt prima, aber leider ist auch diese Wümmeseite heute recht voll und ab und an müssen wir auf die Bremse treten. Ist der Asphalt gut, sind wir konstant mit 40 Sachen oder mehr unterwegs. Ca. 2 km vor dem Ende fährt Hannes vorne und ich überhole ihn, da ich meine ich könnte schneller fahren: „Fahr alleine weiter!“ ruft Hannes von hinten; „Bleib gefälligst an meinem Hinterrad!“ Das klappt auch gut und als wir an der Brücke ankommen müssen wir gleich nachsehen wie wir waren. Eigentlich hätten wir jetzt nach Hause fahren sollen, einen Kaffee machen und auf die Couch hauen sollen. Wir sind Zweite, nur 7 Sekunden hinter dem KOM. Boh, sind wir toll! Also fahren wir weiter nach Ritterhude und auf kleinen Wegen nach Stendorf, Habichthorst, Beckedorf, Aumund und schließlich Vegesack. Siegerehrung.

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Die Fähre nach Lemwerder ist gerade los und wir müssen 20 Minuten warten, das reicht für jeweils ein Hanuta und ein Foto von dem russischen Kriegsschiff, dass bei der Werft von Abeking und Rasmussen vertäut liegt.

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Warum bestellt sich jemand ein Schiff, das so aussieht, als wenn es dem Superschurken in einem James Bond Film gehört? Vielleicht weil jemand ein Superschurke ist oder sein will?

Auf dem Weserschnellweg geht es nun am Fluss entlang zurück Richtung Bremen. Hier finden wir heraus, warum wir bislang so schnell unterwegs waren: Heftiger Wind, teilweise kriechen wir mit 23 km/h in einer Einerreihe daher. Das dauert lange und so werden aus den ursprünglich avisierten zwei Stunden drei, und aus einem lustigen Rollen ein recht anstrengender Rückweg. Auf der anderen Weserseite nehmen wir den Weg an der Schlachte lang – keine gute Idee an einem Tag wo alle Bremer nach langen Monaten der Finsternis die erste Gelegenheit nutzen draußen zu sitzen oder zu flanieren.

65 km, fast ein KOM, jede Menge Spaß und Wind.
Strava

 

 

 

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Blockokalyse Now.

Seit einiger Zeit ist es nun eine feststehende Tradition, dass Hannes und ich uns morgens treffen und eine Runde im Blockland vor der Arbeit drehen. Um exakt zu sein, machen wir das seit letzter Woche, also seitdem Sommerzeit und Frühling in Bremen begonnen haben.

Uns kann auch nicht abschrecken, dass es morgens gerade mal drei, vier Grad warm ist, denn die Schönheit des Blocklandes kommt nur dann zur Geltung, wenn es frei von Menschen, aber voll mit allerlei Wildgetier ist.

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Jede Menge wilde Tiere sind morgens im Blockland unterwegs. Wenn man genau hinsieht, sieht man im Fleet einen Schwarm Killerkaulquappen Richtung Bremen kraulen.

Heute war die Stimmung mal wieder so richtig Blockalypse Now und mutig fuhren wir mitten in das Herz der Finsternis.

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Die nebelige Morgenstimmung wurde unterstützt durch die alltäglich Apokalypsen und Veränderungen, die insbesondere im Zusammenhang pubertierender Kinder zwischen uns ausgetauscht wurden: Schulverweis der Tochter, drohende Exmatrikulation des Sohnes von der Hochschule, überraschend katholische Austauschschülerin aus Frankreich … das ganze Spektrum des Purgatoriums des Lebens. Dann wieder ein Fasan der von links über die Straße läuft. Bringt das nun Glück oder Pech für den Rest des Tages?

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Wimmernd an der Wümme.

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Die Qualität guten Journalismus lässt sich bereits an den Alliterationen in den Artikelüberschriften messen. Gewinnt Hendrik Hering (das ist ein Name und keine Alliteration) von der SPD die Wahl in in Rheinland-Pfalz, so kann er laut Presse von sich behaupten: „Mainz bleibt meins“. Soviel zur Überschrift.

Noch 25 Tage bis Lüttich. Oder Bastogne, oder irgendwo mittendrin und die Form ist noch nicht einmal in Dortmund. Zum Glück war das Wochenende ein schönes mit vielen Touren und die ersten Gegenmaßnahmen wurden bereits ergriffen: Gestern noch vier Tage Malle gebucht und letzte Woche mit Hannes zum heutigen Frühtraining im Blockland verabredet. Jetzt, wo die Tage wieder länger werden und es Abends auch länger hell bleibt, macht es Sinn sich morgens früh zu treffen und vor der Arbeit ein wenig zu rollen. Zumal das Wetter ja auch großartig ist.

Ich kam um Viertel nach Acht aus dem Haus, ungewohnt früh für mich, schaute auf das Thermometer und kehrte gleich wieder um, um mir erst einmal ein weiteres langes Unterhemd und die dicke Assos-Jacke anzuziehen. Es war gerade mal drei Grad warm, ich konnte meinen Atem sehen und an Kopf und Nacken war es schön kalt. Kaum zu glauben, dass ich mir acht Stunden später im Büro den Pullover vom Körper reißen würde. Ich hatte bereits kalte Hände und Füsse, als ich 8 Minuten später bei Hannes an der Tür stand. Zum Glück war er noch nicht fertig, was mir die Gelegenheit gab mich bei Tanja und ihm aufzuwärmen. Aber dann ging es los. Über dem Blockland wabberte der Bodennebel.

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Dazu passte die Schlagzeile im Weserkurier, das ein Wolf in Borgfeld ein Reh gerissen hat. Es war fast so, als könnte man die Rudel in der Ferne heulen hören. In wenigen Momenten würden sie aus dem Bodennebel hervortreten, riesige Tiere mit neon-gelbem Fell und strahlend grünen Augen, geflohen aus der Sperrzone rundum Tschernobyl und auf der Suche nach menschlichem Rennradfahrerfleisch mit viel Muskulatur.  Die Kombination von Kälte, wenig Schlaf und Blockland kann einen schon ganz gut in den Wahnsinn treiben.

Aber so langsam wurde es wärmer und es stellte sich so etwas wie Frühlingsromantik ein.

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Caspar David Friedrich: Der Styx bei Borghfeldt (1824)

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Der kleine Styx.

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Vermutlich war heute wirklich jeder, der es irgendwie konnte und es mit Arbeit und Familie vereinbaren durfte draußen auf dem Rennrad. Aber wir waren so ziemlich die ersten, froren und radelten vor uns hin parlierend einmal die Wümme runter bis zur Brücke und dann auf der anderen Seite, dem Blockland Roubaix, wieder hoch.

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Dabei kamen wir auch an dem alten Pumpenhaus vorbei, 1884 erbaut, von dem ich letztens schon einmal geschrieben hatte.

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Es ist immer sehr entspannend mit Hannes zu radeln; wir haben keinen Druck dem anderen zu zeigen wer gerade wie gut in Form ist und es gibt immer jede Menge Themen die es zu besprechen gilt in der kurzen Zeit, die uns zur Verfügung steht. Meistens beginnen wir mit etwas wichtigem, heute war es das leidige Thema Töchter und Söhne in der Pubertät, bevor wir meistens fast zwanghaft bei Radrelevanten Themen landen, um dann, heute etwas ungewöhnlich, bei Staubsaugern zu enden. Nicht dass wir uns irgendwie für saubermachen interessieren würden, aber bei einem Rennradrahmen mit innenverlegten Zügen kann man, wenn man es geschickt und mit einem Bindfaden anstellt, den Bindfaden oben einfädeln und mit Hilfe eines Staubsaugerns unten absaugen. An den Bindfaden kommt dann der Zug der durch den Rahmen geführt werden muss und man spart sich die endlose Frickelei und das Stochern auf der Suche nach dem Ausgang.

Ich fürchte radsportlich war das heute morgen keine Meisterleistung, aber der Start in einen sehr schönen Tag.

Strava

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