Mallorca. Wenn man noch nie da war, dann stellt man sich die Insel entweder so vor wie auf dem Foto oben (man steht drauf), oder eben wie auf dem Foto unten (man schaut drauf). Abgesehen von Meer und Sangria hat Mallorca auch Radfahrern etwas zu bieten: Straßen.
Lars und ich hatten uns entschieden unser herbstliches Trainingscamp auf Mallorca mit Basis in Alcudia zu halten. Nachdem die Saison 2017 nun zu Ende ist und wir wirklich gut in Schuss sind, wollten wir noch einmal richtig hart trainieren, um danach … ja, was eigentlich? Ja genau, um im Winter die ganze gute Form verkümmern zu lassen und im Frühjahr wieder mühsam von vorne anzufangen. Deshalb haben wir uns auch richtig reingekniet mit dem Ergebnis, dass ich diverse hunderte Kilometer und mehr als 10.000 Höhenmeter später so aussah:
Lars war da schon zuhause, vermutlich in ärztlicher Behandlung, da er auch nicht viel weniger gefahren, oder weniger fertig war.
Während der 10 Tage dort sind wir fast jeden wichtigen und schönen Anstieg auf der Insel gefahren: Formentor, Sa Calobra, Col Soller, Gallilea, Orient, Randa, Col Es Grau, Col Honeur….einzig und allein den Puig Major haben wir uns für das nächste Mal aufgespart. Obwohl ich nun bereits recht oft auf der Insel war, habe ich es noch nie geschafft, den einmal von Soller aus hochzufahren.
Egal. Natürlich kann man auf Mallorca auch noch andere Dinge machen außer Radfahren: Essen, trinken und schlafen zum Beispiel sollen dort auch ganz prima sein. Und wir hatten auch großartige Pläne, was wir diesmal sonst noch unternehmen würden: Wandern, schwimmen, shoppen, vielleicht auch Paintball, Fallschirmspringen, Stockfechten oder einen Kochkurs besuchen. Und natürlich haben wir absolut nichts davon gemacht, wie jedes Mal. Na ja, so ganz richtig ist das nicht, denn Lars ist dann doch drei Stunden bevor sein Flug nach Hause ging noch einmal für 17,3 Minuten ins Meer gesprungen.
Lars. Oder die rote Boje mit Bart.
Und mehr oder minder zufällig waren wir beim „Festival der Quallen“ in Muro.
Und ich war später noch zusammen mit Kathrin, Fabian, David, Juliane und den „Kindern“ auf einem Partyevent auf einer größeren und alten Finca.
Einer der Höhepunkte war der Abstecher auf das Velodrom in Sineu, eine 300 m lange Radrennbahn aus Beton auf der wir uns ausgetobt haben.
Die beiden letzten Tage hatten es doch noch einmal richtig in sich. Da bin ich mal wieder Rad gefahren. Am Dienstag zunächst mit Fabian von Es Capdella hoch nach Galilea und weiter an die Nordküste und die Corniche lang.
Lambretta Club
Jeder der in Japan war wird dies hier sofort verstehen.
Es lief super. Ich fühlte mich gut und schnell und sprintete die Berge hoch. Am nächsten Tag sind wir zusammen mit David und seinem 82-jährigen Vater Alan von Bunyol aus nach Orient hochgefahren. Alan war lange Jahre als Amateurfahrer im England der Fünfzigern und Sechzigern erfolgreich.
Zu einer Zeit also, als viele von uns sportlich noch im Kinderjudo, Krabbelgruppe oder Babyschwimmen unterwegs waren, oder sowieso nur Proteine in der einen oder anderen Form. Beim Anstieg nach Orient fiel ich langsam hinter David und Alan zurück, obwohl ich wirklich alles gab und auch in guter Form war. Wow, so ein 82jähriger kann richtig schnell sein, vor allem wenn er auf einem e-bike sitzt. Alter, Leistungsfähigkeit und letztendlich auch die Verbreitung dieser Maschinen ändern so langsam aber sicher meine Meinung („unfaires Zeuch!“) darüber.
Das war auch erst einmal die letzte Ausfahrt mit meinem Canyon Positivo; das Rad habe ich auf Mallorca gelassen für weitere Abstecher. Im nachhinein muss ich sagen, dass dieses Canyon bisher das beste Rad war, was ich hatte. Ich hatte es 2011 für die Transalp gekauft, denn die wollte ich auf keinen Fall mit meinem bockharten Cervelo Soloist fahren. Also kaufte ich mir einen Cayon Ultimate CF SL Rahmen und ließ ihn irgendwo in der ehemaligen DDR lackieren, weil ich nicht wollte, dass auf dem Rahmen irgendwo Canyon draufsteht. Und dann schraubte ich die ganze Komponenten vom Cervelo ab und baute die auf dem Canyon an. Ein schnelles, bequemes Rad mit guter Kurvenlage, dass ich immer gerne gefahren bin. Es gab natürlich in der ganzen Zeit auch ein paar Probleme, aber nie mit dem Rahmen, sondern nur mit den Komponenten und den Laufrädern. Auf Mallorca nun z.B. versagte der Schwalbe Reifen hinten:
Ich schätze, das Canyon hat nun so etwa 40 – 50.000 km Gesamtlaufleistung und jede Menge Macken. Für Mallorca ist das OK, aber ich brauche unbedingt etwas neues. Ist ja auch schon unterwegs, mehr oder minder.
Danke an Lars, Kathrin, Fabian, „die Kinder“, David und Juliane für die gute Zeit auf Mallorca und die vielen Eindrücke. Hier noch ein paar:
Der letzte Tag – leider nur ein halber denn um 15:30 Uhr musste ich bereits am Flughafen sein. Ich fuhr mit meinem Mokka raus nach Felanitx, parkte und machte mich mit dem Rad hoch nach San Salvador. 6 km hoch, 6 km runter und fast 400 Höhenmeter. Dieser Anstieg ist länger, härter, unbekannter und weniger befahren als der etwa 30 km entfernte berühmte Anstieg zur Cura di Randa.
Mit dem Mokka dann weiter nach Randa – hier wollte ich mich mit den anderen Positivos treffen. Bis sie mich anriefen und mir sagten, dass sie bereits oben Kaffee trinken. OK, dann mal los, schnell hoch. 5,5 km hoch, 5,5 km runter, 325 Höhenmeter. Insgesamt 23 km gefahren und dabei 725 Hm zurückgelegt – dass ist Höheneffizient.
Ein letzter gemeinsamer Kaffee, dann runter. Ich bleibe hinter Byron, der in einem früheren Leben Motorradrennfahrer war und der schnellste (sicherste) Abfahrer ist, den ich kenne.
Gestern ging es mit der erweiterten Positivo Espresso Mannschaft hoch zum Kloster Lluc von Caimari aus und dann runter und hoch nach bzw. von Sa Calobra.
Wir waren am Morgen noch zu sechst, Stephen, Ayleen, Juliane, David, John und ich und fuhren langsam raus auf dem Radschnellweg von Port Pollenca nach Campanet und Selva. Davids Time Pedale brachen und er und Juliane machten sich wieder auf den Weg nach Hause. Schlecht. Gut ist allerdings, dass es wieder einen Beitrag auf dem Positivo Espresso Blog zum Thema „Cycling gear we broke“ geben wird. Passierte kurz nachdem wir die Schweine gesehen hatten, das soll doch eigentlich Glück bringen, vor allem am Ostersonntag. Also weiter zu viert.
David J Gedächtnisphoto an dem Schlagloch des Todes in Selva. Hier wurde mal ein Lighweight Hinterrad vernichtet.
Ayleen scheuchten wir von Caimari den Berg hoch bis zur Tankstelle. Keine schlechte Leistung für jemanden, der an sich nicht Rennrad fährt; das hätte ich vermutlich in meiner prä-Rennradphase (1981-1990) nicht geschafft. War auch gut, dass Sie das mit uns gefahren ist, den Clarence zerrte seine ihm neu angetraute Frau Magda 80 km und 800 Höhenmeter über die Insel und steht nun, wir wissen nichts genaues, kurz vor der Scheidung. Mal sehen ob die beiden heute Abend zusammen auftauchen. Es ist nicht so einfach mit dem Rennradfahren, den Frauen und der Kombination von beidem. Forschung in den Grundlagen bringt heutzutage mehr und mehr Wahrheit ans Licht.
Also waren wir nur noch zu zweit, John und ich. Wir waren noch nie zusammen gefahren und zwischen uns gab es noch kein Verständnis, wer der schnellere von uns beiden ist. Geht gar nicht. Also gab ich vorne das Tempo vor und fuhr vom Viadukt rauf zum Pass nach Sa Calobra so schnell wie ich nur konnte. Das wurde dann auf Strava auch meine neue persönliche Bestzeit, aber John konnte ich nicht von meinem Hinterrad abschütteln. Hm, Mist, das würde nun anstrengend werden.
Aber erst einmal ging es runter. Runter nach Sa Colobra ist langweilig. Es geht nicht richtig schnell runter, da ist viel zu viel Verkehr und außerdem dauert es auch viel zu lange. Lange genug, dass man sich ständig fragt: „Ah ja, und da muss ich nun wieder hoch?“
Unten schnell ein Cafe und dann gleich wieder hoch. John düst vorne weg und ich sehe schon, dass ich keine Chance habe sein Tempo mitzugehen. Also esse ich erst einmal mein superfettiges Foie Gras Butterbrot auf dem Weg nach oben. Ohne Druck fährt es sich ganz angenehm da hoch. Natürlich gibt es immer wieder Fahrer die einen überholen, oder man sieht in der Ferne jemanden, den man einholen möchte, aber alles in allem übertreibe ich es nicht und bin etwa 5 Minuten hinter John am Kreisel.
Es war an sich ganz entspannt.
Wir düsen dann zurück nach Lluc und nehmen die schnelle Straße von dort runter nach Pollenca. Das ist wirklich schnell, wir kommen in einen Rausch und schwupps sind wir 118 km später wieder zuhause.
Heute, am Ostermontag ist der letzte Tag von John, bevor er wieder nach London fliegt. David, Stephen, John und ich treffen uns in Port Pollenca und wollen noch einmal gemeinsam zum Cap Formentor fahren. Die Hackordnung ist vom Start an klar, denn es geht ziemlich direkt den Berg hoch: John und David vorne weg, ich dahinter, dann weiter dahinter Stephen. So kommen wir dann auch am Leuchtturm an im besten Wetter, dass ich bis heute dort erlebt habe. Es ist wie Sommer in Bremen, oder Frühling in Reykjavik. Cafe. Wieder zurück, ich bin ganz ordentlich schnell und ziehe eine Truppe hinter mir den Berg hoch – das ist gut, denn das gibt Selbstvertrauen für Liege-Bastogne-Liege.
Wir trennen uns in Port Pollenca. Stephen bleibt oben auf dem Berg, John muss zum Flughafen, David muss sich um die „Queen of the Mountain“, aka Juliane kümmern die heute Geburtstag hat und ich will noch ein paar Kilometer fahren. Zunächst aber hole ich mir bei LIDL etwas zu essen und setze mich an den Strand.
Sommer
Übrhaupt ist die Insel so grün. Sogar in den Bächen fließt Wasser – das habe ich hier noch nie gesehen – bis auf diese Scheissregenwoche in Dezember, die ich mir letztes Jahr für meinen Malle Urlaub ausgesucht hatte.
Ich fahre nach Petra, weil ich dort im Cafe vorgestern meine Wasserflasche habe stehen lassen. In fließendem spanisch mache ich der Kellnerin mein Anliegen klar. Die Worte fließen nur so aus mir raus, ergeben aber keinen Sinn und offensichtlich scheint sie sich an mich auch nicht erinnern zu können. Da dürfte ich meinen Charme völlig überschätzt habe. Ich gebe auf, letztendlich ist es nur eine Wasserflasche und ich kaufe mir halt ne neue und nehmen keinen Spanisch-Intensivkurs.
Zum Abschluss geht es noch einmal hoch zur Kirche Bonanny, dem höchsten Punkt heute.
Bike leaning against almost nothing.
Zurück wird es dann richtig schnell. Ein älterer Fahrer mit Zeitfahraufsatz überholt mich, ich hänge mich dran, kein Problem. Wir fahren konstant 40 – 50 Sachen und kommen schnell nach Can Picafort und dann nach Hause. Mehr als 400 km in drei Tagen – das ist genug Selbstvertrauen getankt. Strava
Morgen dann noch einmal ausrollen und dann in den gelb-blauen IKEA Flieger nach Bremen.
Heute und morgen findet in Tokyo im Science Museum, ganz in der Nähe des Kaiserpalasts die Toyko Handmade Bicycle Show statt. Positivo Espresso’s David war bereits heute da und hat auf dem Positivo Espresso Blog darüber geschrieben.
Ich muss sagen ich bin schwer beeindruckt, erstens davon was es dort alles zu sehen gab an neuen Ideen und zweitens von dem Fleiß mit dem David alles zusammengetragen hat. Vor allem der Kontrast zum letzten Jahr ist groß, hier ist ein Post von Jan Heine über seinen Besuch im Februar 2016; trotz aller Begeisterung eine eher trockene Affäre.
Es entsteht der Eindruck, als wenn sich etwas in Japan tut. Es gibt eine große Anzahl von Traditionsreichen Rahmenbauern, wie Cherubim, Makino, Amanda, Hirose und anderen auf der einen Seite und neuen, jungen Leuten auf der anderen.
Dazu kommt auch etwas Bewegung in den Komponentenmarkt, wo nun neben der Übermacht Shimano und den antiquierten Herstellern Nitto, Sugino, MKS, Kashimax, Tange Seiki, Hatta, Sun XCD, Honjo, Dia Compe, Izumi, D.I.D. und Soyo, auch jüngere Hersteller auftauchen, allen voran SIM Works, Starfuckers und Dixna.
Posts auf dem Positivo Espresso Blog [in Englisch]
„Pass auf Deinen Traumkörper, Schatz!“ sagte meine Frau noch, als ich mich auf den Weg zum Flughafen machte um den gelb-blauen Ryanair-bomber nach Mallorca zu nehmen. Oder vielleicht sagte Sie etwas ähnliches, oder auch gar nichts, oder ich wünschte mir nur, dass sie das gesagt hätte.
Als ich auf dem Flughafen in Palma ankam, schien die Sonne und es war angenehm warm. Ich fuhr in dem geliehenen Citroen Cactus (ist so lala als Auto, etwa wie als Pflanze) nach Lloseta, wo ich eine Finca gemietet hatte. Irgendwie war ich müde und legte mich hin. Ein folgenschwerer Fehler, denn in den verbleibenden 3 Stunden Tageslicht hätte ich locker 60 km Radfahren können. Und, das wären, nach einer Woche hier, mehr als 1/3 der Gesamtstrecke gewesen.
Danach fing es nämlich an zu regnen.In Mallorca regnet es durchschnittlich im Jahr etwa 620 Liter pro Quadratmeter (in Deutschland zum Vergleich 750), davon kamen mehr als ein Viertel in den letzten vier Tagen runter. Nachdem ich am Donnerstag und Freitag, zunächst kurz alleine und dann mit Juliane und David, noch ein paar kurze Touren fahren konnte, war es in den letzten vier Tagen unmöglich überhaupt nur vor die Tür zu gehen. Geschweige denn ein Rad mit raus zu nehmen.
Fieserweise klarte der Himmel Abends, wenn es dunkel war, wieder auf und die Sterne waren zu sehen. Pünktlich zum Sonnenaufgang schoben sich dann wieder Gewitterwolken in verschiedenen Grauschattierungen über die Insel und schütteten sich hemmungslos aus.
Und wann soll es aufhören zu regnen? Morgen mittag, und zwar ziemlich genau dann, wenn mein Flug zurück nach Bremen geht. Wo es nach einer sonnigen Kältephase was? – Genau, anfängt zu regnen.
In meiner Verzweiflung schaute ich mir gestern Abend die Wetterberichte ganz genau an und meinte eine Ecke bei Felanitx entdeckt zu haben, die relativ regenfrei sein sollte. Da würde ich hinfahren und schlimmstenfalls ein paar Runden im Kreisverkehr drehen. Heute morgen sah das schon wieder anders aus. Aber vielleicht in Andratx um 14:00hr? Ich fuhr im Cactus dorthin, aber es regnete immer noch. Ich fuhr im Cactus zurück nach Lloseta. Links von mir, in der Tramuntana viele graue Wolken, aber rechts klarte der Himmel etwas auf. Ich kam mir vor wie diese Forscher, die nach Tornados suchen, immer auf der Aussschau wo sich einer bildet und dann im vollen Tempo dorthin unterwegs.
In Biniali packte ich das Rad aus und fuhr exakt 2 km Richtung Senchelles, bevor es anfing zu regnen. Dabei schien die Sonne, und über der Straße hatte sich ein Regenbogen geöffnet. Ich fuhr in die andere Richtung zurück, dann nach Santa Eugenia. Auch dort fing es an zu regnen. Ich fuhr wieder nach Biniali. Auch dort war mittlerweile Regen. Überall nur Regen am Ende des Regenbogens.
Gefrustet packte ich mein Rad ein und machte mich auf den Heimweg. Ich hatte noch nicht einmal 15 km geschafft. Morgen früh stehe ich noch mal ganz früh auf und suche das kleine Loch in der Wolkendecke, bevor ich mich auf den Heimweg mache.
Jetzt erst einmal zum Abendessen zu Juliane und David aus Ausgleich. Als ich das letzte Mal da war, gab es das hier:
Im August letzten Jahres hatten David und ich angekündigt, dass wir beide jeweils innerhalb von 10 Monaten zehn Kilo abnehmen würden. Damals starteten wir mit 95,5 kg (David) bzw. 94,3 kg (ich). Ende Januar gab es das erste Zwischenwiegen.
Wintertraining
Und leider, leider fällt das Ergebnis nicht ganz so aus, wie wir aus das erhofft hätten. Im Detail konnte David von 95,5 auf 93,9 kg abnehmen, also 1,6 kg und ich von 94,3 auf 91,9 kg, also 2,4 kg. Das ist erst einmal schlecht für uns, da wir für jedes volle Kilogramm weniger als fünf, spenden wollen. Und gut für alle, die auf uns gewettet haben, denn ihr müsst ja nur für jedes volle Kilogramm was wir abnehmen spenden. Und ein bisschen gut für mich, denn ich habe den Zwischensprint gewonnen und daher kommt die von mir ausgesuchte Organisation „Fluchtraum Bremen “ zum Zuge.
Im Klartext:
David spendet €300 an Fluchtraum (€75/kg das nicht abgenommen wurde)
Ich spende €225 an Fluchtraum (ditto)
Insgesamt haben wir 4 kg abgenommen. Also würden wir euch gerne bitten euren Einsatz mal vier an Fluchtraum zu überweisen:
Fluchtraum Bremen e.V.
IBAN DE75 2905 0101 0001 1069 13
Die Sparkasse in Bremen
Wir vertrauen euch da völlig, dass ihr das auch ohne Kontrolle und Nachweis auf die Reihe bekommt. Ausgenommen davon ist Olli, der großzügigerweise und im Vertrauen auf unsere erbärmlichen Leistungen bereits im September gespendet hat – danke Olli!
Äh ja, und die Spendenbeträge dürfen auch nach oben verändert werden.
Die Triple Challenge geht weiter. Das finale Einwiegen findet am 1. Juli statt. Die nächsten 8 kg sollten einfacher sein. Wir werden euch auf dem laufenden halten.
Mir liegt es fern unsere Leistungen schönzureden oder zu rechtfertigen. Unabhängig vom Gewicht bin ich allerdings doch bislang fit durch den Winter gekommen. Dazu hat vor allem der Body Attack Kurs beigetragen. Das habe ich dann auch gleich gemerkt, als ich den 2 Wochen wegen einer Erkältung ausgelassen hatte, beim ersten Mal danach wurde ich wieder gnadenlos von den Kampfdrohninnen an die Wände geturnt. Danach fühlten sich nicht nur die Beine, sondern auch der Rest vom Körper stabiler an. OK, ich konnte mit rechts nichts mehr heben, weil ich mir ein paar Muskeln gefasert hatte und auch nicht mehr laufen wegen erheblicher Knieschmerzen, aber wäre das alles nicht gewesen, so wäre ich bestimmt superfit. Und David fuhr heute auch 236 km; er ist also ebenfalls gut dabei.
Es gibt also Hoffnung. Wobei ich letztens irgendwo las: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“– Vaclav Havel
Manchmal, insbesondere wenn mich meine Kollegen wieder einmal völlig entgeistert anschauen, wünschte ich, ich hätte nach 12 Jahren Japan zunächst einmal an einem Integrationskurs teilgenommen bevor ich mit den Einheimischen hier in Kontakt kam. Ob gut oder schlecht, die eine oder andere Spur hat das ganze nämlich doch im Kopf hinterlassen.
Dazu gehört auch, dass ich zu Beginn des Jahres das dringende Gefühl habe, zwei Dinge sofort erledigen zu müssen: David zu schreiben, damit er mir das neue Japan Architect Jahrbuch in Tokyo „besorgt“; und noch viel wichtiger, zum nächsten Shinto-Schrein zu fahren und dort für Verkehrssicherheit zu beten.
Der erste Besuch im neuen Jahr im Schrein heisst auf japanisch „hatsumode“ und besteht aus zwei Zeichen. „Hatsu“ steht für „das erste Mal“ und „mode“ für „Besuch des Tempels oder Schreins“. Das letzte Zeichen braucht mal wirklich nur für dieses Wort, es mag noch die eine oder andere Anwendung geben, aber die sind selten. In den ersten Tagen des neuen Jahrs machen sich Millionen von Japanern auf, um die Schreine (Shintoisten) und Tempel (Buddhisten) zu besuchen und dort für anhaltendes Glück zu beten. Das ist nicht umsonst und in der Regel mit Geldspenden verbunden.
Hatsumode. Da wird es schon mal enger.
Vor dem Schreingebäude sind zu diesem Zweck lange, verbitterte Kisten aufgestellt, in die man sein Geld wirft, kurz zum Gebt verweilt, in die Hände klatscht und sich verbeugt. Es gibt da verschiedene Versionen, doch das zu erklären führt hier zu weit. Man kann sich zudem verschiedene Amulette und Glücksbringer kaufen, für zuhause, das Auto oder die Schultasche, die je nach dem für bestimmtes Glück sorgen sollen: Gesundheit, Verkehrssicherheit, Erfolg in Schule, Studium oder Beruf und Liebe sind die gängigsten. An fast jedem meiner Räder ist ein Verkehrssicherheitsamulett (ein sogenanntes „O-Mamori“: お守り und tatsächlich fahre ich auch seit Jahr und Tag unfallfrei, ohne jetzt irgendwie auf Holz zu hauen. Die wirken demnach auch außerhalb von Japan, allerdings ist die Haltbarkeit streng auf ein Kalenderjahr begrenzt; nur durch einen erneuten Schreinbesuch können die wieder für ein Jahr aufgeladen werden.
Ganz harte, lassen sich ihr Auto oder das Motorrad bei der Gelegenheit auch gleich durch einen Priester purifizieren bzw. segnen. Dann kann gar nichts mehr schief gehen.
Shintoistische Vollkaskoversicherung
Nachdem ich das Radfahren 2016 bislang zugunsten meines Hausfrauenkampfdrohnen Aerobichüpfundspringkurs, bzw. einer ausgedehnten Erkältung, bzw. Schnee und Eis in Bremen wegen vernächlässigt hatte, machte ich mich heute auf meinem nagelneuen No! 3Rensho auf den Weg zum nächsten Schrein. Ich hatte das Teil noch einmal umgebaut und einen 2 cm kürzeren Vorbau angebracht, weil ich mich zu langgestreckt auf dem Rad fühlte. Das brachte exakt nichts, so mein Eindruck nach der Fahrt heute. Ich hätte vermutlich doch die STI Griffe höher am Lenker ansetzen sollen, aber meine Kapazität an lustigem Lenkerband ab- und draufwickeln ist nun erst einmal erschöpft.
Kurz hinter dem Weserwehr traf ich Philipp, Schnippo und Sebastian, die von einer längeren Winterausfahrt nach Hause kamen. Kurz danach hatte ich meinen ersten Platten. Typisch, dachte ich mir, dass haste nun davon, dass Du immer noch nicht die shintoistische Vollkaskoverkehrssicherheitspolice abgeschlossen hast – jetzt wird es aber höchste Zeit.
Der nächste Schrein von Bremen aus gesehen, liegt etwas versteckt zwischen Ahausen und Riede. Es handelt sich dabei um einen Ableger des großen, berühmten und leider auch berüchtigten „Yasukuni Schrein“ im Herzen von Tokyo. Man erkennt das sofort an der Form des Tores (Torii), das vor dem Hauptschrein steht: Drei oder vier Rundhölzer, davon ein oder zwei horizontal, zwei vertikal, das ist typisch für den Yasukuni Schrein und seine Ableger.
Eines der Tore vor dem Yasukuni Schrein in Tokyo.
Yasukuni Annex Schrein, Ahausen
Um auf Nummer GAAAAANNNZZZ sicher zu gehen, hatte ich ein O-Mamori des Yasukuni Schreins an meinem Rad befestigt, man weiß ja nicht wie das so mit der Kompatibilität verschiedener Schreine ist. Nicht das mein Amulett auf Shinto-Windows läuft, das OS vom Yasukuni Schrein aber Apple OS X ist und ich dann prompt einen Unfall baue.
Nun musste ich noch meine Gebete sprechen.
Mich vor dem Schrein verbeugen.
Und nun sollte ich erst einmal wieder für ein Jahr sicher fahren können. Das wollte ich ansatzweise auch einmal ausprobieren und machte mich gegen den Wind nach Okel auf. Dort kam mir Thomas entgegen, der aber, wie ich später auf Strava sah, schon mehr als 120 km hinter sich hatte und die Welt um sich herum offensichtlich nicht mehr wahrnahm. Egal. Ich kämpfte mich hoch zum Golfkurs, fuhr noch ein Stückchen weiter Richtung Syke und machte mich dann mit Volldampf daran den Okel KOM zu brechen. Die Form ist aber einfach zu mies und das No! 3Rensho ist eben auch nicht so schnell wie das Canyon, auch wenn es 11 Gänge hat. „Right. These go to eleven. Well, it’s one faster, isn’t it?“ Nein leider nicht.
Zumindest war der Weg zurück nach Südweye dann erst einmal spassiger mit Rückenwind.
Und weit vor mir war ein anderer Rennradfahrer den ich unbedingt einholen wollte, was die nötige Motivation gab. Ich hatte es gerade geschafft und ihn in Südweye stehen gelassen, als ich merkte, das nun auch mein Vorderrad langsam Luft verlor. Geistig begrub ich alle Pläne und machte mich auf Richtung Haus, denn ich hatte keinen Schlauch mehr dabei. Die letzten 15 km waren dann sehr nervig und sehr langsam, aber irgendwie schaffte ich es dann doch mit ein wenig Luft nach Hause, so dass ich nicht die ganze Zeit auf der Felge fahren musste.
Ich glaube da hatten ein paar Shinto-Gottheiten ihren Daumen auf dem Loch im Schlauch.
David und ich haben uns am 1. September auf die „Tripple Ten Challenge“ begeben; also im Prinzip wollen wir beide jeweils zehn Kilogramm abnehmen und wenn wir das tun, oder nicht tun, dann gibt es Geld für einen guten Zweck. Das ganze ist ziemlich kompliziert, aber auch nicht so, dass es weh tun könnte.
Am 1.September haben wir uns eingewogen, und unsere Startgewicht betrugen:
David : 95,5 kg
mob : 94,3 kg
Zwei Monate später können wir schon ganz erhebliche Fortschritte melden. Also, genauer gesagt ich kann das, denn von David habe ich diesbezüglich nichts mehr gehört. Was vermutlich bedeutet, dass er heimlich total viel abnimmt, um mich dann überraschend zu schlagen. Was allerdings nicht unbedingt nötig ist, denn heute beim wiegen war ich runter auf 93,7 kg. Oder etwa 0,35 kg/Monat, ergo, zehn Kilogramm sind in etwa 30 Monaten erreicht. Hm, wenn da nicht noch zweimal eine Winterpause wäre. Aber jetzt fange ich richtig an, ehrlich. Nein, meine ich wirklich ehrlich.
English
OK guys, we started our challenge on Sept.1st with a starting weight of:
David : 95,5 kg ( = 209lb 7.203026oz)
and mob : 94,3 kg ( = 207lb 3.858513oz) respectively.
I haven’t heard anything from David recently, but I can assure everyone, that we are well on track. Please learn some German or trust your Google translator to find out the details from the above German text.
David hat dieses Jahr, nach 2011, wieder an PBP teilgenommen und erfolgreich beendet. Ich finde das eine unglaubliche Leistung; vielmehr finde ich aber auch, dass das unglaublich viel Zeit ist für etwas was (meiner Meinung nach und mir) keinen Spaß macht. Vielleicht ist dies aber auch nur eine Vorurteil. Am abschreckensten findeich den Mangel an Schlaf. Könnte ich nicht, wollte ich nicht. Das vorherrschende Image von PBP diess Jahr sind Photos von Radfahrern die egal wo schlafen: am Wegesrand, in Straßengräben, hockend auf dem Bürgersteig, auf Bahren in Unterkünften….
So, der letzte Renntag des Giros. Danach sollte es dann nun wirklich Schluss, Aus und vorbei….. sein, wie Space Kelly ankündigte; hing mir ohnehin schon die ganze Zeit in den Ohren.
Aber vorher noch ein Etäppchen: 102 km, 565 Höhenmeter, ein lächerlicher Rennteil von 1,4 km Länge und 165 Höhenmetern. Es ging diesmal durch das Bozener Tal an der Etsch entlang Richtung Süden bis zur italienischen Sprachgrenze nach Salurn/Salorno. Diesmal ohne David, der zwar netterweise noch mit uns frühstückte, sich aber dann auf zum Flughafen machte und mit dem Leihwagen von dort aus nach Verona fuhr.
Wir anderen fuhren zum Start, wo wir uns mal wieder perfekt und stylisch gekleidet, wohltuend abhebten.
Silviajochenmobsilkeandere: Silke mit neuem, schicken Q36.5 Jersey.
Lustigerweise ging es nun auf der Straße nach St. Jakob direkt an unserem Hotel vorbei, d.h. den Weg zur Messe hätten wir uns eigentlich sparen können. Ich dachte, David würde uns vielleicht bemerken und auf unserem Mini-balkon stehen, uns zuwinken, aber vermutlich war er gerade andersweitig beschäftigt. Wir fuhren indessen weiter, überwiegend im flachen, bis nach Laimburg. Dort sollte nun nach 21 km die Zeitnahme des Rennens beginnen. Ich war voll motiviert, nachdem ich, wie ich fand, am Vortag eigentlich ganz gut drauf war. Und als das Tor der Zeitnahme in Sicht kam, spurtete ich dann auch gleich richtig los und überholte den einen und den anderen. Die Steigung zog leicht an und da Tempo wurde ein wenig langsamer, aber da war ja auch schon das Schild „1 km to the finish“ – so „piece of cake (Kuchenstück). Dann wurde die Steigung aber sehr schnell sehr viel steiler. Selbst mit Kompakt 34/28 Übersetzung ging es einfach nicht schneller als mit 7,8 km den Berg hoch. Und es wurde noch steiler. Ich bin beim Stelvio nicht abgestiegen und auch nicht bei der Sella Runde, also Etappen in denen wesentlich länger gefahren wurde und wesentlich mehr Höhenmeter zurückgelegt werden mussten – aber dieser Anstieg killte mich gerade. Ich war kurz vorm aufgeben, was mir aber weniger als einen Kilometer vor dem Ziel irgendwie bescheuert vorkam. Mühsam klammerte ich mich am Lenker fest und trat mich Stück für Stück den Berg hoch. Da, endlich war das Ziel in Sicht. Ich war nicht in der Lage da noch zu sprinten, es war wirklich nur noch ein Kampf um das Ankommen. Das ganze dauerte noch nicht einmal acht Minuten, aber ich war wirklich total fertig. Sicher, wenn das die erste Etappe, und ich frischer gewesen wäre, ja wenn, dann wäre das alles viel einfacher gewesen. Aber wirklich, so einen Anstieg habe ich noch selten erlebt, vielleicht Kazahari Rindo in Tokyo. Man muss aber auch sehen, dass ich da mit 21 Höhenmeter /Minute hoch bin, das ist auch nicht ohne. Die schnellen Jungs und Mädels schaffen das in weniger als viereinhalb Minuten (ca. 37 Hm/min).
Kazahari Rindo in Tokyo (Ausschnitt). Die Mutter aller Anstiege.
Man, war ich froh, als ich oben war. Und da die Ulmis gerade um uns herum standen, fragten wir sie, ob sie ein Foto von uns machen wollten. Sie wollten.
Immer noch gut gestylt, aber nicht mehr ganz so frisch: Silkemobsilviajochen
So, damit war dann morgens vor 10 das Rennen beenden, jetzt hieß es noch 80 km durch die Gegend gurken. Nachdem wir von dem Hügel wieder unter waren ging es erst einmal im Flachen weiter Richtung Süden, durch Salurns bis nach Mezzolombardo, wo wir Pause in einer riesigen Kellerei machten. Das muss man sich jetzt nicht so mit Holzfässern und Zwergen vorstellen, sondern wie eine moderne Fabrik mit viel rostfreiem Stahl.
Jochen dehnt sich für die letzten Kilometer
Danach ging es auf der Westseite der Etsch wieder zurück Richtung Bozen, zunächst flach, so dass ich Zeit hatte mich im Feld etwas umzuschauen und über generelle Stylefragen nachzudenken. Ich muss sagen, dass ich vielleicht nicht den Namen, aber die Jerseys der „Eindhoven Pinguins“ sehr schick fand.
Es waren übrigens ein Haufen Holländer und Belgier da. Ein paar Belgier hatten auch sehr schicke Jerseys vom „Royal Antwerp Bicycle Club„, einem Club der bereits 1822 gegründet wurde, mit anderen Worten, außer Mario Cippolini und Helmut Schmidt war da noch keiner von uns geboren. Das schickste überhaupt ist natürlich ein Q36.5 Jersey getragen von „Ihr“.
Anhand der Ergebnislisten kann man ja relativ leicht checken, wer „Sie“ ist. Ups, „Sie“ war 26 Minuten schneller den Stelvio hoch, 8 Minuten schneller im ultimativen Tal und fast 1 1/2 Minuten schneller bei diesem Killeranstieg. Ist definitiv nicht meine Gewichtsklasse.
Letztes rumradeln in der Gegend.
Nach dem flachen Stück ging es eine letztes Mal den Berg nach Kaltern hoch, die Strecke die wir als Vorbereitung vor dem Giro gefahren sind. Ich kam auf die Idee hier auch mal pinkeln zu müssen, war aber recht weit hinten, fuhr dann eine Strasse rein, die rechts und links Wohnbebauung hatte, musste dann weiter runter bis zum See und mich anschließend durch die Schlange von genervten Autofahrern wieder in den Peloton zurückkämpfen. Der letzte Anstieg, danach ging es dann nur noch runter nach Bozen. An der Messe war alles vorbei, die Stimmung entspannt.
Hier werden jetzt nur noch die Lachmuskeln gedehnt.
Dort gab es übrigens jetzt auch was zu essen (Pasta) und wir reihten uns in die Schlange ein.
Die letzte Schlange. Der kleine Gelbe ist aus Hövelshof.
Wir kamen da ins Gespräch mit dem kleinen Gelben aus Hövelshof. Und der berichtete, dass dieses Jahr der Giro zum vorletzten Mal stattgefunden habe. 2016 noch ein letztes Mal, und dann ist Schluss. Aus. Und vorbei. Grund: die Freiwilligen sind alle alt geworden nach 39 Ausgaben und es gibt zu wenig junge Leute die nachrücken und zudem wird auch einer der Hauptsponsoren sein Engagement einstellen. Also, wer noch teilnehmen möchte sollte sich auf das nächste Jahr einrichten. Wir können es nur empfehlen.
Im Hintergrund war eine Bühne aufgebaut und jede Menge Preise warteten darauf verteilt zu werden. Die Preisverleihung begann, als wir noch beim Essen waren und einige der geehrten schleppten wirklich erstaunliche Dinge aus der Halle: Ich glaube in der Teamwertung gab es einen Parmesan Käse als Preis, der war so groß und schwer, dass er nur mit Hilfe eines Holzgestells überhaupt transportiert werden konnte. Wer den gewonnen hatte, der brauchte nie mehr in seinem Leben wieder an Parmesan kaufen zu denken.
Jochen wurde dann im Nachhinein auch geehrt für den dritten Platz in seiner Altersklasse bei dem zweiten Teil des Giros.
Er bekam vielleicht nicht genug Parmesan für’s Leben, aber genug für den Rest des Jahres mit Sicherheit. Wir warten noch auf die Einladung zur Käsefondue Party
Am nächsten Tag ging es nach Hause.
Dauerte ätzend lange, da relativ viel Staus in Österreich und Bayern uns aufhielten. Und dann war auch noch die Strasse nach Hude gesperrt! Und das letzte, nicht asphaltierte Stück zu Silvias Haus kann man ja auch nicht schneller als mit 20 km/h fahren. All dies trug dazu bei, dass wir erst nach 14 Stunden wieder zuhause waren. Hier warteten nun weder EPO-Dirndl Barbie, noch Mademoiselle Jeanne auf uns, um uns zu verwöhnen, sondern Menschen (im Sinne von : Nicht-Radfahrer) denen wir bitte in aller Kürze unsere Reise schildern, damit wir uns dann umgehenst um die in der Zwischenzeit angelaufenen Probleme kümmern. In meinem Fall: Terrasse lasieren, Glühbirnen austauschen, Drucker einrichten, Mathe Nachhilfe geben etc..
Bleibt abschließend noch doof zu fragen:
Hat es sich gelohnt?
Würdest Du das noch einmal machen?
Wie ist das im Vergleich zur Transalp?
Ich denke die Antwort ist ja, ja und ja.
Na gut, dann doch etwas ausführlicher. Ich denke vorher waren wir alle etwas nervös, weil wir ja nicht alle Tage 700 km in sechs Tagen in den Bergen fahren. Und dann auch noch in einer Truppe, in der man mindestens einen nicht besonders gut kennt. Aber, es passte alles, wir waren durchaus jeder für sich fähig den Giro zu überleben und wir harmonierten auch gut miteinander. Im Nachhinein fand ich das super; aber man muss sich eben doch im Vorfeld immer wieder motivieren an so etwas teilzunehmen und dann auch zu organisieren. Es wäre so viel einfacher gewesen wie letztes Jahr wieder am Rad am Ring teilzunehmen (und 2014 hat das auch richtig Spaß gemacht), aber das zusätzliche Risiko zu übernehmen hat sich ausgezahlt.
Würde ich es nochmal machen? Klar, aber wenn dann nächstes Jahr.
Im Vergleich zu der Transalp ist der Giro wesentlich stressfreier, aber auch nicht ohne. Die Transalp ist halt zeitlich länger, von der Distanz her ebenfalls und auch die Höhenmeter sind mehr. Das ist aber nicht der große Unterschied. Der große Unterschied ist, dass man auf der Transalp quasi keine freie Zeit zur Disposition hat: Ortswechsel an jedem Tag, nach dem Rennen massieren lassen, dann zur Unterkunft, duschen, auspacken, Wäsche waschen, dann zur Pasta Party und dann ist es auch wieder so spät dass man besser schläft um fit für den nächsten Tag zu sein. Und das ganze an sieben Tagen hintereinander strengt schon sehr an. Und macht geistig mürbe. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich ja das harte Turnhallenpaket bei der Transalp hatte. Wenn ich duschen wollte, dann wollten das auch 200 Andere in einer Turnhalle mit 5 Duschen; wenn ich Wäsche waschen wollte, dann auch die Anderen. Wen ich schnarchte, dann taten das auch die anderen, und davon wachte ich auf. Da war immer Kampf ums überleben außerhalb des Radrennens selber.
Die Transalp ist ja beileibe keine schlechte Veranstaltung, aber wenn ich neben Radfahren noch etwas anderes machen möchte ist der Giro die bessere Wahl. Persönlich fand ich auch die Teilnehmer beim Giro etwas angenehmer, viele von den Transalpmenschen waren doch sehr sehr sehr auf Radfahren fixiert und zu sozialen Kontakten nur noch sehr eingeschränkt fähig („Hey, Deine Sattelstütze ist zu niedrig eingestellt!“).
So, und damit sind hoffentlich alle Fragen, die irgendjemand zum Giro Dolomiti haben könnte beantwortet. Mein Dank geht an Silke, Silvia, David, Jochen und Thomas, mit denen ich gemeinsam fahren, und sie dann in der Konsequent besser kennenlernen durfte. Nichts wird mehr so sein wie vorher.