Ein schnelles und kurzes Update über die letzten drei Tage des Giro Dolomiti, bevor es morgen den letzten Renntag und dann nach Hause geht.
Day4: Obereggen
Die Jubiläumsetappe zum 40. Giro, sonst hat man am vierten Tag einen Ruhetag, aber nein, zur Feier des Jubiläums durften wir mal wieder fahren. Aus Bozen raus, dann durch einen endlos langen Tunnel schön gemütlich hoch bis nach Stenk. Dort begann der Rennanstieg, 5,7 km, man hätte mich vorher lachen hören sollen. Ich hätte doch genauer den Hinweis des Veranstalters lesen sollen: „Was die gestoppte Strecke betrifft, handelt es sich um ein Aufstieg von 5,8 km, der verschiedene Neigungen (bis zu 18%) aufweist und deshalb eine intensive, obwohl kurze, Mühe fordert.“
Die ersten 500 Meter habe ich versucht eine gute Zeit rauszuschlagen, danach ging es auf den langen, steilen Rampen nur noch um das Überleben. Ich bin vor der Gruppe wieder runter nach Bozen gefahren, die richtige Entscheidung. Schön Abfahrt, teilweise mit über 70 km/h runtergeknallt im Verkehr und dann ganz vorne in der Essensschlange an der Messe.
Dann der negative Höhepunkt des Giros: Ein italienisches Popduo spielt auf zum Essen. Andreas meinte Tracy Chapman erkannt zu haben, für mich klang das alles wie „Das Fleisch“ von „Der Plan„. Man nenne mir einen guten italienischen Rock- oder Popsong. Wenn überhaupt, dann klappt das nur mit französischer Hilfe: Dalida und Alain Delon.

Der große Sohn des Grödner Tals.
Anschliessend shoppen bei Luigi und Q36.5,
Base Layer 2 short sleeve
Plus ein paar andere Sachen aus der Dottore Serie, die erst nächstes Jahr auf den Markt kommen wird. Das Jersey bewährte sich heute, der Base Layer fühlt sich an, als wenn ich von meiner Frau umarmt werde (vor 25 Jahren).
Dann gemeinsames großes Essen im Hotel in Steinmannwald, leider musste ich schnell wieder los, da ich in Sulden übernachtete, 16 km vom Start der Stelvio Etappe in Prad entfernt. Ich dachte Sulden wäre zwischen Bozen und Prad – da hätte ich besser einmal auf die Karte geschaut. Ich musste erst den Stelvio hochfahren bis nach Trafoi und dann noch einmal eine fiese Bergstrasse 10 km weit rein nach Sulden. Dort hört die Welt erst einmal auf, bis die Schweiz kommt.
Day 5: Stelvio
Das dritte Mal hoch auf den Stelvio nach dem Transalp Disaster 2011 und letztem Jahr. Na ja, bei der Transalp ging es auch in Naturns los und dann mussten wir noch weiter bis nach Bormio- das war eben auch ein sehr harter Tag auf dem mich Muckel gerettet hat.
25 km hoch, über 1.800 Höhenmeter. Nicht besonders steil aber lang, wenn einem da die Energie ausgeht ist erst einmal eine längere Pause fällig. Unten bin ich forsch, aber nicht zu forsch reingefahren, bis Trafoi funktionierte das gut. Dann kommt man aus dem Wald, sieht die Serpentinen und wo man hoch muss und wird automatisch langsamer. Am Ende zählt man quasi jeden Meter. Man denkte: „Oh cool, nur noch 10 km bis zum Ziel, das ist ja wie von Lilienthal nach Hause!“ Vergisst aber dabei, dass man da gerade mit 9 km hochkriecht und 10 km eben noch über eine Stunde Fahrzeit bedeuten. Insgesamt 6 Minuten schneller als im letzten Jahr, so etwa 2:12 hr. Davon 5 Minuten auf den letzten 10 Kilometern rausgehauen, dort gab es auch einige spannende Duelle mit anderen Fahrern.
Oben war es erwartungsgemäß kalt, also schnell wieder runter über den Umbrailpass. Anschliessend zum traditionalen Kaffeetrinken und Strudelessen nach Naturns zum Gedenken an David Litt. Immer noch der gleiche, unfreundliche Kellner: „Cafe Latte? Das haben wir nicht, wir sind hier in Italien, möchten Sie einen Latte Machiatto?“ „Ja, einen Latte Machiatto bitte, entschuldigen Sie vielmals.“
Day 6: Nigerpass und Val San Nicolo
Endlich wieder eine Kamera dabei. Start an der Messe mit fucking perfect Socken des russischen Teams.
Langsam raus, dann wieder auf der Ostseite von Bozen hoch in die Hügel. Heute zwei Rennanstiege, der erste 7,3 km mit 618 hm. Wie gemacht für mich, ein paar steile Rampen, aber auch ein paar flache Stücke zum ausruhen und beschleunigen. Von Anfang bis Ende Druck auf dem Pedal, das sollte eine gute Zeit ergeben haben (Nachher stellte ich fest, dass ich damit 310er oder so von 500 plus Teilnehmern wurde – ich könnte schwören, dass ich so 300 Fahrer überholt habe, aber bitte).
Oben Pause, dann schnell weiter.

Dietmar oben

Matthias auch oben.

Landschaftlich heute auf den ersten 70 km die schönste Etappe.
Dann der zweite Rennanstieg, ich bin nicht so motiviert und fahre langsam rein, werde oft überholt. OK, die sind alle jünger und dünner als ich. Aber dann kommen einige Fahrer die ich kenne und von denen ich weiß, das sie schwächer sind als ich und mich überholen. Das geht nicht. Also haue ich rein. Irgendwie 380er geworden. Whatever. Übrigens eine typische Giro Etappe, weg von der Hauptstrasse ins absolute Nichts, dann wieder zurück die gleich Strecke nach unten.
Oben entscheiden Matthias, Dietmar, Marc und ich, dass wir nicht essen und gleich runterfahren wollen, denn in der Gruppe mit Führungsfahrzeug über fast 80 km macht das keinen Spaß.

Rheinische und norddeutsche Naturburschen
Wir machen gutes Tempo Richtung Ziel. Es gibt zwar Gegenwind und richtig runter geht es auch nicht lange Zeit. Marc zieht vorne über lange Strecken wie zuhause zwischen Fischerhude und Borgfeld. Wir überholen eine andere Gruppe und kommen dann in einen Tunnel, es geht leicht aufwärts. Ich gehe nach vorne denn weder Marc noch Matthias wollen und mache Tempo. Leider zu viel. Ich höre zwar, dass jemand hinter mir ist, aber eben auch nur einer, ein Holländer aus den Dutch Mountains. Mit ihm fahre ich die Strecke zu Ende bis nach Bozen. wir wechseln uns vorne ab und sind so gegen 14:30 Uhr wieder zurück.
Auf dem Parkplatz vor der Messe gibt es einen supertollen Imbiß in dem ich nun meinen Spaß habe.
Pommes und Currywurst Fortuna.
Insgesamt ein schöner Tag mit einer nicht sooo anstrengenden Etappe – also im Vergleich zu so manchem anderen. Morgen werden die Schneiderwiesen noch einmal knallig hart.