Mein Freund David aus Tokyo beklagte sich auf diesem Blog letztens, das sich viel zu viele Fotos von leicht bekleideten Asiatinnen auf Rädern posten würde. Es wird also Zeit für eine gut bekleidete Mitteleuropäerin und ihr Rad: Manu und ihr Mercian aka M&M.
Manu hatte mich vor letztes Jahr einmal angesprochen und wollte das Milanetti Damenrad von mir kaufen. Sie mochte das Design, aber leider war es ihr zu groß. Ich weiß nicht, wie das anderen Menschen geht, aber das Milanetti steht immer noch bei mir in der Garage und ich bekomme es nicht verkauft. Was an sich schade ist, denn es ist wirklich ein sehr schönes Rad. Es ist genau das Rad für die Freundin eines Radverrückten die mindestens 1,70 Meter groß sein sollte. Seine Größe ist egal.
Dann haben wir lange nach einem passenden Rad für Sie gesucht, bis wir diesen schönen, englischen Mercian Rahmen fanden in Größe 48 und aus Reynolds 531 Rohr. Mercian ist eine englische Marke aus Derby, die es auch heute oder schon wieder heute gibt. Der Rahmen ist sehr, sehr leicht, was erst einmal dem Rohr, aber dann auch der Größe geschuldet ist. Leider hingen da eine Menge langweilige Komponenten dran, die wir erst einmal abbauen mussten, bevor wir uns an den Wiederaufbau machten. Geblieben ist nur der Rahmen mit Steuerkopf und Tretlager, sowie die Mavic Drahtreifen Laufräder.

Manu hatte sich zunächst für einen komplette Golden Arrow Gruppe entschieden: Bremshebel, Bremsen, Umwerfer, Schaltwerk und Kurbel bilden eine epochengerechte Einheit. Mein Verhältnis zu der Golden Arrow Gruppe ist etwas gespalten: Ich mag das Design sehr, aber die Bremswirkung ist wirklich unter aller Kanone. Oder so glaubte ich bislang, denn bei diesem Rad haben wir das gemeinsam recht gut hinbekommen.
Zu Golden Arrow und zu den goldenen Decals passen Goldenes Lenkerband von Deda und goldene Bremshüllen. Natürlich ist es immer so, dass das eine Gold anders ist als das andere. Da wir aber nicht so dick aufgetragen haben ist das Ergebnis auch OK.

Damit das ganze auch bezahlbar und funktional wird, sind wir einige Kompromisse eingegangen. Die schwarzen Gummis auf den Golden Arrow Bremshebeln sind normale Aero 1055 Gummis. Das gibt eine gute Griffläche, passt aber nicht richtig passeng über die Griffe selber.
Auch sonst haben wir uns nicht mit NOS Komponenten aufgehalten, die ja letztendlich einem nur dem Spaß am hemmungslosen Fahren und Versauen seines Rades nahmen, bzw. man ärgert sich halt immer so, wenn da irgendetwas in die Binsen geht: Günstige Michelin Lithion 2 Reifen, ein Ritchey WCS Sattel – ich hätte ja gerne etwas goldenes montiert, aber es gibt einfach nichts auf der weiten Welt. Busyman?
In allem Überschwang spendierte ich noch einen meiner Regina Schraubkränze. Ajax Sattelstütze, irgendein Italo Lenker .. MKS Stream Pedalen und dann war das Rad auch schon fertig


Die Aufgabe war es ein Rad für die Stadt zu bauen, mit dem man auch aber bei gutem Wetter einmal schnell über Land fahren kann. Deshlab steht auch der Lenker, so wie er steht und erleichtert das Bremsen in aufrechter Position bei Griffposition oben. Die MKS Stream finde ich ohnehin konkurrenzlos als Stadtpedalen, weil beidseitig fahrbar. Und der Rahmen hat, wie es sich für einen guten englischen rahmen aus dem Schlechtwetterland gehört,Ösen, so dass sich problemlos Schutzbleche oder ein Gepäckträger nachrüsten lassen.
Manu und ich haben das Rad zusammen aufgebaut, Philipp hat mit der Wasserrohrzange geholfen. An einem Abend haben wir schon fast alles zusammenbekommen, es gab aber dann ein paar Probleme mit dem Zahnkranz, der Sattelklemmung und der eigentliche Sattel gefiel uns auch nicht mehr. Wir hatten die Alternative alles weiß zu machen (Lenkerband, Bremshüllen, Sattel), haben uns dann aber doch für Gold entschieden. Am zweiten Abend haben wir das Rad dann fertig gebaut. Das war das erste Mal, dass Manu richtig geschraubt hat, und das hat sie sehr gut gemacht. Ich war vor allem mächtig beeindruckt von ihren Lenkerbandwicklungsfähigkeiten, denn ordentlich Lenkerband zu wickeln finde ich so eine der schwierigsten Dinge beim Aufbau.
Das Mercian hatte sich auch gutmütig verhalten und nicht rumgezickt. Gestern haben wir dann noch den Sattel getauscht und sind ein ganz klein wenig gefahren. Es ging los in dem Laubengang der Krähenburg.

Wir fuhren dann bis zum Tor des schwarzen Ritters. Der ist übrigens ca. 60 Jahre alt, trägt eine Brille und hat eine Fernbedienung zum Öffnen seines Tores.


Dann musste ich allerdings wieder nach Hauase, weil nervige Studis bereits seit Stunden mein Haus belagern und mich mit Emails bombardieren. So, das war erst einmal das letzte Projekt vor der Sommerpause. Dank an Manu und Philipp.