Tagesarchiv: 23. Juni 2013

Wind.

Ich stand in unserer Garage und überlegte: Sollte ich das Fixie, das Rad meiner 11 jährigen Tochter oder vielleicht sogar ihr altes Dreirad heute nehmen?

Ich hatte nämlich Olli gefragt, ob es OK wäre heute mit seinem Club, dem RSV Stuhr bei der Sonntagsausfahrt mitzufahren. Klar, antwortete er, komm‘ ruhig mit, es wird eine Altherrenrunde und ziemlich gemütlich. Vor meinem geistigen Auge sah ich Einbeinige, Menschen die ihren Rollator zum Rennrad schieben  und Becksflaschen in Carbonhaltern. Das Wetter sah sehr wechselhaft aus, aber ich entschied mich dann doch dem neuen Basso Fixie einen längeren Auslauf zu gönnen und machte mich früh morgens auf den Weg nach Stuhr. Wir waren dort am Rathaus verabredet.

Google Maps zeigte mich bei Eingabe von Rathaus Stuhr das Rathaus des Ortsteils Brinkum, der aber kein Rathaus hat. Und ich hatte schon erhebliche Mühe dort überhaupt pünktlich hinzukommen, denn der Gegenwind war schon recht fies. Als ich da war, waren keine Einbeinigen zu sehen. Ich rief Olli an und der leitete mich zum richtigen Rathaus in Stuhr und kam mir auch ein Stück entgegen. Zusammen fuhren wir zum zweiten Treffpunkt, der Avis Tankstelle in Groß-Mackenstedt. Hier waren dann auch keine Rollatoren geparkt, aber Ollis Frau Corinna war da und nach und nach trudelte die Mannschaft des RSV Stuhrs ein, alle in Ihren schicken rot-weissen Trikots gesponsort von Mues und Twachtmann die in falscher Bescheidenheit ihr Logo nur klitzeklein auf den Trikots sehen lassen. Jedenfalls sahen die Herren doch erstens ganz fit und zweitens nicht so alt aus. Ich war also froh, dass ich das Dreirad zuhause gelassen hatte.

Wir fuhren also irgendwie Richtung Bassum, ich kenne mich ja leider auf diese Seite der Weser nicht besonders gut aus. Als Rechtweseraner muss ich aber leider zugeben, dass es Linksweserig sehr viel Spaß macht zu fahren, denn die Landschaft ist nicht gar so platt und bietet einige Hügelchen, die bei Gegenwind auch ordentlich ziehen. Und auch die Wälder sind zahlreicher, aber vielleicht liegt das auch nur an einer gut ausgesuchten Tour. Wie es sich für einen guten Gast gehört reihte ich mich ganz hinten ein.

1306 RSV Stuhr 01

Ab und an gab ich Stöhnlaute von mir und murrte über das unmenschliche Tempo, dass gefahren wurde. Als guter Gast in einer Gruppe macht man das so. Dann machte ich aber den Fehler an allen vorbeizuzischen um ein Photo von vorne zu machen.

1306 RSV Stuhr 02

Olli lacht hier, weil er mich sofort durchschaut hat. Danach wischte ich mir den Schweiss von der Stirn und reihte mich wieder hinten ein. Das Wetter sieht ja hier fabulös aus, aber es war wirklich die ganze Zeit sehr fies windig und ab und an dachte ich auch, dass es gleich anfangen würde zu regnen. Auf den Strassen war Fahrradmässig eine Menge los. Wir begegneten mindestens drei großen Gruppen, darunter auch unseren Freunden vom TCB, die wieder einmal von Dietmar angeführt wurden. Da Triathleten aber daran gewohnt sind ihren Kopf unter Wasser zu halten, haben sie uns nicht erkannt.

Es ging dann weiter durch Berg und Tal, man konnte sich bei dem Tempo auch gut unterhalten wenn man nicht gerade direkt vorne fuhr und so machten wir gut Strecke. Wir hatten eine kleine Panne, aber dann waren wir auch schon im langen Tal und sassen beim Italiener. Ich bestellte ein Eis, setzte mich und merkte da alle Cafe tranken – hatte ich da unwissentlich gegen ein eisernes Clubgesetz verstoßen? Man weiß ja nie, in welche Fettnäpfchen man treten kann. Plötzlich schweigen alle und sehen betreten zu Boden. Ich bin wohl zu lange in Japan gewesen, wo das Falsche zu tun wirklich sehr peinlich sein kann. Einmal habe ich bei einer Heirat aus Versehen den Brautleuten statt Glückwunschkarten zur Heirat solche für eine Beerdigung überreicht, weil ich die Zeichen darauf damals nicht lesen konnte. Einmal habe ich eine sehr kleine Japanerin gefragt, ob Sie Kinder in der Verwandschaft hat, weil sie eine Tüte von GAP Kids hatte. Nein, sagte sie, ich kaufe da für mich ein. Na ja, aber in Japan darf man auch alles falsch machen, weil man ja ohnehin der doofe Ausländer ist. Das ist ähnlich wie im Zoo. Guck mal Mama, was dieser lustige Schimpanse alle macht! Aber gilt das auch für einen Rheinländer in Stuhr.

1306 RSV Stuhr 03

Zum Glück waren alles sehr nett. Olli und Corinna brachten mich dann noch zum Rathaus nach Stuhr und von dort aus machte ich mich auf dem Weg nach Hause. Insgesamt waren es doch sehr schöne, fixierte 120 km geworden. Auf dem Rückweg traf ich noch zwei vom TCB die mich aber auch wieder nicht erkannten, obwohl ich mit dem einem von denen in Bruchhausen-Vilsen Kaffee trinken war. Na ja, Triathleten…..

Vielen Dank noch einmal an Olli und de RSV für einen sehr schönen Sonntag. Gerne einmal wieder.

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