Monatsarchiv: April 2017

Pave Fiction: Zweier Konkurrenz.

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Lustiges einrollen für den „Roten Fuchs“ bei schönstem Frühlingswetter bisher in Bremen mit Hannes.

Schönstes Frühlingswetter bisher in Bremen; das ist etwa so wie mein ehemaliger Baukollege Dominik in China 1996 auf dem Land bemerkte, nachdem er sich am Straßenrand ein Eis gekauft hatte: „Hm, das ist wirklich lecker. Das beste Eis, dass ich je in China gegessen habe…..heute.“

Wohin soll es gehen bei blauem Himmel und Sonnenschein und zwei Stunden Zeit? „Sollen wir nach Wilstedt?“ Wir schauen uns kurz an: „Ha ha ha, der war gut, beinah‘ wäre ich darauf reingefallen.“ Das Blockland muss einfach voll sein, wir entscheiden uns für Umwege nach Vegesack, über die Weser mit der Fähre (was regelmässig den Strava Schnitt versaut) und dann zurück auf dem Weserschnellweg nach Strom. Der Wind kommt heute richtig stark aus dem Süden und so fassen wir den Plan einmal richtig auf der richtigen Wümmeseite über das Pave zu brettern und uns bei Strava unsterblich zu machen.

Das geht heute richtig gut und schnell. Auch das Wechseln klappt prima, aber leider ist auch diese Wümmeseite heute recht voll und ab und an müssen wir auf die Bremse treten. Ist der Asphalt gut, sind wir konstant mit 40 Sachen oder mehr unterwegs. Ca. 2 km vor dem Ende fährt Hannes vorne und ich überhole ihn, da ich meine ich könnte schneller fahren: „Fahr alleine weiter!“ ruft Hannes von hinten; „Bleib gefälligst an meinem Hinterrad!“ Das klappt auch gut und als wir an der Brücke ankommen müssen wir gleich nachsehen wie wir waren. Eigentlich hätten wir jetzt nach Hause fahren sollen, einen Kaffee machen und auf die Couch hauen sollen. Wir sind Zweite, nur 7 Sekunden hinter dem KOM. Boh, sind wir toll! Also fahren wir weiter nach Ritterhude und auf kleinen Wegen nach Stendorf, Habichthorst, Beckedorf, Aumund und schließlich Vegesack. Siegerehrung.

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Die Fähre nach Lemwerder ist gerade los und wir müssen 20 Minuten warten, das reicht für jeweils ein Hanuta und ein Foto von dem russischen Kriegsschiff, dass bei der Werft von Abeking und Rasmussen vertäut liegt.

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Warum bestellt sich jemand ein Schiff, das so aussieht, als wenn es dem Superschurken in einem James Bond Film gehört? Vielleicht weil jemand ein Superschurke ist oder sein will?

Auf dem Weserschnellweg geht es nun am Fluss entlang zurück Richtung Bremen. Hier finden wir heraus, warum wir bislang so schnell unterwegs waren: Heftiger Wind, teilweise kriechen wir mit 23 km/h in einer Einerreihe daher. Das dauert lange und so werden aus den ursprünglich avisierten zwei Stunden drei, und aus einem lustigen Rollen ein recht anstrengender Rückweg. Auf der anderen Weserseite nehmen wir den Weg an der Schlachte lang – keine gute Idee an einem Tag wo alle Bremer nach langen Monaten der Finsternis die erste Gelegenheit nutzen draußen zu sitzen oder zu flanieren.

65 km, fast ein KOM, jede Menge Spaß und Wind.
Strava

 

 

 

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Lüttich – Bastogne – Lüttich 2017: Pommes lügen nicht.

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Es gibt nur wenige Dinge im Leben, die so eklatant verschieden sind, wie die Gefühle, die man nach einer Radfahrt von 273 km am Abend danach hat und die Gefühle, die man am Abend nach einer Radfahrt von 273 km zwei Abende danach hat. 

Umsomehr, als die Teilnahme an Lüttich-Bastogne-Lüttich den Saisonhöhepunkt dieses Jahr darstellt. Das er so früh im Jahr kam ist umso erfreulicher, denn nach langen Tagen des Trainings (2 Mal in Bremen, 5 Mal auf Mallorca) kann ich nun endlich die Beine hochlegen, und das Jahr langsam ausklingen lassen. OK, es warten noch diverse RTFs und das eine oder andere Rennen, aber das fühlt sich eher so an wie noch ein Espresso, nachdem man gerade eine große Pizza gegessen hat.

Jochen hatte mich im Januar angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, dieses Jahr zusammen mit ihm, Silke und Andi LBL zu fahren. „Klar„, sagte ich, ohne lange darüber nachzudenken, denn in Belgien war ich schon lange nicht mehr und was sollte schon groß passieren? „Die kurze oder die lange Distanz?“ „Die lange natürlich.“ Das die lange Distanz 273 km lang war, die kurze 157 km und dass es noch eine sehr kurze Distanz von 75 km gab wusste ich da noch nicht. Die 75 km wurden sowie überhaupt nicht erwähnt. Je näher die Tour kam, umso mehr Bammel bekam ich vor der Aufgabe, die ich mir so unnötigerweise selbst gestellt hatte. Richtig trainiert wurde erst 4 Wochen vorher, dabei nur zwei Mal mit den Bremern, bis der Druck so groß wurde, dass ich mich kurzentschlossen nach Mallorca abseilte um wenigstens ein paar Kilometer in die Beine zu bekommen. Danach fühlte ich mich aber auch sehr OK. Eher trügerisch, wie sich später herausstellen würde. Zum Glück ging es den anderen nicht besser.

Lüttich – Bastogne – Lüttich ist das älteste noch ausgetragene Eintagesrennen im Radsport, daher auch sein Spitzname „La Doyenne“ („Die Älteste“). Wegen seiner Länge und wegen eines Profils, dass sich prinzipiell auch zum surfen eignen würde, gilt es auch als eines der schwersten Radrennen der Welt. Zeit das also endlich in Angriff zu nehmen.

Und so sassen wir am Freitag Morgen zu viert eng aneinander gekauert zwischen Rennrädern, Luftpumpen, Packtaschen und Tupperware im Volvo von Jochen und machten uns auf den Weg nach Belgien. Dieser Weg führt, wenn auch nicht zwangsweise, direkt über meine Heimatstadt Mönchengladbach und durch meine Studentenstadt Bremen, zwei Orte deren Besuch ich tunlichst vermeide. Wenn es aber darum geht deren Schönheit und Charme anzupreisen, dann hält mich nichts zurück. Auch wenn man von Gladbach von der Autobahn nichts weiter sieht als das Klärwerk in Neuwerk  und Aachen sowieso rechts liegengelassen wird. Dann kamen wir nach Belgien und sofort änderte sich die Stimmung: Landschaften, Städte und Dörfer verspritzten diesen typischen französischen Esprit und Charme, untermauert durch gelegentlich gehisste Landesfahnen an Orten die eher selten von Menschen besucht werden.

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Wir hatten uns einquartiert im Hotel Club Midi in Dison, etwa 20 km vom Start entfernt. Das Hotel ist nicht ganz so dunkel, wie es uns deren Website glauben machen will; es verfügt zudem über drei überdachte Tennisplätze an deren Rückseite fast unmittelbar die Gästezimmer liegen. Zum Glück wurde nicht Tennis gespielt, stattdessen liefen die Vorbereitung zur Messe „Salon Feminine“ auf Hochtouren und Händler aus der Umgebung hatten auf dem Filz der Plätze alles aufgebaut, was belgische Frauen begehren: Schmuck, Kosmetika, Bücher, Sportnahrung, esoterische Wandteppiche und, ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, aber es fällt wohl unter den Oberbegriff „Bekleidung“. Ohne Tennis und vor allem ohne tropikanische Zumba Disco ab 21 Uhr am Freitag, die zwar angekündigt auf einem Plakat war, aber laut Website im Juli 2014 eingestellt wurde, war das Laden eigentlich ganz angenehm. Das was nicht so angenehm war konnte in einer Vielfalt belgischer Biere ertränkt werden.

Übrigens waren wir nicht die einzigen Gäste dort, die Gästeliste ist lang und illuster. Dr. Feelgood hat dort schon übernachtet und auch diese Band, die mir aus Teenytagen immer noch im Ohr ist:

Wie an Kopfbedeckung, Brille und Sprachartikulation unschwer zu erkennen ist, handelt es sich hier um Belgier. Sogar Guns&Roses haben dort schon gepennt! Das haben die nur auf ihrer Website aus Versehen falsch geschrieben: „Roses, de Guns & Roses“ .

Wir machten uns auf den Weg nach Lüttich, um uns zu registrieren und die Stadt zu erkunden. Das Leben ist billig in Lüttich, für 20 Cents hätten wir bis zum Montag um 8 Uhr früh parken können. Wir haben das aber doch nicht gemacht, da eine weitere Übernachtung mehr Geld gekostet hätte, als durch parken zu sparen gewesen wäre. Tja, und dann war da noch Lüttich, aber dazu später.

Die Registrierung war sehr unaufgeregt. Es gab keine langen Schlangen, alles ging fix, es gab auch keine großartigen Stände mit Dingen die man noch unbedingt braucht (und wenn, dann hätten wir uns ja auch auf dem Salon Feminine eindecken können), es gab fast nichts zu kaufen, keine Pommes, fast kein Bier. Nur eine großartige Parade des Mavic Services.

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Immer noch am rätseln, was hier gemeint ist: Vermutlich es ist zu einfach ein Auto links zu überholen, wenn man einen Verbrennungsmotor am Rad hat, mehr Spaß ist jedoch dabei es aus eigener Kraft zu schaffen?

Ab ich die Stadt. Die begrüßt einen von der Autobahn her erst einmal mit Tanklager und Industriegebieten, bevor man durch Häuserreihen, deren Baulücken gar nicht, oder sehr unorginell durch Siebzigerbeton aufgefüllt wurden, in die Innenstadt kommt.

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Nur weil das stabil dran steht, heißt dies nicht automatisch, dass das auch stabil ist.

Nein, Lüttich konnte uns auf den ersten Blick nicht mit seinem Charme begeistern. Es erinnerte mich stark an eine Mischung aus Eisenhüttenstadt, so wie Tom Hanks es einmal beschrieben hat und Detroit. Ich war zwar noch nie in Detroit, aber alles, was ich jemals über Detroit gesehen habe, wurde vermutlich in Lüttich gedreht. Eigentlich könnte das alles ganz nett sein, es gibt durchaus schöne Häuser, Cafes, einen Gemüseladen der aussah, als wenn Toulouse-Lautrec dort schon Auberginen gekauft hätte, aber es fehlt an Geld und Menschen. Während in den Erdgeschossen noch Geschäfte und Cafes betrieben wurden, war spätestens nach dem 2. Obergeschoss Schluss: Offene Fenster, leere Höhlen, alte Gardinen ohne Goldkante. Ich dachte zunächst, dass die Stadt sich über die Jahre, ähnlich wie Detroit, entvölkert hat aber Wiki belehrte mich eines besseren.

Wir fanden eine nette Pizzeria, aßen gut zu Abend, tranken dann anschließend noch Kaffee in einem Cafe auf dem Marktplatz bevor wir vorbei an Tennisplatz und Salon Feminine zu Bett gingen.

Denn um 5:40 klingelte bereits der Wecker, um Freunde und Optimismus zu verbreiten hatte ich dieses hier als Weckton eingestellt. Ein letzter Gruß, bevor wir irgendwo in den Ardennen verschwinden. Uns weckte noch etwas anderes: Das Geräusch von leichtem Regen, etwas was man so gar nicht hören wollte, was aber auch nicht unerwartet kam. Der Wetterbericht (also, fast alle, denn wir hatten sie wirklich alle angeschaut auf der Suche nach einer guten Nachricht) hatte Regen erst für 9 Uhr angekündigt. Das konnte ja wenig heiter und wolkig werden.

Ich hatte zwar mehr Radkleidung mit, als meine Tochter T-Shirts im Kleiderschrank hat, aber bei 5 – 11 Grad, Regen, später aber nicht, war es wirklich schwierig die richtige Auswahl zu treffen. Ich entschied mich dann für ein langes, warmes Unterhemd, ein leichtes langärmliges Jersey und eine Hardshell Regensjacke. Letzteres von Rose, vor zehn Jahren für €30 gekauft, wirklich nichts besonders. Es war aber keine schlechte Wahl, nur einmal machte ich den Fehler als ich dachte es wird wärmer und ich die Regenjacke auszog. Die nächste Abfahrt zeigte mir schnell, dass das keine gute Idee ist. So schnell, wie sich Anstiege und Abfahrten in den Ardennen abwechseln kann man die Kleidung gar nicht wechseln.  Doof war nur, dass die Regenjacke gar keine Außentaschen hatte und ich so beim Fahren nicht an die Riegel ran kam. Das sollte sich noch rächen.

Jede Menge Bremer am Start (und ein Nienburger). Die meisten auf der mittleren Distanz und die, die die längere fuhren waren schon unterwegs.

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Silvia wählte übrigens eine interessante Streckenvariante: Für die mittlere Distanz von 157 km angemeldet, fuhr Sie nicht Lüttich-Bastogne-Lüttich, sondern Lüttich-Bastogne, Bastogne-Lüttich. Also erst irrtümlich die lange Strecke nach Bastogne und dann den exakt gleichen Weg zurück. Macht 200 km plus.

Wie bei der Registrierung war auch hier alles sehr unaufgeregt. Irgendwann fuhren Andi, Jochen und ich an den Start … ja wo genau war denn der Start, denn es gab nichts was darauf hinwies, keine Linie, kein aufblasbarer Triumphbogen, keine Menschenmassen die dort ungeduldig auf den Schuss der Pistole warteten? Wir fuhren einfach los und waren schon mitten im Verkehr, denn die Strecke ist auch in Lüttich und auch morgens um 6:30 Uhr an einem Samstag nicht abgesperrt. Andi hatten wir gleich verloren, und so machten Jochen und ich uns auf den Weg hinaus aus dem Maastal von Lüttich. Der erste Anstieg ging bereits über 200 Höhenmeter, nach ein paar Wellen dann noch einmal 350 Hm hoch, aber hey, wir waren noch frisch im Feld und irgendwie und fälschlich voller Optimismus. Dieser Optimismus verführte uns auch dazu die erste Verpflegungsstation nach 43 km rechts liegen zu lassen und weiter zu fahren. Nach ca. 50 km trennte sich die Strecke und die Langstreckenfahrer waren unter sich. So ging es eigentlich ganz gut weiter, Welle um Welle, aber nach 90 km merkte ich, dass mir die Energie ausging. Normalerweise habe ich keine Probleme 100 km am Stück zu fahren, ohne viel zu essen und zu trinken, aber die Kälte und der Regen sogen geradezu die Kalorien aus meinem Körper bis nichts mehr vorhanden war außer Rotz und Wasser. Und die Rotze habe ich an diesem Tag auch noch literweise durch die Nase verschwinden sehen.

Jochen und ich hielten an, damit ich einen Riegel auspacken konnte, eine endlose Tortur und die erste Minikrise. Die Handschuhe waren feucht und ließen sich nicht ausziehen, ich kam nicht an das Jersey ran und musste den Reissverschluss ganz öffnen – so ein Powerbar ist auch kein Meisterwerk des Leichtöffnens – die Verpackung hat jemand erfunden, der auch die Glasflasche für Ketchup entworfen hat. Das dauerte alles endlos, aber brachte mich zumindest nach Bastogne.

Alternativ hätten wir auch die Möglichkeit gehabt die Strecke unerlaubt abzukürzen, zum Beispiel quer rüber bei Manhay nach Osten, aber so fertig waren wir auch noch nicht.

 

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Jochen offiziell.

Bastogne begrüßt einen mit altem Kriegsgerät und entsprechenden Monumenten: „Wo ist die nächste Verpflegungsstation?“ „Aha ja, an der Kaserne vorbei bis zum Sherman Panzer, dann geradeaus zum Kreisverkehr mit dem Panther und dann gleich links beim amerikanischen Soldatenfriedhof.“ An der Station selber gab es Bananen, Müsliriegel, Weingummi, Waffeln; ehrlich gesagt mir war es egal, einfach alles gleichzeitig in den Mund rein, kauen und dann schnell runter bevor es kalt wird. Achtung: Isst man Bananen mit Waffeln und Weingummi gleichzeitig, bleiben die Weingummis irgendwo hintern rechts im Mund übrig und schmecken nach Bananen. In dem Moment, wo ich aufhörte zu treten setzte das große Frösteln sehr schnell ein. Da das Rennen ja Lüttich-Bastogne-Lüttich heißt, könnte man annehmen, das die Hälfte der Strecke und der Höhenmeter in Bastogne geschafft sind. Das ist ein großer Irrtum; gerade einmal 103 der 273 km sind in Bastogne absolviert, fast alle brutalen Anstiege stehen noch bevor und es ist gerade ein Drittel der Gesamtzeit verstrichen. Daher müsste das Rennen korrekterweise Lüttich – Bastogne – noch mehr Ardennen – Lüttich heißen, um den Fokus richtig zu verstehen, denn der war nun definitiv eben noch mehr Ardennen. Und auch noch mehr Regen und richtig guter Gegenwind.

Das ging quasi nach Bastogne los und die Fahrbahn wurde nun richtig nass; so langsam begann ich mir Sorgen zu machen, dass die Socken nun nass, und dies auch bis zum Ende des Rennens bleiben werden. Diese Sorgen waren schnell vergessen. Nicht weil das Wetter besser wurde, sondern weil wir in Hoffalize kurzerhand links von der Hauptstrasse abbogen und plötzlich vor einer Wand standen, dem Côte de Saint-Roch 1,0 km; 116 Hm) dem ersten richtigen Helling der Strecke. Helling ist ein belgisches Wort aus dem 14. Jahrhundert, das einen scheiß-steilen Hügel beschreibt, an dem der Karren mit Kuhmist samt Esel umkippt, wenn versucht wird ihn hochzufahren. Hellinge sind nie Teil der Hauptstraße, sondern verstecken sich immer rechts oder links der Marginalen um die Ecke, so dass einem der Riegel im Mund steckenbleibt wenn man final sieht, auf welche Wand man da gerade zufährt. Oder geradezu fährt.

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Mein erster Helling.

 

Ich wurde auf diesem ersten Helling zunächst von einem mir persönlich bekannten Vereinskollegen aus Bremen überholt, bis ich diesen wieder einholte, als sich dieser entschied den Weg nach oben zu Fuß fortzusetzen. In diesem Moment, und zwar nur in diesem, war ich so relaxt wie Frankie goes to Hollywood. Jochen der ohnehin deutlich schneller als ich war, war bereits voraus und kurz darauf erreichten wir die nächste Verpflegungsstelle, die nun ungefähr die Hälfte der Distanz markierte und in der deutschen Enklave Belgiens liegt – dort wo die Orte Steinbach heißen. Orginell. Auf der wallonischen Seite heißen sie „Froideville“. Andi war bereits da, ihm war kalt und weg war er.

35 km stand der Côte de Pont auf dem Programm, der etwa vergleichbar mit dem ersten Helling war. Trotzdem dauerte es für mich nun länger hier hochzufahren, da ich deutlic weniger Kraft in den Beinen hatte. Das was zu Beginn des Tages noch so spielend gelang, wurde nun zu einer extrem kraftraubenden Angelegenheit. Jochen, der mit Leistungsmessung fuhr meinte ebenfalls, dass er nun halb so viel Watt treten würde wie am morgen, sich aber körperlich am Anschlag befindet. Nur ganz wenige Kilometer später folgte dann der Côte de Bellevaux, der etwas einfacher zu fahren ist. Und kurz darauf ist zum Glück auch wieder ein Verpflegungspunkt in Malmedy, den man nun auch ganz dringend braucht. Neben dem Verpflegungspunkt befand sich die Friterie Chantal.

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Drei Tage später kann ich mich kaum noch an die Details erinnern, ich war so darauf konzentriert zu fahren, ich habe wenig Erinnerung an das, was um mich herum vorging. Bis zum nächsten und letzten Verpflegungspunkt in Sprimont, waren nun noch weitere 4 Hellinge angesagt:  Der Côte de la Ferme Libert mit bis zu 20% Steigung und den ich teilweise in Schlangenlinien hochgefahren bin, der Col du Rosier, der nicht wirklich steil ist, aber zu diesem Zeitpunkt eben mit 3,8 km sehr lang; der Col du Maquisard, den ich irgendwie so mitnahm und dann der berühmteste überhaupt, der Côte de La Redoute mit bis zu 22% Steigung. Das ist ganz schön gemein nach so viel Strecke. Aber irgendwie habe ich es geschafft alle Anstiege hoch zu kommen, ohne abzusteigen, auch wenn meine Geschwindigkeit teilweise bis auf 6 km/h abfiel. Ich habe keine Erinnerung auf auch eine Ahnung, wie ich das geschafft habe.

In Sprimont wurde der Mund noch einmal richtig voll mit Weingummi etc. genommen und alle beiden Wasserflaschen mit ISO Plörre gefüllt. Da muss wohl auch Magnesium drin gewesen sein und was weiß ich noch was; jedenfalls hatte ich im Rennen und auch in den Tagen danach keinerlei Krämpfe in den Beinen. Das Zeug ist gut, hat aber auch sehr unvorhersehbare Auswirkungen auf meine Verdauung. Nein, eigentlich sehr vorhersehbare Auswirkungen auf meine Verdauung.  Die Aussicht auf ein Dixieklo am Ziel ließ mich noch einmal eine ganze Ecke schneller fahren.

Von Sprimont waren es noch 39 km ins Ziel. Noch zwei Hellinge waren laut Programm zu absolvieren und jetzt war klar, dass ich es schaffen würde anzukommen und weniger als 2 Stunden dafür sollten auch reichen. Der Rest ist denn nur noch durchhalten und sich irgendwie ins Ziel quälen. 10 km später schwankt am Côte de la Roche-aux-Faucons noch einmal diese Gewissheit. Das Ding ist zwar nur 1,3 km lang, was aber eben zu diesem Zeitpunkt so lang wie 13 km erscheint. Kommt man aber oben an, muss man feststellen, dass man noch einmal einen weiteren Kilometer hoch in eine andere Richtung zieht. Ich fühlte mich wie betrogen.

Bei dem Versuch eine rote Ampel zu umfahren und weil ich im Hinterkopf keine Augen habe, übersah ich den Polizeiwagen direkt hinter mir. Der hupte zunächst (was ich als Aufforderung interpretierte mich zu beeilen), doch als die Sirenen anfingen zu heulen wusste ich, dass ich in der Klemme bin. Es blieb zwar bei einer mündlichen Verwarnung auf französisch, aber von nun an musste ich nicht nur schnell fahren, sondern mich auch peinlich genau an die Straßenverkehrsordnung halten.

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Silke offiziell.

Nach 258 km etwa waren wir wieder an der Maas und in einem hässlichen Teil von Lüttich gelandet. Nicht, dass die anderen Teile so besonders viel schöner gewesen wären, aber nach 258 km ist eben auch wenig Platz für Optimismus. Wir überquerten die Maas und hätten jetzt am Fluss lang Richtung Messehallen, also dem Ziel radeln können. Das war dem Veranstalter aber zu einfach:  Der Côte de Saint-Nicolas, also der Nikolaushügel, zieht sich Serpentine per Serpentine durch eine Industrieruinengegend und eine langweilige Hochhaussiedlung hoch bis auf die Hauptstrasse nach Ans. Und diese sieht man dann in ihrer ganzen Pracht wie die ebenfalls schräg nach oben verläuft über eine sehr lange Distanz. Da fühlt man sich noch einmal richtig beschissen und fragt sich: Warum wollen die mir hier unbedingt ihre Stadt zeigen? Wär’s nicht besser Start und Ziel sowieso außerhalb zu machen, denn die Dörfer der Ardennen haben durchaus Charme?

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Anstieg nach Saint-Nicolas. Ne, war nur ein Spaß, das ist wirklich Detroit.

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Das ist eine sehr positive Darstellung von Saint Nicolas.

Nein, man muss hier hoch fahren, weil das der letzte Anstieg ist, den die Profis im Rennen fahren; denn das Renen endet nicht in Lüttich sondern in Ans. Oben auf dem Hügel biegen die Pros nach links ab in die Rue des Francais und kommen 200 m weiter neben dem Carrefour Supermarkt durch das Ziel. Alle anderen, nämlich die Nicht-Profis, müssen sich dann weiter 8 nutzlose Kilometer durch Lüttich quälen, bevor sie die Messehallen und deren Dixie-Klos erreichen. Es war geschafft, fast 275 km lagen hinter Jochen und mir und die Stimmung war indifferent.

Strava.

Andi war da, Silke war auch schon länger zurück, auch sie hatte die mittlere Distanz gestanden. Schnippo kam kurz danach ins Ziel, die weiteren Bremer haben wir seitdem nicht mehr gesehen. Es gab keine Pommes am Ziel – eine mittlere Katastrophe! Ich fragte mich, warum ich verdammt noch Mal all diese Mühe auf mich genommen hatte, wenn am Ende nicht die verdammte Belohnung da sein würde. Also schnell weg nach Dison, unserer neuen belgischen Heimat und auf die Suche nach der ersten Pommesbude. Keine Ahnung wo, wir halten an einer Tankstelle und Jochen meint ich soll einmal gerade rüber hüpfen und fragen, wo die nächste Pommesbude ist. Rüberhüpfen? Angesichts meiner körperlichen Verfassung wäre „rüber schleppen“ das passende Wort gewesen. Und dann fragte ich in meinem Schulfranzösisch von 1979, das seitdem durch diverse Schichten von japanisch und chinesisch überlagert wurde, wo denn im Ort eine Pommesbude sei. Dönerbuden gab’s da jede Menge, aber wo bitte ist eine Friterie (nach Möglichkeit mit dem Namen Chantal)? Ja, sagte der Tankwart, da kenne er eine, da gäbe es auch leckeres Pita Döner…Abgelehnt!… Ehrlich gesagt hatte ich nicht genau verstanden was er sagte, denn ich kann weitaus besser französisch parlieren als verstehen, aber tatsächlich führte uns der Weg zum Fritten Snack, wo wir erst einmal jede Menge Frites moyenne (französisch: heißt auf Deutsch XXXL) mit Mayo und den anderen tausend Dingen die sich Belgier so auf Pommes tun, bestellten. Lecker. Pommes lügen nicht. Das sollte eben auch nur ein kleiner Snack werden, richtig essen wollten wir im Hotel.

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Die Pommes Moyenne danach

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Ich kann mich aber nur noch erinnern, dass wir im Hotel ein paar Bier bestellten, einen Blick auf den Salon Feminine wagten und dann in den Sofas an der Bar schon einpennten, neben mir Andi. Ein letztes „hüpfen“ in die Zimmer, dann war der Tag vorbei.

Und so machen es die Profis

Am nächsten Morgen wollten wir herausfinden, wie gut denn die Profis sind. Um das Ergebnis vorwegzunehmen, wofür wir 11 1/2 Stunden reine Fahrtzeit brauchten, benötigt ein Profi wie A. Valverde lediglich 6 1/2 Stunden und selbst der lahmste Lutscher 2016 (Simon Yates als 153.) kam nur 16 Minuten später an. Und 47 Fahrer haben aufgegegebn, darunter auch Japans Hoffnung Fumiyuki Beppu von Trek-Segrafredo.

Und, zwei Dinge müssen hie auch einmal klar gestellt werden: Statt den 274 km, die wir gefahren sind, mussten die Profis nur ca. 256 km fahren – und das auch noch bei schönstem Wetter dieses Jahr, Im Gegensatz zum Tag davor. Von daher ist es nur fair anzunehmen, dass etwa 4 der 5 Stunden Zeitunterschied zwischen Valverde und mir auf die kürzere Strecke und das bessere Wetter zurückzuführen sind und dass der tatsächliche Leistungsunterschied zwischen uns nur für eine weitere Stunde Verspätung verantwortlich ist. Mit Simon Yates bin ich quasi fast leistungsgleich.,

Wir fuhren zunächst zum Côte de Saint-Roch in der Nähe von Bastogne. Das ist ein guter Platz ein Radrennen zu schauen, denn der Anstieg beginnt in einem kleinen Dorf, das eine Friterie sein eigen nennt („Autre Chose“) und einen Kinderspielplatz inklusive deutschem Kampfpanzer aufzubieten hat.

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Friterie Autre chose im Ort

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Typisch belgischer Kinderspielplatz

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Kein klassisches Rennen ohne klassisches Polizeikäppi.

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Der Anstieg mit einem Tribut an Michelle Scarponi.

Der Anstieg ist rechts und links von Häuserzeilen gesäumt. Wir waren zu früh, da die Profis mal wieder auf der Strecke trödelten,  aber eine Ausreissergruppe von 8 Fahrern hatte 13 Minuten Vorsprung auf das Feld herausgearbeitet und sollte nun bald kommen. Die Stimmung war auch hier sehr unaufgeregt. Ich hätte gedacht, dass unheimlich viele Menschen dort stehen, es schwer ist überhaupt einen Blick auf das Rennen zu ergattern, das Fahnen geschwungen werden und das Bier in Strömen fließt – nein, die Stimmung war gut aber ruhig, bis dann ein Raunen durch die Menge ging und die Ausreißer an uns vorbei die Steigung hochfuhren. Sieben von acht Fahrern machten das sehr mühelos und schnell, nur einer hatte eine etwas verbissene Miene und drohte aus dem Feld zu fallen. Eine Weile später folgte das Feld.

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Auch hier lockere Mienen, sehr gutes Tempo und es überraschend mich immer wieder zu sehen in welcher Dichte so ein Feld fahren kann. Will sagen, wie nah die alle zusammen fahren ohne zusammen zu stoßen.  Ist eigentlich wie das Boyle-Mariott Gesetz p x V = const.; also je größer der Druck im Feld ist, umso kleiner wird das Volumen. Jochen meinte, einen Profi muss dieser Abzweig von der Hauptstraße auf den Helling auch sehr überraschend gekommen sein, denn ein Riegel ragte noch aus seinem Mund.

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Es folgte die Kolonne der Teamwagen, die Ambulanz, ein Abschleppwagen, die Polizei und der Besenwagen. Wir nahmen das Auto und fuhren nun Côte de La Redoute, etwa 35 km vor Ende des Pro Rennens und dort wo gestern schon die Wohnwagen an der Strecke parkten und richtig Stimmung war: Na ja, also um es wirklich ganz genau zu schreiben, eine Gruppe belgischer Männer trank dort Bier, sang und hatte Pimmels mit Kreide auf die Straße gemalt. Wir kamen dort an und liefen den Hügel hoch, um einen guten Platz zum sehen zu finden. Ich war überrascht wie steil es dort war und ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, wie ich dort hochgefahren sein könnte. Das Hochgehen war schon irre anstregend.

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1.000 m vor dem Ziel am Cote de la Redoute.

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Teamwagen nach dem Hauptfeld.

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Es sollte noch eine ganze Weile dauern, bis die Ausreißergruppe, die nun auf 5 oder 6 Fahrer zusammengeschmolzen war und nur noch 5 Minuten Vorsprung auf den Peloton hatte vorbeikommen sollte. Zeit sich ins Gras zu legen und die Augen zu schließen, um dann anschließend die Mannschaft mit dem „Underpant Man“ vom Giro d’Italia zu unterhalten.

Die Ausreißer sahen hier bereits etwa angestrengter aus, aber das ist alles kein Vergleich zu dem Anblick den wir am Vortag abgegeben haben müssen. Und im Peloton erkannte ich A. Valverde, den späteren Sieger, der aussah als wenn er auf einer BBC Runde am Freitag nach Fischerhude fahren würde. Dahinter wieder Teamwagen, Ambulanz, Abschleppwagen und Besenwagen, dazwischen einige versprengte Fahrer. Als wir uns auf der Straße auf den Weg nach unten machten kamen uns erstaunlicherweise noch einige Fahrer entgegen, die sich durch die Massen nach oben kämpfen mussten. Unter anderem Simon Yates.

Lächerliche 6 Stunden später waren wir wieder zurück in Bremen.

Fazit (5 Abende Später)

Es ist auf der einen Seite eine interessante Erfahrung einmal die Strecke eines Profirennens zu fahren. Man bekommt ein gutes Gefühl dafür, wie hart es für einen Profi sein muss und natürlich ist es auch interessant sich einmal von Leistung und Zeit mit den Pros zu vergleichen. Es ist andererseits aber vielleicht keine zu gute Idee, dass im April in Belgien in den Ardennen über 273 km zu tun, denn das macht teilweise wirklich wenig Spaß. Zu diesem Zeitpunkt sind sind die Vögel in den den Ardennen noch mit dem Arsch an den Zweigen festgefroren und die Frittenfelder liegen brach im Regen während der Belgier an sich zuhause bleibt und nur ab und an mit einem Glas Bier in de Hand an der Kirche vorbeischaut. Auch fünf Abende später denke ich noch „cool, dass Du das geschafft hast“, aber der Gedanke an eine Wiederholung liegt mir immer noch fern. Gestern Abend z.B. bin ich das OBKM Rennen in Bremen in meiner Altersklasse (7 Teilnehmer, einer davon verloren gegangen, ein Mädel noch zu jung und nicht schnell genug) und habe vermutlich einen hervorragenden 5. Platz herausgefahren, ja vielleicht sogar den 4., wer weiß). 21 km zum Start, 25 km fahren, dann wieder zurück. Sehr anstrengend im rennen, aber auch sehr wenig aufwendig. Irgendwie gut (nur sehr, sehr kalt). Oder ein paar Wochen vor LBL waren Silke, Andi und ich in Holland (Ibbenbüren) auf einer RTF. Relativ kurze Anreise, sehr schöne Strecke, Sonne, am Abend wieder zurück – das hat echt Spaß gemacht.

Aber natürlich kommt es am Ende besser raus zu schreiben: „Hey, ich bin dieses Jahr LBL 2017 (mit 7.000 Belgiern, Italienern, Engländern) gefahren!“ Als „Hey, ich war im April mit 400 Holländern in Ibbenbüren“.

Pommes lügen eben nicht.

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April Videos. Pics.

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Ab nach Lüttich nun.

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Track. Above.

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von | 20. April 2017 · 16:58

BPBLBLB Training Camp. Letzter Tag.

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Der letzte Tag – leider nur ein halber denn um 15:30 Uhr musste ich bereits am Flughafen sein. Ich fuhr mit meinem Mokka raus nach Felanitx, parkte und machte mich mit dem Rad hoch nach San Salvador. 6 km hoch, 6 km runter und fast 400 Höhenmeter. Dieser Anstieg ist länger, härter, unbekannter und weniger befahren als der etwa 30 km entfernte berühmte Anstieg zur Cura di Randa.

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Mit dem Mokka dann weiter nach Randa – hier wollte ich mich mit den anderen Positivos treffen. Bis sie mich anriefen und mir sagten, dass sie bereits oben Kaffee trinken. OK, dann mal los, schnell hoch. 5,5 km hoch, 5,5 km runter, 325 Höhenmeter. Insgesamt 23 km gefahren und dabei 725 Hm zurückgelegt – dass ist Höheneffizient.

Ein letzter gemeinsamer Kaffee, dann runter. Ich bleibe hinter Byron, der in einem früheren Leben Motorradrennfahrer war und der schnellste (sicherste) Abfahrer ist, den ich kenne.

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Flughafen. Ankunft in Bremen. Kälteschock. Heute Nacht soll es bis zu minus zwei Grad werden.

 

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BPBLBLB Training Camp. Die Klassiker an Tag 2 und 3.

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Gestern ging es mit der erweiterten Positivo Espresso Mannschaft hoch zum Kloster Lluc von Caimari aus und dann runter und hoch nach bzw. von Sa Calobra. 

Wir waren am Morgen noch zu sechst, Stephen, Ayleen, Juliane, David, John und ich und fuhren langsam raus auf dem Radschnellweg von Port Pollenca nach Campanet und Selva. Davids Time Pedale brachen und er und Juliane machten sich wieder auf den Weg nach Hause. Schlecht. Gut ist allerdings, dass es wieder einen Beitrag auf dem Positivo Espresso Blog zum Thema „Cycling gear we broke“ geben wird. Passierte kurz nachdem wir die Schweine gesehen hatten, das soll doch eigentlich Glück bringen, vor allem am Ostersonntag. Also weiter zu viert.

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David J Gedächtnisphoto an dem Schlagloch des Todes in Selva. Hier wurde mal ein Lighweight Hinterrad vernichtet.

Ayleen scheuchten wir von Caimari den Berg hoch bis zur Tankstelle. Keine schlechte Leistung für jemanden, der an sich nicht Rennrad fährt; das hätte ich vermutlich in meiner prä-Rennradphase (1981-1990) nicht geschafft. War auch gut, dass Sie das mit uns gefahren ist, den Clarence zerrte seine ihm neu angetraute Frau Magda 80 km und 800 Höhenmeter über die Insel und steht nun, wir wissen nichts genaues, kurz vor der Scheidung. Mal sehen ob die beiden heute Abend zusammen auftauchen. Es ist nicht so einfach mit dem Rennradfahren, den Frauen und der Kombination von beidem. Forschung in den Grundlagen bringt heutzutage mehr und mehr Wahrheit ans Licht.

Also waren wir nur noch zu zweit, John und ich.  Wir waren noch nie zusammen gefahren und zwischen uns gab es noch kein Verständnis, wer der schnellere von uns beiden ist. Geht gar nicht. Also gab ich vorne das Tempo vor und fuhr vom Viadukt rauf zum Pass nach Sa Calobra so schnell wie ich nur konnte. Das wurde dann auf Strava auch meine neue persönliche Bestzeit, aber John konnte ich nicht von meinem Hinterrad abschütteln. Hm, Mist, das würde nun anstrengend werden.IMG_20170416_140637

Aber erst einmal ging es runter. Runter nach Sa Colobra ist langweilig. Es geht nicht richtig schnell runter, da ist viel zu viel Verkehr und außerdem dauert es auch viel zu lange. Lange genug, dass man sich ständig fragt: „Ah ja, und da muss ich nun wieder hoch?“

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Unten schnell ein Cafe und dann gleich wieder hoch. John düst vorne weg und ich sehe schon, dass ich keine Chance habe sein Tempo mitzugehen. Also esse ich erst einmal mein superfettiges Foie Gras Butterbrot auf dem Weg nach oben. Ohne Druck fährt es sich ganz angenehm da hoch. Natürlich gibt es immer wieder Fahrer die einen überholen, oder man sieht in der Ferne jemanden, den man einholen möchte, aber alles in allem übertreibe ich es nicht und bin etwa 5 Minuten hinter John am Kreisel.

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Es war an sich ganz entspannt.

 

Wir düsen dann zurück nach Lluc und nehmen die schnelle Straße von dort runter nach Pollenca. Das ist wirklich schnell, wir kommen in einen Rausch und schwupps sind wir 118 km später wieder zuhause.

Strava

Heute, am Ostermontag ist der letzte Tag von John, bevor er wieder nach London fliegt. David, Stephen, John und ich treffen uns in Port Pollenca und wollen noch einmal gemeinsam zum Cap Formentor fahren. Die Hackordnung ist vom Start an klar, denn es geht ziemlich direkt den Berg hoch: John und David vorne weg, ich dahinter, dann weiter dahinter Stephen. So kommen wir dann auch am Leuchtturm an im besten Wetter, dass ich bis heute dort erlebt habe. Es ist wie Sommer in Bremen, oder Frühling in Reykjavik. Cafe. Wieder zurück, ich bin ganz ordentlich schnell und ziehe eine Truppe hinter mir den Berg hoch – das ist gut, denn das gibt Selbstvertrauen für Liege-Bastogne-Liege.

Wir trennen uns in Port Pollenca. Stephen bleibt oben auf dem Berg, John muss zum Flughafen, David muss sich um die „Queen of the Mountain“, aka Juliane kümmern die heute Geburtstag hat und ich will noch ein paar Kilometer fahren. Zunächst aber hole ich mir bei LIDL etwas zu essen und setze mich an den Strand.

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Sommer

Übrhaupt ist die Insel so grün. Sogar in den Bächen fließt Wasser – das habe ich hier noch nie gesehen – bis auf diese Scheissregenwoche in Dezember, die ich mir letztes Jahr für meinen Malle Urlaub ausgesucht hatte.

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Ich fahre nach Petra, weil ich dort im Cafe vorgestern meine Wasserflasche habe stehen lassen. In fließendem spanisch mache ich der Kellnerin mein Anliegen klar. Die Worte fließen nur so aus mir raus, ergeben aber keinen Sinn und offensichtlich scheint sie sich an mich auch nicht erinnern zu können. Da dürfte ich meinen Charme völlig überschätzt habe. Ich gebe auf, letztendlich ist es nur eine Wasserflasche und ich kaufe mir halt ne neue und nehmen keinen Spanisch-Intensivkurs.

Zum Abschluss geht es noch einmal hoch zur Kirche Bonanny, dem höchsten Punkt heute.

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Bike leaning against almost nothing.

Zurück wird es dann richtig schnell. Ein älterer Fahrer mit Zeitfahraufsatz überholt mich, ich hänge mich dran, kein Problem. Wir fahren konstant 40 – 50 Sachen und kommen schnell nach Can Picafort und dann nach Hause. Mehr als 400 km in drei Tagen – das ist genug Selbstvertrauen getankt.
Strava

Morgen dann noch einmal ausrollen und dann in den gelb-blauen IKEA Flieger nach Bremen.

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BPBLBLB Training Camp. Prolog und erste Etappe.

Nächstes Wochenende ist bereits der Saisonhöhepunkt für 2017 angesagt: Das Jedermannrennen Lüttich-Bastogne-Lüttich. Das ist einerseits gut, der Saisonhöhepunkt bereits im April, da kann ich dann anschließend bis Dezember die Beine baumeln lassen. Andererseits wäre es auch ganz gut ein wenig vorher zu trainieren.

Wir haben ja in Bremen eine Trainngsgruppe, die Bremen-Lüttich-Bastogne-Lüttich-Bremen Trainingsgruppe (kurz: BLBLB) mit der wir nun genau dreimal gefahren sind. Da musste unbedingt noch mehr Training her, also habe ich mich kurz entschlossen in den blau-gelben Flieger nach Mallorca gesetzt und hier das Bremen-Palma-Bremen-Lüttich-Bastogne-Lüttich-Bremen (kurz BPBLBLB) gestartet. Am Freitag startete der Prolog mit einem Zeitfahren rund um die Kirche von Alcudia. Leider habe ich davon keine Bilder gemacht, aber wir hier kann man die Fahrer mit ihren sehr schicken Zeitfahrhelmen auf dem Weg zum Start sehen.

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Team Sky

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Team FdJ im typischen Blau/weiß

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Bora Hans Grohe. Weiß nicht, wer von denen Sagan ist.

Irgendwie erinnert mich das ja in einem anderen Zusammenhang, der mir aber jetzt nicht einfällt, an Dinge die man mit REWE Einkaufstüten machen könnte. Na egal.

Heute dann die erste Etappe. Ich wollte es ruhig angehen lassen und vor allem Kilometer fressen und nicht so viele Höhenmeter. es sind dann 167 km und fast 1.600 Höhnemeter geworden, was erstens so nicht beabsichtigt war und zweitens extrem bescheuert ist, denn die zweite Etappe mit den Japanern/Londonern geht morgen nach Sa Calobra. Und wieder zurück den Berg hoch.

Aber wie das so auf Mallorca ist: Ich fuhr diese kleine Strasse von Port Pollenica Richtung Campanet und Selva, die ich schon so oft gefahren bin. Und da waren jede Menge Rennradfahrer unterwegs und dann muss man die natürlich alle überholen, ist ja klar, und schwups hat man neue Bestzeiten. Obwohl man ja eigentlich langsam und konzentriert fahren sollte. Und zum ersten Mal hoch nach Orient von der anderen Seite, da soll ja auch keine schlechte Zeit auf Strava stehen. Oben waren übrigens ein paar Bremer die ich nicht kannte, kennt die jemand? Oder sind das nur Fake-Bremer?

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Echte Bremer oder Fake-Bremer?

Zwei hatten so Bruschetta-Advocado farbene Trikots von SV Bremen von 1910 an, dieser Verein ist mir so gar nicht bekannt. Könnte aber auch eine Untergruppe vom RSC Gold Bremen sein – altersmäßig würde das auf jeden Fall passen. Eine weitere Fahrerin, in weiß, ist offensichtlich von Bremen 1866, wie man auf dem Trikot lesen kann.

Und dann dachte ich Sineu, Petra, Manacor, das ist alles so gar nicht weit weg oder? Und auch egal, wenn Du erst einmal auf der Küstenstraße bei Arta bist, dann kannst Du richtig nach Hause bomben. Ja, da wäre alles so schön gewesen, wenn das alles ein wenig kürzer gewesen wäre. Und ich nicht meine Wasserflasche beim Stop in Petra hätte stehen lassen.

Einerseits. Andererseits lief es ganz gut. Sind am Tag vor Sa Calobra so richtig kaputt zu fahren ist trotzdem bescheuert.

Auf Strava

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Bürgermeister Smidt, seine Tochter und mein De Rosa.

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Hanami. 花見。

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Hanami, japanisch. Das Anschauen von Blumen, Kirschblüten im besonderen.

De Rosa Giro d’Italia. Meine Blume. Das Rad was ich zur Zeit fast täglich fahre, wenn es nicht gerade regnet. Sozusagen die Edelstadtschlampe. Es ist die Ablösung für das Union Sapporo, was ich fast fünf Jahre lang über die holprigen Straßen Bremens bewegt habe. Wäre Bremen ein Unternehmen, so wahrscheinlich Karstadt.

Der Aufbau ist noch nicht perfekt. Der Sattel oder seine Position passt noch nicht ganz, ds Vorderrad ist immer noch nicht fertig und so ist erst einmal ein Ersatzrad verbaut, ich bin immer noch auf der Suche nach einer passenden Klingel.

Andere Dinge gefallen mir wiederum jetzt schon sehr gut. So war es eine gute Idee vorne ein kleines Kettenblatt zu verbauen – auch wenn das an sich nicht gut aussieht. Das Union Sapporo hatte eine 52/16 Übersetzung, weil das meinem damaligen Ideal von Männlichkeit und Ästhetik entsprach, aber 44/17 ist besser für die Stadt, die ganze Kiste kommt schneller in Schwung beim ständigen Beschleunigen und Bremsen. Klar, ab 30 km/h muss ordentlich schnell getreten werden, aber für einen Power-cruncher wie mich ist das auch eine gute Übung.

Und auch die Tektro Kinderbremshebel fühlen sich sehr gut an, haben eine breite Auflagefläche, wirken aber andererseits nicht so massiv wie die Standard Version.

Der Rahmen ist steif und kurvensicher, beim Antritt im Wiegetritt reagiert er schön auf mich und ich auf ihn. Nicht ganz so gut wie bei meinem Basso, aber das ist auch ein Wunder für sich und nicht der Maßstab.

Ach wäre es doch fertig. Erst einmal.

 

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Saisonauftakt: Teutoburgerwald Tocht – ein wahr gewordener RTF Pornotraum

Jedes Jahr, seit einigen, organisiert der Oldenzaalse Wieler Club, ein traditioneller, holländischer Radklub in der Nähe von Enschede, eine RTF mit kräftig Höhenmetern. Oldenzaal liegt zwar an der Grenze nach Deutschland, so dass man bei gutem Wetter von dort aus Hügel sehen kann, aber fahren kann man diese eben nur …. genau, in Ibbenbüren.

Die großen Anstiege in Holland hat bereits Rapha vor einigen Jahren auf den Punkt gebracht, dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen.

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Die Gegend um Ibbenbüren soll ja voll nicht schön sein, aber da wenigstens gutes Wetter angesagt war und es nun einmal die erste RTF des Jahres ist, machten wir uns sehr früh heute morgen auf den Weg zum Bahnhof. Wir, das waren Andi, der die Idee hatte, Silke, ich und „the mysterious single“, kurz MS. MS bat mich darauf zu verzichten seine Identität preiszugeben; an dieser Stelle sei nur gesagt, dass es sich um eine bekannte Radsportpersönlichkeit aus Bremen handelt. Der übrigens unglaubliche Geschichten erlebt hat. Die ich allerdings hier auch nicht preisgeben darf. Obwohl, also die mit der REWE Tüte …..  na egal, ich habe es halt nun einmal versprochen (bitte e-mail an mich).

Was zieht man an einem Tag an, der bei ca. 3 Grad im Nebel beginnt, und mit fast 20 Grad in Ibbenbüren vor dem Pommeswagen erst einmal endet? Am Bahnhof waren wir noch alle dick eingemummelt, hatten aber auch alle Rucksäcke dabei, um den Ballast am Start loszuwerden. Ich hatte mir im Vorfeld etwas Sorgen gemacht, wo ich denn meinen Rucksack während des Rennens lassen sollte, später hatte ich dann eine geniale Idee. Doch dazu später. Die Bahn nervte mal wieder. Bis Osnabrück war der Zug pünktlich und die Stimmung prima, aber unser Anschlusszug nach Ibbenbüren hatte eine Stunde Verspätung. Von Osnabrück bis Ibbenbüren sind es gerade mal 25 km, aber wenn man nicht weiß, wo man lang fahren muss ist das eben auch risikoreich. Zum Glück sind die Holländer, was den Beginn einer RTF angeht, doch ein wenig entspannter:

Wir kamen an, zogen uns fast nackt aus, denn mittlerweile waren die Temperaturen in zweistelligen Bereichen, zahlten die lächerlichen 8 € Startgeld und konnten uns gleich auf den Weg machen. Das war eben nicht die typisch norddeutsche RTF: Wenn, sagen wir mal in Delmenhorst, zwischen 8 und 9 gestartet wird, dann steht das gesamte Feld um 8 Uhr am Start und sprintet los, als wenn das Ziel gerade mal 250 Meter entfernt wäre. Kommt man im 9, kann man so eine RTF quasi komplett einsam, alleine und verlassen zurücklegen, man trifft höchstens ein paar aus dem Feld Herausgefallene und Pannenkünstler, die ihr Schicksal am Straßenrand lamentieren. Nicht so in Holland. Verzeihung, in Ibbenbüren: Hier ging immer noch ab und an ein Grüppchen auf Reisen und die Rezeption im großen weißen Zelt war auch noch offen. Überhaupt, die Holländer, da muss jetzt doch noch einiges zu gesagt werden. Zumal bei der RTF wirklich nur Holländer waren, außer uns Vieren und Maik.

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Holländer in Ibbenbüren

Jeder kennt die vielen Klischees, die wir über unsere Nachbarn im Westen im Kopf haben. Ein Klischee hat oft auch etwas wahres, man darf halt nur nicht jeden und jede in dieses Klischee pressen. So sieht man hier sehr schön die ausgeprägte Leidenschaft für das Camping: Ohne Wohnwagen oder Zelt fährt der Holländer nur ungern ins Ausland. So ein großes Zelt auf einem Hänger hinten am dieselnden Nissan auf der Autobahn macht auch echt etwas her und sorgt dafür, dass kein Autofahrer dahinter überholen kann. Sogar die Busse, mit denen die Holländer angereist kamen hatten Anhänger, da waren dann die ganzen Räder drin.

Wir fuhren aber erst einmal los. Silke, Andi und ich etwas gemütlicher, MS powerte gleich richtig rein und wir haben ihn bis zum Ziel nicht mehr gesehen. Nein, stimmt nicht, wir sahen ihn 5 Minuten später wieder, da er falsch abgebogen war. Was bei dieser RTF übrigens sehr schwierig war, denn an allen Überquerungen größerer Strassen standen Streckenposten – so einen Aufwand habe ich bislang noch nie, weder in Deutschland noch in Japan gesehen. In Deutschland machen sich die Vereine nicht den Aufwand; in Japan zwar schon, aber die Streckenposten stecken das Geld ein, legen sich auf die Wiese und schlafen erst einmal ein Ründchen bis das Geräusch eines Unfalls sie aufweckt. Also wenn überhaupt.

Es ging übrigens ganz schön auf und ab, insgesamt sollten es so etwa 1.200 Höhenmeter werden und genau deswegen waren wir ja auch gekommen. Im Prinzip führte die Strecke an der Flanke des Hügelrückens des Teutoburger Walds lang, immer mal ein Stück hoch, dann wieder runter. Die Aussicht war voll nicht schön.

 

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Keine Aussicht

 

Da waren schon einige fiese Steigungen dabei und gerade die ersten, wenn man noch nicht richtig aufgewärmt ist, tun richtig weh. Wir sind allerdings auch sehr diszipliniert und gleichmäßig gefahren, dieser Tatsache verdanke ich es, dass ich überhaupt jetzt noch am Computer sitzen und schreiben kann.

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Immer noch keine voll schöne Aussicht.

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So langsam wird es ja mit der schönen Aussicht.

Nach 55 km kamen wir nach Bad iBurg. Das hieß früher mal Bad Burg, hat sich aber im Zuge der Digitalisierung gerade umbenannt. Dort gab es die erste Verpflegungsstation. Ich wollte an den Stand springen und bereits für alle bestellen: „Een Frikandell spezial und.äh.tweee halve kip.“ da ich ja ganz gut der holländischen Sprache mächtig bin. Das kommt daher, weil ich in Mönchengladbach aufgewachsen bin, was gerade einmal 50 km von Venlo entfernt liegt. Wenn meine Eltern in den Siebzigern gut chinesisch essen gehen wollten, dann fuhren sie 50 km nach Venlo, denn in Gladbach gab es nur Erbsensuppe und Eintopf. Ich musste tatsächlich 17 Jahre alt werden, bevor ich meine erste Pizza gegessen habe, so international war Gladbach. Nicht ganz – wir hatten ziemlich viele Engländer von der Rheinarmee in der Stadt, die allerdings nur sehr wenige kulinarische Spuren hinterlassen haben. Wenn überhaupt welche. Und unser Fernseher hatte genau sechs Programme: ARD, ZDF, WDR und AVRO I und II aus Holland, sowie BFBS. Und so bin ich mit holländischem Fernsehn groß geworden,vor allem mit Top Pops, das war meine Lieblingssendung. Das war so eine Kombination aus „Disco“, „Beat Club“ und „Hitparade“ moderiert von einem unglaublich coolem Holländer namens  Ad Visser.

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Viele Holländer die heute mitgefahren sind sahen übrigens genau so aus, diese charmante Mischung aus David Cassidy, Atze Schröder und Charles Manson. Durch Top Pop hörte ich zum ersten Mal richtig gute Musik, Alice Cooper’s „School’s Out“ zum Beispiel hinterließ einen sehr starken Eindruck.  Und zwangsweise wurde ich zu einem intimen Kenner der holländischen Musikszene. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das wirklich eine gute Erfahrung war, aber Meilensteine der holländischen Popmusik die jeder kennen sollte sind auf jeden Fall:

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Long Tall Earnie and the Shakers

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Pussycat

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BZN – just an Illusion. Leider nein.

Und natürlich Hansje.

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Hansje war so ziemlich die Dura Ace der holländischen Popmusik. Aber zurück nach Ibbenbüren an den Verpflegunsgstand. Da gab es exakt: süssen Tee. Und sonst nichts. Wobei mir ein weiteres Klischee über Holländer einfällt: Sie sind geizig. Hans van Lier, einen holländischen Freund aus Japantagen fragte ich einmal, wie viel Taschengeld er seinem 12 jährigen Sohn gibt (ich wollte wissen wie viel ich meinem Sohn geben sollte) und er sagt: „I gave him 10 € an month, but he used it to buy sweets and toys and this nonsense, so I stopped giving him money.“

Nebenan gab es ein schickes Zelt mit Kuchen und Kaffee, aber dafür hätten wir bezahlen müssen. Und wir waren nun geizig und fuhren weiter. Die iBurg ist übrigens wirklich sehr schick.

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Silke vorweg, Andi hat Mühe mitzukommen.

Es ging weiter auf und ab. Da waren auch ein paar richtig gute Abfahrten bei, die bei dem schönen Wetter noch einmal extra Spaß machten, auch wenn die Gegend voll nicht schön war. Nachdem wir den Teutoburger Wald noch gefühlt fünf Mal zickzack überquert hatten kam wir nach 100 km und etwas schneller als erwartet zurück nach Ibbenbüren. Wir wollten ja ans ich 120 km fahren, aber irgendwo müssen wir eine Abzweigung verpasst haben und so kamen wir nach 100 km ins Ziel. Ein wenig später kam dann auch MS an, der es auf 125 km brachte.

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Dort am Ziel, wo ich mich fast noch einmal auf die Fresse legte bei dem Versuch eine Bodenschwelle zu ignorieren, hatte in cleverer deutscher Unternehmer einen Pommeswagen aufgestellt und gleich kulturell richtig equippt.

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Wir sind dann aber doch schnell nach Hause gefahren; so schnell wie es eben die Deutsche Bahn zuließ.
Fazit: Eine tolle Veranstaltung, wobei man sich durchaus fragen darf, ob es Sinn macht um 5:45 Uhr aufzustehen und nach 18 Uhr nach Hause zurückzukommen, um 100 km Rad zu fahren. Macht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 8,5 km/h – manche Menschen laufen das. Aber die Höhenmeter und die Holländer machen den Unterschied.

Und dann darf ich noch berichten, wie ich mein Rucksackaufbewahrungsproblem gelöst habe. Während alle anderen ihre Rucksäcke beim Veranstalter abgaben und dann auch wieder zurück bekamen, habe ich meinen in der Westfalenbahn nach Ibbenbüren liegen lassen. Genial oder? Da musste ich kein unnützes Gepäck rumschleppen und wenn alles gut läuft bekomme ich das Ding sogar in 8 bis 10 Tagen wieder. In Bielefeld.

Auf Strava

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