Heute war erst einmal die letzte Gelegenheit auf Mallorca im trockenen Rad zu fahren, denn für die nächsten Tage sind massive Regenfälle, dicke graue Wolken, Sturmböen und ab und an Gewitter angesagt. Und zwar genau bis zu dem Tag an dem es wieder nach Hause geht.
Bis jetzt hatte ich bei meinen zahlreichen Besuchen auf Mallorca immer Glück, egal zu welcher Jahreszeit, ich hatte maximal einen Tag Regen, aber ansonsten gute Tage zum Radfahren. So ein Glück kann halt nicht ewig halten.

Positivo Espresso Core Team: david, Juliane und ich (minus David und Jerome). Wie man sieht schwitzen wir gerade richtig in der prallen Sonne Spaniens.
Zum Glück aber waren Juliane und David, alte Positivo Espresso Freunde aus Tokyo auf der Insel. Die beiden hatten sich im Januar einen alten Bauernhof in der Nähe von Esporles gekauft und verbringen nun ihre Zeit damit das Gebäude in Schuss zubringen und das Land neu zu bewirtschaften. Es sieht nach einer riesigen Aufgabe aus, einer bei der viele Menschen sich abwenden und „Nein Danke, nix für mich!“ stammeln würden. Der Anblick erinnerte mich daran, als ich 1994 zum ersten Mal an meinen neuen Arbeitsplatz, der Staudammbaustelle Xiaolangdi am gelben Fluss in China kam. Da gab es nichts. Kein Büro, keine Wohnungen, keine Kantine, kaum Ausländer. Aber irgendwie haben wir das damals da alles hinbekommen und dann auch noch diesen Staudamm gebaut. Mit dem China nun hoffentlich glücklich ist. Viel Glück den beiden.
Wir fuhren runter nach Esporles und trafen erst einmal Oskar. Oskar ist Spanier, aber in Stuttgart aufgewachsen und spricht dieses perfekte Deutsch dieser Gegend. Er begleitete und den ersten Hügel hoch und dann weiter in Richtung Valdemossa; wo wir die Abzweigung Richtung Port de Valdemossa nahmen.

6 km runter zum Meer mit ca. 350 m Höhenunterschied.
Das ist eine wenig befahrene Strecke, die ich ebenfalls noch nicht gefahren bin.Wenn man da ist, möchte man entweder die Corniche Richtung Antradx fahren,oder aber Richtung Soller und dann den Puig Major hoch. Da passt so ein Abstecher schlecht in den Plan. Das sieht man dann auch gleich bei Strava, wo lediglich 3412 Radler diese Strecke hochgefahren sind. Man vergleiche das etwa mit Sa Calobra, dem ikonischen Climb dieser Insel, auf der sich bereits mehr als 27.000 Sportler versucht haben.
Natürlich haben die 3412 Recht, das ist eine super schöne Strecke,sozusagen ein Mini Calobra.Von oben kann man die ganze Bucht und den Hafen überblicken und bis nach unten zieht sich eine Serpentine nach der anderen.

Port de Valdemossa – das Mini Sa Calobra
So richtig Geschwindigkeit bekamen wir beim runterfahren nicht drauf, dazu waren die Serpentinen zu eng und es lag zu viel Geröll auf der Straße. Aber auf der ganzen Abfahrt kamen uns gerade einmal zwei Autos entgegen. Keine Busse, hinter denen man herfahren muss, wie nach Sa Calobra oder Cap Formentor.
Unten war es kalt. Wir machten schnell ein paar Bilder für David und Jerome und fuhren dann gleich wieder hoch.
Der Anstieg macht richtig, richtig Spaß. Er ist etwa so steil, dass ich konstant 12-14 km/h fahren kann, schön unregelmäßig mit vielen Spitzkehren und ca 6-8% Steigung. Der höchste Punkt wird nach etwas mehr als 5 km und 350 Höhenmetern erreicht.
Dann war’s Zeit für einen Kaffee in Valdemossa. Und danach machten wir uns dann zu dritt auf den Weg zurück. An der T-Kreuzung, wo man sich entscheiden muss die Corniche nach Banyalbufar oder zurück nach Esporles zu fahren, bogen wir nach Banyalbufar ab, und nahmen dann nach wenigen hundert Metern die Abzweigung runter in Richtung Port de Cannonge, einem kleinen Ort unten am Meer.
Im Prinzip ist das eine Wiederholung der Abfahrt nach Port de Valdemossa. Viele Spitzkehren, wunderschön und fast niemand fährt dort. Etwa 5 km lang, 280m Höhenunterschied und lediglich 1.200 Fahrer auf Strava die es hier versucht haben. Das sind Werte wie von Straßen in Bremen Blumenthal um Mitternacht.

Fischerboote am Port de Cannonge
Zwei neue schöne Anstiege an einem Tag. So viel des Glückes.
Zum Abschluss fuhren wir den Hügel runter Richtung Esporles und bogen rechts ab, um uns noch am Coll es Grau zu versuchen, und um dann in Puigpunyent verspätet zu Mittag zu essen. Die schnelle Straße im Tal brachte und über Establiments wieder zurück nach Esporles. Wir hatten den Tag optimal ausgenutzt und kehrten kurz vor Sonnenuntergang zurück zum Bauernhof.
Ich kann das irgendwie noch gar nicht fassen, dass mein Radurlaub hier nun zu Ende ist, ich aber noch fünf Tage hier bin.