Vische und Adler.

Visbek im Jahr 2014 - immer noch im Fieber

Visbek im Jahr 2014 – immer noch im Fieber

Draußen war es schon hell und das trotz Sommerzeit. Ich war noch ganz benommen im Kopf und lag im Bett, die Beine taten mir weh von der Adlerrunde am Vortag und heute war doch irgendetwas .. richtig RTF in Visbek.

Auf der Autobahn nach Wildeshausen dann um halb acht hoffte ich den Kanzlei-Golf der roten Sora zu überholen, Gerüchten zu folge mit Außenspiegeln in Form riesiger Paragraphen und einem flatternden Talar anstelle eines Heckspoilers. Hinten noch ein Aufkleber: „Überhol‘ mich und wir sehen uns vorm OLG!“. Aber die rote Sora kam gar nicht nach Visbek wie sich später herausstellte. Dafür aber viele andere Bremer: Axel (siehe oben),  Jörg und Olli mit dem Rad aus Stuhr, Andreas, Torsten, Silvie, viele Pedalos die ich bis dahin noch nicht kannte und die gelbe Einhundertfünf, die grüne Ultegra und die blaue Duraace.

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Am Start hatten wir relativ schnell eine prima Truppe zusammen und Torsten und ich machten zusammen an der Spitze das Tempo UND konnten dabei quatschen. D.h. Torsten redet, ich höre zu und ab und an streue ich dann ein „ach?“ oder „so isses“ ein, also genau die richtige Menge und Qualität an Wörtern die Aufmerksamkeit signalisiert, Konflikte vermeidet und deren Länge mir gerade noch erlaubt das Atmen kurz zu stoppen, da ich mit Torsten Schritt halten muss. Jetzt weiß ich jedenfalls alles über Campagnolo Schaltwerkkäfige aus Carbon und Alu.

Torsten weiß auch alles darüber, sein Rad aber dummerweise nicht und so gab es das eine oder andere technische Problem.

Und so ging es im 30+ Schnitt durch die Geest, von Visbek Richtung Osten, bis wir nach etwa 23 km in Winkelsett (?) zur ersten Verpflegungsstation kamen. Damit hatte ich nun nicht gerechnet – am Tag vorher im Harz musste man noch zwei Berge überqueren und mehr als 50 km zurücklegen, um an die ersten Bananen zu kommen, hier wartete Bert bereits an der ersten Kontrollstelle und schmierte Butterbrote. Weiter, in etwa mit der gleichen Truppe, etwas kleiner vielleicht noch 15 Teilnehmer.

 

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Torsten durfte etwa ab hier alleine vorne Tempo machen.

Nach weiteren 30(?) km die nächste Kontrollstelle. Natürlich war ich wieder mit Torsten am quatschen und die anderen Mitglieder unserer Truppe stahlen sich heimlich davon. Wir hatten das gerade noch so im Augenwinkel gesehen und mussten dann mithilfe eines Zweier belgischen Kreisels und über 40 km/h Geschwindigkeit langsam Anschluss an die Gruppe finden. Das ist ein interessantes Phänomen: Wir hauten beide rein wie die Hechte und gaben alles, kamen aber irgendwie gefühlt nicht näher. Es dauerte sehr lang, bis wir wieder an der Gruppe hingen.  Aber, als wir dann dran hingen dachten wir: „Boh, fahren die lahmarschig hier vorne!“ Und wieso hat es so lange gedauert, bis wir die eingeholt hatten? Ich bin mir eigentlich sicher, dass dieses Phänomen irgendetwas mit der (speziellen, nicht allgemeinen) Relativitätstheorie zu tun hat. Ebenso wahrscheinlich ist aber auch, dass die da vorne einfach wahnsinnig schnell gefahren sind, bis wir fast dran waren und dann Kommando gaben einen Zahn rauszunehmen.

Also, wir die Gruppe gerad eingeholt, als sich ein paar Fahrer, unter anderem Heino von den Pedalos daraus absetzen. das konnte Torsten nicht auf sich sitzen lassen und ging hinterher. Dies wiederum gefiel Andreas nicht, der sich auch auf den Weg machte. Mir war’s egal, ich schaute mir das folgende dann alles gemütlich aus dem Feld heraus an.

1407 Visbek 04

Schon bald hatte Torsten Heino eingeholt und machte ihm klar, wie sinnlos jedwelches Unterfangen ist vor ihm davonzufahren. Andreas hatte sich in der Zwischenzeit entschlossen wieder im Feld zu fahren. Und schwupss war die nächste Kontrolle da, diesmal mit Streckenteilung 115km und 150km. Alle wollten 115km fahren, da wollte ich nicht der Spaßverderber sein, also bin ich mit.

Allerdings habe ich mich diesmal vor allen anderen heimlich weggestohlen als gerade eine Gruppe losfuhr mit etwa sechs Fahrern. Diese war zwar schnell, aber deutlich unlustiger als unsere Bremer Truppe. Ich mag es ja gar nicht, wenn mir jemand von hinten zuruft: „Zweier Reihe halten“ oder „Enger zusammen“ oder gar „Schneller“. Wenn ich das gut finden würde, dann wäre ich im Verein. Bin ich aber nicht, und da ich das nicht gut finden darf ich darüber bloggen. Und da wir ja auch nur zu sechst waren musste ich auch relativ viel vorne arbeiten für die Unsympathen. Nach ca. 100 km Gesamtstrecke hatte ich genug davon, sah aber dann Heino direkt vor mir. Er hatte sich noch heimlicher als ich vom Kontrollpunkt entfernt und wir hatten ihn nun eingeholt; Torsten mit der Gruppe drohte nun auch das gleich zu tun.

Ich stieg aus meiner Gruppe aus und ernannte mich selbstlos zum Helfer aller bedrohten Heinos dieser Welt. Diesen hier, so lautete meine harte Aufgabe, galt es jetzt zu motivieren und in meinem Windschatten schnell über die letzten 15 km ins Ziel zu führen bevor Torsten ihn überholen konnte. Das klappte auch recht gut und wir kamen gerade nach 115 km wieder in Visbek an, als Torsten von hinten reinrauschte und Heino die Gelegenheit hatte zu sagen“Torsten, wo kommt Du denn her, Mensch!“. Was für ein Moment und was für eine Belohung für die Helferdienste.

Nach dem duschen sassen wir da noch ein wenig rum. In Visbek gibt es guten Kuchen für ein Euro.. Eigentlich sollte man die RTFs etc. abfahren, Kuchen kaufen ohne Ende und in einer Bude in der Bremer Innenstadt für viel Geld verkaufen – da könnte man echt reich werden. Ich glaube, Silvie macht das schon – gemessen an dem abgeräumten Kuchen.

Ich sah auch zum ersten Mal den langen Spruch der hinten auf einem Pedalo Shirt steht.

Hein fragt mich „Kommst Du aus Delmenhorst?“ Nun, ist der Papst evangelisch? Nein. Eine Stadtführung durch Delmenhorst letztens hat mir erst einmal die Augen geöffnet. Obwohl, ganz so schlimm wie in Emden ist es ja nicht.

Eine schöne RTF, Danke an alle die da waren und dazu beigetragen haben.

Strava Link.

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Eingeordnet unter 2014, Bremen, Mob, Touren

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