Eigentlich wollte ich ja am Samstag mit der schnellen fb Truppe vom Platzhirsch raus.
Ich dachte, das passt gut; in meiner rheinischen Heimat ist gerade Karneval und so komme ich angeritten mit Vollbart und Retro Jersey auf dem rosaroten Todesstrahl und frage ob ich mitfahren darf. Dann sprinte ich die Brücke am Platzhirsch los, lasse alle hinter mir, fahre in einem Affenzahn auf der anderen Seite runter und biege dann direkt links ab und rufe: „Bis zum nächsten Mal.“
Aber Björn war vormittags bei mir und wir haben uns mit ihm und seiner Tochter ein wenig verquatscht. Ich versprach ihm dann, dass ich heute mit der langsameren fb Truppe vom Platzhirsch aus fahre. Aber auf meinem Schreibtisch liegt so viel Arbeit … na ja, dass ist auch gelogen. Mir liegen halt die 100 km von gestern noch in den Knochen.
Nachdem Björn weg war, es zuhause wirklich nichts mehr zu tun gab und keine Ausrede sich mehr in den Weg stellte schwang ich mich auf das Canyon Positivo und machte mich auf den Weg Richtung Süden. In und um die Wümme herum kenne ich mittlerweile jeden noch so schlecht gepflasterten Weg, aber der Süden auf der linken Weserseite birgt noch viele Geheimnisse und so viel mehr Hügel und Steigungen als es die rechte Weserseite tut. Das Wetter war, sagen wir mal herbstlich. Total grau, Regen und andere Katastrophen drohten sich an, denn Werder spielte heute im 100. Nordderby gegen den HSV zuhause. Das Bremer Werder Publikum ist der eigenen Mannschaft gegenüber extrem tolerant, eine Niederlage gegen Hamburg wird allerdings nicht verziehen. Sollte Bremen diese Saison auf dem 17. Platz absteigen ist das irgendwie OK, aber nur wenn der HSV auf dem 18. Platz liegt und das Nordderby gewonnen wurde.
Über die Erdbeerbrücke ging es zunächst am Deich entlang und dann auf der L331 von Dreye nach Riede, Felde und Schwarme (die drei Endeees), bevor ich dann in Martfeld auf die L201 nach Bruchhausen-Vilsen abbog. Dort war ich schon lange nicht mehr und die Erinnerungen an den Besuch mit den TCBler plus Erdbeerkuchen grbarcht von tätowierten Muttis war noch gut. Und unter 40 km weg, da kann man ja noch etwas dranhängen dachte ich, also ich beim örtlichen Autohändler eine kurze Pause einlegte.
Mit der Spitzentechnologie ist mein Rad gemeint, der Hintergrund ist einfach nur …. hübsch. Da sind jetzt die blauen Laufräder dran, weil der Continental GP 4000S Reifen spitzenmässig kaputt ist. Borgward ist ja auch so ’ne Bremer Geschichte a la Beluga, Bremer Vulkan und Jacobs University.
Also, noch ein paar Kilometer, wo wollte ich immer schon einmal hin? Richtig, ins wunderschöne Harpstedt. Also weiter bis zur B6 und dann über die L332 nach Bassum und weiter nach Harpstedt. Ich mag das wellige Gelände und den wenigen Verkehr dort sehr. Allerdings musste ich auch feststellen, dass meine letzte Mahlzeit bereits einige Zeit zurücklag und ich nun ziemlich flott den Hungerast hochkletterte. Aber irgendwie geht es ja immer weiter und am Eingang von Harpstedt begrüsste mich ein freundlicher Netto Supermarkt mit Backstube. Ich setzte mich draußen auf den Parkplatz in aller Ruhe und begann an einem Brezel zu knappern. Das machte Spass. Allerdings auch nur so lange, bis die ersten Regentropfen auf das Brezel fielen. Es war halt dieses typische bremische Drohwetter: Man schaut zum Himmel hoch un der Himmel sagt: „Na glaubst Du, dass ich nicht anfange zu regnen? Echt, glaubst Du das wirklich? Bist Du da auch ganz sicher?“
Und diesmal machte der Himmel keinen Spaß. Es fing an zu tröpfeln und ich machte mich auf dem schnellsten aber keineswegs schönsten Weg zurück in Richtung Bremen. Dieser führt nach und durch Brinkum. Zum Glück bin ich da letztens etwas rumgefahren und weiß nun wie man von Brinkum über die IKEA Brücke Richtung Bremen kommt. Als ich aber dann wieder etwas experimentierte merkte ich, dass ich mich wieder verfahren hatte iund drohte in der Neustadt auszukommen. Dies häte dann eine Fahrt am Weserdeich Richtung Weserstadium bedeutet und das am 17:15 Uhr an einem Samstag beim Nordderby. Da hätte ich mich auch gleich an einen Stahlrahmen binden können und durch die Weser schwimmen. Aber irgendwie bekam ich dann doch die Biege zur Erdbeerbrücke und kam zuhause an bevor die ganze Plörre runterkam. Nett 102 km, auch wenn es nicht so geplant war.