Noch eine RTF: Am Samstag, also noch vorder Butterkuchen RTF in Barrien, die Tuchmacher RTF in Bramsche.
Bramschel, gab es nicht mal einen toten Ministerpräsidenten der so hiess? Bramsche liegt ebenfalls so unglücklich zwischen Osnabrück und Bremen, dass die Bahn Reisende über Oldenburg leitet. Optional steht auch die Benutzung der NWB offen, allerdings fährt diese in einem riesigen Halbkreis durch das Loch zwischen Osnabrück und Bremen und braucht fast 2 Stunden. Da ist es günstig, dass der Startpunkt der Bramscher RTF etwa 300m vom Hauptbahnhof der Stadt entfernt ist.
Trotz dem und trotz einer Startzeit von 9 Uhr muss ich dann doch den Zug nach Osnabrück um 7:07 nehmen. Umsteigen in Osnabrück und dann zurück Richtung Norden nach Bramsche geht am schnellsten. Ich bin um Viertel vor Neun da, hole mir eine Startnummer und stelle mich direkt an den Start.
Dieser ist an einer Hauptschule. Schön, dass es so etwas noch gibt. In Bremen heißt das Oberschule und hat meiner Ansicht nach konzeptionell die Ausrichtung Real-, Haupt- und Gymnasialschüler auf ein Niveau zu bekommen, das fernab jeglicher Schulform ist. Ich schreibe das nicht aus Ahnungslosigkeit, sondern weil ich einen Sohn habe der zwei Jahre lang eine Oberschule besuchte. Also, wenn denn einmal Unterricht geboten wurde und die Klassenräume in einem Zustand waren, der dies erlaubte. Oder wie es einer meiner Studenten einmal sagte, der ebenfalls in Bremen zur Schule gegangen war und vor den Ruinen einer Jugendherberge in Damme stand: „Boh, das sieht ja aus wie eine Schule!“ Daran erkennt man den Bremer. Die schlimmsten Schäden an der Hauptschule in Bramsche habe ich daher auch photographiert:
Diesmal eine Neuigkeit: Es fahren nicht nur Räder mit 10 bis 22 Gängen und evtl. auch Single Speed oder Fixies am Start sondern auch Räder mit absolut keinen Gängen. Nicht mal einer Kurbel oder einer Kette.
Und natürlich auch ohne Hinterradbremse. Aber Rolf Vector Wheels gehalten von zwei stählernen Armen. Am Start bin ich eine Weile hinter dem Rollerfahrer hinterher gefahren und konnte mich davon überzeugen, dass dies keine unbedingt gute Art der Fortbewegung ist. Vor allem für die, die hinter dem fahren, denn per se wird das Ding ja nach dem Anschubsen erst einmal langsamer, bevor der Fahrer dann weit mit dem linken Bein ausholt und dann, wenn man fast aufgefahren ist, bekommt man den Schuh fast in das Vorderrad geknallt. Als die Straße so breit wurde, dass ich vorbei konnte habe ich das gemacht und das Teil nie mehr wieder gesehen.
Ich musste auch vorbei, denn ich wollte in die Spitzengruppe. Und da war ich dann auch ganz schnell, vor mir fuhren vielleicht noch zehn Teilnehmer. es war aber auch ziemlich flott, jenseits der Vierzig. Bis der erste Hügel nach etwa 5 Minuten kam, ich rausfiel und dann erst einmal allein auf weiter Flur war, bis die nächste Gruppe kam. Mit der fuhr ich erst einmal weiter, bis wieder ein ganz fieser Berg kam und ich auch da rausfiel. Ich wollte schon absteigen, mich mit dem rechten Fuß auf die linken Pedale stellen und mit dem linken abstossen, da dies die einzige Möglichkeit schien, dass mich niemand mehr vor Angst überholen würde.
Das ging aber nicht, weil mir nun so langsam klar wurde, dass mein Hinterrad einen schleichenden Platten hatte. In einer der ersten Kurven in der neuen Gruppe hätte es mich fast rausgehauen, da plötzlich das Hinterrad anfing zu eiern. Und in der nächsten Kurve war es dann passiert. Also nicht mir, aber ein anderer Teilnehmer lag auf dem Boden da ihm zuerst ein Auto die Vorfahrt beim abbiegen genommen hatte und dann weitergefahren war. „Ist alles OK?“ fragte ich, „Alles bestens!“ war die Antwort, so wie es das ungeschriebene Gesetz des Radsports vorschreibt. So lange man noch den Mund aufmachen kann, die Zähne noch an der richtigen Stelle sind und ein verständlicher Satz gesprochen werden kann ist immer alles bestens, auch wenn Arme und Beine meterweit entfernt vom Körper sind.
Es war auch alles bestens, der Verunglückte holte auf ich auf, er war schnell weil komplett auf Adrenalin und zwar so stark, dass es ihm auch egal war, dass sein Hinterrad eine Acht hatte, ich weil ich langsam war und mit dem platten Reifen nichts riskieren wollte. Und so kamen wir an die erste Verpflegungs-Station nach 60 km. Schnell weiter. Am nächsten fiesen Berg, und davon gibt es einige, trägt der Verunglückte sein Rad hoch. Das Adrenalin ist alle, der Schmerz noch da und die Acht im Hinterrad auch. Jetzt macht sie sich bemerkbar.
Ich bin vor dem Feld los, das ich wieder eingeholt habe, aber dann verfahre ich mich. Diese RTF ist wirklich schlecht ausgeschildert, mehrmals erlebe ich heute, dass die ganze Gruppe in die falsche Richtung zieht bevor der hintere Teil erkennt, dass man woanders lang muss. Vor mir eine Gestalt die ich kenne, endlich die erste überhaupt, denn bei dieser RTF sind gar keine bekannten Gesichter. Es ist Bert aus Visbek, einer von 9.921 Fischbachern und ich kenne ihn seit der RTF in Delmenhorst. Na ja, kennen ist ein wenig übertrieben. Ich habe ein Foto von ihm in Delmenhorst gemacht, da er mir mit seiner Ganzkörpertätowierung schon aufgefallen war. Ich dachte er kommt aus der Stadt. Egal, jetzt freuen wir uns zusammen fahren zu können. Bert ist etwas langsamer als ich, meist zumindest, und so fahre ich vor ihm her. Das hat auch noch einen anderen Grund. Bert fährt mit geschlossenen Zähnen und fast offenem Mund. Und wenn ich mich umsehe und schaue, ob er noch hinter mir ist, dann sehe ich einen Augenblick etwas, dass mich sehr stark an etwas erinnert:
Also, mit Zeitfahrhelm wäre es echt perfekt. Jedenfalls treibt mich das unglaublich an, ist ja auch keine Kunst schnell zu fahren, wenn man denkt, dass ein Alien hinter einem her jagt. Nachdem ich jetzt so viele gemeine Dinge über Bert geschrieben habe und dann konsequenterweise bei der RTF in Visbek im Juli erschlagen werde, möchte ich aber doch noch anmerken, dass Bert erstens sehr nett ist und zweitens ich auch sehr froh war da nicht alleine bei dieser schlechten Ausschilderung durch die Hügel fahren zu müssen.
Bert aus Visbek, ausnahmsweise von hinten.
Dritte Kontrollstelle, diesmal bei „Performance Sales International“, abgekürzt, P.S.I., das klingt geheimnisvoll und ich hätte nun geglaubt, dass ich nun dort fehlende Leistung einkaufen könnte. Weit gefehlt, da gibt es nur Pferde. Und halbe Bananen und Müsliriegel.
Nur noch 30 Kilometer bis zum Ziel. Ich fahre wieder in einer Gruppe, aber es ist etwas chaotisch. Ich weiß nicht die genaue Bezeichnung für das was die Gruppe praktiziert, aber ich denke „Gröpelinger Kreisel“ würde es ganz gut beschreiben. Wer die meisten Muckis hat kämpfts ich nach vorne und bleibt da, bis er nicht mehr kann.
Teilweise geht es wieder über Schnellstraßen, die Strecke ist nicht wirklich gut gewählt. Zwar gibt es jede Menge einsame Hügelstrecken, dazwischen aber immer wieder Passagen durch Dörfer und auf Bundesstraßen mit recht viel Verkehr. Uns es ist heiß, wirklich sehr heiß.
Nach 156 km bin ich im Ziel, dafür habe ich inkl. der Pausen etwa 5:06 hr benötigt. Flott gefahren, wirklich immer alles gegeben, im Gröpeliner Kreisel die Muckis spielen lassen. Eigentlich unvernünftig, denn am nächsten Tag wollte ich noch in Barrien fahren.
Duschen, umziehen, schnell zum Aldi Cola und Kekse für die lange Rückfahrt mit der NWB kaufen. Bei Aldi sind die Bramscher recht barsch. Egal, nur ab nach Hause.
Der Bramscher Bahnhof bleibt heute geschlossen, weil eine Vandalismus Veranstaltung abgehalten wird.
Fazit: Leistung = Performance OK, Strecke hügelig und nett bis auf die Bundesstraßen, Bohmte auf der anderen Seite der Autobahn ist trotzdem besser. Auschilderung bescheiden, Duschen prima, alleine = langweilig. Danke an Bert.
Vielen Dank für den lustigen Wochenbeginn! Kann jeder, bis auf Bert, drüber lachen! Weißt du wann das nächste Vandalismusseminar ist?
Nächste Woche in Goldenstedt!
Moin,
die Bramscher RTF ist wirklich eine der übelsten im ganzen schönen Landkreis. Ich bin die in den letzten Jahren zweimal gefahren und musste jedesmal nur den Kopf schütteln.
Wie es besser geht zeigt die Wadenkneifer RTF Engter. Hier stimmt einfach alles.
Gruß Jörg