Alles in Butter. Kuchen: RTF Barrien

 

An einem Dienstag in Duisburg: Hatte ich mich in einem der letzten Posts irgendwie abfällig über Magdeburg geäußert? Das tut mir nun leid.

Der IC kommt um 9:10 Uhr im Hauptbahnhof in Duisburg pünktlich an. Das ist schlecht, denn ich hatte mich darauf verlassen, dass mich die Deutsche Bundesbahn mit mindestens einer Stunde Verspätung ans Ziel bringen würde. Aber selbst auf die Unzuverlässigkeit der Bahn kann man sich nicht verlassen. Dem Taxifahrer sage ich, dass ich es nicht eilig habe. „Prima, dann kann ich Ihnen ja noch etwa von Duisburg zeigen“! OK, was zum Beispiel? Es folgt eine gefühlte Viertelstunde des Schweigens. „Den Puff?“ Nein Danke, es ist Dienstag morgen, ich habe gerade einmal eine Stunde Zeit bis zu meinem Termin und möchte nicht völlig dearrangiert aussehen. Und das sind nur einige Gründe die mir spontan einfallen.

Zu Mittag gibt es zumindest Schnitzelparade im Casino Bliersheim.

An einem Sonntag in Barrien. Vor einer halben Stunde haben wir uns in Bremen am Weserwehr getroffen und sind zusammen nach Barrien geradelt. Erstaunlicherweise konnte ich das Tempo der Gruppe nicht mithalten, zunächst dachte ich, dass es einfach meine Kondition nach der RTF gestern in Bramsche war. Dann stellte ich fest, dass meine Hinterradbremse zu fest eingestellt war und sich das Hinterrad nicht richtig drehen konnte. Nachdem die Bremse gelöst war, ging es wieder gut weiter. Nur die Gruppe war weg und ich musste allein meinen Weg nach Barrien finden. Kein Mensch auf den Strassen in dieser gottverlassenen Gegend. Könnte natürlich auch was damit zu tun haben, dass es kurz nach sieben Uhr morgens an einem Sonntag Morgen ist. Irgendwie komme ich dann doch nach Barrien rein, bin aber der in einem total verlassenen Einfamilienhausgebiet. Kurz danach finde ich den Sport- und Startplatz. Silke fragt mich: „Warum hast Du nichts gesagt?“ Na ja, da ich ja dachte, dass es an meiner Kondition liegen würde, hätte ich da schreien sollen: „Hey, nicht so schnell, ich kann nicht mehr!“ oder „Wartet ihr Ssssschweine?“ Nein, all dies verstößt leider eklatant gegen die ungeschriebenen Gesetze des Radsports.

Trotz Rhönmarathon und Elfstädtetour sind jede Menge Freunde und Bekannte aus Bremen da. Olli und Corinna seit langer Zeit mal wieder, Jörg, Johannes, Sebastian, Silke, Philipp, Andreas, Axel, Nils, Alfred, Ralf … eine RTF ist da Äquivalent von als Sechsjähriger die Strasse hochgehen, bei seinen Freunden klingeln und schauen wer da ist. Ich denke, dass ist der größte Verlust überhaupt wenn man „erwachsen“ wird, die Möglichkeit zu verlieren seine Freunde einfach sofort zu sehen. Heute muss ich mich zwei Wochen vorher zum Essen verabreden oder zehn Messages auf facebook oder Whatsapp schicken.

Am Start stehen Axel und Nils und seine Fotografin ganz vorne. Es wird die beste Platzierung sein, die sie im Verlaufe der RTF erreichen werden.

1406 RTF Barrien 01

 

1406 RTF Barrien 02

Eine kurze, motivierende Ansage des Veranstalters folgt. Ich gebe dies hier nicht wortgetreu wieder, aber in etwa die gefühlte Lage:

„Ihr fahrt nach Straßenverkehrsordnung und auf eigene Gefahr und Rechnung. Die ganze Strecke ist abgeschottert (ich hatte irrtümlich verstanden „abgeschottet“ und mich schon wie blöde gefreut), also irrsinnig gefährlich. Außerdem gibt es mindestens zwei Schützenfeste und sowieso überall Pfingsten. Die Schützen schießen schon mal ganz gerne ein paar Radler ab. Ein paar ganz schlechte Stücke haben wir auch drin gelassen, die werden jedes Jahr noch schlechter, aber uns ist nichts besseres eingefallen. Hinter Bokel laufen blutgierige Zombiebären auf der Strasse rum, vor Gessel haben sich einige afghanische Freischärler verschanzt. In Bruchhausen-Vilsen wird der Ausbruch mehrerer extrem ansteckender Seuchen vermeldet und für 11: 11 Uhr ist der Weltuntergang vorhergesagt. Ach so ja, und wenn ihr, wieder allen Erwartungen überleben solltet, dann macht euch darauf gefasst, dass euer Rad dann geklaut wird. „

Es ist diese klassische Situation, die danach schreit die Frage zu stellen: „Ist das auch alles, oder verschweigen Sie uns etwas?“ Stattdessen bleiernes Schweigen interpunktiert von nervösem Lachen. Eigentlich wollen alle wieder nach Hause, aber die ungeschriebenen Gesetze des Radsports verlangen ……

Ready to go? Fire it up!, so etwa hatte ich mir Motivation beim Radrennen vorgestellt.

Ich hänge mich an die erste Gruppe ran. Wir kämpfen so ungefähr fünf Minuten, aber mir ist eher nach Kaffee- und Butterkuchenfahrt als nach Rennen zu Mute. Rausfallen lassen. Vor mir ist ein Mädel vom TCB. Ich hole sie ein und wir fahren gemeinsam bis wir noch einen anderen Fahrer eingeholt haben. Dann kommt auch schon eine größere Gruppe mit Philipp, Silvia und Andreas in der wir bis zur ersten Kontrollstation bleiben. Die ist etwas chaotisch, zudem gibt es da einen Organisator, der uns zu vernünftiger und disziplinierter Fahrweise anleiten will. Das will zumindest ich nicht. Möchte ich diszipliniert fahren, fahre ich im Verein. Mache ich aber nicht.

Kurze Pause, noch zu früh für Butterkuchen. Irgendwie schaffen wir es einen neue Gruppe zu organisieren. Allerdings ohne Andreas der eine klassischen „Wardrobe Malfunction“ Janet Jackson’schen Ausmasses erlebt und den wir erst am nächsten Kontrollpunkt wiedertreffen.  Bei der Ausfahrt ist rechts ein Stück Wiese abgezäunt, ein Schild weist auf die Verwendung hin „Pissoir“.

Wir fahren los, gleich eine Steigung hoch und oben überhole ich noch so gerade einen gelben Kugelblitz. Nette Gruppe, nette Strassen, Tempo ist nicht zu hoch und an der Steigungen wird trotzdem gut gebolzt. So macht das Spaß. Man kann sich unterhalten, aber auch schnell fahren. Eins von den TCB Mädels fährt extrem kraftvoll und bolzt jede sich auf tuende Lücke zu.

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Nächster Kontrollpunkt. Mehr Butterkuchen. 1406 RTF Barrien 05Mehr Arme die gierig nach Butterkuchen greifen.
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Unsere Gruppe bleibt in der Kernmannschaft zusammen. Es folgt „das schlechte Stück“. Andreas und ich sind gerade vorne und verschleppen das Tempo. Andreas ruft noch: „Vor….“ und das „…sicht“ folgt als er bereits mit dem halben Oberkörper über dem Lenker ist. So ein Cervelo Rad ist halt brutal hart und nicht für solche Strecken geeignet. Nächster Kontrollpunkt. Drei Stück auf 115 km Strecke ist sehr großzügig. Noch mehr Butterkuchen.

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Der erfahrene Butterkuchen-RTF Fahrer nimmt zwei Stücke und klappt diese mit den zuckrigen Seiten aufeinander um sich die Hände nicht schmuddelig zu machen. Man kann dann auch noch eine halbe Banane dazwischenlegen. Die andere Hälfte hatte ich mit einem Mädel geteilt.

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Sehnsucht (links) nach Perfektion (rechts)

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2008 Japan Cycling Racing Club Champion Jersey. Plus weiße Bibshorts in Erwartung heißestem Wetter. Nachdem mein Sohn mich gestern nervte „Boh – Du bist voll rot!“ War heute das Design Thema polnisches Nationalteam.

Noch 20 Kilometer bis zum Ziel. Entspannt plaudern Silke und ich. Ortsschildsprint nach Barrien rein. Ich fahre ein wenig bescheuert und haue fast jemanden raus. Einlauf auf dem Sportplatz. Es gibt eine Hüpfburg und unglaubliche Massen von Menschen. Wohnen die wirklich alle in Barrien? Und wo sind die, wenn man sonst so durch den Ort fährt?

Lockeres Ausklingen, ja, nächste Woche ist RTF in Goldenstedt. Wenn das Wetter gut ist sollten 208 km OK sein. Plus 2 x 12 km hin und zurück vom Bahnhof in Barnstorf. Ganz so locker ist es nicht, die Gewitterwolken stehen bereits fast über uns.

Wir fahren in einer größeren Gruppe zurück Richtung Bremen. Zunächst ist alles fein, aber denn beginnt es zu regnen. Und dann auch noch zu blitzen und zu donnern. Silke ist zu Glück einigermaßen betrunken und merkt nicht, was um sie herum so passiert. Einige von uns kugeln raus oder werden vom Blitz getroffen, wer weiß das schon. Ich habe jetzt irgendwie Lust auf das Freibad Horn, aber Silke meint, dass die Leitung bei Gewitter alle aus dem Becken holt, denn wenn der Blitz da einschlägt ist das wie eine Riesengroße Fritteuse. Mehr Blitze, mehr Donner. Weltuntergang doch nicht um 11:11 Uhr, sondern etwas später, vermutlich weil organisiert von der Deutschen Bahn. In Bremen hört es dann wieder auf. Nass zuhause aber glücklich.

Fazit: sehr gut organisierte RTF auf sehr schönen Strecken. Hat richtig viel Spaß gemacht. Bis nächste Woche.

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