Die Adlerrunde ist eine meiner liebsten RTFs, dieses Jahr fahre ich sie zum dritten Mal nach 2013, 2013 und 2014. Deshalb ist eigentlich auch schon alles darüber geschrieben, aber noch nicht von jedem. Und alle Fotos sind bereits gemacht worden.
Diesmal bin ich nicht am Tag vorher hingefahren, sondern zusammen mit Jochen und Andi direkt am Morgen vor dem Rennen, oder, um genauer zu sein, in der Nacht vor dem Rennen. Um 3.45 Uhr wache ich auf und höre dieses komische Geräusch. Es ist nicht mein Sohn, der nebenan beim PC zocken eine Bande Aliens niederballert, sondern der Bremer Regen der heftig gegen die Fenster schlägt. Wäre man nicht verabredet, man würde sich umdrehen und einfach weiterschlafen. So aber schaue ich erst mal bei facebook, ob schon jemand angekündigt hat nicht zu kommen. Nein. Ich will derjenige auch nicht werden und mache mich auf dem Weg zu Treffpunkt.

Bremer Regen, morgens vor vier.
Zum Glück ist der Regen in der Zwischenzeit schwächer geworden und wir machen uns auf den Weg nach Goslar. Die Autobahn ist für einen Sonntag um 5 Uhr morgens erstaunlich voll und vor allen Dingen gesperrt. Wir hängen im Stau und müssen das letzte Stück über Landstraßen nach Goslar. Die eigentlich ganz schön sind, warum sind wir hier noch nie gefahren? Wir schaffen es doch noch rechtzeitig vor dem Start. Außer uns niemand da, den ich kenne, aber ich paar bekannte Jerseys: St. Pauli, Buxtehude, Hannover 69, Adler Goslar, RG Uni HH usw.
Start. Wir fahren gut mit, aber auch nicht zu schnell. Die Streckenführung wurde wieder geändert, statt dem schönen Forstweg geht es nun wieder durch die Stadt in Richtung Okertalsperre. Das hat aber den Vorteil, dass wir uns ein wenig warm fahren können, bevor es richtig mit dem klettern los geht. Der erste Anstieg hoch zur Talsperre läuft gut. Andi ist vorne weg, ich fahre hinter Jochen her und wir überholen mehr als wir überholt werden. Gemeinsam fahren wir um den Stausee herum, bis der nächste Anstieg zur Bundesstraße am Torfhaus beginnt. Auch der läuft gut, wenn auch Andi und Jochen vorne weg fahren, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich zu langsam bin und das ganze kommt mir auch kürzer als sonst vor. Nerviger ist ja schon das letzte Stück auf der Bundesstraße. Oben warten Andi und Jochen wieder und es geht weiter, bis zum ersten Kontrollpunkt nach 30 km.
Unnötig dort zu halten, wir fahren weiter und stellen dann fest, dass wir auf weiter Flur alleine sind. Irgendwie schon doof sich morgens abzuhetzen, um pünktlich am Start zu sein, und dann nach 30 km doch wieder alleine zu sein. Da könnte man ja auch locker eine Stunde später kommen und alleine fahren. Wir kommen nach St. Andreasberg rein, fahren eine große Schleife und kommen schon wieder nach St. Andreasberg rein. Eigentlich hatte ich diese RTF als Klettertraining geplant, aber ich bin noch viel froher, die vielen Abfahrten mit Speed machen zu können, denn meine Abfahrerkünste sind in Bremen in der letzten Zeit nicht getestet worden.
Zumindest holt uns eine schnellere Gruppe ein und wir fahren das Stück bis zur nächsten Kontrolle in Sieber gemeinsam. dabei ist auch die Triathletin von Hannover 69, die mir schon beim Roten Fuchs aufgefallen war und die sich als sehr schnelle Abfahrerin entpuppt. Dort am Feuerwehrhaus gibt es Suppe, die Jochen wieder neue Kraft einflößt.
Jetzt sind wir wieder alleine und fahren den Anstieg nach dem Ort Osterode hoch auch das läuft gut ab und wir machen Tempo auf dem Weg nach Clausthal-Zellerfeld. Dort ist die dritte und letzte Kontrolle nach 105 km. Vorbei an einigen Gebäuden der Uni dort, u.a. dem „Labor für Betriebsfestigkeit.“ Hier werden neue Mitarbeiter nach DIN Norm gemobbt, um Kündigungs-dauer, -grund und -frustration zu simulieren. Es gibt leckere Wurstbrote in den uralten Hallen des THWs.
Was genau ist eigentlich das THW. Ja, ich weiß schon, was man bei denen auf der Internetpräsenz oder bei wiki nachlesen kann, aber mein Eindruck von THW ist: Uralte Laster, vernachlässigte Hallen, Büros mit Holzrahmenfenster bei denen der Lack abbröselt.
Irgendwo ist das THW ein wenig wie der Harz – beide haben unter dem Ende des kalten Krieges stark gelitten. Ich bin trotzdem froh um jedes Wurstbrot. Manche Sachen schmecken auf RTFs ja hervorragend, zum Beispiel Schokokuchen mit je einem Tuc Cracker oben unten, genau die richtige Mischung aus süß und salzig. Wenn ich dass dann zuhause meiner Familie zubereite werden die Gesichter oft lang. Und auch ich muss zugeben, dass so etwas erstaunlicherweise nur auf einer RTF schmeckt – aber nie zuhause.
Wir fahren weiter einen große und sinnlose Schleife um Clausthal-Zellerfeld. Dabei kommen wir an der Okertalsperre an und wissen ganz genau, dass, wenn wir jetzt rechts abbiegen würden, die Beine hochlegen könnten und nach Goslar rollen würden. Tun wir aber nicht, wir biegen links ab, machen noch diesen sinnlosen Abstecher nach Schulenberg, der zu dieser RTF gehört wie Amy Winehouse zu Pete Doherty – und man weiß wie das enden muss, in Blut, Schweiß und Tränen.

Schulenberg im Harz
Und so sind wir schnell wieder an den Stadträndern von Clausthal-Zellerfeld. Dort steht eine Restaurant, die Königsalm, zur Vermietung oder zum Verkauf. Drohend steht auf dem Schild“ sonst betriebsbereit“. Übehaupt steht der Harz hier leer und viele Freizeiteinrichtungen sind nicht geeignet Kinder zu begeistern – jedenfalls nicht meine. Unsere Fahrt wird unterbrochen von einer Sperre der Feuerwehr. „Vorsicht Ölspur“ heißt es auf einem großen Schild und ich vermute dass die von diesem Schild aufgrund der zahlreichen Motorradunfälle häufig Gebrauch machen. Vor 30 Jahren waren Motorradfahrer jung, verwegen und dann häufig jung tot. Aber sie hatten auch Körper, die einen schweren Sturz, wenn auch unter Narben, mitmachen konnten. Ich war mal auf einer Poolparty bei einem Mitstudenten aus der Eifel und als wir alle nackt im Pool tobten habe ich so viele Narben gesehen wie nie mehr in meinem Leben. Die hatten halt alle Motorräder, weil man aus der Eifel schnell weg muss und sich alle mehrfach schwer hingelegt. Motoradfahrer heute im Harz sind aber 50 Jahre oder älter. Das sind die, die damals nicht bei der Poolparty dabei waren, neidisch wurden und sich mit 49 eine Harley zulegten. Dann stürzen sie, es knackt im morschen Gebälk und Schluss ist. Die Harley wird neben der Unfallstelle von der Feuerwehr im nahen Wald vergraben.
Noch ein paar Meter klettern, aber nach den Stauseen können wir nun wirklich die Beine hoch legen und die Abfahrt nach Goslar beginnen. Das macht wieder richtig Spaß, vorne liefern sich Jochen und Andy ein Duell um das Ortschild. Und so kommen wir etwa sechseinhalb Stunden später wieder zurück.
Eine schöne RTF und zum Glück ist es auch trocken geblieben. Wir machen und relativ schnell auf den Heimweg und sind um 17:30 Uhr wieder zurück in Bremen. 13 Stunden unterwegs, davon die Hälfte auf dem Rad. Wenn man so früh aufsteht, hat man ja tatsächlich noch was anschließend vom Tag. Das sollte ich mal öfters machen.
Aber nicht morgen.
Danke an Andi und Jochen.