Welle der Erregung.

Heute Nacht entlieh sich der deutsche Staat eine Stunde meines Lebens als er zwischen 2 und 3 Uhr die Sommerzeit einführte. Ich habe nichts dagegen, im Oktober bekomme ich meine Stunde ja wieder zurück. Aber wieso bekomme ich keine Zinsen dafür? 

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Christian Marclay – The Clock

Vorschlag zur Güte: Im Oktober werden die Uhren nicht um eine Stunde, sondern nur um 59 Minuten zurückgestellt; eine Minute wird an alle Bürger ausgezahlt. Man mache das 60 Mal, und dann ist es auch gar nicht mehr nötig überhaupt auf die Sommerzeit umzustellen, da wir die dann ohnehin schon haben. Nicht das ich das erleben würde, und wenn dann wäre es im altersgemäßen Zustand vermutlich sowieso egal.

Als zum ersten Mal, als Reaktion auf die große Ölkrise von 1973, 1980 die Sommerzeit in Deutschland wieder eingeführt wurde, weigerte sich mein Vater einige Tage lang da mitzumachen. Die Uhren zuhause wurden nicht umgestellt und in Telefonaten mit Kunden betonte er immer wieder, dass er pünktlich um 8 Uhr „richtiger Zeit“ kommen würde. Ich empfand das als verrückt, hatte aber einen gewissen Respekt, dass mein Vater den Kampf gegen die Zeit aufnahm.

Das wollte ich heute auch tun, ein kurzer, knackige Auftritt auf einer schon hundert mal gefahrenen Route, dem Worpsweder Dynamo. Ich verließ das Haus, als die Profis bei Gent-Wevelgem-Gent noch 75 km vor sich hatten und wollte vor ihnen das Ziel erreichen. Gleich im Sprint hoch zum Bürgerpark, dann weiter am Unisee zum Tierheim an der Müllverbrennungsanlage (Honi soit  qui mal y pense). Gleich wieder volle Power im Strava Zwang zum Dammsiel. Ausruhen bis nach Worpswede. Dann wieder volle Power den Timeworp hoch. Dann erst einmal Pause.

Als ich in Worpswede ankam spürte ich eine gewisse Welle der Erregung. Genauer gesagt, ich sah Sie gleich neben der Bank auf der ich sass.

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Da war sie, direkt unter meinem Rad, die Welle der Erregung.

Wow, man war ich erregt. Und die Welle erst – das war ja ein kleiner Tsunami, der sich hier unkontrolliert in Worpswede breit machte und langsam seinen Weg in Richtung der Dolomiten nahm.

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Drüben auf der anderen Straßenseite in den Dolomiten ahnten die Menschen noch nichts von dem unabänderlichen Schicksal, dass sie gleich in Form eines Tsunamis erfassen wollte. Die Welle der Erregung war hier noch nicht angekommen, man aß Eis und wunderte sich, wofür „or. ital.“ auf de Markisse stand.

Der Rest: Antiklimatisch. Gegen den Wind nach Hause, langsam, kräftezehrend. Trotzdem, ein schöner Tag, nur eine Stunde zu kurz.

Worpsweder Dynamo auf Strava

 

3 Kommentare

Eingeordnet unter 2016, Bremen, Mob, Touren

3 Antworten zu “Welle der Erregung.

  1. alex

    Ein cooles Bild, das Bike scheint zu schweben…

  2. Honi soit,…

    Wenn schon, denn auch richtig bitte 😉

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