Bremen, Mitte August 2014. Es ist, zumindest gefühlt Spätsommer und die letzte Chance abends im hellen noch einmal im Kurzärmeltrikot zu fahren. So wie heute.
Ich kam pünktlich zum Treffpunkt am HaW und Silke und Caroline warteten schon auf mich. Auf japanisch nennt man so etwas „両手の花“, oder Blumen in beiden Händen.
Manchmal trifft man Menschen und spricht mit ihnen und die haben dieselben Gedanken wie einer selbst. Und die wissen einfach alles, was man auch weiß. Das ist besonders überraschend, wenn man diese Menschen zum ersten Mal trifft.
„Kommt Andreas heute?“ „Ah, den habt ihr ja nie auf den Brocken hochgelassen!“
„Oder Philipp?“ „Den musstet ihr doch mal nach Wernigrode schieben!“.
Es ist etwas weniger überraschend, wenn man dann erfährt, dass Caroline in diesem Fall sämtliche 2.993 Posts auf diesem Blog gelesen hat die ich geschrieben habe und somit mehr über mich weiß als meine Eltern, meine Frau und meine Kinder zusammen über mich.
Blumen in beiden Hände hatte ich aber nur zwischen dem HaW und Dammsiel, dazwischen wartete eine Meute von drei anderen Rennradfahrer auf uns, die sich spontan zum lutschen entschloss. Silke und ich in gutem Tempo vorweg, wenn unser Fahrstil ein Song zum Tag wäre, dann würde ich diesen hier dafür wählen.
Und so fuhren wir gut gelaut den Deich lang. Bis wir uns dann vorne ablösen ließen; die musikalische Untermalung änderte sich dann entlang des Weges zu diesem.
Und so ging es ziemlich flott durch Burg und über das Lessumsperrwerk zu den beiden übelsten Anstiege die Bremen zu bieten hat. Das heißt nicht direkt, Der Zugang zu diesem Berg ist nämlich gut versteckt und beim ersten Versuch des Abbiegens wären wir fast voller Schwung gegen eine geschlossene Garage geknallt. Beim zweiten Versuch klappte es dann – ein brutaler Anstieg, unter Rennfahrern auch bekannt als das „Hohe C“. Gefolgt von einer normalen Strasse, und dann runter eine ähnlich steile Rampe die mit roten Ziegeln gepflastet war, bekannt als die „Aalschleife“, da glitschig und kurvig.
Da dachten wir uns, warum eigentlich mehr als vier Stunden hinter einem Wohnwagen runter zum Nürburgring fahren und uns von Heideheizern überholen lassen? Das nächste 24 Stunden Rennen tragen wir an der Lessum aus, Runde für Runde das Hohe C hoch und die Aalschleife wieder runter. Da schaffen wir erstens deutlich mehr Runden als am Nürburgring und zweitens auch mehr Höhenmeter.
Auf der Rückfahrt wollten die drei Jungs unbedingt noch vor dem Radladen halten, der sie seit 85 Jahren sponsort.
Ja, Radsport Brodtmann, eine Legende in Bremen Nord. Da braucht man sich nur die Räder unschauen, die dort seit 1982 unverkauft im Schaufenster stehen. Wer würde nicht sofort sein Carbon Felt ohne Lenkerband gegen ein Winora Intergalaxis Cruiser tauschen wollen.
Kurz vor der Autobahn hatte Caroline einen Platten den wir schnell flicken konnten, aber die drei Jungs waren weg. Das war schade, denn die konnten eigentlich ganz gut mit uns mithalten und ich wollte ihnen zum Abschied noch etwas ermunterndes zurufen, etwa. „Hey, ihr könnt das nächste mal wieder bei uns lutschen, kein Problem. Ihr fahrt ja ganz OK, vielleicht solltet ihr mal in einen Verein gehen: Wiegetritt oder therafit oder so.“
Der Rest der Tour zu dritt war dann deutlich entspannter und endete bei Kakao im Haus am Walde. Danke an Silke und Caroline, durch euch nahm der Tag am Abend dann doch eine schöne Wendung.