Letztens musste ich irgendwo im Web lesen, dass angeblich die Ausfahrt des Radclubs xy Bremen, die mit der längsten Tradition in der Hansestadt ist. Das ist leider komplett falsch.
Nachweislich treffen sich bereits seit mindestens Sommer 1904 Bremens sportliche Fahrer am Kiosk an der Ecke Schwachhausener Heerstrasse und Scharnhorststrasse, das somit als die Geburtswiege des Rennsports in Bremen zählen darf. Das Kiosk wurde um die Jahrhundertwende erreichtet und diente zunächst als Pferdetränke für die Strassenbahn (die damals noch von Pferden gezogen wurde) von Bremen nach Borgfeld und Lilienthal. Mit dem Aufkommen des Automobils und der Massenhaltung von Rädern, wurde der Kiosk in den nächsten Jahren zum Treffpunkt von Radfahrern die sich aufmachten in das Grüne der näheren Umgebung. Bereits vor dem 1. Weltkrieg startete die Frauen-Anfängergruppe von Schwarz-Weiß-Grau Bremen ihre wöchentlichen Trainings hier jeden Montag um 18:30 Uhr.
Mit dem ersten Weltkrieg war dann erst einmal Schluß mit lustig. Viele Frauen und vor allem viele Anfänger fielen auf dem Feld der Ehre für das Vaterland und sind heute mit ihren Stahlrädern fern der Heimat begraben.
Die Zwanziger und Dreissiger Jahre brachten dann erst einmal wieder Spaß und Abenteuer in das Leben vieler Menschen. Das Kiosk war im November 1918 dem ersten englischen Bombenangriff auf Bremen zum Opfer gefallen und wurde im Jahr 1921 wieder neu aufgebaut, zunächst in einer sehr bescheidenen Ausführung. Schnell erlangte es wieder alte Beliebtheit.
Nachdem auch im 2. Weltkrieg wieder eine Menge Frauen und Anfänger dran glauben mussten, begann ab 1945 der Wiederaufbau des Kioskwesens in Bremen. Das Kiosk zur gelben Gefahr bekam nun seine charakteristische Farbe und seinen Spitznamen. Am 9. Mai 1945 fand hier zum ersten Male das traditionsreiche „Treffen ohne Helm“ (ToH) statt. Damals weren Helme noch aus Stahl.
In den Fünfzigern und Sechziger Jahren begann die Blütezeit des Radsports am Kiosk zur gelben Gefahr. Hunderte von Radfahrern versammelten sich dort an den Wochenenden, um sich gut gelaunt mit einer Flasche Haake in der Tasche aus der Stadt zu machen. Wurden die Sechstagerennen in Bremen ausgetragen, so traf man sich vor und nach den Rennen am Kiosk um mit Gleichgesinnten zu diskutieren und sich die eine oder andere Flasche Haake auf den Kopf zu hauen.
In den nächsten Jahren ging es dann ständig bergab: Miss-management, Besitzerwechsel, Carbonräder… Shimano Schaltungen, Powerbars, all dies führte dazu, dass immer weniger Radfahrer am Kiosk Rast machten. Bis heute hat der Kiosk daher ganz schön an gelber Strahlkraft verloren.
Zeit für Hannes und mich dort einmal hinzufahren und unsere Tour beginnen zu lassen. Die Tour war dann eher kurz, das Bier aber gut.