Tagesarchiv: 30. September 2014

Basso Fior di Loto. Karbonisierter Stahl.

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Von Frühjahr bis jetzt beschäftigte mich der Aufbau eines Fuchsienroten Basso Fior di Loto. Insbesondere der Radhändler meines Vertrauens stellte meine Geduld auf die Probe – 10 Wochen und dazu noch die schönsten im Sommer, musste ich warten bis das eingeklebte Vierkantinnenlager endlich draußen war . Jetzt ist es erst einmal fertig. Wenn so ein Rad je fertig werden sollte.

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Dieses Basso ist mein zweites. Das erste ist ein blaues, nicht identifizerbares Modell mit den gleichen Decals aus den Neunzigern, dass ich zu einem Fixie umgebaut habe. Das blaue Basso gefällt mir unheimlich gut, es ist unheimlich agil und will beschleunigt werden. Das Basso Fior di Loto hatte ich mir von „dem Basso“ Anfang des Jahres im Forum besorgte.  Meistens mag man ja Räder aus ganz komplizierten, aber letztendlich simplen Gründen. An dem Basso gefällt mir der Name (= Lotusblüte) und die in die Sattelstreben integrierte Sattelklemmschraube ganz besonders. Die Rahmennummer ist von 1990 (passt zum Katalogphoto, bis auf die verchromte Kettenstrebe), und Mitte Januar kam das Ding bei mir an. Dann wurde mir erst einmal bewusst, was ich mir da eigentlich geholt hatte, denn die Farbe des Rahmens ist zwar schön, aber auch sehr speziell und sehr schlecht mit anderen Farben, abgesehen von weiß und schwarz, kombinierbar. Und außerdem wusste ich nicht, ob es sich jetzt wirklich lohnt viel Geld in dieses Rad zu stecken, denn in der Garage stehen ja durchaus ein paar gleichwertige Alternativen (Moser, Canyon). Und dann war da noch der Plan mit dem Panasonic (kommt später) …..

Also machte ich erst einmal eine Probefahrt. Die überzeugte mich einigermassen, machte mich euphorisch und brachte mich auf die Idee das Rad mit einer 11-fach Campagnolo Gruppe auszurüsten. Also schaute ich mal bei den Versendern nach was so etwas kosten würde. Super Record? Record? Ne, zu teuer? Chorus? Auch zu teuer? Athena? Vielleicht. Centaur, Veloce? Sieht zu uncool aus. Irgendwie alles nicht so wie ich dachte oder zu teuer. Also 10-fach – das reicht für den Alltagsgebrauch in Bremen durchaus. Aber auf jeden Fall viel Campagnolo Carbon aus der Jahrtausendwende. Ob ich aufgrund dieser Idee irgendwie Geld im Vergleich zu einer 11-fach Grupp gespart habe wage ich aber im Nachhinein zu bezweifeln. Ich wusste es würde teuer werden und der Gedanke gefiel mir nicht.

Schaltung
Ich bestellte mir ein paar Centaur Ergohebel bei einem großen Versender in Koblenz über ebay. Irgendwie bekam ich dann eine Rechnung über Record Ergos, die ich reklamierte. Dann kam doch das Päckchen und siehe da, was als Centaur verkauft wurde, waren dann tatsächlich Record Ultra Ergos. Ich habe dann auf eine Reklamation verzichtet. Ich vermute einmal, die machen das absichtlich. Jedenfalls freute ich mich in dem Moment, auf der anderen Seite stieg jetzt mein Anspruch auf RECORD Höhe und das machte da Ganze noch teurer. Jetzt musste es natürlich ein Campa Record Titanium Schaltwerk sein mit Carbonkäfig. Umwerfer finde ich ja technisch doof, und daher bin ich da bereit Kompromisse zu machen. Ich möchte mal behaupten, dass man an Campa 10fach Ergos auch einen Shimano Golden Arrow Umwerfer dranbauen kann und das funktioniert dann auch irgendwie. Also reichte da auch mal Chorus.

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Antrieb
Auf alle Fälle ein Vierkant Innenlager, aussenliegende Lagerschalen finde ich für Stahlrahmen moralisch unpassend. Ja, wir haben alle unsere Spleens. Zum Glück war noch ein Shimano Dura Ace Lager im Rahmen eingebaut (dachte ich, also dass es mein Glück wäre). Am liebsten hätte ich die Record Carbon Kurbel mit Struktur gehabt aber die gibt es fast nicht zu kaufen, und wenn dann nur zu Preisen – dafür hätte ich locker noch einmal den Rahmen bekommen. Na ja, vielleicht werden Rahmen auch überschätzt, Hauptsache man kann Carbonstruktur sehen. Also dann doch die klassisch marmorierte Carbon Kurbel von Campa. Als sie dann endlich da ist, stelle ich fest, dass die Kettenblattkombination mit 48/39 etwas abenteuerlich ist. Zum Glück habe ich noch irgendwo ein 52Z Campa 10-fach Blatt zum Tausch. Übrigens, das ist zwar eine Fünf-Arm Kurbel, der fünfte Arm ist aber der Pedalarm, deshalb ist diese eine Kettenblattschraube auch etwas ungewöhnlich. Ich möchte gar nicht daran denken was es kosten könnte, wenn man die einmal verliert. Der Pin am Kettenblatt der ein runterrutschen in den Zwischenraum zwischen äußerem Kettenblatt und Kurbelarm verhindern sol ist da natürlich auch an der falschen Stelle, da er bei „normalen Kurbeln zwischen den Kettenblattschrauben und nicht über den Schrauben liegt.

Campagnolo Kurbeln haben eine ISO Vierkantaufnahme (weit)  – Shimano Dura Ace Innenlager einen JIS Vierkant (eng). Daher rutscht die Kurbel sehr weit nach Innen. Oft ist dann das Problem, dass man die mit den Kurbelschrauben nicht mehr richtig fixiert bekommt und sich die Kurbel bei Benutzung losdreht. Umgekehrt JIS Kurbeln auf ISO Innenlager) geht irgendwie, aber umgekehrt ist es tödlich. Zumal die Kurbel nun so weit nach innen gewandert war, dass der Umwerfer gar nicht richtig über dem innenliegenden Kettenblatt positioniert werden konnte. Also – Innenlager raus. Geht nicht. Radhändler braucht 10 Wochen da die rechte Schale eingeklebt ist. Chorus Innenlager mit 102mm Achse rein. Perfekt.

Das Ganze wird dann mit einer, und zwar der schönsten  Wippermann Connex Kette mit dem Hinterrad verbunden auf der Basis einer 11-25 Kassette.

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Bremsen
Bei aller Liebe zu Campa, ich mag deren Skeleton Bremsen nicht. Ob da wirklich eine gute Idee ist vorne Dual Pivot und hinten Single Pivot Bremsen zu verbauen – das wage ich bei der Gelegenheit auch mal zu bezweifeln. Die Bremswirkung der Campa Bremsen ist aber, vor allem die Dosierbarkeit  besser als bei den neueren Shimano Modellen, aber ich mag lieber ganze Teile die auch einfacher zu reinigen sind, als diese gerupften Dinger in denen sich der Bremsdreck festsetzt. Die einzigen Bremsen die nicht Skeleton sind, sind die Veloce und die Centaur Versionen, wobei ich mal behaupten möchte dass die auch im wesentlichen gleich sind. Die Veloce verbaue ich unheimlich gerne, die sind günstig, die besten Bremsen die ich kenne aber haben diesen uncoolen Veloce Schriftzug. Nun gibt es aber ein cooles Radiergummi mit dem man diesen uncoolen Schriftzug cool und locker wegradieren kann und voila: alles perfekt und cool. Es gabe eine Zeit bei Campagnolo, da waren die Gruppennamen auf den Teilen notiert (Record, Chorus, Daytona, Athena, Veloce, Mirage…) bis auf die Chorus Gruppe, die hatte keinen Namen neben dem Campagnolo Logo. So kann man also Veloce Bremsen recht gut zu coolen Chorus Bremsen pimpen, zumindest ideell.

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Laufräder
Wieder einmal einen Traum erfüllt: NOS grau eloxierte Campagnolo Omega V Hochprofilfelgen (also, was man damals unter Hochprofil verstand). Sehen wahnsinnig gut aus und sind, ähnlich wie die Mavic SSC Roubaix Felgen, der Stoff aus denen Wunder geschnitzt werden. Vorne hatte ich dafür noch eine Campa Record Nabe, das ganze dann mit DT Swiss Revolution 2.0/1.5 Speichen verbaut. Hinten wird es schwierig, es gibt auf dem Markt nur eine sehr begrenzte Auswahl an 36 Loch Naben mit 10fach Campa Freilaufrotor. Wobei mir die Campagnolo Record da gar nicht gefällt und auch nur für 32 Speichen erhältlich ist. Nur Hope bietet da Hoffnung. Gun Smoke passt farblich einigermassen, die Nabe ist schön laut. Auch hinten dreifach gekreuzt aber mit dickeren DT Swiss Competition 2.0/1.8 mm Speichen und Unterlegscheibchen an der Nabe. Ich wollte nicht schon wieder die langweiligen Continental Grand Prix 400 Reifen verbauen. Diese sind zwar sehr langlebig und pannensicher, ich empfinde die aber auch als sehr klobig(siehe anderer Post). Vom Design her schön finde ich die Veloflex Reifen, diese sind aber eine Qual im aufziehen und überhaupt nicht pannensicher. Also Mavix SSC Yksion Pro in 700C x 23 – sehr schön filligran. Meine erste Ausfahrt führte dann nach ca. 200 Metern auf der SChotterpiste direkt zu einem ersten Platten – seitdem fährt die Angst mit. Und bald sind dann auch wieder Contis drauf. Oder schwarze Panasonic Pasellas.

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Cockpit und Sattel
Den Stronglight Delta Nadellager Steuersatz hatte ich entfernen lassen und stattdessen einen Campagnolo Record Steuersatz verbaut. Das wäre natürlich nicht nötig gewesen, aber da ich jetzt doch irgendwie mit Gruppen oder zumindest Herstellerreinheit infiziert war, begann ich nun irrationale Entscheidungen zu treffen. Aus dem Steuersatz ragt ein Cinelli Vorbau mit einer schwarzen Plastikkappe vorne und über der Feststellschraube  für den Gabelschaft. Das ist sozusagen mein Beitrag an den Look der Neunziger. DEr Vorbau hat ein 26 mm Klemmung und da passt so gerade ein klassischer Nitto Mod. 55 Lenker rein.

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Der Mod. 55 Lenker stammt im Original aus dem Jahr 1988 und wurde zum 55jährigen Bestehen des Unternehmens aufgelegt. Er ist klassischen geschwungen und hat mit einem Reach von 94 und einem „Dorop“ von 137 mm (siehe Bild) nicht gerade kompakte, aber ausgewogene Maße. Die Logos links und rechts der Mitte sind Cinelli und ITM/3ttt Logos nachempfunden. OK, sagen wir mal die sind geklaut. Im Prinzip ist der Mod. 55 eine gepimpte Version des Standardlenkers B105AA mit einer 25,4mm Klemmung – deshalb passt auch der 26 mmVorbau nicht wirklich – die müssen langfristig noch „Shims“ runter. Ich hatte mir einmal füng Mod. 55 in Japan besorgt und nun wurde auch der letzte verbaut. Das schwarze Lenkerband ist das BBB Speed Ribbon, meiner Ansicht nach ein sehr einfach zu wickelndes (da sehr elastisch) und lang haltendes Lenkerband. Im Gegensatz zu Fizik Microtex ist die Farbauswahl leider sehr beschränkt, aber sonst gibt es keinen Grund Microtex zu verwenden. Auch die Stopfen von BBB passen in die Lenkerenden – bei Mikrotex ist das nicht unbedingt der Fall.

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Ja, die Ergos sind absichtlich so hoch angesetzt, damit ich bequem auf dem Oberlenker fahren kann.

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Kabelhüllen und Züge sind nichts besonderes (Shimano), alles in schwatz auch die Züge schwarz mit Teflonbeschichtung. Viel sieht man von denen ja eh nicht, da der hintere Bremszug durch das Oberrohr geleitet wird. Am hinteren Ende kommt eine 27,2 mm (SLX Geröhr) Campagnolo Record Sattelstütze aus dem Rahmen heraus. Ich hatte die schon in 32.4 mm Durchmesser,  das ist ein echter Ladenhüter und obwohl die Produktion schon vor Jahren eingestellt wurde gibt es die noch hier und dort zu kaufen. Die 27,2 mm Version gar nicht. Und darauf sitze ein bequemer, schwarzer Selle Italia Flite Sattel mit einer Aussparung. Ganz wichtig ist der お守り *Omamori„, ein Glücksbringer aus Japan der in diesem Fall von der Gefahr fernhält. Man weiß ja nie, bzw. erst zu spät, wer in Fragen der Religon dann letztendlich recht hat.

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Was gibt es noch von dem Rad zu berichten? Oder zu zeigen? Im Detail:
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Und im Großen und Ganzen:

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Fazit: Erste richtige Ausfahrt mit Therafit am Sonntag nach Bruchhausen-Vilsen lief gut. Zweite Ausfahrt mit vielen Hyperchillern am Montag lief noch besser. Schönes Rad. Jetzt hier und da noch ein wenig optimieren, dann passt das alles und kann oft gefahren werden – schade dass es mittlerweile Herbst geworden ist. Die Schaltung arbeitet übrigens super – freue mich richtig meine ganze Flotte auf Campa umzubauen.

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