Heute Nachmittag auf Frühherbstrunde und neuen Straßen.
Eigentlich war der Plan morgen auf die RTF nach Lauenau zu fahren. Allerdings sieht das Wetter sehr bescheiden aus und meine beiden Mitfahrer haben keine richtige Lust … also setzte ich mich heute Nachmittag noch einmal auf das Rad und versuchte in etwa die Strecke nachzufahren, die Hannes, Kai Pi und ich am Mittwoch gefahren sind. Wir waren unterwegs Richtung Westen in einer Gegend, wo ich mich noch nicht gut auskenne: Heiligenrode, Groß-Mackenstedt, Kirchseelte, Nordwohlde …. es war gut mal wieder abseits von bekannten Straßen zu fahren, neues auszuprobieren und ohne Druck zu entdecken. Ab und zu kommt man an Punkte die man kennt, die Punkte verbinden sich zu Wissen und daraus entsteht Vertrauen und Möglichkeiten.
Zunächst kam ich am Denkmal der Bremer Sturmflut von 1962 vorbei. Von der Straße aus kann man das Denkmal erst gar nicht gut erkennen.
Man muss schon genauer hinsehen.
Heute war mal wieder ein ganz mieser Wind beim Rausfahren. Das gibt aber andererseits auch die Gewissheit, dass es beim nach Hause fahren wieder schneller wird.
Das Thema der heutige Fahrt war Türen, oder „Doors“.
“In the universe, there are things that are known, and things that are unknown, and in between, there are doors.”
Über William Blake bin ich 1990 in Japan gestolpert, als ich zu einer Ausstellung seiner Bilder eingeladen wurde.
Ich konnte damit herzlichst wenig anfangen. Lustigerweise war das nur einige Wochen, nachdem ich in einem unabhängigen Kino in Shibuya einen Film sah der „What’s up – connection“ hieß. Ein Film der heute so vergessen ist, dass nicht einmal Google ihn noch kennt. Während What’s up heute jeder kennt.
Was übrigens ganz erhebliche Konsequenzen für unsere Kommunikation hat, ist ja klar, aber auch für unser Entscheidungsverhalten. In einem Gespräch von Angesicht zu Angesicht oder am Telefon kann man sich nicht drücken, bei Whatsapp oder fb schon. Die Frage gefällt nicht, oder ist gerade zu schwierig zu beantworten, da man etwas mehr darüber nachdenken müsste? Im Gespräch wartet der andere auf eine Antwort, bei Whatsapp antwortet man einfach nicht. Ich warte gerade seit Stunden auf eine Antwort ob ich morgen mit Freunden zusammen zum Abendessen rausgehe oder nicht. Da mein Vorschlag für die Uhrzeit unpassend war, gibt es jetzt erst einmal keine Antwort. Mich nervt das.
William Blake lebte übrigens einen Teil seines Lebens in Lambeth, London, ganz in der Nähe des Hauses in dem Juliane und David heute wohnen. Hinter ihrem Haus führt die Centaur Street unter der Eisenbahnlinie zu Waterloo Station durch und dort hängen Bilder (Mosaike) von ihm, unter anderem eben dieses.
Das Zitat oben wird wahlweise William Blake und Aldous Huxley zugerechnet, bei dem es dann im wesentlichen im Drogen geht (Meskalin – kennt man als Siebziger Hippie auch von Carlos Castaneda „Die Lehre des Don Juan“.) und die Türen irgendwo am Bewußtsein eingeangelt sind: „There are things known and there are things unknown, and in between are the doors of perception.“ Das wurde dann ein Buch, „Die Pforten der Wahrnehmung“, wobei man von ihm eher „Schöne, neue Welt (Brave New World – nie gelesen) und „Eyeless in Gaza“ kennt, die wiederum die Modern Talking des heulenden New Wave Synthie Pop der Achtziger waren – habe ich auch nie gemocht, diese kraftlose Bande. Im Gegensatz zu den Doors, die meiner Meinung nach auch noch heute eine Urgewalt ausstrahlen, und die sich eben nach diesem Zitat benannt haben sollen.
Warum nur so viele Türen diese Woche? Das fing schon vor ein paar Tagen an, als ich entdeckte, dass im Radverschlag an der Hochschule seit neuestem eine Tür geparkt steht.
Ich musste sofort an die „Dokodemo“ Tür aus dem Anime Doraemon denken, eine andere Art der Fortbewegung. „Dokodemo“, etwa „überall“, die Tür die überall hinführt, wie man gut in diesem Doraemon/Toyota Commercial mit Jean Reno sehen kann.
Viel praktischer als ein Rad, aber auch eben weniger Spaß? All das ging mir so durch den Kopf, als ich nach Syke rein kam und den Weg über Okel in Richtung Riede nahm. Es sollte aber noch nicht zu Ende sein mit den Türen, bzw. Toren, denn an einer Wiese hinter Ahausen entdeckte ich das Tor (鳥居; Torii) zu einem japanischen Schrein, im Yasukuni Stil. Ein klarer Fall von billiger Produktfälschung.

Hier das Original in Tokyo …..
und hier die Fälschung aus Ahausen:
Zum Glück war da der Wind bereits im Rücken und es ging schwupps nach Hause. Tür zu. This is the end.