Tagesarchiv: 20. September 2015

The hardest race in the world: RRG Einzelzeitfahren Seehausen

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Am Vorabend war ich der Suche nach einem Wetterbericht, der keinen Regen für heute versprach. Ich wurde fündig bei Kachelmannwetter.de und glaubte ihm, schließlich wurde der Mann ja von allen Vorwürfen freigesprochen. Das hätte ich mal besser nicht getan, ist aber ohnehin egal.

RRG Bremen und RCB hatten sich zusammengetan, um ein 13,5 km Einzelzeitfahren in Seehausen (zwischen Grasberg, Worpswede und Adolphsdorf) auszurichten. Für Seehausen ist das etwa ein Event wie die Cyclassics für Hamburg, die Eurobike für Friedrichshafen oder die Zubehörmesse Ober Westfalen (ZOW) für Bad Salzufelen. Die ZOW ist übrigens von den drei genannten, die einzige Veranstaltung an der ich jemals teilnahm – und dann auch noch zwei Mal.

Schon als ich rausfuhr wusste ich, dass das nicht besonders lustig werden sollte. Zwar überholte mich ein Zirkuskonvoi, aber ich war zu spät dran, musste powern, um überhaupt rechtzeitig zum Start zu kommen, dann fing es auch noch an zu regnen und zu guter letzt legte ich mich am Ende von Lilienthal noch fast hin ,da dort der Bürgersteig mit komischen Plastikgraten gepflastert ist. All dies sind Vorboten eines schlechten Kharmas, das man erst nehmen sollte.

Als ich die Stadtgrenze von Seehausen passierte, kam mir schon der erste Starter entgegen. Und dann der zweite. Wären jetzt sieben Starter weniger am Start gewesen, hätte ich dann gleich los fahren können; so konnte ich mich in die wartende Gruppe einreihen. Zufrieden stellte ich fest, dass fast die gesamte Elite des Bremer Radsports vollständig angetreten war und sich nicht von dem Wetter liess abschrecken. Ich meine damit, dass die wirklich guten Fahrer an der Zeitnahme sassen, die der ausrichtende Verein stellte. Am Start waren die üblichen Luschen, Lutscher, Versager und Männer in der Midlifecrisis, mich selber eingeschlossen. Um keinen direkt zu beleidigen, habe ich alle Namen geändert (bis auf den meinen, da hilft’s ja nix).

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Die beiden Fahrer im Vordergrund links zogen dann richtig an und wurden nie wieder vom Feld gesehen.

Insgesamt war es aber die richtige Strategie gewesen kurz vor dem Start aufgewärmt anzukommen, wenige Minuten zu warten und dann gleich loszubrettern.

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Lars O, dessen Leben in den Siebzigern verfilmt wurde, und Schnippo Lühmann dessen Leben aus Altersgründen erst 2010 verfilmt wurde, waren zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Strecke. Oder eben nicht mehr, doch dazu später.

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So langsam kamen wir dran, aber so richtige Nervösität kam da nicht auf. Ich ging als Letzter auf die Strecke, direkt hinter Medi „Night“ Wick, den ich nur noch als Punkt auf der geraden Strasse vor mir erkennen konnte. Von links motivierte mich das Gekreische der weiblichen Fans.

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Familie Wick, der der Rad fährt ist 8. von links.

Ich wollte mich nicht direkt am Start so total verausgaben und liess es ruhig im 36 – 40 km/h Bereich angehen, bis in nach ca. 2 km an die erste Abbiegung kam. Dort stand ein Streckenposten und lotste uns in den Schwerverkehr Richtung Worpswede ein. Das Stück auf der Landstrasse hier war relativ lang, bis dann Jochen Bee (Bruder von Dagi Bee) uns wieder von der Landstrasse in Richtung Adolphsdort lotste. Das war nun gegen den Wind und im Regen und machte da nicht so viel Spaß. Nach ein paar Kurven, auf dieser technisch sehr anspruchsvollen Strecke, bei der Medi immer nur ein schwarzer Punkt vor mir bleib, kamen wir dann wieder auf die Zielgrade nach Seehausen zurück und nach 13,5 km und etwas mehr als 22 Minuten war für mich alles vorbei. Fand ich gut, dass das nicht so lange gedauert hat denn auf viel mehr hätte ich auch keine Lust gehabt.

Gewonnen hatte übrigens mit neuem Streckenrekord Lars O. Nach eigenen und geschätzten Angaben, fuhr er 20 km auf dem 13,5 km Rundkurs, während sich alle anderen Fahrer mit 13,5 km den zweiten Platz teilen. Da kann man nur gratulieren, was aber dann nicht der Verein tat: Entgegen jeder Vernunft wurde nicht die längste Strecke, sondern die schnellste Zeit gewertet. Neumodischer Ideenkrams – nicht alles was neu ist, ist gut. Vor allem nicht, wenn man über 50 ist. Ich denke das folgende trifft gut, wie sich die  Geisteshaltung mit dem Alter ändert:

„Alles was man zwischen der Geburt und dem 20. Lebensjahr kennen lernt ist normal und kann nicht anders sein; alles was man dann bis zum dreißigsten Lebensjahr neues kennen lernt ist aufregend und verspricht eine Karriere im Beruf. Allles was man dann später als 30 kennen lernt stört im Prinzip den natürlichen Lauf der Dinge.“

Wie dem auch sei, hier sind die Ergebnisse, so wie der Verein das eben sieht (Namen geändert, um die Schuldigen zu schützen):

  1. Leo. B. Alzheimer 19:44 min
  2. Mario Pegel 20:09 min
  3. John von Lübeck 20:38 min
  4. Sorsten Stiel 20:48 min
  5. Hans Meier 21:01 min
  6. Ma RCB 21:06 min
  7. Medi Night Wick 22:11 min zeitgleich mob
  8. Schnippo Lühmann 22:13 min
  9. Klaus Meier 23:13 min
  10. Lars O. Kam an, als keiner mehr da war

Anschließend gab es eine schöne, aber kurze Feier in in der Mehrzweckhalle von Seehausen. Zu meiner Freudne entdeckte ich, dass dort „mein Bier“ und zwar Hannen Alt aus Mönchengladbach bzw. Korschenbroich ausgeschenkt wird.

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Wow, das Zeuch habe ich getrunken als ich 14 oder 15 war, da war das sehr cool. Am besten in Der Meisengeige oder in der Kiste auf der Waldhausener Strasse, das waren so die unglaublich progressiven Läden damals. Schmeckte mir überhaupt nicht, da zu bitter, aber bitte, als Teeny macht man so was ja ohne mit der Wimper zu zucken durch.

Alles da war sehr gut organisiert und mit viel Mühe gemacht. Das fand ich sehr schön und verdient Dank, denn das alles ist nicht selbstverständlich. Wenn es vielleicht etwas zu bemerken gibt, dann nur, das die Innendekoration der Mehrzweckhalle so aussah, als wenn der Raum, vor 50 Jahren zugemauert und dann erst vor kurzem wieder zufällig entdeckt wurde. Aber das sind wirklich Kleinigkeiten.

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Der Herbst kommt. Die meisten Gartenzwerge wurden bereits ins Trockene geholt…..

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.. während Schweine-teure Räder draußen stehen müssen.

Irgendwie habe ich mich verquatscht und bin dann alleine nach Hause gefahren – ne, eigentlich gekrochen. Bei dieser Gelegenheit bin ich auch den 10.000 Kilometer für dieses Jahr gefahren. Alles in allem dann doch ein sehr netter  Tag, Danke an die RRG und den RCB für das Ausrichten und die Einladung.

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