Freitag Abend. Die Arbeitswoche ist zu Ende. Diese hatte es ganz besonders in sich und hier noch einmal ganz besonders der Dienstag. Schlechte Nachrichten kamen quasi stündlich rein und um 14 Uhr fragte ich mich, ob es nicht besser wäre sich einfach ins Bett zu legen, um morgen einen neuen, besseren Tag zu beginnen.
Und das Wetter war auch mies, an längere Radfahren war nicht zu denken. Bis heute. Ein gutes Mittel sich selbst wieder gegen den Frust aufzubauen ist auf eine längere Tour nach der Arbeit zu gehen. Nach meinen Erfahrungen ist es gut einen Teil davon schnell zu fahren: Der Körper strengt sich an und schreit „Shut up brain!“ bis die schlechten Gedanken einfach weg sind. Es ist ein so einfaches Rezept, aber so schwierig in die Tat umzusetzen. Nach der Arbeit könnte ich ja erst noch ein wenig an den Rädern basteln, die Teilesammlung im Keller aufräumen, schreiben….es gibt so viele Dinge die kurzfristig erst einmal mehr Spaß versprechen, während die ersten Bewegungen auf dem Rad eher schmerzhaft und frustrierend sind.
Zum Glück sagt einem die Erfahrung, dass Radfahren jetzt genau das richtige ist, so dass ich mich oft eben trotz allem dazu entschließe eine Runde zu drehen, Zuerst macht es dann gar keinen Spaß. Ich fahre echt angestrengt 100 Meter von zuhause los und schaue auf den Tacho: 26 km/h, es kam mir vor wie 30. Muss kaputt sein.Oder ich sollte mal den Radumfang genau einstellen. Auf dem Radweg zur Erdbeerbrücke bleibe ich hinter einem e-bike. Die erdbeerbrücke geht es dann mal gerade mit 30 Sachen hoch, ist das wegen dem Gegenwind? So langsam wird es dann immer besser und ich weiß: Es war die richtige Entscheidung.
Heute Abend habe ich mich auf den Weg in den Westen gemacht, ein Gebiet dass ich bislang vernachlässigte, zu Unrecht aber. Kurz vor Groß-Mackenstedt treffe ich jemanden auf einem alten Olmo San Remo. Von da aus mache ich mich weiter auf nach Kirchseelte, Dünsen und Richtung Harpstedt,bevor ich dann wieder nach Syke abbiege, Es ist warm, ich bin aufgewärmt und der Herbst ist einfach schön. Norddeutschland zeigt sich von seiner typischen Seite.
Mit dem Wind im Rücken wird es jetzt gut schnell und ich will auch schnell und angestrengt fahren. Ich mag diese Strecke, weil es immer wieder Wellen gibt die das Gefühl einer Andeutung von bergen vermitteln. Zum übersprinten sind sie zu kurz, aber richtig in den Klettermodus komme ich auch nicht.
In Syke nehme ich die abgesperrte Straße Richtung Okel, von da aus weiter nach Riede. Die Landstrasse geht es nun an der Weser lang Richtung Dreye. Gegen den Wind, aber ich bin jetzt so motiviert, dass ich immer noch deutlich über 30 km/hr fahre. Der Sonnenuntergang zwingt mich zu einer zweiten, kurzen Fotopause.
Dann noch eine dritte, kurze Pause zum rauchen an einer Bank auf dem Weserdeich kurz vor Rammelland. Keine neuen Rekorde, aber eine gute Runde, die aus Erfahrung notwendig war. Kompensation für das Leben.
Wie schön, hier zu lesen, daß da jemand durch das Süden Bremens fährt.
So Ortsnamen wie ‚Groß Mackenstedt‘, ‚Bürstel‘ oder ‚Heiligenrode‘ klingen bei mir sehr stark nach Jugend. All diese Orte (und insbesondere die endlos langen Strecken zwischen ihnen) habe ich natürlich schon mit dem Rad befahren. Auf dem Weg zu Mädchen, Schule, Parties oder der Jugendgruppe. Der Weg war damals definitiv noch nicht das Ziel.
Mit einem sehr klapprigen, weißen Holland-Damenrad. Im Stapel gekauft bei der METRO. Meine Familie hatte drei davon und mit meinen damals arg begrenzten Schrauberkenntnissen (viel Hammer und Schraubendreher irgendwie …) hatte ich es geschafft, zwei davon so zu Grunde zu richten, daß sie dann als dringend notwendige Teileträger für das Dritte herhalten konnten. Und mußten.
Da war aber eine sehr robuste Shimano-Dreigangschaltung dran. Das war die, wo der Schaltknauf am Lenker nicht so nach oben abstand, sondern die ganze Armatur schön flach gehalten war. Und die Ansteuerung an der Nabe war NICHT die mit diesem fiddeligen Gewindestängchen, was man in die Plastikhülle mit dem ewig abgeknabberten Raste-Blech schieben mußte. Nein, hier war der gesamte Zug gut verpackt bis tief in die Naben-Schaltmechanik vor dem Zugriff meiner unerfahrenen Hände geschützt.
http://img18.allegroimg.pl/photos/oryginal/56/26/60/28/5626602855
Die Schaltung ging immer und ließ sich paradiesisch-präzise schalten
Du müßtest die Leserschaft mal wissen lassen, ob es zwischen Neukrug und Heiligenrode (erste bis fünfte Klasse) und zwischen Neukrug und Brinkum (alles danach) immer noch IMMER Gegenwind gibt, egal, in welche Richtung man fährt.
Und wenn Du an der Mühle in Heiligenrode mal Pause machst, spuck doch bitte in den Klosterbach für mich.
Gruß!
Hier ist ja immer irgendwie Gegenwind egal wohin man fährt und draußen auf dem Lande sowieso. Und in diesem Jahr besonders. An der Mühle in Heiligenrode ist ja genau diese Installation:
Darf man da noch spucken?