Tagesarchiv: 18. Oktober 2015

Zur humorlosen Kirche und währenddessen in Utsunomiya.

Heute, in diesem fiesen, naßkalten Wetter auf zur Humorlosen Kirche.

Nachdem ich gestern schon nicht in die Hufe kam und ich mich langsam immer schlapper und unlustiger fühlte, wollte ich es heute wissen. Ich schnappte mir mein Umberto Dei, das Rad der Wahl für den Herbst weil es 28er Reifen hat, nicht unbedingt geputzt werden will und einfach so viel anstrengender zu fahren ist als ein Rennrad und machte mich nachmittags auf den Weg. Es hatte gerade aufgehört zu regnen, aber mir war sowieso alles egal. Das war eine Tour zum hart werden, zum Gewöhnen an die kalte Jahreszeit zum testen meiner unterentwickelten Semicrossfähigkeiten.

Schon am Haus am Walde und Unisee war nichts los, bis auf einen MTB Fahrer,der von links aus dem Bürgerpark geschossen kam und in den ich beinahe reingefahren wäre. Der Weg an der kleinen Wümme war ebenfalls total verlassen, genauso wie die Straße an der Lessum an das Sperrwerk. Mir war inzwischen warm geworden, und so machte ich ich daran die Lessum Rindo einmal hoch zu fahren. Das Umberto Dei hat nicht gerade eine Bergübersetzung – eine alte Campagnolo Gran Sport lässt da nicht allzu viel zu, aber es reichte immerhin, um mit Schwung nach oben zu kommen auf dem glitschigen Pave. Runter dann auf der Aalschleife, das erforderte wieder einiges Geschick, denn die Ziegelsteine, mit denen der Weg gepflastert ist sind glitschig und das nasse Laub tut sein übriges.

Entlang der Lessum auf dem letzten Stück zur humorlosen Kirche wird der Deich höher gebaut. Auf dem letzten Stück, an der Weser gibt es dann eine hohe Betonmauer, die aber einen verschliessbaren Durchgang zum Biergarten der humorlosen Kirche hat. Hier sind Bremer übrigens total humorlos, egal bei welchem Wetter, da wird noch draußen gesessen, so lange die Bedienung kommt und einem ein Haake Bier auf den Tisch stellt.

Hinter der humorlosen Kirche ist das noch viel humorlosere Stahlwerk von Arcelor Mittal und an seinem Zaun führt ein Weg nach Gramke. Mit dem Umberto Dei macht es da sehr viel Spaß durch den Matsch zu fahren und am Ende kommt man wieder in Burg aus. Das Gefühl dort zu fahren ist etwa so wie auf dem Foto, irgendwie fühle ich mich da immer ein wenig bedroht.

Tours - France - wielrennen - cycling - radsport - cyclisme - Illustration picture of the peloton Landscape Bunch Postcard Post card Paysage Carte Postale landschap briefkaart hunters jagers pictured during the 109th Paris - Tours UCI Europa Tour cycling race with start in Chartres and finish in Tours, France - photo VK/PN/Cor Vos © 2015

TdF 2015 bei Tours

Dann wieder zurück an der Wümme, vorbei am Dammsiel und bis zum Kuhsiel. Es fing wieder an zu nieseln, so dass ich unwillkürlich etwas schneller fuhr, um dem Regen zu entkommen. Der Deich war total leer, auf der ganzen Strecke habe ich nicht einen einzigen Rennradfahrer gesichtet. Wo sind die ganzen harten Jungs und Mädels?

So blieb es auch auf dem Rückweg. Hinter der Uni, da wo Hannes und ich einmal planten auf relatv unbenutzten Strassen ein Kriteriumrennen zu fahren, ist jetzt auf dem Feld in der Mitte eine Zeltstadt für Flüchtlinge aufgebaut worden. Im Sommer war ich mal dort, da war Leben auf den Straßen, aber jetzt ist alles ruhig. Bei der Kälte muss das Leben dort in den Zelten erst einmal eingefroren sein. Bremen hat letztens ein Gesetz verabschiedet (nach Hamburg), dass die Beschlagnahme von gewerblichen Immobilien mit einer Fläche von größer als 300 m2 durch die Stadt erlaubt, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Ich denke, da wird vor allem an die beiden leerstehenden Baumärkte von Max Bahr gedacht, die seit der Insolvenz im Juli 2013 leer stehen. Mal sehen wie lange das dauert, bis die Zelte abgebaut und die Baumärkte bewohnt werden.

Und während wir uns hier auf den Rädern und in den Zelten abfrieren, finden in Japan noch agnz normal Radrennen statt, heute das Japan Cup Kriterium in Utsunomiya mit starker europäischer Beteiligung.

Bauke Mollema gewann vor Diego Ulissi und Yukiya Arashiro, einem der beiden jap. Tour de France Teilnehmer diesen Jahrhunderts..Jede Menge DNFs , unter anderem Fabian Cancellara, Fumiyuki Beppu (der andere jap. TdF Fahrer) , Cunego, Eisel….

Mollema sits up and celebrates

Kurz-Kurz in Japan

The finish straight

Strava

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Fratelli Brivio Hochflansch Bahnradnabe

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Auch wenn man sich lange mit Rädern und deren Komponenten beschäftigt, stößt man zufällig immer wieder auf Teile und Marken, mit denen man sich noch nicht beschäftigt hat. Andere stöhnen dann: „Ah klar, die sind doch total bekannt“, aber das liegt eben daran, dass andere einen anderen Weg durch den Komponentendschungel genommen haben und eben früher daran vorbei gelaufen sind. Mich führte der Weg in den letzten Tagen zu Fratelli Brivio.

Fratelli Brivio war ein kleinerer italienischer Hersteller von Komponenten aus Brescia in Norditalien, spezialisiert auf Naben und teilweise auch Kurbeln. Das Unternehmen gab es zumindest seit den Dreißigern, vielleicht früher und hörte vermutlich dann in den Sechzigern auf zu existieren. Eine Auswahl der typischen Produkte findet man auf Velobase, aber leider gibt es im Netz nicht allzu viele Informationen (es sei denn man kann gut italienisch, aber da hört es bei mir bei „Mozzi“ auf).

Bekannt ist Fratelli Brivio vor allem dadurch, dass das Unternehmen seit 1933 die Naben für Campagnolo herstellte. Brescia und Vicenza, sind gerade einmal 120 km von einander entfernt. Campagnolo, damals noch eine One-man-show, hatte den Schnellspanner entwickelt und patentiert, Fratelli Brivio (oder kurz FB) lieferte die entsprechenden Naben dazu. Angeblich taten sie dies auch für Simplex, und schaut man sich eine Simplex Nabe auf Velobase an, so weist sie auch das passende Design dazu auf. Campganolo hatte mit den Schnellspannern etwa, was man heute eine „Killer application“ nennen würde entwickelt, FB hatte die dazu passenden qualitativ hochwertigen Naben, die nur leicht technisch modifiziert werden mussten durch eine Bohrung für die Schnellspannerachse.

Die Fratelli Brivio Naben erkennt man recht einfach an dem Design der Flansche. Diese weisen, von der Achse nach außen gehend, auf jeder Seite zunächst neun größere Löcher, gefolgt von mittig liegend neun kleineren Löchern auf die wiederum mittig zu den 18 Speichenlöchern liegen. Die Flansche sind aus Aluminium, die Achse jedoch aus verchromten Stahl; Achse und Flansche sind miteinander verpresst. Auf der Achse ist mittig das Fratelli Brivio (bzw. das Campagnolo oder Simplex Logo) geprägt. Das sieht man zum Beispiel auch auf der Campagnolo Gran Sport 1006/G Nabe aus den Fünfzigern.

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Die innenliegende 8 mm Achse hat eine Hohlbohrung, ist geschlitzt und mit „FB“ und dem Herstellungsjahr gegrägt. Meine Nabe hat diese Kennung nicht, daher vermute ich, dass diese getauscht wurde. Oder dass das Design später geändert wurde, diese italienischen Firmen hatten ja noch nichts von ISO9001 gehört (zum Glück).

Die Naben wurden quasi unverändert von den Dreißigern bis in die Sechziger produziert.

Neben dieser ikonischen Hochflanschnabe, bot FB eauch andere Naben an, von denen die Niedrigflansch Nabe ebenfalls sehr erfolgreich war und ebenfalls unter dem Campagnolo Logo verkauft wurde.

Im Netz findet man wie gesagt sehr wenig über Fratelli Brivio. Dummerweise gibt es ein Unternehmen gleichen Namens, dass nichts mit Radsport zu tun hat und auf dass man immer zuerst stößt. Wie nervig.

Veloville hat ein Paar sehr teuer verpreiste Campagnolo Naben von FB im Programm.

Ich würde gerne noch etwas mehr über Fratelli Brivio herausfinden, wenn jemand etwas weiß oder Quellen hat bitte melden. Danke.

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