Kühe in Fischerhude mit Walter Vorwerk

Diese Woche brachte mich nach Berlin, beruflich war es durchwachsen, kulturell spitze. 

Das erste Highlight bereits am Dienstag Abend: Turbo Kid im Z-inema der Z Bar.

Ich darf das hier posten, weil es sich ganz klar um einen Radfilm handelt, also einen klaren inhaltlichen Bezug zum Thema dieses Blogs aufweist. Was mich dazu bringt zu bitten, für diesen Blog als „Top Fahrrad Blog des Jahres 2015“ zu stimmen, falls noch nicht getan. Und zwar hier, ist als „cyclyng.com“ gelistet. OK, da kann man ja auch anderer Meinung sein – die meisten sind es aber nicht, denn derzeit liegt cyclyng.com auf dem zweiten Platz in der Zwischenwertung. Erstaunlich.

Berlin brachte mich auch auf die Idee (OK, es war die Idee von Steini) nächstes Jahr einmal komplett um Berlin entlang des Mauerwegs zu radeln. Der Mauerweg ist ca. 160 km lang und führt entlang des ehemaligen Verlaufes der Mauer. Nicht ganz, denn dort wo die Grenze durch die Havel lief, muss man ein wenig Umwege fahren. Aber 160 km an einem Tag, teilweise über Feldwege ist schon ein prima Unterfangen. Vor 1989 wäre das natürlich noch cooler gewesen, aber das war ich auch nicht so fit, also habe ich es gelassen.

Berlin brachte mich auch zu Yuji Kimura von Kimura Cycle Works und seinem Laden auf der Danziger Strasse. Yuji kümmert sich um die Restauration von alten Rädern, er hat gerade zwei Rahmen von mir, die er lackieren wird.  Sein Schwerpunkt (Touring) ist etwas anders als der meine, aber es gibt auch eine starke gemeinsame Linie bei Design und Farben. Hier ein schönes Beispiel seiner Arbeit.

garuda, SHIMANO aero 57

Damit war der Radrelevante Teil des Berlin Besuches auch schon vorbei. Von Dienstag bis Samstag gar nicht zu radeln, viel auf einem Kongress zu essen und in der Milchbar in Kreuzberg und sonstwo rumzuhängen und Rotwein zu trinken macht kurzfristig Spaß, hinterlässt aber auch deutliche Spuren bei Kondition und Fitness. Und dann noch Start-ups besuchen…. Nach meinen Besuchen dort (Bei Flix Mein Fernbus und iversity) habe ich eins über Start-Ups gelernt: Das ist im wesentlichen ein Marketingtrick, um jungen Menschen schlechte Arbeitsbedingungen zu verkaufen: 30 m2 Büro mit 24 Leuten drin? Miese Tische, miese Stühle, keine Headsets, überall Pizzakartons auf den Tischen? Mittagspause im Treppenhaus, auf den Stufen sitzend wieder Pizza? Cool, denn das ist doch ein Start-Up Baby! Ich finde ja vieles nicht an meiner Hochschule gut, aber ich bin dankbar für einen stabilen Stuhl, einen großen Schreibtisch und Thomas, der mit mir im Zimmer sitzt. Und dann noch Hardcore Kultur, bei der dann vor lauter Stehen die Beine echt weh tun, in Form eines Besuches der Gemäldegalerie.

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Botticelli, Der Frühling / Im Reich der Venus

Gemälde / Öl auf Leinwand (vor 1730) von Giovanni Antonio Canal (gen. Canaletto) [1697 - 1768] Bildmaß 46,7 x 90,9 cm Inventar-Nr.: 1653 Systematik: Geographie / Europa / Italien / Orte / Venedig / Kirchen

Giovanni Antonio Canal (gen. Canaletto) [1697 – 1768] Irgendso ’ne Kirche mit Maria im Namen in Venedig

Hing auch da rum, erinnerte mich aber eher an Kommunion, Abitur und Geburtstage und die Hände von Onkeln und Tante.

Nach so viel Kultur wachte ich total müde und verkatert heute mittag in Bremen auf. Ich wusste, wenn ich mich jetzt nicht gleich auf das Rad quäle, dann wird das ein schlechter Tag und eine Scheißwoche. Also raus Richtung Süden, der Himmel lachte blau und das Thermometer der Sparkasse zeigte 22 Grad an. Ich fuhr meine verlängerte Standardrunde über Riede, Dibbersen und Eißel weiter südlich nach Morsum und Intscheide. Dort holte mich die Kultur wieder ein in Form einer Kunstausstellung im örtlichen Hardware Laden.

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Installation Gruppenbild mit Dame, Walter Vorwerk zugeschrieben, 1993

Ich kann keinen Vorwerk Staubsauger sehen, ohne an die Geschichte von Kyra Küchler zu denken. Kyra ist die Schwester von Alwin Kuechler, einer der wirklich genialen Menschen die ich kenne. Alwin ist der Kameraman des neuen Steve Jobs Films, in den Achtzigern machte er eine Ausbildung zum Fotografen in Düsseldorf. Seine Schwester war hübsch, hatte einen französischen Mann und die dickste Brille, die ich bis dato gesehen hatte (das änderte sich dann im Studium). Und Alwin hatte einen Vorwerk Kobold Staubsauger, mit dem man als Mann, nach Aussage von Kyra, super prima onanieren konnte. Heute weiß ich, dass das stimmt. Nicht, weil ich das selber mal ausprobiert habe (diese Modelle von Vorwerk sind längst vergriffen und heute begehrte und teure Sammlerstücke), sondern weil es eine Dissertation zu dem Thema gibt, wie uns das Internet sagt. Im Prinzip ist das nämlich so, dass man sich schlimme Verletzungen zufügen kann, wenn man zu gierig mit dem Teil onaniert, denn nach 11 cm Rohrlänge kommt man in Berührung mit dem rotierenden Ventilator. Der Rest ist dann etwa so wie in Turbo Kid.

Ich mag diese Touren, die mich mindestens zwei Mal die Weser kreuzen lassen, heute am dem Wehr nach Daverden.

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Die Weser flußaufwärts, von Daverden aus.

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Das Maschinenhaus des Weserwehrs bei Daverden.

Über Daverden fuhr ich nach Posthausen. Ich weiß nicht, wie das in Posthausen passieren konnte, aber etwas ist ganz gewaltig passiert. Ich stelle mir das immer so vor: Ein idyllisches Dorf an einem Sommertag im Flachland Niedersachsens. Die Kühe grasen, in der Dorfbäckerei wird gebacken, beim Metzger wird Wurst verkauft und ein paar Bauern stehen auf dem Dorfplatz und schnacken. Plötzlich ein schrilles Pfeifen von oben, irritierte Blicke nach oben. Das Pfeifen und Dröhnen wird immer lauter und dann wird der ganze Himmel plötzlich dunkel, bevor etwas wie ein riesiger Meteorit mitten im Dorf einschlägt und fast alles an Häusern, Straßen, Gärten und Plätzen unter sich begräbt. So ungefähr muss sich das Einkaufszentrum Dodenhof dort angesiedelt haben.

Errichtet innerhalb von Sekunden: Dodenhof in Posthausen

Fährt man da von vorne ran, dann sieht das ja alles noch sehr schick aus, aber von hinten zeigt Dodenhof dem Rest des Dorfes seinen Arsch in Folge von übermässig hohen Betonwänden. Die wichtigste Kreuzung im Dorf ist direkt hinter der Passage von einem Teil zum anderen, die Strasse führt quasi wie durch einen Tunnel. Als kleinen Gimmick gibt es 100 Meter weiter in einem normalen Haus dann das einzige Dodenhof Geschäft, das nicht im Meteorit integriert ist: Männermode XXL.

Über Oyten und Sagehorn fuhr ich dann nach Fischerhude, wo ich beim Bäcker kurz etwas aß, mich dann aber aufmachte, um es noch vor Dunkelheit nach Bremen zu schaffen. Es war jetzt deutlich kühler geworden,so dass es einen umgekehrten Morgentau-effekt gab: Über die feuchten Wiese wabberten die Nebelschwaden und snur noch schememnhaft waren Kühe und Pferde zu erkennen.

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Szenen, wie aus Turbo Kid, den man unbedingt sehen sollte, falls der Trailer nicht schon überzeugend genug war. ICh denke, das wäre auch ein Fall für die Abteilung „Delikte am Menschen“.

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Super Tag, ein guter Start in die Woche. Bis Montag dann.

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Eingeordnet unter 2015, Bremen, Mob, Touren

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