Tagesarchiv: 19. November 2016

Pain.

Schmerz ist eine komplexe subjektive Sinneswahrnehmung, die als akutes Geschehen den Charakter eines Warn- und Leitsignals aufweist und in der Intensität von unangenehm bis unerträglich reichen kann.

Aua.

Wikipedia suggeriert, dass Schmerz per Definition etwas mindestens unangenehmes ist. Es gibt körperliche Schmerzen, die ich als extrem unangenehm empfinde. Ohrenschmerzen zum Beispiel. Zum Glück habe ich damit sehr selten zu tun. Aber einmal, zur Jahreswende 2006/2007 hatte ich im linken Ohr eine richtig dicke Ohrenentzündung, die mit viel Antibiotika behandelt werden musste. Das tat extrem weh.

Zahnschmerzen sind ebenso unerträglich. Und vermutlich eine ganze andere Reihe von Schmerzen, die ich bislang nicht kennengelernt habe.

Das Schmerzen aber immer unangenehm sind finde ich Quatsch. Muskelkater zum Beispiel mag ich irgendwie. Er gibt mir das Gefühl etwas geleistet zu haben und mich über die natürliche Bequemheitsgrenze des Körpers hinaus bewegt zu haben. Habe ich jedes Mal nach meinem Spring- und Hüpfkurs „Body Attack“. Janina, die Trainerin lässt sich jedes Mal etwas neues einfallen, um uns mit Schmerzen an Stellen zu versorgen, wo wir noch nicht einmal wussten, dass wir da überhaupt Stellen haben.

Ich gehe wirklich gerne zu diesem Kurs, er hat mich letztes Jahr fit durch den Winter gebracht und fast jedes Mal wenn ich nach einer Stunde Hüpfen und springen nach Hause komme habe ich das Gefühl ein besserer Mensch zu werden. Und alles tut weh.

Letztes Dienstag wollte ich mit dem Rad zum Hüpfen und Springen fahren. Es war bereits dunkel. es nieselte, überall lag Laub auf dem Radweg. Jedes Jahr im Herbst und Winter lege ich mich mit dem Rad ein- bis zweimal hin. Meistens bin ich irgendwie selber Schuld. Kennt noch jemand die französische Zeichentrickserie: “ Die Shadocks„? Die hatten erkannt, dass jedes Jahr eine bestimmte Anzahl von Passagierflugzeugen abstürzt. Also veranstalteten sie zu Beginn des Jahres eine große Flugshow, bei der sie genau diese Anzahl von Flugzeugen abstürzen ließen und fühlten sich so für den Rest des Jahres sicher. Genauso würde ich das auch gerne handhaben, am besten als Vereinstätigkeit: Man trifft sich, fliegt gemeinsam auf die Fresse, ein großes Ah und Aua und dann geht man einen trinken.

Es kam wie es kommen musste. Ich fuhr über das nasse Laub, sehr schnell, denn ich war zu spät und sah nicht den Absatz zwischen Rad- und Fußweg. Als ich den Absatz zu steil anfuhr kam das Vorderrad nicht hoch, glitt an der Absatzseite lang und ich fiel auf die rechte Seite und schliderte über das Laub noch ein paar Meter nach vorne.

Das tat weh, vor allem am rechten Oberschenkel, auf den ich gefallen war. Der erste Reflex bei mir ist in solchen Fällen immer der der Ignoranz: Wenn ich jetzt einfach aufstehe und weiterfahre, dann kann ich so tun, als wenn gar nichts passiert wäre und alles wird gut. Das Rad sah auch ganz OK aus, bis auf eine Narbe am Lenkerband.

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Nach dem Aufstehen tat es weh, aber ich hatte nicht als wenn ich nicht ein wenig Hüpfen und Springen probieren könnte. Und so kam ich zu spät. In der Umkleidekabine fiel mir auf, dass mein rechts Knie blutete. Das Blut war vom Knie am Schienbein runtergelaufen und bereits eingetrocknet. Weh tat es nicht, es sah aber in der Kombination mit kurzer, schwarzer Hose und orangen Socken sehr sehr männlich und cool aus. Leider war Silvia nicht da und konnte mir das bestätigen.

Oben im Kursraum wurde bereits kräftig gehüpft. Ich fühlte mich wie Bruce Willis,  der auf dem Weg zu seinem Aerobic Kurs von fiesen Terroristen angeschossen wurde, mit nackten Füssen durch Scherben laufen musste und dann in abgerissenener Kleidung, Blut überall, Schweiß auch, sich in die letzte Reihe stellt und verzweifelt versucht den Takt zu halten. Ist man erst einmal im „Flow“ (das ist neudeutsch für „Trance„) ist quasi aller Schmerz vergessen.

In den nächsten Tagen quälte ich mich durch das norddeutsche Wetter.

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Heute war es schön sonnig. Mein Sohn hatte in der Nach vorher eine Party in unserem Haus gefeiert und die Wohnung sagte mir : „Hau ab. Und wenn du wieder kommst, dann ist alles aufgeräumt. Vielleicht.“

Am Abend vorher hatte ich mein Basso Fior di Loto umgebaut. Es war vorher nicht fahrbar. jedenfalls nicht mit Spaß: Der Cinelli Vorbau klemmte den Nitto Mod. 55 Lenker nicht gut und so bestand immer die Gefahr, dass sich der Lenker im Vorbau drehte. Und die Mavic Reifen sind alles andere als pannensicher. Ach ja, und auch die Campagnolo Record Carbon Sattelstütze wirkt nicht sehr vertrauenswürdig in einem Stahlrahmen. Also Nitto Stütze eingebaut, Nitto Vorbau eingebaut und dann einmal zum Spaß die Campagnolo Proton Laufräder montiert die bereits ein paar Jahre bei mir rumliegen.

Dann raus in Richtung Süden. Ich bin echt lahm. Auf dem Deich treffe ich einen anderen Radfahrer auf einem roten Cinelli Supercorsa; zunächst fahre ich hinterher. Thomas, Philipp und noch ein paar andere kommen wir entgegen. Ich erkenne sie erst im letzten Moment und höre nur noch „hey mob…“.  Über Weyhe geht es in Richtung Barrien. Vor mir biegt jemand von links auf den Krusenberg ein. Der ist schnell, ich schaffe es am Berg nicht aufzuholen. Aber auf der Geraden in Richtung Golfplatz komme ich näher und schließlich fahren wir gemeinsam durch den Wald runter nach Syke, wo sich unsere Wege wieder trennen.

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Basso Loto. Trennende Wege.

Das Basso fährt gut; es ist deutlich weniger schnell und deutlich härter als das Canyon. Und das Hinterrad schwimmt. Ich nehme zunächst an, dass das an den wenigen Speichen liegt und das Laufrad nicht seitenstabil ist. Später schaue ich runter und sehr, dass es schief im Rahmen hängt. Ich hatte den hinteren Schnellspanner nicht fest genug angezogen. Als das in Ordnung gebracht war, lief das Rad astrein.

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Campa Proton Hinterrad. Brutal glitzernd große Hinterradnabe. Warum dazu nur grau eloxierte Felgen?

Über Schnepke und Gödestorf geht es weiter nach Theddinghausen und dann bei Uesen über die Weser. Ich habe Angst, dass mir das Licht ausgeht und fahre die schnellste und langweiligste Strecke von Achim über Mahndorf zurück nach Bremen.

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Kein Sturz, keine Schmerzen. Keep fingers crossed. Shoe velcro crossed as well.

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