Vorgestern teilte mir mein Bloganbieter, WordPress mit, dass nun seit dem Beginn 2011 mehr als 500.000 Views auf dem cyclyng Blog erfolgt sind. Das ist ganz schön viel.
Auch wenn das nicht 500.000 Menschen sind, und ein gehöriger Anteil der Views vermutlich von mir und meinen diversen Endgeräten ist: 500.000 ist eine Zahl die im Leben nicht oft fällt. Wir stehen im Leben deutlich weniger als 500.000 Mal auf oder legen uns schlafen. Unsere Rennräder schaffen keine 500.000 km bevor wir sie leid sind und sie verkaufen, und die meisten von uns haben keine 500.000 Euro auf dem Konto (500.00 Yen sind allerdings deutlich einfacher). Wir lesen keine Bücher mit 500.000 Seiten oder haben 500.000 Freunde. 500.000 ist selten.
Ich hatte Ende 2011 angefangen cyclyng als Blog zu starten, nachdem ich bereits 2007 in Japan das Positivo Espresso Blog und den Club dazu mitgegründet hatte. Das war lange vor facebook und whatsapp und das Blog hatte die wichtige Funktion gemeinsame Ausfahrten zu organisieren, darüber zu schreiben, Vereinstrikot zu organisieren und über die Tour du Japon, die JCRC Rennserie an der wir an teilnehmen zu berichten. Ich wurde dort 2008 Meister in der D Klasse und Ludwig ein Jahr später ebenfalls.
Als ich 2010 nach Bremen kam habe ich zunächst noch über ein Jahr über Bremen auf Englisch auf Positivo Espresso geschrieben, aber langsam lösten sich die Verbindungen auf, in Bremen kamen neue hinzu und die Prioritäten verschoben sich. Ich lernte eine Menge sehr netter Menschen in Bremen kennen und fuhr meine erste RTF (den Rad Marathon von RSC Rot Gold). Ich begann mich für alte Räder zu interessieren und überhaupt für die Technik von Räder – in Japan hatte ich mein Rad immer zu Nagai-San in seinen Positivo Radladen gebracht und gut war’s. Nagai-San war einige Jahre Team Mechaniker beim Profiteam von Fassa Bortolo und er war gut.
Heute ist das cyclyng Blog ein bunte Strauß verschiedenster Blumen. Ich wünschte mir, dass noch mehr Menschen darauf aufmerksam würden als die 200 bis 300 die hier jeden Tag reinschauen. Eine Zeit lang wuchs der Verkehr hier recht rasant, aber seit diesem Jahr sind die Besuche etwa 20% weniger geworden und haben sich eingepegelt. Die Zielgruppe ist halt doch sehr klein, denn wer interessiert sich schon für alte Räder und Radgeschichten aus Bremen? Ich kann das gut nachvollziehen, denn viele Blogs die heute noch existieren und die ich vor Jahren sehr interessant und lustig fand, wie z.B. Bike Snob NYC oder Fat Cyclist habe ich zwar noch auf feedly abonniert, lese sie aber sehr selten. Viele andere sehr gute Blogs wie Cozy Beehive oder the secret diary of an apprentice cycle racer zum Beispiel sind nicht mehr aktiv.
Ich mache weiter vielleicht bis zur ersten Million und möchte dabei einigen Grundsätzen treu bleiben. Man möge ich daran erinnern wenn ich sie verletzten sollte:
- Diese Site wird nicht kommerzialisiert. Keine Reklame.
- Auf dieser Site wird niemand runtergemacht. OK, ab und an poste ich mal Fotos von Kinderwagenschiebenden Jedermannrennradfahrer und mache mich darüber lustig. Das könnte und mache ich auf diesem Niveau aber auch über mich selber.
- Diese Site wird keine „das geht ja gar nicht“ Motz- und „früher war alles besser“ Beklagwebsite.
- Die Motivation für mich zu schreiben ist nicht bewundert und geachtet zu werden. OK, das ist nett und ich freue mich wenn positives Feedback kommt. Das soll aber nicht dazu führen die risikofreie Meinungsmittelmässigkeit des Internets hier wiederzugeben auf der Suche nach mehr „likes“. Und dem versuch jeglicher Kritik zu entkommen.
Letzteres ist übrigens ein sehr interessantes Phänomen. Als ich 2011 anfing auf dem Rennrad News Forum zu schreiben musste ich mir als neues Mitglied mit wenigen Beiträgen ganz schön viel Kritik anhören. Die Räder, die ich dort vorstellte wurden in der Luft zerrissen:
„Ja, ganz nett als erster Versuch, aber…. (es folgte eine Liste von 25 Todsünden).“
Auf die Frage, ob man einen teuren, neuen, angeschnittenen Continental Reifen noch reparieren kann bekam ich als Antwort:
„2 Fragen:
1: Was kostet ein neuer reifen?
Ein reifen, den man auch mal auf 11 bar aufpumpt, der Kanaldeckel und Absätze u.ä. abbekommt…
Na?
25 euro, rchtig!
2: was kostet ein neues GESICHT???????????????????
Was machste, wennde bei 80 mit nem Platzer abgehst, und dann 10 meter mit dem Gesicht bremst?
Den Ärzten später das hier erzählen?????
Das Foto zeigen, wenn die die nächste OP mit Dir besprechen???
Ich hätte da noch folgende Buchtipps:
„Wie ernähre ich mich ohne Unterkiefer“,
„Beißen Sie sich durch! Von A wie Asphalt bis Z wie Zaunpfahl“ und
„Trinkflasche zu Schnabeltasse auf nur 20 Metern“
Sehr interessante Lektüre und viel günstiger als ein neuer Reifen!“
Das war übrigens sehr hilfreich, denn 12 Jahre Japan, wo Menschen höflich und respektvoll miteinander umgehen (was nicht unbedingt gut sein muss) hatten mich geprägt und so einen Tonfall war ich einfach nicht gewöhnt. Aber dank des Forums konnte ich wieder schnell in die deutsche Gesellschaft integriert werden und lernte mit Kritik umzugehen.
Dafür bin ich heute dankbar. heute, fünf Jahre aktiv und irgendwie mit einem Namen mob oder mob.tokyo schweigen die meisten Menschen und es kommt fast nur noch Lob. Was nett ist, aber so grundlose, fiese Kritik hatte eben auch etwas.
In diesem Sinne auf die nächsten 500.000 views.
hab gerade verzweifelt in mir gewühlt, ob mir nicht spontan eine grundlose, fiese kritik einfällt – vergeblich. selbst zu bremen nicht. also mach weiter so.
🙂
Na, dann, herzlichen Glückwunsch! Das muss man erstmal schaffen. Weiß nicht, ob ich das je schaffen werde, stehe mit meinem Radtour-Blog noch ganz am Anfang.
Aber 5.000 Kilometer habe ich schon in der Tasche. 🙂
Hallo Bikesnob,
gratuliere, wie 500’000 im Lotto!?
Milano fixed und dein Blog reichen um zu überwintern und auch die Sozialstunde ist bei dir mit abgehakt.
Die Mischung aus Niederrheiner/Ingenieur/Radfetischist und Asiate(halb) macht’s.
Trifft bei mir in dieser Reihenfolge genau so zu.
Ausserdem gefällt mir die klare Ansage und der gesunde Menschenverstand wenn du Standpunkte vertrittst.
Und am allerwichtigsten: Humor dabei und sich selbst auf die Schüppe nehmen zu können.
Nach soviel Lobhudelei gibt’s auch Megger. Dein outfit und der Stil
-mancher- aufgebauten Räder unter aller Bahnschranke,noch schlimmer als 80er Jahre. Deshalb habe ich bisher keinen Kommentar abgegeben,wusste nicht wie ich Lob und Kritik (Geschmack) vereinen sollte.Aber heute gibt’s ja einen Anlass.
Ansonsten weitermachen so, schön lebendig.
Wie du siehst,habe ich mir aus freien Stücken sehr viel Mühe gegeben .
Schönes Wochenende,
Horst
Prima. Danke dafür. Unter einer Bahnschranke ist ja nicht wahnsinnig viel Platz, aber man passt runter wenn der Zug angerauscht kommt.
Horst Baumann, den könntest Du auch erfunden haben. Der klingt so.
Und Facebook gab es 2007 schon längst.
Aber mir gefallen deine selbst aufgebauten Räder!!