Tagesarchiv: 9. Dezember 2014

Contra Vento

Ganz ganz aufmerksamen Lesern hier ist vielleicht in Erinnerung geblieben, dass wir unseren „Club“ in Tokyo mal genauso nennen wollten: „Contra Vento“; dass ist germanisiertes italienisch für „Gegen den Wind“. Die Idee kam von einem Schweizer Transalpfreund von Juliane, der bei „Con Vento“ (mit dem Wind vor), aber nicht lange genug im Windschatten von ihr bleiben konnte. Daraufhin entschieden wir uns, aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen „Positivo Espresso“ zu nennen – der Rest ist Geschichte; allerdings solche die nicht gelesen wird.

Heute Sturm auf Mallorca. Gemeinerweise tarnt sich der mit Sonnenschein und relativ blauem Himmel.  Ich hätte mich vermutlich nicht auf das Rad gesetzt, wenn ich in den letzten sechs Tagen nicht eine Routine entwickelt hätte: „Aufstehen- waschen- anziehen – frühstücken – losfahren.“ Ganz simpel und so konnte ich auch heute nicht anderes als der Routine zu folgen.

Ich wollte nicht zu viel und nicht zu lange fahren und vor allem nicht zu weit weg für den Fall, dass es anfängt zu regnen. Trotzdem war es keine gute Idee von Alcudia aus am Meer entlang nach Port de Pollenca zu fahren. Volle Kanne in die Eisen treten, Puls auf 160 bringen und dann mit 15 km/h gegen den Wind -super Leistung! Also so lange der Wind von vorne kam. Kam der von der Seite bließ er mich von rechts nach links auf der Strasse und von weitem sah es sicher so aus, als wenn ich zu viel getrunken hätte.

Eine noch schlechtere Idee war es dann von Port de Pollenca den ersten Pass Richtung Formentor zu fahren. Dass ich nicht schnell fahren würde war klar, aber je weiter ich hochfuhr, umso windiger wurde es und umso schwieriger das Rad auf Kurs zu halten. Dann kam eine enge Kurve mit einer kräftigen Steigung und ich ging aus dem Sattel, um die zu treten. Und als ich fast um die Kurve war kam mir der Wind mit solch einer Wucht entgegen, als wenn ich gegen eine Wand fahren würde. Ich blieb einfach stehen und klickte aus. Dann drehte ich mich rechtwinklig zur Strasse um Halt zu finden und mit vergrößerter Angriffsfläche warf mich der Wind einfach um. Bumm. Zum Glück nicht in den Schnee -der war wohl über Nacht gefallen. Im Gegensatz zu mir, gerade eben.

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Mit schieben und gelegentlichem fahren ging es dann hoch und weiter bis zum Aussichtspunkt. Von dort wollte ich weiter fahren nach Formentor, aber bereits nach ein paar Metern die Straße runter stellte ich fest, dass das heute einfach nicht drin ist. Keine Chance mit dem Rad geradeaus zu fahren, voller Wind von der Seite.

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Sieht aus wie immer, war aber wie anders.

 

Also zurück und dann ab ins Landesinnere, wo der Wind dann auch ein bißchen weniger stark war. Insgesamt 67 km, nicht gerade viel aber für den Wind hier OK. Strava Track.

Zuhause angekommen stellte ich dann fest, dass das Apartmenthaus meines Studio eigentlich einen ganz sympathischen Schriftzug trägt.

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Apart Carlos everyone has slept here.

Und dann stellte ich fest, dass das Image von Amerika und Russland, von Spanien aus gesehen, gar nicht so verschieden ist:

IMGP0735Oliven hätte ich jetzt nicht unbedingt mit Russland in Verbindung gebracht, Erbsen Möhren aber definitv. Was bei den Amis im Salat ist weiß man nicht, wie immer lassen die sich nicht in die Karten schauen. egal was man wählt, man bekommt dasselbe, nur die Beilagen sind anders. Eine schöne Analogie auf die Weltherrschaft.

Mal sehen, was morgen noch geht.

 

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Puig Major Immaculado.

Letztens hatte ich einen interessanten Dialog mit meiner Frau: Ich erzählte ihr, dass ich beim Arzt zum Check-up war und dass mit Herz und Kreislauf alles bestens ist. „Tja“, meinte sie, „da wirst du wohl am Gehirn sterben.“

Ich tu‘ ja alles mögliche, um auch anderen Todesursachen eine Chance zu geben, unter anderem in dem ich ab und an rauche, unglaubliche Mengen Kaffee trinke, dem Süßen nicht abgeneigt bin und wie ein bescheuerter Serpentinen mit dem Rennrad runterfahre. So auch heute.

Nachdem es gestern wegen dem Wetter nicht geklappt hatte, machte ich mich heute auf den weg nach Caimari um die Königsetappe dieses Urlaubs zu fahren: Hoch nach Lluc, weiter und höher zum Puig Major und dann von Soller hoch auf den Col de Soller, runter nach Bunyola und gleich weiter nach Orient. Ich hatte ganz schönes Muffensaussen; dazu wurde im Radio berichtet, dass der erste Schnee des Jahres auf dem Puig Major gefallen war und daher hatte ich schon die dickste Kleidung an, die ich mitgenommen hatte. Mir wäre es an dem Morgen auch nicht unrecht gewesen mir ein Bein zu brechen, oder mit dem Auto den Abhang runterzufahren – egal was, Hauptsache es verhindert, dass ich diese blöde Idee einer Etappe in die  Tat umsetze.

Und natürlich kommt es ganz anders. In Caimari angekommen stellte ich fest, dass der Himmel tiefblau war, die Sonne schien und die Temperaturen 18 Grad erreichten. Und das heute da ja spanischer, ungefleckter Feiertag war und somit eine Menge Autos und Radler unterwegs.

Ich ging es, angesichts des Tagesprogramms etwas langsamer an und es lief auch nicht schlecht – aber ich war für die Temperaturen hier unten viel zu warm angezogen und fühlte mich wie ein Eskimo in Algerien. Trotzdem lief es gut und ich fuhr gleich an der Tankstelle bei Sa Batalla vorbei und weiter Richtung Puig Major. Hier oben war es nicht so voll, wie ich gedacht hatte und wenn überhaupt waren nur ein paar Touren- und MTB Fahrer unterwegs. An der Kreuzung nach Sa Calobra kam mir kurz der Gedanke, die Abfahrt und den anschließenden Anstieg mitzunehmen, also so ganz andere Gefühle als heute morgen beim losfahren. Aber am Ende siegt die Vernunft und ich schraubte mich weiter nach oben. Relativ schnell kommt dann der erste See und etwas weiter dann der zweite.

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Danach zog sich das Wetter über den Bergen auch langsam zu. Für morgen ist Sturmwarnung ausgegeben, könnte gut sein, dass das die letzte längere Fahrt auf der Insel war.

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Ich hatte gedacht, dass ich auf übe 1.000 Meter steigen würde, aber der Pass, genauer gesagt, der Tunnel au dem Pass ist so etwa bei 850 Meter. Hier war es jetzt richtig kalt und die Abfahrt nach Soller was dann etwas unangenehm – aber auch Eis- und Schneefrei. Ich war jetzt in einer Forrest Gump ähnlichen Stimmung, also warum nicht noch ein wenig weiterfahren? Soller hat zwar so einen leichten Jugendstil Charme, aber auch eine Menge hässlicher, voller Straßen, also besser schnell durch und dann hoch auf den Col de Soller. Wenn man est einmal die Hauptstrasse zum Tunnel nach Palma verlassen hat und die alte Strasse den Col hochfährt, ist das eine phantastische Strecke. Die Serpentinen schrauben sich endlos lang den Berghang hoch und es erinnert ein weinig an den Stelvio, aber ohne den Ausblick. Ich hatte ganz vergessen, wie toll dieser Pass ist. Als ich endlich oben war, hatte ich an einem Stück 50 km und über 1.500 Höhenmeter zurückgelegt. OK, jetzt können die Dolomiten nächstes Jahr kommen, dachte ich mir.

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Raus aus den Bergen war das Wetter wieder OK,

 

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Serpentinen ohne Ende

 

Das hatte ja jetzt einmal ein eigenes Segment auf Strava verdient und zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass diese Idee noch keiner vor mir hatte.  Obwohl, das Segment von Caimari nach Soller ist schon recht populär da kann man sich dann mit Marco Pinotti und Ben King messen.

Nachdem nun das härteste geschafft war, war der Rest eher antiklimatisch. Der Anstieg von Bunyola nach Orient ist zwar schön, aber gibt nicht mehr den letzten Kick.

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Regenbogen in der Ebene der grünen Insel.

Vor und in Orient standen jede Menge Autos rum. Ich dachte, es gäbe vielleicht ein Volksfest, oder eine Prozession bei der die Devotionalien durch den Ort getragen werden – aber nichts. Jede Menge Menschen auf dem Weg nach Orient, aber im Ort selber – Leere. Nur ein paar alte Männer vor einer Bar.

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Flotte, weiße Autos aus dem Orient.

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Hinter Orient. Das schlechte Wetter auch hinter mir gelassen.

Zurück nach Caimari dann über Alaro, Lloseta, Biniamar und Mancor de la Vall.

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Fertig. Hier der Strava Track. Das war bisher der anstrengenste Tag, danach war nicht mehr viel übrig von mir.

Mal sehen, was morgen dann noch so geht.

 

 

 

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