OBKM ist die Abkürzung für „Offene Bremer Kriterium Meisterschaften“. Alle vier Buchstaben sind ebenfalls die Initialien meiner Vornamen und meines Nachnamens. Das nur so. Wichtiger: Heute fand der vierte Lauf in Heilshorn am Sachsenring statt.
Den ersten Lauf hatte ich nicht mitbekommen, den zweiten vor einiger Zeit verpasst, weil ich bei der Arbeit sehr busy war. Den dritten Lauf vor zwei Wochen habe ich willentlich verpasst, denn das Wetter war echt mies. Aber heute war das Wetter großartig und im Büro war es extremst langweilig – es gab also leider keine Ausrede mehr nicht zum Rennen zu fahren.
Wie läuft so ein Kriterium- bzw. Punkterennen ab? Nun, zunächst es gibt einen technisch anspruchsvollen Rundkurs der in unserem Fall ein Viereck mit einem Umfang von 1,1 km war. Total flach, kaum Wind und die Kurven konnte man alle auch noch mit 40 Sachen durchtreten. Ein Kurs wie geschaffen für meine technischen Fähigkeiten. Der einzige Kurs auf der Welt der noch einfacher zu fahren ist dürfte Hitachi Naka sein; und da habe ich mal 2007 den sechsten Platz gemacht und bekam von einem japanischen Busenwunder tolle Urkunden überreicht.

Japanisches Busenwunder links, keine japanischen Busenwunder rechts davon.

2007 in Japan kurz vor der Wiedervereinigung
Man fährt denSachsenringkurs in unserem Fall 25 Mal. Alle fünf Runden gibt es eine Punktewertung. Der erste Fahrer bekommt dann 5 Punkte, der zweite 3, der dritte 2 und der vierte einen Punkt; bei 25 Runden passiert das genau vier Mal. In der letzten Runde werden ebenfalls die besten vier Fahrer gewertet, allerdings gibt es dann die jeweils doppelte Punktzahl.
Meine bisherigen Erfolge in Punkterennen sind sehr, sehr bescheiden. 2008 war das erste Rennen der Saison in der JCRC Serie (Japanese Cycle Racing Clubs Association) ein Punkterennen in Kawagoe und da machte ich den 30. Platz von 38 Fahrern. Und das letzte Rennen der Saison, NATS, war ebenfalls ein Punkterennen. An das Ergebnis kann ich mich nicht erinnern, es wird ähnlich gewesen sein. Ich bin zu schwer, um schnell zu beschleunigen und erreiche auch keine hohe Endgeschwindigkeit. Und meine Fahrtechnik ist auch nicht großartig, so dass ich nach Kurven oft Lücken zufahren muss, was wiederum Kraft kostet. Aber ich habe Ausdauer, bin zäh und ehrgeizig. Hoch motiviert und leistungsschwach fasst es zusammen.
Ich weiß nicht, warum diese Veranstaltung „Offene Bremer…“ heißt, denn Heilshorn liegt gefühlt in Norwegen. Ich musste erst mal 25 km mit dem Rad raus fahren. Als ich ankam, waren bereits 3/4 der Rennhasen vor Ort: Silke und Caro hatten sich als Streckenposten verdingt und Linda fuhr das Rennen mit. Organisiert wurde das ganze vom RSC Vegesack, der vor Ort mit professioneller Ausrüstung und Gerät vorgefahren kam.

Voiture d’equipe
Kritisch muss ich hier allerdings anmerken, dass bereits zum Zeitpunkt des Startes die Lakritzdose verdammt leer war.
Ich fuhr noch ein paar Mal den Kurs ab. Von der letzten Kurve bis zum Ziel waren es etwa 180 Meter – zu kurz um den Sprint nach der Kurve anzuziehen für mich. Ich musste also auf der Geraden zuvor schauen, dass ich aktiv werde.
Das erste Rennen war dem jüngeren Nachwuchs vorbehalten: 15 Runden: ein Junge gegen ein Mädchen. Das Mädchen gewann die Frauenwertung, der Junge die der Männer, wenn ich das richtig behalten habe.
Ich quatschte gerade mit Linda über einkaufen in China und Mama-chari Grand Prix Rennen in Japan als wir auch schon an den Start mussten. Insgesamt waren wir acht Fahrer. Und ich wollte gerade den Faden der Unterhaltung mit Linda wieder aufgreifen, als der Rennleiter so beiläufig sagte: „Und los geht’s.“
Natürlich war ich kalt. Die anderen irgendwie nicht. Oder nicht so kalt wie ich. Jedenfalls ging es gleich ordentlich schnell los und ich dachte nur, hm, das wird gar nicht lustig heute. Ich hatte doch ziemlich Mühe dran zu bleiben und wurde nach hinten durchgereicht. Aber irgendwie ging es dann doch. Als die Glocke die 5. Runde einbimmelte wurde das Feld auf der Gegengerade langsamer. Ich hing so etwa in 4. Position und wartete darauf, dass jemand den Sprint anzieht hinter den ich mich klemmen konnte. Das passierte dann auch, aber es war keine gute Idee, denn da riss gleich eine riesige Lücke auf und ich kam erst als 5.und somit ohne Punkte ins Ziel.
Dann machte Frank Stephan (Name geändert), mit dem ich zwei Mal zusammen den Giro Dolomiti gefahren bin und mit dessen Familie ich in Eppan Abendessen war und der mich trotzdem nie grüßt, geschweige denn erkennt (das musste jetzt doch noch einmal gesagt werden) einen Ausreissversuch, als wir anderen gerade müde vom Sprinten waren. Eine clevere Idee, denn keiner von uns hatte Lust vorne Führungsarbeit zu machen und ihn einzuholen. Nach drei Runden fuhr ich dann die Lücke zu ihm zu. In der letzten Runde wurde es wieder deutlich langsamer und als wir durch die vorletzte Kurve gefahren waren und so ca. 250 Meter vor dem Ziel zog ich kräftig an und links am Feld vorbei. Ich kam als erster aus der Kurve, sah aber auch die Schatten der anderen hinter mir. Dann flutschte mir der Gang raus, aber immerhin schaffte ich meinen ersten Punkt jemals auf dem vierten Platz. Es ging also doch.
In Runde 10 vor Schluss machte ich es ganz genau so noch einmal, zog aber den Sprint noch einmal 30 Meter früher an. Wieder kam ich als erster aus der Kurve und spurtete auf die Ziellinie zu und dieses Mal wurde ich nur noch von einem Fahrer überholt. Dabei hatte ich auch alles gegeben und als der nächste Ausreissversuch kam konnte ich nicht mehr parieren.
Runde 5 vor Schluss fuhr ich einen lustlosen Sprint. Am Ende versuchte ich es noch einmal halbherzig, aber da zwei Fahrer ohnehin bereits vorne weg waren machte das auch nur wenig Sinn. Aber immerhin, gesamt 4 Punkte. damit hätte ich nicht gerechnet.
Was habe ich daraus gelernt?
Nun in dieser Konstellation sind Kriteriumsrennen gut fahrbar. Die Teilnehmer waren alle technisch sicher und fuhren wenig aggressiv, ich hatte keine Angst da auf die Fresse fallen zu müssen. Je länger das Rennen dauerte umso mehr Kurven wurden auch bei höheren Geschwindigkeiten komplett durchgetreten. Oder anders ausgedrückt: das Rennen hätte ich auch auf einem Fixie ohne Bremsen fahren können.
Dadurch, dass das Feld auch wieder langsamer wird, kann wieder Anschluss gefunden werden, wenn man vorher rausgefallen war. Und hat somit immer wieder eine Chance am Sprinten teilzunehmen, was sehr motivierend ist. Ist eigentlich ein wenig ähnlich wie Intervalltraining und gut für die Tempohärte.
Übrigens, kurz nach dem Rennen konnte ich eine interessante Beobachtung bei den Teilnehmern machen: Je jünger der Fahrer, desto roter die Birne. Wolfgang „Tiger“ H., Baujahr 1943 war quasi kalkweiß, während Linda „Kolibri“ glühte wie fliessendes Lava.
Zuletzt und mit anderen Worten, ich hätte mal besser weniger Respekt davor gehabt. Insofern kann ich nur jedem empfehlen, der sich in etwa auf oder über meinem Niveau befindet (im Prinzip also 95% aller RCB Mitglieder, ach quatsch, der Menschheit!) da mitzufahren. im besonderen möchte ich das mal Thomas Voss ans Herz legen. Ich hätte schon viel früher damit anfangen sollen. Was Linda und ein paar andere getan hatten, denn es folgte die Siegerehrung für den Gesamtsieger der 4 Läufe. Und da fand sich Linda auf dem dritten Platz wieder.

Es gab alkoholfreies Bier und Blumen.

Gesamtsieger OBKM: Wolfgang H. (oder so), 2. Platz: Wolfgang H. (sind, glaube ich, Zwillinge.), 3. Platz: Linda Wolfgang
Ja, es hilft in Bremen ungemein, wenn man Wolfgang heißt. Übrigens genau wie mein Onkel, Wolfgang Adolf Krähe, geboren 1940. Mein Großvater erzählte ihm später, dass er seinen zweiten Vornamen von einem sehr entfernten Großonkel bekommen hat, der dann leider aber im Krieg verstarb. Im Prinzip ist das ja auch nichts anderes als der Kevin und Mandy Effekt heutiger Tage.
Danach fuhren dann die richtig guten Jungs. Und Carolin Schiff. Sie wird schon mal schnell übersehen. Das war ein sehr dichtes Feld mit ca. 30 Teilnehmern.

Die richtig schnellen Jungs. Auf dem Foto ohne Carolin Schiff.
Da gab es dann eine Dreiergruppe, die sich zunächst absetzte und dann das Feld überrundete. Sehr cool. Aber die Lakritzdose war leer, ich hatte Hunger, ich musste nach Hause. Bis zum nächsten Mal bzw. Jahr. I ‚ll be back.
Ach so ja: Ich bin übrigens letzter geworden im 4. Lauf. Egal, ich war trotzdem zufrieden. Da nächste Mal versuche ich es mit dem Moulton TSR zu fahren, da könnte ich in Kurve und Beschleunigung einige Vorteile haben.
Ich hätte noch den Wunsch an die Organisatoren mich in der Gesamtwertung zu platzieren, damit meine drei Punkte aktenkundig werden.
Danke an die Organisatoren. Wir hätten nicht so viel Spaß im Leben, wenn es nicht Menschen gäbe, die uns das auf Kosten ihres eigenen Spaßes ermöglichen würden.
gut geschildert – hat Spaß gemacht zu lesen 🙂 danke!
Ja kann man so sagen. Liest sich auch gut und vor allem, es scheinen nicht alle so ehrgeizig gewesen zu sein. Soll heißen, Spaß stand dann auch mit im Vordergund.
Das täuscht, wir waren alle extrem ehrgeizig dabei und haben uns richtig, richtig angestrengt. Aber eben nicht auf Kosten der anderer. Wenn das Wort nicht so altmodisch und verbraucht wäre, würde ich sagen, das war sehr kameradschaftlich. Und deswegen hat es auch Spaß gemacht.
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