Die Kona Ironman World Championship ist das Triathlonereignis überhaupt, vergleichbar mit der Tour de France für den internationalen Rennsport oder der Offenen Bremer Kriteriummeisterschaft für uns Halbnordlichter hier. Nicht das mich Triathlon irgendwie interessieren würde, aber da Bernd Rennies dieses Jahr mitschwamm, mitraddelte und mitlief einen zweiten Blick wert.
Allerdings will ich keinen zweiten Blick auf das sportliche, sondern auf das Radwirtschaftliche werfen. Lava Magazine, sozusagen die Frankfurter Allgemeine Zeitung des Triathlons, veröffentlicht Jahr für Jahr die Zahlen welche Räder, Laufräder, Pedale, ja sogar Trinkflaschen die über 2.000 Athleten dort verwenden. Studentische Hilfskräfte oder ähnliches gehen durch die Radzonen und zählen alles penibel ab. Diese Daten geben einen guten Überblick darüber, welche Unternehmen wie viel Marktanteil haben und wie sich diese in den vergangenen Jahren entwickelt haben.
Ich fände das eine sehr gute Idee, so etwas auch bei Jedermannrennen durchzuführen. Vielleicht könnte man so eine Dienstleistung sogar verkaufen. Klar ist das schwieriger, da ja dort die Räder nicht rumstehen, bis deren Fahrer vom schwimmen aus dem Meer kommen, aber unmöglich ist das auch nicht.
Unabhängig von den gezählten Komponenten zeigt sich ein mehr oder weniger deutlicher Trend: Wir glauben zwar, dass da draußen ein unglaubliches Angebot an Marken und Modellen vorhanden ist, tatsächlich kaufen die meisten von uns aber bei ganz wenigen Marken.
Bei den Radmarken ist das Bild noch relativ durchmischt.Von etwa 2,250 Rädern sind etwas mehr als die Hälfte von vier nordamerikanischen Herstellern und eine Vielzahl anderer Hersteller stellt die andere Hälfte zur Verfügung. ich weiß nicht wie viele Amis an dem Rennen teilnehmen, denke mir aber, dass dies ein wesentlicher Einfluss sein könnte.
Es ist keine Überraschung, dass Shimano bei den Gruppen führend ist, aber 84% sind schon ein Ergebnis, wie bei einer afrikanischen Diktatorenwahl. SRAM, sozusagen die amerikanische Marke, ist präsent aber mehr auch nicht. Campagnolo ist komplett weg vom Fenster und ich denke eine ähnliche Entwicklung werden wir auch im Radrennsport sehen. Mit Campa erstausgerüstete Räder zu finden wird immer schwieriger. Neue Hersteller wie FSA oder Rotor zum Beispiel werden es extrem schwierig haben in dieses Marktsegment zu kommen.
Bei den Laufrädern zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Rädern: Drei Ami Marken machen etwas mehr als die Hälfe aus.Überhaupt dominieren hier, bis auf Mavic und Shimano, amerikanische Marken. Interessant, dass es Shimano nicht schafft in diesem Segment einen Fuß auf den Boden zu kommen; was vermutlich mit deren beharrlicher Weigerung „richtige“ Carbonlaufräder herzustellen zusammenhängt.
Auch in anderen Marktsegmenten, in denen Carbon eine wichtige Rolle spielt, wie Sattelstützen, Lenker und Vorbauten ist Shimano bzw. deren Untermarken (PRO) eigentlich nicht präsent. Während Shimano sehr schnell und erfolgreich dabei war sich mit dem Thema Elektronik zu beschäftigen, steht die Karbonzeit still.
Auch bei den Pedalen gibt es keine wirklichen Überraschungen. Garmin Pedale haben sich durch die Verwendung als Powermeter in den Markt gedrückt.Klassische europäische Hersteller wie Time und Mavic sind nicht mehr präsent.
Powermeter sind ein relativ neues Marktsegment, entsprechend viele Marken und Systeme sind hier vorhanden, die Anteile sind noch nicht klar verteilt. Etwa die Hälfte aller Teilnehmer verwendet eine Leistungsmessung, Garmin hat aufgrund der Systemintegration mit Garmin Edge etc. einen guten Einstieg geschafft. Ältere Marken, wie Power Tap verlieren Anteile; SRM, Darling der Profis ist nur schwach vertreten.
Fazit: fast egal welches Segment man sich anschaut, weniger als sieben Marken beherrschen mehr als 2/3 des Marktes. Es mag eine große Auswahl geben, aber im letzten Moment kaufen wir alle, mehr oder minder, das gleiche.
Das typische Kona Tria Bike ist ein Cervelo mit Zipp Rädern und Shimano Gruppe und Pedalen, kombiniert mit einem Quarg Powermeter, ISM Ssattel und 3T Lenker. Darauf sitzt jemand mit einem RUDY Helm und einer Garmin Uhr.
So, und jetzt dasselbe mal bitte für die Velothons, Cyclassics etc. dieser Welt machen.
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