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Modernes für Klassiker heute: Felgen

Mit ganz wenigen Ausnahmen (zwei, davon eine temporär) sind an allen meinen Rädern auch selber aufgebaute Laufräder verbaut. Denn ein Laufrad ist eine Komponente am Rad, bei der sich viel individualisieren lässt und somit wird irgendein Rennrad eben noch ein Stück mehr „mein Rennrad“.

Es gibt leider auf dem Markt nur wenige Systemlaufräder die mir gefallen, die stabil und dann auch noch bezahlbar sind. Zudem habe ich auch einige schlechte Erfahrungen damit gemacht: Mein erstes Systemlaufrad, eine Cannondale/Mavic Combo ließ sich nicht wirklich zentrieren. Danach hatte ich zwei Versionen Campagnolo Zonda montiert, die sehr gut aussehen, aber wehe da reißt unterwegs mal eine Speiche. Da schleift die felge sofort an der Kettenstrebe vor lauter Ausschlag. Und später hatte ich mal etwas von DT Swiss in 24/28, aber das war nicht stabil genug für mich.

Vom Design her kommt mir so ein langweiliger Mavic Satz auf keinen Fall an das Rad, Hätte ich viel Geld und würde es hier nicht regnen, dann würde ich mir sicher etwas von HED oder ENVE kaufen, bis dahin baue ich selber.

Da ich relativ schwer bin und viel fahre, möchte ich gerne etwas stabiles und unverwüstliches fahren, aus diesem Grund baue ich gerne Laufräder mit 32 3-fach gekreuzten Speichen. Ich verbaue immer DT Swiss Revolution oder Competition Speichen, weil ich die am einfachsten bekommen kann, sonst hätte ich auch schon mal SAPIM oder Hoshi verbaut; immer Messing Nippel, immer Messing Unterlegscheiben am Nabenflansch und sehr gerne geöste Felgen.

Die Zeit der geösten Felgen ist ja vorbei. Gerd Schraner Der Laufwerkspabst) schrieb dazu bereits 1999: „Zur Frage, ob Ösen an Felgen Sinn machen ist die Fachwelt geteilter Meinung. Ösen haben die Aufgaben, die Nippellöcher an den Felgen zu verstärken. Geöste Felgen wiege in der Regel mehr als ungeöste. Auf der anderen Seite erleichtern sie das zentrieren eines Laufrades. Die Nippel (Messing oder Alu auf Stahl) lassen sich unter hoher Speichenvorspannung leichter zentrieren als bei ungeösten Felgen (Messing oder Alu auf Alu). Ungeöste Felgen sind vollwertig, sofern das Felgenunterbett – wo der Nippelkopf aufliegt – verstärkt ausgeführt ist. Die Zukunft wird der ungeösten Felge gehören.

Zur Zeit gilt mein besonderes Interesse dem Aufbau silberner Laufräder. Das hat sich einfach ergeben aus den Rahmen, die sich gerade im Keller stapeln – dazu passen silberne, niedrig bauende Laufräder meiner Meinung nach am besten. Also habe ich mich zusammen mit dem Rennrad News Forum umgesehen, was an neuen Felgen auf dem Markt verfügbar ist. Natürlich gibt es alternativ dazu auch noch eine Menge klassischer Felgen in den einschlägigen Quellen, beispielhaft sind hier Ambrosio Super Elite, FIR EL19, Mavic Module E, MA2 oder Wolber Super Champion genannt. Diese sind gebruacht auch die vermutlich günstigere Alternative. Aber was gibt es denn in blitzblank neu? Zunächst habe ich einmal willkürlich Bedingungen daran gestellt:

Bedingungen:

  • Silber, und zwar überall, nicht nur an der Bremsflanke. Silber oder Chrom, glänzend- Also auf keinen Fall grau eloxiert oder teilweise silber. Oder solche Shimano Farben
  • Niedriges Felgenprofil. Also, um einmal eine willkürliche Grenze zu ziehen, nicht höher als 25 mm. Am liebsten Kastenfelgen, aber Aerofelgen sind auch OK.
  • Nur Drahtreifenfelgen aus Aluminium. Ja, klassisch wären eher Schlauchreifenfelgen. Aber wer will so etwas ernsthaft vebauen und damit fahren?
  • Rennradfelgen, also 700c (ETRTO 622) oder von mir aus aus 28 Zoll. Und nicht breiter als eben 25 mm, also keine MTB oder Treking Felgen. Deshalb dürfen die Felgen auch nicht schwerer als sehr großzügig bemessene 600 Gramm sein.
  • Auf jeden Fall für 32 Speichen. Andere Speichenzahlen sind auch in Ordnung, aber 32 Lochfelgen sollten eine Variante sein.
  • Auf liebsten geöst. Zweifach geöst ist noch besser. Zum Thema Ösen siehe Schraner. Persönlich finde ich allerdings geöste Felgen wertiger und hübscher.

Um das klarzustellen, das ist hier keine Aufbauvorschrift vor klassischer Rennräder mit modernen Felgen. Das ist eine Aufzählung von derzeit erhältlichen Felgen, die die obigen Bedingungen erfüllen und die ich deshalb gerne an meinen Rädern verbauen würde.

 

H plus Son TB14

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Eine der schönsten Felgen, die man neu kaufen kann.

Kosten: ca €70
Gewicht: 490 Gramm
Höhe: 14 mm
Breite: 23 mm
Speichenzahl: 28, 32, 36
Zweifach geöst
Hersteller Site

Online verfügbar bei SM Parts
Importeur in Deutschland: siehe Hersteller Site

+ Qualitätsprodukt
+ Schöne, runde Querschnittsform
+ Erhältlich auch in schwarz, grau und gold eloxiert
+ Nettes Detail mit dem Gewicht am Ventilloch, ähnlich alter Ambrosio Felgen.

H plus Son Archetype

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Eine der schönsten Aerofelgen, die man neu kaufen kann.

Kosten: ca €65
Gewicht: 470 Gramm
Höhe: 25 mm
Breite: 23 mm
Speichenzahl: 20, 24, 28, 32, 36
Nicht geöst
Hersteller Site

Online verfügbar z.B. bei Goldsprint
Importeur in Deutschland: siehe Hersteller Site

+ Qualitätsprodukt
+ Sehr schönes Design mit hohem Wiedererkennungswert
+ Erhältlich auch in schwarz und grau anodisiert
– Richtig klassisch wirkt diese Felge nicht. Trotzdem.

Velo Orange PBP

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Velo Orange OEM Felge aus Taiwan

Kosten: ca. € 65
Gewicht: 450 Gramm
Höhe: 12 mm
Breite: 19 mm
Speichenzahl: 32, 36
Einfach geöst
Hersteller Site

Online verfügbar bei Velo Orange US
Importeur in Deutschland: siehe Hersteller Site

+ Rostfreie Ösen
+ Simples, klassisches Design
– Speichenspannung maximal 1150 N

Grand Bois Scarabee

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Kosten: ca. € 55
Gewicht: 530 Gramm
Höhe: 13 mm
Breite: 23 mm
Speichenzahl:  36
Auf jeden Fall geöst
Hersteller Site

Bezugquelle: Japan oder Compass Cycle US
Importeur in Deutschland: Vermutlich keiner.

+ Qualitätsprodukt, OEM Taiwan
+ Rostfreie Ösen
+ Simples, klassisches Design

Grand Bois Pappilon / Papillon Vintage

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Kosten: ca. € 66
Gewicht: 520 Gramm
Höhe: 16 mm
Breite: 23 mm
Speichenzahl:  32, 36, 40
Auf jeden Fall geöst
Hersteller Site

Bezugquelle: Japan oder Compass Cycle US
Importeur in Deutschland: Vermutlich keiner.

+ Qualitätsprodukt, OEM Taiwan
+ Rostfreie Ösen
+ Simples, klassisches Design
+ Auch für 40 Speichen (wie die Kinlin)

Grand Bois Abeille

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Die dünnste Grand Bois Felge.

Kosten: ca. € 64
Gewicht: 465 Gramm
Höhe: 18 mm
Breite: 19 mm
Speichenzahl:  32, 36
Auf jeden Fall geöst
Hersteller Site

Bezugquelle: Japan oder Compass Cycle US
Importeur in Deutschland: Vermutlich keiner.

+ Qualitätsprodukt, OEM Taiwan
+ Rostfreie Ösen
+ Simples, klassisches Design

Halo Retro

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Kosten: ca. € 50
Gewicht: 460 Gramm
Höhe: 21 mm
Breite: 20 mm
Speichenzahl: 28, 32, 36
Einfach geöst
Hersteller Site

Online verfügbar z.B. bei Bike Mailorder
Importeur in Deutschland: ISON Distribution

+ Silber und simpel. Klassisches Design
+/- gelasertes Halo Logo auf der Flanke

Halo Evaura

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Baugleich mit Kinlin XR-22T  dann deutlich billiger.

Kosten: ca. € 65
Gewicht: 445 Gramm
Höhe: 22 mm
Breite: 24 mm
Speichenzahl: 20, 24, 28, 32, 36; Silber nur in 32
Farben: Silber, schwarz, weiß
Nicht geöst
Hersteller Site

Online verfügbar z.B. bei Shop velo CH
Importeur in Deutschland: ISON Distribution

+ Qualitätsprodukt aus Taiwan
+ Mit 24 mm die breiteste Felge hier
+ Ist “ eine richtige tubeless Felge“
– eben

 

Kinlin ADHN

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Kosten: ca. € 32
Gewicht: 510 Gramm
Höhe: 18 mm
Breite: 24 mm
Speichenzahl: 32, 36, 40 (letzte bei SJS Cycle)
Farben: Silber, schwarz
Geöst
Hersteller Site

Online verfügbar z.B. bei Hubjub UK
Importeur in Deutschland: ?

+ Qualitätsprodukt aus Taiwan, liefern auch an CNC Bikes
+ Mit 24 mm die breiteste Felge hier
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Erdmann

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Kosten: € 29
Gewicht: 435 Gramm
Höhe: 15 mm
Breite: 20 mm
Speichenzahl: 32
Einfach geöst
Online verfügbar bei Erdmann

 

Erdmann ist der Laden bei dem ich IMMER kaufe, wenn es um irgendwelche Fahradteile in irgendwelchen Eloxalfarben geht. Großartiger Laden, leider völlig immun gegen jegliche Verbesserungsvorschläge.  Ach so ja: Und ich will auch keinen Lolli mit der Lieferung geschenkt bekommen. Aber sonst: da kaufe ich am liebsten. Ehrlich.

Araya Gold NJS / 16B Gold

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Das ist eine Schlauchreifenfelge und hat hier per Definition nichts zu suchen. Da ich aber ein großer Fan kleinerer japanischer Hersteller mit glorreicher Vergangenheit und fast ohne Zukunft wie Nitto, MKS, Kashimax, Hoshi, Ukai oder auch Araya bin, darf die hier rein. Von Araya fahre ich die SA-730, eine sehr schöne silbere 30 mm hohe Aerofelge.

Kosten: ca. € 72

Gewicht: 310 Gramm
Höhe: 12 mm
Breite: 21 mm
Speichenzahl: (28, 32) 36
Doppelt geöst
Hersteller Site (japanisch)

Online verfügbar z.B. bei Track Supermarket Japan
Importeur in Deutschland: Keiner?

+ Silber und simpel. Klassisches Design
+ Sehr schwer zu bekommen
– Bahnradfelge, fraglich wie lange die Felgenbremsen mitmacht
– Und das ist eine Schlauchreifenfelge.

Velocity A23 / A23 OC

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Velocity A23 sind recht beliebte Felgen die relativ oft verbaut werden. David von Positivo Espresso schwört auf die. Die A23 (steht für 23 mm Breite) gibt es auch als OC Version, wobei  das OC für „off Center“ steht. Das macht Sinn, um die Speichenspanung auf der Antriebsseite des Hinterrades zu reduzieren (etwa gleich bei der Ryde Pulse)

Kosten: ca. € 68
Gewicht: 450 Gramm
Höhe: 20 mm
Breite: 23 mm
Speichenzahl: 18 (nur schwarz), 20, 34, 28, 32, 36
Farben: Silber, schwarz, weiß, rot, blau
Nicht geöst
Hersteller Site

Online verfügbar z.B. bei Wiggle
Vertrieb in Deutschland: Laut Velocity Website: Keiner. Dafür sind die hier aber gut vertreten.

+ Qualitätsprodukt
– Aeroprofil (halb)

Velocity Aero

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Kosten: ca. € 50
Gewicht: 560 Gramm
Höhe: 21 mm
Breite: 20 mm
Speichenzahl:  32, 36
Farben: Silber, schwarz
Nicht geöst
Hersteller Site

Online verfügbar z.B. bei Goldsprint
Vertrieb in Deutschland: Laut Velocity Website: Keiner. Dafür sind die hier aber gut vertreten.

+ Qualitätsprodukt
– Aeroprofil
– Keine abgedrehte Bremsflanke

Alex Rims G6000

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Kosten: ca. € 22
Gewicht: 590 Gramm
Höhe: 23 mm
Breite: 20 mm
Speichenzahl:  32
Farben: Silber, schwarz, weiß
Einfach geöst
Hersteller Site

Online verfügbar bei Studio BrisantStudio Brisant
Vertrieb in Deutschland: Hartje

+ Hergestellt in Taiwan
– Aeroprofil
– Auslaufmodell? Auf der Hersteller Site nicht mehr gelistet

Ryde DP18

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Was vorher mal die Rigida DP18 war und nun von Ryde gekauft wurde. Das ist natürlich eine Aerofelge, aber da es diese bereits seit den Achtzigern gibt und oft verbaut wird, darf die hier dazu.

Kosten: ca. € 29
Gewicht: 590 Gramm
Höhe: 30 mm (OK, ich weiß: Ausnahme)
Breite: 19 mm
Speichenzahl: 32, 36
Nicht geöst
Hersteller Site

Online verfügbar bei CNC Bikes
Importeur nach Deutschland: SES Sandmann

+ Silber poliert und silber matt erhältlich
– Schon sehr hochprofilig – Aerofelge halt

Ryde Snyper

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Kosten: ca. € 28
Gewicht: 560 Gramm
Höhe: 21 mm
Breite: 23 mm
Speichenzahl: 32, 36
Einfach geöst, alternativ auch nicht geöst
Hersteller Site
Online verfügbar bei: Hm, scheinbar gar nicht.
Importeur nach Deutschland: SES Sandmann
– Schon eher eine Treking Felge.

Ryde Chrina

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Kosten: ca. € 22
Gewicht: 590 Gramm
Höhe: 20 mm
Breite: 25 mm
Speichenzahl: 32, 36
Doppelt geöst.
Hersteller Site
Online verfügbar bei CNC Bikes
Importeur nach Deutschland: SES Sandmann

Die Ryde Chrina hatte ich an meinem Panasonic FRC37 Winterrad verbaut. Richtig gut sieht die meiner Ansicht nach nicht aus. Und vor allem ist sie recht schwer und das machte sich doch erheblich bei der fehlenden Agilität des Rades bemerkbar.

Ryde Racer

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Kosten: ca. € 24
Gewicht: 480 Gramm
Höhe: 20 mm
Breite: 25 mm
Speichenzahl: 32, 36
Nicht geöst.
Hersteller Site
Online verfügbar bei Rad & Sport Feucht
Importeur nach Deutschland: SES Sandmann

– Mir persönlich zu kantig
– Schon sehr hochprofilig – halbe Aerofelge

Mavic Open Pro C

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Kosten: ca. € 45

Gewicht: 435 Gramm
Höhe: 19 mm
Breite: 19 mm
Speichenzahl: 32, 36
Doppelt geöst
Hersteller Site

Online verfügbar bei Bike Components
Mavic, deshalb gibt’s die hier quasi überall am Kiosk.

+ Qualitätsprodukt
– Für meinen Geschmack zu kantiger Querschnitt
– Mavic halt – fährt ja jeder
– Fette Mavic Aufkleber, gehen aber ab.

Mavic Open Elite

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Kosten: ca. € 27
Gewicht: 490 Gramm
Höhe: 19 mm
Breite: 19 mm
Speichenzahl: 32, 36
Doppelt geöst
Hersteller Site

Online verfügbar bei Bike Components
Mavic, deshalb gibt’s die hier quasi überall am Kiosk.

+ Deutlich weniger Qualität als die Open Pro
+ Gut sichtbarer, durchgehender Verschleißindikator
– Für meinen Geschmack zu kantiger Querschnitt
– Mavic halt- fährt ja jeder
– Fette Mavic Aufkleber – gehen aber ab.

Mavic A319

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Kosten: ca. € 30
Gewicht: 595 Gramm
Höhe: 20 mm
Breite: 25 mm
Speichenzahl: 32, 36
Doppelt geöst
Hersteller Site

Online verfügbar bei Bike Components
Mavic, deshalb gibt’s die hier quasi überall am Kiosk.

+ Deutlich weniger Qualität als die Open Pro
+ Gut sichtbarer, durchgehender Verschleißindikator (alut Mavic -nicht imBild)
– Für meinen Geschmack zu kantiger Querschnitt
– Mavic halt- fährt ja jeder
– Fette Mavic Aufkleber, gehen aber ab.

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Eingeordnet unter 2016, Ingenieur, Mob, Moderne Klassik

Anmerkungen zum Laufradbauen.

Ein neuer Laufradsatz ist heute fertig geworden: Araya SA-730 Aerofelgen mit Shimano 5800er 11-Speed Naben für das neulackierte 3Rensho Rad. Zeit sich mal wieder generell über das bauen von Laufrädern auszulassen und was das mit Knutschparties in der Teenyzeit zu tun hat.

Doch zunächst einmal was zur Technik. Wer nichts mit Technik zu tun haben will überschlägt diesen Teil und steigt bei „Knutschparty“wieder ein.

Laufradsatz OA 01/02
[Die Nummerierung folgt dem Shimano Production Code]

Vorderrad

Nabe Shimano 105 HB-5800. 32 Loch in schwarz. Es mag besser gestylte Naben geben, aber Qualität und Preis sprechen für die 105er. Shimano Ultegra ist teurer, etwas leichter, aber nicht wirklich besser. Novatec Naben sind eine Alternative, allerdings musste ich leider erfahren, dass die Industriekugellager nicht besonders haltbar sind und ein Austausch teuer werden kann. Shimano dagegen verwendet noch offene, klassische Kugellager.

Letztendlich ist es allerdings auch ziemlich egal was vorne angebaut wird, hinten ist wichtiger und weniger Auswahl. Und da wollte ich das gleiche Modell hinten wie vorne.

DT Swiss Revolution Speichen, double-butted, 3-fach gekreuzt in silber. Ich habe noch nie ein Laufrad gebaut, was nicht 3 fach gekreuzt eingespeicht wurde und sollte mal damit anfangen. Allerdings nicht radial bei 32 Speichen.

DT Swiss Messingscheibchen zwischen Nabe und Felge. Verwende ich immer, wenn ich wirklich gute und stabile Räder aufbauen will und Zeit habe. Der Einbau ist etwas schwieriger und die Speichen sollten einen Millimeter länger sein als brechnet.

DT Swiss Messing Nippel 14 mm in silber. Übrigens – egal wie lang ein Nippel ist, das Gewinde im Nippel ist immer gleich lang. Man bekommt also keine stabilere Verbindung zwischen Speiche und Nippel, nur weil man längere Nippel wählt. Ich habe 14 mm (statt 12 mm) auch nur deshalb genommen, weil ich mir bei der Aerofelge nicht sicher war, ob ein 12 mm Nippel gereicht hätte. Hätte er.

Araya SA-730 Aero Felge. 32 Loch (klar) silber, Hochglanz poliert. Die zweite silber Hochglanzfelge die ich verbaue nach der H plus Son SL42 für Cobra. An sich mag ich ja lieber geöste Felgen, aber hier musste die Arraya Felge genommen werden, damit der japanische Touch bei dem 3Rensho erhalten bleibt.

Felgenband Schwalbe HP 16 mm. Ich mag nicht-geklebtes Felgenband lieber, auch wenn die Gefahr besteht, dass es bei der Reifenmontage verrutscht. Und zudem gefällt mir bei dem Schwalbeband die Farbe sehr. Passt auch sehr gut zu der Farbe des 3Rensho Rahmens. Jedes Mal, wenn ich einen Platten habe, werde ich mich daran erinnern. Bei der Arraya Felge ist 16 mm gerade etwas zu wenig um alle Speichenlöcher gut abzudecken und 18 mm zu breit zum Einbau. Was die sich da in Osaka wohl gedacht haben?

Schläuche Continental Race 28 mit 60 mm SV Ventil. Einfach weil die am billigsten sind. Latexschläuche sollen ja schneller sein, aber auch schneller die Luft verlieren. Und 60 mm ist definitiv zu lange für diese Aerofelgen, aber macht sich gut mit den alten gelben Ventilkappen von Conti, von denen ich noch einige habe.

Warum eigentlich ist es uncool Ventilkappen zu benutzen? Gewicht? Unwucht? Zu viel Zeitverlust bei einem Platten? Kann ich nicht verstehen. Erstens ist es vermutlich ganz sinnvoll das zarte SV Ventilchen zu schützen (Da ich ja mal Chef einer Ventilfabrik in Japan war darf ich das wohl schreiben) und zweitens ist das ein zusätzliches Designelement.

Reifen Challenge Strada 700x25C Schwarz/Naturflanke

Einen Moment war ich am zögern, ob komplett schwarz doch die bessere Alternative zu spiegelpolierten Aerofelgen sein könnte. Auf jeden Fall kommen nur noch zwei Typen von Reifen an meine Räder:

  1. Conti GP4000 S II, weil das nun einmal ein Reifen unterhalb der magischen Preisgrenze von €30 ist und ein Wunder an Langlebigkeit und Pannensicherheit. Aber doof aussieht. Deshalb braucht es Alternativen.

    Sieht doof aus.

  2.  Alles was schwarz oder schwarz/Naturflanke ist und eine Diamantmuster für einen besseren Grip hat. Wie eben z.B. der Challenge Strada oder der Vittoria Open Corsa.

Die Idee farbige Reifen an meine Räder zu bauen habe ich gänzlich aufgegeben. Totales Verbot herrscht bei der Verwendung von Mavic Reifen (sehr pannenanfällig) und Veloflex (sehen total toll aus, lassen sich aber aufziehen wie Panzerketten und sind pannensicher wie russische AKWs).

Ab und an darf es auch schon mal ein Schwalbe, ein Vredestein, ein Panasonic oder ein Michelin sein. Über den ganzen Rest kann ich nichts sagen, außer dass viele Reifen sehr teuer sind (Specialized, Zipp, Bontrager…)

Hinterrad

Nabe Shimano 105 FH-5800, 32 Loch in schwarz für 10/11 Speed.

Die Nabe für meinen ersten 11-Speed Aufbau.

Bei den Speichen habe ich mich für dickere DT Swiss Competition (1,8 mm) auf der Antriebseite und dünnere DT Swiss Revolution (1,5 mm) auf der anderen Seite entschieden. Ich wollte das mal ausprobieren und schauen, ob Einspeichen und/oder Fahrverhalten anders sind, als wenn ich, wie bisher, komplett DT Swiss Competition verbaue.

Kassette Shimano 105 CS-5800 11 Speed mit 11-12-13-14-15-17-19-21-23-25-28 Ritzeln. Hat laut Shimano den folgenden Vorteil (u.a.):

„RIDER TUNED WIDE RANGE GEARING STAY IN RHYTHM WITH THE CADENCE CONTROL OF 11-SPEED“
Aha. Klingt wie ’ne japanische Gebrauchsanweisung für ein Transistorradio aus den Sechzigern. Reicht aber für ein kurzes Schaltwerk. Denn lange sind wirklich uncool.

Ansonsten alles exakt wie beim Vorderrad. Hier mal zwei Photos auf die schnelle.

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Ach so, die Speichennippel rechts und links vom Ventil mache ich immer in einer anderen Farbe, damit man das Ventil schneller findet! Eine glebe Kappe hilft natürlich auch ungemein.

 

DSCF2196

Hier kann man zumindest die Unterlegscheiben erkennen.

Gedanken beim Bauen

Ich habe jetzt vielleicht so ca. 40-50 Laufräder gebaut, und da ich damit vermutlich mehr gebaut habe als der durchschnittliche Weltbürger, würde ich gerne einmal einige Weisheiten darüber verbreiten, ohne jetzt gleich eine neue Schraner Bibel schreiben zu wollen.

Gutes Werkzeug

Ja, das ist eine Weisheit nach dem Motto: „Rauchen ist ungesund“. Aber ich rauche halt doch. Man  braucht eine Menge teures Zeug, das spart eine Menge Ärger. Dazu gehört ein vernünftiger Zentrierständer. Ich hatte erst so ein fieses Teil von Minora, das hat ewig gedauert, da das Ding nicht steif genug war und trotzdem teuer. Jetzt habe ich einen sauteuren Centrimaster. Und einParktool Tensiometer. Und und und. eine meiner besten Anschaffungen war ein Nippelhalter von Grunge. Damit bekommt man die Nippel gut in hohen Aerofelgen plaziert. denn es ist ganz mies, wenn der Nippel in die Hohlkammerfelge fällt und man den wieder rausfrimmeln muss und sich sogar mit dem Gedanken trägt, den einfach drinnen zu lassen.

Schmierung a la Deep Water Horizon

Ich verbrauche immer Unmengen Ballistol beim Laufradbauen. Alles wird fett mit Öl eingesprüht, damit keine Reibung zwischen Nabe und Speiche und vor allem möglichst wenig zwischen Nippel und Felge entsteht. Letztens hatte Hannes keine Lust einzusprühen und dann war das rad gar nicht zu zentrieren und musste komplett wieder auseinander genommen werden. Also, Nippel, Speichenbögen, Speichengewinde, Unterlegscheiben und Speichenlöcher der Felge, alles wird so dick eingesprüht, bis sich die Familie über den Ballistol Lakritzgeruch in der Wohnung beschwert.

Richtige Speichenlänge berechnen und nachmessen

Ich benutze Spocalc zum Berechnen der Speichenlänge und messe Naben und Felge noch mal nach und vertraue nicht den Herstellerangaben. Das spart jede Menge Ärger. Sind die Speichen zu kurz bekommt man die beim Einspeichen nicht rein, aber dann weiß man wenigstens, dass man etwas falsch gemacht hat. Oder es ist nicht genug Gewindeverbund da, das merkt man dann beim zentrieren. Sind die Speichen zu lang klappt erst einmal alles prima, aber dann schauen die Speichen aus den Nippeln heraus. dann bekommt man das Laufrad zwar fertig, beim fahren hat man dann aber ein erhöhtes Risiko eine Plattens, wenn sich das Felgenband bis zum Speichenende durchdrückt und dann den Schlauch in Mitleidenschaft zieht. Trieb mich zum Wahnsinn bei meinem Panasonic. Es hilft dann alles nix mehr, man muss wieder alles ausbauen und mit neuen Speichen von vorne anfangen.

Nie zwei Mal dasselbe bauen

Ich habe, glaube ich, noch nie eine Felge zweimal verbaut und auch keine Nabe, bis auf Novatec für Fixie Aufbauten und Nabendynamos von Shutter Precision. Ich denke einfach, das es beim zweiten Mal im Leben immer weniger Spaß macht.

Höhenschlag, Seitenschlag, Mittigkeit, Speichenspannung

Man nehme maximal drei und zwar in dieser Reihenfolge. ein Höhenschlag muss IMMER komplett herauszentriert werden, so was merkt man beim fahren, die Seitenflanken nutzen sich nicht gleichmässig ab und da Einstellen der Bremsen wird schwierig. Ein Seitenschlag sollte auch komplett raus, aber das ist extrem aufwändig dies zu tun und auch unsinnig, denn bei der Benutzung der Laufräder kommt der ohnehin in Maßen wieder. Mir reichen plus/minus 0,05 mm Genauigkeit, dann mache ich Schluss und deswegen habe ich auch keine 1/100 mm Meßuhren. Mittigkeit ist auch irgendwie wichtig, aber vorne geht das sowieso automatisch und hinten bin ich nicht so kritisch. 1-2 mm Außermittig macht auch keinen Unterschied im Fahrverhalten und für die Einstellung der Bremsen. Und dann verzichte ich alle Speiche gleich stramm anzuziehen. Ich denke nicht, dass das wichtig ist und mit vernünftigem Aufwand hinhaut. Also 10-20% Abweichung finde ich ganz in Ordnung und hat bislang noch keine Probleme gemacht.

Knutschparty

Jetzt kommt der wichtigste Tip überhaupt. Man kann die Laufräder nicht zwingen. Manchmal ist das Material nicht gut oder man hat selber keinen guten Tag, oder beides und dann geht es halt nicht mehr weiter. Dann nehme man sich ein Glas Rotwein und höre erst einmal auf. Einen zweiten Versuch hat man dann noch, aber wenn es dann nicht klappt, dann muss man das Ganze eine Nacht stehen lassen und am nächsten Tag klappt es dann wie von selbst. Das ist gerade für ungeduldige Menschen wie mich schwierig. Also am besten keinen künstlichen Zeitdruck aufbauen, wenn die Dinger einen Tag später fertig werden ist das ja auch nicht weiter schlimm.

Ich nenne das den Knutschparty Effekt, weil mich das an meine Teenyzeit erinnert. Wir sassen in schlecht beleuchteten, mit Alufolien ausgeschlagenen, sogenannten „Partykellern“ , hörten Supertramp, Barclay James Harvest oder anderen heute völlig inakzeptabelen Schrott und knutschen mit den Mädels. Also die, die wollten, wie z.B. Brixie Möller an die ich mich besonders gerne erinnere. Man kann die Mädels aber nicht zwingen. Und ab und an fand man sich dann alleine mit einer Flasche Bier am Rande der Matratze wieder. Und das muss man halt akzeptieren und bis zur Einladung zur nächsten Knutschparty warten.

 

 

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