Es macht Spaß mit den Anderen zusammen Rad zu fahren. Es macht aber auch Spaß gegen Andere Rad zu fahren.
Runter mit den Carbon-Toppolinos, rauf mit den selbstgebauten blauen DRC/Erdmann. Es ist schön nicht nur auf einem Rad zu fahren, es ist noch viel schöner wieder Kurven fahren zu können. Und auch wenn ich auf die Bremse drücke, dann bremst das Rad wieder. Das war nicht immer so.
Am Freitag auf dem Weg von der Jacobs nach Hause kommt mir eine Meute Rennradfahrer auf dem Deich entgegen, ganz vorne: Harald. Es ist unmöglich Rad zu fahren ohne Harald zu treffen.
Von 100km nach Ritterhude, Worpswede und Schloß Wilstedt sind 88 km im Dreissiger Schnitt abgefahren. Jetzt weiß ich auch, warum ich beim Anblick von Netto Supermärkten immer Hunger auf Hühnchen süß-sauer bekomme: Die Schilder des Chinarestaurants in Worpswede sind genauso designt wie die eines Nettomarktes. Es ist gut wieder gleichmässig und lange Druck auf die Pedale zu bekommen. So macht das Spaß, aber als ich in Fischerhude a, n der Linde auf die Waldstraße nach Borgfeld abbiege, denke ich mir, dass jetzt so mit Wind im Rücken 30 km/hr Schnitt reichen. Bereits kurz nach dem abbiegen werde ich von einem Elektrorennrad überholt ; schwarzes Canyon, Dura Ace Di2, Typ in meinem Alter, allerdings wesentlich unsympathischer. Ich meine, wenn ich ihn überholt hätte, dann wäre ich der Unsympath, aber es war nun einmal umgekehrt. Ich mag das nicht, so verbissen, ohen Gruß überholt zu werden. Ich denke, das ist eine Ansage. „Mein Gott“, denke ich mir „muss das wirklich jetzt noch sein?“ Aber dann hänge ich mich an ihn ran. Mit 38 Sachen geht es die Strasse lang. Irgendwie will ich nicht so schnell, beim lutschen geht es aber und so denke ich mir die Taktik aus den loszuwerden.
Schritt Eins: Der Nette
Nach ein paar Kilometern überhole ich ihn langsam und fahre dann etwa im gleichen Tempo vor ihm her. Das ist zwar etwas anstrengender vorne zu fahren aber es geht. Wie nett von mir mich an der Tempoarbeit zu beteiligen. Das hat auch einen anderen Vorteil, denn wenn ich vorne bin, dann rufe ich „Entschuldigung“, wenn Spaziergänger den Weg blockieren. Mein Elektrofreund ruft aber immer nur „Eehhhhhh!“ oder „weeeeeeegggggg“ was ich eher unangenehm empfinde.
Schritt Zwei: Der Dankbare
Dann werde ich ein wenig langsamer und der Andere übernimmt wieder die Front. Ah, so dankbar, dass ich nicht die ganze Zeit vorne arbeiten muss. Ich bleibe schön im Windschatten und ruhe mich aus, sammle Kräfte.
Schritt Drei: Der Fiese
Ok. Jetzt ist Schluß mit lustig. Entschlossener Sprint auf fast 50km/hr, vorbei. Wie gemein von mir. Jetzt die Geschwindigkeit so lange wie möglich halten, Abstand gewinnen und auf keinen Fall uncool umschauen. Dann mit 38 km/hr konstant weiter. Ui, so langsam glaube ich, das ich das Manöver zu früh gemacht habe, ich wollte nicht de Cancellara des Abends werden. Noch sooo weit bis nach Borgfeld. Dan endlich kommt die Kreuzung in Sicht, ich biege links ab und fahre in Richtung Brücke und schaue mich dabei ein wenig nach weiter links um – nicht zu sehen. Entweder versägt oder der ist ohnehin irgendwo abgebogen.
Schritt Vier: Der Sieger
Ich.
Anmerkung: Eigentlich ist es mir ein Anliegen nett zu meinen Mitmenschen zu sein und Freude, Spaß und Abenteuer zu verbreiten. Eigentlich.