Was bisher geschah:
Sieben Männer verschiedener Altersgruppen wollen ein wenig Radfahren im Harz. Sie vertrauen dem selbsternannten Führer und landen so tief im Wald, dass Hänsel und Gretel dort wohl Selbstmord begannen hätten. Zum Glück landen Sie nachdem Sie ein Sprenggebiet durchquert hatten wieder an einer Straße.
Sie genau nach Torfhaus führte und zwar immer schön hoch. In meinem Elternhaus gab es einen kleinen Garten. Mein Vater bestimmte welche Blumen gepflanzt wurden und meine Mutter richtete sie dann hin, wie Edmund Stoiber einmal so passend ausdrückte. Dazu hatten wir immer einige Ballen Torf zuhause, die in großes, gelbes Plastik gewickelt waren. So ungefähr stellte ich mir Torfhaus vor: Eine Hütte aus Torfballen, in der man sich versteckt und heimlich die guten, starken englischen Zigaretten aus Papas Bar raucht. Leider ist Torfhaus ein wenig anders: Unter 1.200 cm3 und schwarze Lederjacke braucht man da gar nicht auf den Parkplatz zu fahren. Es waren Unmengen Motorräder da, die deutlich jünger waren als ihre Besitzer aber älter ausssehen (Harleys). Sogar der Mann an der Toilette hatte eine Lederjacke, LemmyMotorhead-Kotletten und jede Menge Tätowierungen („Sanifair Hells Angels“).
Das ist alles ganz gut und schön, aber wenn man da auf der Straße fährt auch recht laut – eben ganz anders als im Wald. Und was passierte als wir dort losfuhren? Innerhalb weniger Minuten hatten wir die halbe Truppe verloren – auf einer riesigen Strasse, wo das extrem schwierig war. Wenn wir so diszipliniert im Wald gefahren wären, denn hätten sich sogar unsere Atome gleichmäßig in der Wildnis verteilt.
Aber so kamen wir dann doch runter nach Braunlage und dann nach Elend („Willkommen in Elend“) und nicht nach Sorge („Willkommen mit Sorge“). Und dann ging es hoch nach Schierke, dem einzigen Ort im Harz der einen gewissen Charme hat, man fühlt sich zurückversetzt in die Zwanziger Jahre, fast wie auf dem Zauberberg von Thomas Mann. Vom Ort aus schaut man Richtung Brocken hoch und fühlt sich dann auch gleich schon wie in der Lungenheilsanstalt. Jeglicher Mut geht verloren.
Immerhin machten wir uns alle dann in unserem eigenen Tempo hoch auf den Gipfel des Brockens und jeder in seinem eigenen Tempo. Philipp-HB mit ruhigem Tritt, Don Torsten noch voll mit dem Adrenalin der Hinfahrt (war dann auch prompt als Erster oben), und Andreas.HB mit leicht wabbeligen Knien. Die Strasse beginnt ja ganz nett, nicht zu steil und im Wald und wird dann erst etwas unangenehm, als sie aus dem Wald herauskommt und es steil nach oben geht. Ich fahre ja lieber Serpentinen hoch, weil man da nicht sieht wie weit man fahren muss (Ausnahme: Stelvio). Hier sah ich nicht nur das Stelvio von Andreas.HB, sondern auch noch verdammt weit und hoch nach vorne weg. Aber auch da kommt man rüber UND überholt immer noch Fußgänger. Radfahrer leider nicht. Von oben fliegen die MTBler und Rennradfahrer auf einen zu und man fängt an sich zu freuen wie ein eine aufgezogene Gummiente. Dann erreicht man die letzte Überquerung der Brockenbahn. Bei unserer letzten Fahrt im Harz begann dort das Schotterstück, voll mit Spaziergängern und das zu fahren machte gar keinen Spaß. Karin hatte aber auf dem Weg nach Indonesien den Brocken überflogen, geschaut und bereits mitgeteilt, dass nun die Strasse bis nach oben geteert war. So war es auch, ich überholte noch kurz Harri.HB, der am Wegesrand eine Powerstulle aß und schon war ich oben (Harri.HB überholte mich aber noch einmal auf den letzten Metern). Oben waren bereits Philipp.HB und Don Torsten, Blitzrad heute mal mit einem heilen Rad. Das war aber auch egal denn fast jeder von uns hatte diesmal einen Kettennieter mit, falls uns wieder das gleiche Schicksal wie im Juni drohen sollte.

Team Wiegetritt überall

Team Expendables Two
Ups, da fehlt doch einer? Richtig, Andreas.HB, der zum ersten Mal mit in den Bergen war. Er hatte sich ja ein paar Tage vorher bei mir erkundigt wie und was wir so fahren. Ich weiß nicht mehr genau, was ich geschrieben hatte, aber es schloss in etwa mit den Worten: „Du wirst es nicht bereuen, wenn Du mitkommst.“ Horrorfilme fangen mit solchen Monologen an. Wir vermuteten eigentlich alle, dass Andreas entweder irgendwo im Wald lag und bereute, dass er je geboren wurde, oder sich einen faulen Lenz auf der Achterbahn („Harzer Roller“) unten in Schierke machte. Völlige Fehleinschätzung, als wir nach kurzer Pause zur Abfahrt nach unten ansetzten, kam er uns etwa auf Höhe der letzten Brockenbahnquerung entgegen. Noch einen Kilometer mehr und auch er wäre oben gewesen: Respekt!
Aber jetzt im Sausewind runter – ui macht das Spaß. Ups warum fährt denn dieser hochkommende MTBler Schlangenlinien? Und warum fährt der immer genau da, wo ich ausweichen will? „Heeeyyyyyyyy“. Ich komme so gerade noch einmal an dem vorbei, aber da sass mir die Angst schon sehr tief in den Knochen.
Andere Hindernisse: Im wesentlichen Planwagen, Pferdeäpfel in der Mitte von Spitzkehren und einige Fußgänger. Kurzes Annicken von Radfahrern die hoch fahren: Same tribe. Und viel zu schnell ist man wieder unten in Schierke.
Eigentlich hatten wir ja gedacht, dass wir um 5 oder 6 mit dem Zug von Bad Harzburg wieder zurück nach Bremen fahren. Wir waren aber jetzt total neben der Zeit. Jetzt ging nur noch Schnitzel in Wernigerode und dann auf den kürzesten Weg zurück nach Bad Harzburg.
Die Abfahrt von Schierke nach Wernigerode machte seeeehrr viellll Spass. „Wie schnell warst du? „68,2 km/hr, und du?“ 67,6 km/hr und du?“ „62,3 km/h!“ „OK, Du zahlst!“ Erst mal was zu trinken.

Wir hatten die Spur der Schnitzel wiedergefunden und fanden uns nun an der „All you can Schnitzel Bude“ ein. Im Harz ist einfach alles groß: Die Berge, die Getränkekrüge, die Schnitzel, selbst die Frauen die sie uns an den Tisch bringen. Diese nun hatte eine besondere Eigenschaft. Sie war nicht nur groß, sondern auch jegwelcher Humor prallte von ihr ab wie Regentropfen auf Goretex. Ich wünschte ich hätte ein Photo gemacht. Aber selbst Lichtstrahlen wäre von der abgeprallt und am Boden verreckt. Harri.HB versuchte es zwar immer wieder, aber nicht jeder kann so erfolgreich sein wie Don Torsten, da fehlt halt auch ein wenig der Charme des Südens (oder liegt Delmenhorst im Westen?).
Wo blieben nur unsere Schnitzel? „Schnitzel Flat Rate gibt es heute nicht!“ Außerdem war der Koch baden mit seiner Freundin (die Küchenhilfe) und musste erst einmal angerufen werden. All das dauerte, aber man hat ja Zeit im Osten. Endlich kam der Koch und endlich kamen auch unsere Schnitzel.

Aha, sehr übersichtlich (2:56 min).


Endlich sind wir nun bei der Qualität japanischer Blogs! Denn egal über was Japaner bloggen, und da gibt es viele, viele Themen auf die wir so nicht gekommen wären (Strommasten, Frettchen, fliegende Mädels, um nur einige zu nennen)
und viele auf die wir ohnehin gekommen wäre (Carbonräder, Aluminiumräder, Stahlräder), also noch einmal: Egal über welches Thema gebloggt wird, man sieht eigentlich immer nur eins: Essen. Das wird mir nicht geglaubt?
Dann bitte einmal hier schauen, das Blog eines befreundeten jap. Radfahrers, Goro-San.
oder hier, das Blog der japanischen Raumfahrtbehörde. Essen ist einfach wahnsinnig wichtig. Ich amche oft mit Studenten eine Übung, bei der sie sich vorstellen sollena uf dem Mond zu sein und eine Reihe von Dingen nach ihrer Wichtigkeit für das Überleben einordnen sollen: Wasser, Sauerstoff, Kettennieter, Pokemonkarten, Essen, Kompass, etc. Japanische Studenten sind die einzigen die ab und an Essen vor den Sauerstoff setzen.
Ich bin von so etwas geprägt und deswegen war es mir auch verdammt wichtig ein ordentliches Schnitzel von Miss Goretex zu bekommen. Die anderen waren von so etwas nicht geprägt, aber auch froh ein Schnitzel zu haben. Mittlerweile war es nach Sechs. Bis zum Brocken hoch waren wir gerade Mal 61 km in 5 Stunden gefahren und nun war es wirklich höchste Zeit wieder nach Hause zu kommen.
Natürlich passierte jetzt erst einmal Murphys Law: „Whatever can go wrong, will go wrong„. Der Harz wollte uns mit all seiner Magie behalten. Zunächst einmal hatte Philipp.HB einen Platten. Dann hatte Olli.fast.HB nicht fast einen Platten sondern einen Platten. Dann machten wir uns auf den Weg nach Bad Harzburg und Andreas.HB hatte wieder einen Kettendefekt (Der Harz frisst Ketten). Dummerweise war Harri.HB mit dem Schlüssel zum Schließfach am Bahnhof bei ihm und wir machten uns Sorgen, dass die es noch rechtzeitig bis zum Bahnhof schaffen würden. Machten Sie aber locker. Jede Menge Zeit, aber mittlerweile auch Viertel vor Acht. Husch, husch in den Zug. „Steht auf Gleis Fünf“, ruft Don Torsten noch. So ein schöner Zug, so ganz leer mit jede Menge Platz. Leider aber auch ein wenig dunkel. Und warum steht auf dem Zug der gerade auf dem Nebengleis hereinkommt groß „Hannover Hbf“ drauf? Weil wir im falschen Zug sitzen, unserer fährt erst um 20:45 Uhr und dann auch noch nach Halle. Raus, raus in den nächsten Zug.
Prima, nun sind wir endlich auf dem Heimweg. Leider spinnt die Zugdurchsage. Nein, nicht so wie auf Youtube, das ist ja nur ein Automat. Unsere Zugdurchsage ist leider manuell und offesichtlich besoffen. Wir hoffen nur dass die Sparmaßnahmen der DB nicht dafür gesorgt haben, dass der Zugführer auch die Durchsagen macht:
„Es fährt und saust die Deutsche Bahn / wo Harri sonst nur sausen kann“
In Hannover in den nächsten Zug. Don Torsten findet ein neues Flirtopfer. Alle anderen hängen mehr oder minder tot in den Seilen. Die Unterhaltungen drehen sich um Döner und Singlespeedräder. Die braucht man nicht in den Bergen. Olli.HB meinte am letzten Hügel vor Bad Harzburg: „Jetzt reicht es aber auch!“
Genau.

von Andreas.HB
Danke an Alle die dabei waren, da war wirklich eine tolle Tour von der wir noch erzählen werden oder dies bereits tun.