Archiv der Kategorie: Radprojekte

Räder an denen ich gerade bastele, die aber nicht für mich bestimmt sind. Erst einmal.

Lilac Angel.

Vor ein paar Wochen fragte mich eine ältere, sehr sympathische Kundin (Frau G), ob ich nicht einmal in ihrer Garage nachschauen könnte, sie hätte da noch ein altes Rennrad von ihrem verstorbenen Mann.

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Bei diesen Gelegenheiten kann man ganz schön ins träumen kommen. Ich träumte von einem Olmo oder Basso mit kompletter Campagnolo Super Record Ausstattung. Träumen darf man ja. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen sehr bescheiden ausgestattetes Schauff Damenrad handelte – leider keine Basis um irgendetwas zu machen. Aber etwas weiter im Regal lag noch ein alter Mountainbike Rahmen, den ihr Mann vor ein paar Jahren komplett lila pulverbeschichten ließ. Das sah doch ganz nett aus.

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Ich bekam den Rahmen geschenkt, stellte ihn erst einmal in die Ecke und dachte nicht weiter daran. Dann, ein paar Tage später kam Frau G wieder in den Laden und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte ein Rad für ihre Enkelin aufzubauen? Diese wohnte zwar in den USA, käme aber öfters zu Besuch und dann wäre es doch schön, wenn sie ein Rad hätte. Ich sagte ja, denn ich mag diese Aufgaben, bei denen das Budget relativ bescheiden ist und man daraus vor allem etwas hübsches, aber nicht etwas leichtes, geiles oder schnelles bauen muss. Von allen Rädern die ich aufgebaut habe, haben die für Mädels fast immer am meisten Spaß gemacht: Das Neri für Tanja, Mr. Orange für Sylvia, das Olmo für Larissa, das Chesini für Mareike, das Bianchi für Midori, das Raleigh für Kerstin, das Mercian für Manu, das Kotter für Heike, das Faggin für Cora oder das Colnago für Ms. Fujita.

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Das waren nie teure Aufbauten mit viel Firlefanz, sondern stimmige Räder, bei denen die Abstimmung von Form und Farbe viel Zeit in Anspruch nahm.

Das Lilac Angel ist benannt nach einer heute wohl größtenteils vergessenen Hardrockband aus Düsseldorf, den Lilac Angels, die ich einmal live ca. 1976 in der Kaiser Friederich Halle in Mönchengladbach gesehen habe. Da gab es jedes Jahr ein Festival, keine Ahnung mehr wer da sonst noch gespielt hat, mir sind außer den Lilac Angels nur noch die Ramblers aus Hagen in Erinnerung geblieben. Aber vermutlich war Wallenstein, die lokalen Größen dort der Haupt-Act. Die waren auch die Stars des ersten Rockkonzerts, das ich überhaupt jemals besuchte. Oh Gott. Wir sassen auf dem Boden und lauschten den sphärischen Klängen……

Das hat überhaupt nichts mit dem Rad zu tun, bis auf die Farbe Lila, aber ein Rad nach dem Film zu benennen erschien mir noch bescheuerter.

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Der Lilac Angel ist ein sehr simpler Aufbau in den Farben lila, weiß, schwarz und silber. Überall wo schwarz ist, schliesst weiß ab: die Pedale an der Kurbel, der Sattel an der Sattelstütze und die weißen Griffe und der Vorbau an dem schwarzen Lenker. Es gab auch einen lila Lenker dazu, aber der hatte eine 22,2 mm Klemmung die sich nicht ohne Probleme an den Vorbau fixieren liess.

Das Rad fährt sich sehr relaxt, eben wie ein Cruiser von Electra; diese Fahrräder haben die technische Inspiration geliefert und die Verbindung nach Amerika.

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Allerdings haben mir diese Räder etwas zu viel Firlefanz-Anbauteile und diese sind dann meistens auch von sehr bescheidener Qualität. Ich wollte aber etwas sinnvolles und haltbares bauen.

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Eine Teil der verbauten Komponenten hatte ich noch im Keller, wie die Tektro CL-750 Bremsgriffe, die Avid V Bremse vorne und einige Kleinteile wie Kett und Kassette vorne oder die Schwalbe Kojak Reifen. Den Rest besorgte ich mir über den Laden, oder aus dem Internet.

Nach etwas überlegen entschied ich mich doch dafür eine Acht-Gang Schaltung zu verbauen. Klassisch kommt da wohl ein Drehgriff dran; ich mag die Dinger aber nicht und schränkt auch die Wahl der Griffe stark ein. Deshalb entschied ich mich für einen einfachen Shimano Shifter SL-M310 und einem Microshift Mezzo Schaltwerk. Ich bin ja ein Fan von Microshift und würde deren Produkte gerne öfter verbauen, wenn es nicht so schwer wäre daran zu kommen.

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Und dieses Rad hatte hinten eine Aufhängung für Cantilever Bremsen! So etwas hatte ich noch nie verbaut, also gleich einmal ausprobiert. Natürlich hätte ich das auch vorne machen können, aber dort sieht das bei weitem nicht so gut aus wie hinten, weil das die Silhouette im Anblick von vorne massiv stört.

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Ein kurzes, aber sehr befriedigendes Projekt, was hoffentlich auch dementsprechend Spaß und Freude verbreiten wird.

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Nick’s Berma

Nick ist der Sohn von Thomas und wünscht sich ein Rennrad. Mit Thomas saß ich mehrere Jahr im gleichen Büro und irgendwann war es soweit, dass Nick groß genug war, ich einen passenden Rahmen hatte und allgemein die Ansicht bestand, dass nun ein guter Zeitpunkt wäre.

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Es ist nicht einfach ein klassisches Rennrad für einen Jungen zu bauen, denn dem Jungen ist es egal, ob das Rad klassisch ist oder nicht. Schnell sollte es sein und gut aussehen, wobei „gut“ schwer zu beschreiben ist. Zum Glück gefiel Nick ein Giant TCR, das ich Thomas einmal ausgeliehen hatte, so dass ich mir nicht so viel Sorgen machen musste, das er eigentlich etwas grelles mit Scheibenbremsen aus dem Baumarkt haben wollte auf dem groß „Todesstern“ oder „Platz da!“ draufsteht.

Und ich machte mich daran nachzudenken, wie ich klassisches Rennrad gut aussehen kann, ohne dass teure, alte Komponenten verbaut werden müssen. Und was zudem auch etwas aushält und einfach repariert werden kann: Teile wie Reifen, Laufräder, Lenkerband oder Schaltwerk gehören zu den Dingen, die ich an den Rädern meiner Kinder ständig reparieren muss. Und so kam die komplette Shimano 600AX Ausstattung wieder in die Kiste.

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Von Alexander hatte ich diesen schönen kleinen Berma Rahmen bekommen, der wahrscheinlich einmal von einer Frau gefahren wurde. Nur 46 cm groß, komplett mit einer Campagnolo Gran Sport Gruppe ausgestattet, bis auf einige Teile die in seinem längeren Leben bereits ausgewechselt werden mussten und durch billige Teile ersetzt wurden. Da waren schlimme Saccon Bremshebel dran, aber auch eine Miche Kurbel mit 160 mm Kurbelarmlänge, schlanke 650A Schlauchreifenfelgen und ein schöner, schmaler Rennradlenker von 3ttt mit nach innen gebogenen Enden. Das habe ich, bis auf den Lenker und die Kurbel, alles abgebaut, denn es war entweder nicht schön, oder nicht praktisch. Vorne gab es einen Umwerfer der zwei Kettenblätter bediente, das eine mit 43 und das andere mit 42 Zähnen. Wer hatte sich so etwas ausgedacht und warum?

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Berma ist ein kleiner italienischer Rahmenbauer aus Padua; das Unternehmen wurde 1930 von Mario Bertocco (woraus sich Berma ableitet) gegründet und baute unter dem eigenen Namen, aber auch für andere Marken Rahmen. Das Logo zeigt die olympischen Ringe, was vermuten lässt, dass irgendwann einmal ein Sportler auf einem Berma Rahmen bei den olympischen Spielen erfolgreich war. Im Netz gibt es einige sehr schöne Exemplare zu sehen – was aber nicht verhindert hat, dass es das Unternehmen heute nicht mehr gibt.

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Erst einmal weg mit der ganzen Campa Gruppe und auch mit den Saccon Bremshebeln.

Stattdessen montierte ich Tektro Kinderbremshebel, die ich auch selber fahre. Diese haben den Vorteil, dass sie eine sehr große Auflagefläche haben, auch aus dem Unterlenker für kleine Hände zu greifen sind und nicht so massiv aussehen.

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Bei den Laufrädern entschied ich mich, vor allem aus Gründen der Stabilität,  für einen Satz MTB 26er mit reflektierenden Streifen, die jetzt hier so aussehen wie Aerofelgen. Dummerweise hatte das Hinterrad eine Einbaubreite von 135 mm (der Rahmen aber nur 126), so dass aufwändig eine neue Nabe eingespeicht werden musste. Darauf kamen sehr dünne Schwalbe Reifen die lustigerweise für Rollstühle gedacht sind. Ich hoffe einmal, dass die keine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 10 km/h haben. Und dazu Schläuche mit Autoventilen, damit Nick sich an der Tankstelle bedienen kann.

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Bei der Schaltung habe ich mich für die gut greifbaren Modolo Schalthebel entschieden und zwar zwei, einer für rechts und einer für links, obwohl vorne kein Umwerfer montiert ist. Der geht nur kaputt und macht das Rad komplizierter als notwendig.

Und bei den Bremsen habe ich vorne (quasi wie immer) die Campa Super Veloce verbaut, die hinten aber leider zu kurz waren,s o dass dort eine neue schwarze Shimano Bremse ran musste.

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Der Rahmen selber hat bereits einige Kampfspuren. Andererseits hat er eine schöne, verchromte Gabel und Pantographien an der Krone und an den Sattelstreben. Der Zusammenhang zwischen Berma, Padua und einer Taube (?) ist mir nicht unbedingt klar. Da das Berma Logo rot ist, habe ich die Tauben entsprechend ausgelegt.

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Miche Kinderkurbel mit 144er Lochkreis und 43er Kettenblatt. Und natürlich mit einer andersfarbigen Kettenblattschraube (in Berma Rot) wie bei allen Rädern die ich gebaut habe.

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Microshift Mezzo Schaltwerk. Microshift wird hierzulande meiner Meinung nach unterbewertet, für einen kleinen, taiwanesischen Hersteller haben die sehr gute Produkte. Zum Beispiel sehr günstige STI Hebel für 7 und 8-fach Schaltungen, mit denen man sehr schöne klassische Räder umrüsten könnte – wenn der deutsche Importeur (Messingschläger) die Produkte auch nach hier bringen und einfach verfügbar machen würde.

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Erste Probefahrt heute zur Eisdiele Molino mit der Tochter.

„Oh, das fährt ja viel leichter, und schneller als mein Rad (ein Vicini MTB)!“

„Und kann auf meinen Rad jetzt auch freihändig fahren – das geht hier auch bestimmt … vielleicht doch nicht.“

„Kaufst Du mir ein Spaghettti Eis?“

 

 

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Daccordi Griffe V1

Ab und an hat man im Leben richtig Glück. Dieses Gefühl hatte ich, als Thomas mich bat einen alten Stahlrahmen für ihn zu finden und mit einer SRAM eTap Schaltung aufzubauen. Dazu kam ein großzügiges Budget, das uns in die Lage versetzte einfach zu machen. Herausgekommen ist ein nur 7, 4 kg schweres Stahltorpedo. 

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Daccordi Griffe V1

Das Daccordi ist heute fertig geworden und ich hatte gerade noch die Gelegenheit ein paar Photos zu machen, bevor sich Thomas damit auf und davon machte. Später mehr Details zu dem Aufbau, hier zunächst einmal ein paar Details der Fertigstellung.

Über den Daccordi Griffe Rahmen der hier verwendet wurde, hatte ich bereits geschrieben.  Das ist von der Form her ein sehr eleganter Rahmen mit Steam Punk entlehenen Muffen und vielen Pantografien, der daneben leicht und steif ist.Leider sieht er im Originalzustand aus, wie eine als Torpedo verkleidete Aubergine.

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Die Original Torpedeo Aubergine.

Velociao in Berlin hat den Rahmen dann nach unseren Vorstellungen lackiert. Die da waren: Cinelli Laser Blau, ein wenig Rot und schöne, alte Daccordi Decals.

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Der Rahmen bei Velociao in Berlin.

Es war denn viel Arbeit im Detail notwendig, um eine moderne, elektronische Schaltung, dickbauchige Hochprofilfelgen und sonstiges modernes Teufelszeug an einen alten Stahlrahmen zu bekommen. Dieser Detailarbeit fiel leider auch die Gabel zum Opfer und wurde durch eine Carbongabel von Columbus mit 1 Zoll Carbonschaft ersetzt. Na gut, eigentlich fiel die Gebel meiner Unfähigkeit zum Opfer. Aber ich bin sicher, eine Carbongabel ist besser.

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Cockpit: 3T Ergonova Lenker, Ritchey carbon Vorbau, Supacaz Lenkerband und Columbus Gabel: Irgendwo kommen die 7,4 kg ja auch her.

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Specialized Ronin Sattel, BLB Notorious Satelstütze. Und ein mob Aufkleber.

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Vittoria Schlauchreifen auf Leeze Hochprofilfelgen hinter alten Decals

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Arbeit am Detail: Rote Bremszüge, rote Endkappe. RED Bremse.

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Vorne genauso, Das Steuerkopfschild rot passend eingefärbt.

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Hier kommen noch einmal die Hauptfarben – Cinelli Blau, rot und schwarz gut zur Geltung.

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Das Cockpit von oben. Columbus Tauben Kappe.

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Ich hatte etwas Sorge, dass das Schaltwerk zu bullig wirkt, ist aber nicht der Fall.

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Hier kann man noch einmal gut die aufwändigen Muffen sehen.

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RED Kurbel mit GXP ITA Lagerschalen passten problemlos in den Griffe Rahmen

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Kombi aus Muffen, Pantos und Sattelstütze: Wow.

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Noch einmal diese Steam Punk Muffen.

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Daccordi Griffe Projekt.

Ein weiteres, sehr spannendes Projekt, das ich gerade zusammen mit Thomas aufbaue. Ein Daccordi Griffe Rahmen aus den Neunzigern, der zunächst einmal komplett neu „Cinelli Laser“-farben lackiert wurde und un mit ultra-modernen Komponenten aufgebaut wird.

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Der Rahmen ist nun gerade bei Velociao in Berlin fertig lackiert worden und wartet darauf nach Bremen verschickt zu werden. Vor der Lackierung sah er so aus.

Die Decals haben wir gemeinsam entworfen. Die Aufkleber wurden auf den blauen Lack aufgebracht, danach bekam der gesamte Rahmen noch eine Klarlackschicht verpackt, um das ganze gut zu schützen. Es gibt viele Details:

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Die Pantos, wie hier an der Gabelkrone, wurden alle rot ausgemalt. das passt farblich zu der SRAM eTAP Gruppe die montiert wird.

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Den Chrom der Ausfallenden haben wir erhalten. 20161212_171658

 

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mob Aufkleber

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Die Basis für das Design war ein Original Daccordi Aufkleber aus den Achtzigern, also nicht periodengerecht für das Modell Griffe. Statt der roten, hatten die Buchstaben eine goldenen Umrandung.

 

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Das Steuerkopfschild – die Unterschrift von Luigi Daccordi, wurde abgenommen, rot lackiert und wieder mit Nieten am Steuerrohr befestigt.

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Besser Bilder folgen, wenn das Teil wieder in Bremen ist.

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Chesini Nobile Evo III

Ein weiterer Umbau des Chesini Nobile, der es noch weniger zu einem „Rennrad“ und noch viel mehr zu einem „Stadtrad“ macht.

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Zunächst war es das Ziel, den Rahmen auch für größere Fahrerinnen komfortabel fahrbar zu machen. Die Sattelstütze (26.4 mm) wurde durch eine längere ersetzt, die auch noch viel Platz nach oben und unten hat. Das war das erste Mal, dass ich eine Sattelstütze abgeschnitten habe, was mit dem Cutter dafür sehr gut ging. Das Werkzeug habe ich schon recht lange, hatte mich aber nie getraut damit zu arbeiten. Das war natürlich falsch, denn es ist wirklich extrem einfach in der Handhabung und schnell im Schneiden.

Vorne wurde die Position des Lenkers weiter nach oben gebracht. Einmal durch einen längeren Vorbau (vertikal länger, nicht Vorbaulänge nach vorne) und dann durch einen schmaleren Lenker mit einer leichten Überhöhung.

Wie auf dem Foto gut zu sehen ist, sind Sattel und Lenker nun in etwa auf der gleichen Höhe.

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Bei dem Lenker handelt es sich um einen alten Moustache Lenker von 3ttt. Weil der Durchmesser hier etwa 23,8 mm und nicht wie bei klassischen Flachlenker 22,2 mm ist, können keine Tektro FL-750 Bremshebel montiert werden.Stattdessen kommen Crosser Bremshebel von Tektro zum Einsatz. Das ist schlichter und einfacher zu greifen als Rennradbremsen, die klassischerweise an einen Moustachelenker gehören würden.

Bei dieser Gelegenheit habe ich dann auch gleich die weißen Bremshüllen gegen silberne Hüllen ausgetauscht.

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Um den Einsatzbereich des Rades noch größer zu machen, habe ich dann an der Kurbel wieder ein zweites Kettenblatt montiert, das mit einem Suntour Schellenumwerfer angesteuert wird. Somit stehen jetzt wieder 2 x 6 Gänge zu Verfügung.Das sollte un für alle Steigungen im Umkreis von 200 km von Bremen dicke reichen.

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Der MTB Daumi Schalthebel passt natürlich auch nicht an einen Moustachelenker, da er ebenfalls für einen Lenkerdurchmesser von 22,2 mm ausgelegt ist. Stattdessen wurden zwei klassische Campagnolo Schalthebel auf den Anlötsockeln am Unterrohr montiert.

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Dann die erste Probefahrt. Alles passt perfekt, nur die Reibung der Schalthebel muss noch nachgestellt werden. Das Rad ist immer noch schnell und wendig unterwegs – vielleicht sogar noch ein wenig wendiger, wegen dem schmaleren Lenker. Kurve kann man mit diesem Rad schnell und sicher fahren.

Die Sitzposition ist nun deutlich entspannter und aufrechter. Weniger Gewicht liegt auf den Händen.

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Insgesamt bin ich mit dem Umbau sehr zufrieden. Der Arbeitsaufwand war auch deutlich weniger als erwartet. Je nachdem würde es Sinn machen, die Reifen durch 28er Breite zu ersetzen, um den Komfort noch weiter zu erhöhen.

Done.

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Chesini Nobile Evolution.

Vor einigen Monaten baute ich das schönste Damenrad jemals auf: Es war ein arktisblaues Chesini, hatte Schutzbleche, glitzernde Campagnolo Hochprofilfelgen und einen Bullhorn Lenker. Es sah nicht nur schick und schnell aus – es war schick und schnell!

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Jedenfalls mit den Augen eines Mannes gesehen, denn die Frauenwelt wollte partout nichts von dem Rad wissen. Ich glaube, die Kombination von schmalen Reifen, Schalthebeln am Unterrohr und sportlicher Sitzhaltung ist für viele Frauen, die nicht regelmässig Rennrad fahren, abschreckend.Eins davon geht ja noch, aber alle drei zusammen führen zu einem No-Buy.

Nach langer Bestürzung und dem Hadern mit der Unbill der Welt habe ich das Chesini in den letzten Tagen umgebaut. Es sieht immer noch schick aus, ist aber nun für ungeübte Fahrerinnen deutlich besser zu fahren und nebenbei auch deutlich billiger geworden.

Neben den Schutzblechen, die ich abgenommen habe, weil so ein schönes Rad ohnehin nie an einem Regentage gefahren werden sollte, sind die größten Veränderungen am Lenker vorgenommen worden.

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Der Bullhorn Lenker ist einem komfortablen und breitem Toulouse Lenker gewichen an dem filligrane Tektro FL-750 Bremshebel montiert wurden  und auch eine Daumenschaltung für das hintere Schaltwerk Platz hat. Dabei habe ich wieder das Lenkerband als Griff verwendet,da es farblich ausgezeichnet zu dem Sattel passt.dscf3100dscf3099

Die Laufräder sind schon sehr schöne Ambrosio Super Elite 19, die deutlich filligraner wirken, als die doch sehr massiven Campagnolo Mexiko 68 Felgen.

Und auch die Schaltung und den Antrieb habe ich verändert. Weg mit dem vorderen Umwerfer, der in Bremen ohnehin nur Luxus ist, eine Kurbel mit einem Einfach-Kettenblatt montiert und hinten ein sehr schönes Suntour Cyclone Schaltwerk angebaut, dass seinen Dienst genauso gut tut wie das Campagnolo Record Schaltwerk, das vorher dort war.

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Nun bin ich mal gespannt.

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Daccordi Griffe Projekt.

Hier kommt ein Daccordi Griffe Rahmen aus den Neunzigern, den ich für ein sehr langwieriges und kostspieliges Projekt für Thomas gekauft habe. Es könnte das kostspieligste Rennrad werden, was ich bislang aufgebaut habe, wenn es tatsächlich so verwirklicht wird, wie wir es gerade planen.

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Um es gleich zu verraten, der große Masterplan ist den Rahmen mit modernen Komponenten aufzubauen; sehr modernen Komponenten sogar: SRAM eTap. Dazu das übliche Geklimper an Karbonteilen, um das Gewicht des vergleichsweise schweren Stahlrahmens auszugleichen.

Daccordi wurde 1937 in einem Städtchen zwischen Florenz und Livorno gegründet. Das Unternehmen existiert heute noch als unabhängige Firma (wie z.B. auch Tommasini) , ist also nicht wie so viele italienische Rahmenbauer irgendwann einmal von einem Konzern aufgekauft worden, der dann prompt die Produktion nach Taiwan oder China verlegt oder direkt dort einkauft, und nur noch die Marke am Leben hält.

Es gibt relativ wenig Information über alte Daccordis im Netz, deshalb ist es schwierig den Rahmen zu datieren. Der Rahmen kam mit einem Shimano HP-6400 Steuersatz, was, wenn wirklich original, den Produktionszeitraum auf 1988-1994 eingrenzen würde.

Der Plan beinhaltet auch die Aufgabe, den Rahmen neu zu lackieren. Das ist jetzt erst einmal der nächste Schritt, dann sehen wir weiter.

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Spezifikation Daccordi Griffe Seriennummer B171

  • aus Columbus SLX Rohr
  • komplett unterverchromt
  • Daccordi Decals am Oberrohr, Unterrohr und Sattelrohr (beidseitig) und vorne am Steuerrohr
  • Nasslackiert, Hauptfarbe Lila/Aubergine. Decals in Silber abgesetzt

Abmessungen und Gewicht (alle Angaben c-c)

  • Sattelrohr . 56 cm
  • Oberrohr : 56 cm
  • Steurrohr : 15 cm
  • Gewicht: 3,150 kg inklusive Steuersatz (Shimano) und Tretlager (Stronglight)

Konstruktive Merkmale

  • Vollverchromte Gabel mit gemufften Daccordi Ausfallenden, Pantographie auf der Gabelkrone
  • Vorderbremsaufnahme für Inneninbusschrauben
  • Daccordi Steuerkopfschild
  • 1 Zoll Gewindegabel
  • Langgezogene Muffen mit Stützverstrebung am Steuerrohr
  • Angelöteter Halter für Startnummer
  • Innenverlegte Bremszugsführung durch das Oberrohr
  • Sockel am Oberrohr für Rahmenschalthebel bzw. Zuggegenhalter
  • Nieten für zwei Flaschenhalter am Oberrohr und an der Sattelstütze
  • Eher barocke Muffe am Sattelrohr mit Daccordi Pantographie. Sattelstreben von hinten an die Muffe angelötet
  • Ausgelegt für Sattelstützen Durchmesser 27,2 mm
  • Geschwungener Bremssteg mit Griffe Pantographie
  • Daccordi Tretlagergehäuse mit Pantographie, „Spoiler“ ähnlich wie bei Cinelli
  • ITA Standard 70 mm
  • Anlötumwerfer
  • Zugführung unter dem Tretlager
  • Sattel-und Kettenstreben beidseitig freigelegt, vollverchromt
  • Hinten kurze, gemuffte  Daccordi Ausfallenden mit Einstellschrauben und integriertem Schaltauge

Vorne

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Startnummerhalter und Muffen am Steuerrohr. Erinnert mich irgendwie an „Dune“.

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Schriftzug von Luigi Daccordi als Steuerrohrschild

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Daccordi Pantographie auf der Gebelkrone

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Daccordi Ausfallenden. Als Muffe sehr aufwändig gemacht.

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Auf der linken Seite ist der Einlass für den Bremszug angeordnet

Mitte Oben

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Die „barocke“ Muffe oben am Sattelrohr. Sieht fast aus wie ein Hetchins.

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Bremssteg mit Griffe Pantographien

Mitte Unten

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Extrem aufwändig gestaltet.

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Warum man Tretlagergehäuse bei teureren Rahmen tendentiell eher offen macht bleibt mir allerdings ein Rätsel.

Hinten

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Auch hier wieder gemuffte Daccordi Ausfallenden.

Zustand

Insgesamt sehr gut. Keine Beulen, Kratzer etc. Die Lackierung ist, abgesehen von den typischen Problemstellen am Tretlager und an den Kettenstreben sowie am Anlötadapter am Oberrohr gut erhalten. Kein Rost, keine Chrompickel. Der Chrom kann aufpoliert werden.Würde sich vermutlich auch für eine Chromovelato Lackierung eignen.

Die Zuggegenhalter am Oberrohr sind zerstört (tja) und müssen mit Gewalt entfernt werden, bei Steuersatz und Tretlager ist das noch nicht klar.

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Giant OCR Team

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In der letzten Zeit habe ich keine Räder mehr für mich selber gebaut, nur noch einige Umbauten an den Rädern in der Garage vorgenommen, so dass ich nun über eine gut funktionierende (und gut aussehende) Flotte von drei Rennrädern, drei Fixies, einem Crosser und einem Klapprad verfüge. Diese Flotte ist zugebenermaß etwas zu umfangreich. Aber auch dieses Jahr gab es einige schöne Auftragsarbeiten: Ein 8bar Singlespeed für Christian, ein Faggin Singespeed für Cobra, das „Mr. Orange“ für Silvia, ein Neri Rennrad für Tanja und ein CIÖCC Reiserad für Hannes. Und dann hatte ich viel Lust mal wieder ohne Auftrag ein Rennrad zu bauen.

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Die Grundidee war frei von Zwängen von Gruppen, Epochen und Markennamen ein gut funktionierendes, schnelles Rennrad zum Einsteigen in Bremen zu bauen. Etwas klassisches aufzubauen kann gut aussehen, aber nicht alles was klassisch ist funktioniert auch gut.

Es sollte alles haben was ein Rennrad braucht und nichts unnötiges; zudem erschwinglich sein.  Ich weiß nicht wie andere das machen wenn man deren Räder in Internetforen oder bei Ebay-Kleinanzeigen für €250 sieht, aber bei mir kommen alleine durch das Material schon Kosten von €400 zusammen.

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Was unterscheidet dieses Rad nun von einem klassischen Rennrad und warum?

Es hat nur ein Kettenblatt vorne mit 52 Zähnen und hinten eine Achtfach-Kassette mit der Abstufung 13/28. Diese Lösung bot sich an, da der Rahmen über keinen Anlötadapter für einen Umwerfer vorne verfügt. Fehlt der also, sieht der Rahmen immer noch sehr sauber aus. Und 8 Gänge reichen für Bremen, ehrlich. Und sollte das nicht der Fall sein kann man nachträglich einfach noch ein Kettenblatt und den Umwerfer montieren. Ein Schalthebel links ist dafür bereist vorhanden.

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Die Pedale sind von Red Cycling (Brüggemann Hausmarke) . Das ist eine sehr preiswerte Lösung die aber noch akzeptabel aussieht, wenn man diese hässlichen Reflektoren entfernt. Für die Stadt sind diese gut geeignet, da sie beidseitig fahrbar sind. Und dort wo die Reflektoren befestigt waren kann man auch Haken und Riemen befestigen wenn man darauf steht. Bei Pedalen und Sätteln hat jeder seine eigenen Ideen, deshalb ist es besser erst einmal etwas günstiges zu montieren, weil es ohnehin ersetzt wird.

Tektro Hebel mit Zugentspannung

Der 100 mm lange Braxxo Vorbau  hält einen schwarzen ITM Super Italia Pro 2 Ergorennlenker mit Riefen für eine Bremszugverlegung unter dem Lenkerband. Ich habe rotes, perforiertes Lenkerband gewickelt, da weiß oder schwarz zu langweilig gewesen wären und es keine Farbe gibt die den Farbton des Rahmens in etwa treffen würde. Bei den Bremsgriffen handelt es sich um Tektro RL340 die zwar überhaupt nicht klassisch aussehen, aber den großen Vorteil haben, dass sie den Händen eine große und bequeme Auflagefläche bieten. Sie haben außerdem Zugentspannungen an den Hebeln, so dass es problemlos möglich ist Campagnolo Bremsen zu montieren.

Oder man stellt die Bremsen umgekehrt ein: Im entspannten Zustand lässt sich das Rad gut fahren. Im gespannten Zustand werden die Räder blockiert. So kann man verhindern, dass ein Dieb sich einfach auf das Rad setzt und losfährt. Ich denke, das ist eine sehr gute Lösung für den Einkauf an der Tankstelle oder so.

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Vorne und hinten sich schwarze Campagnolo Veloce Dual Pivot Bremsen montiert. Diese Bremsen lassen sich sehr gut einstellen, packen kräftig zu, aber lassen sich auch gut modulieren -obwohl es sich um Bremsen aus einer günstigen Gruppe von Campagnolo handelt. Ich verbaue diese Bremsen in schwarz oder silber fast an allen meinen Rädern.

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Rahmen

Rahmengröße 565 mm (c-c), Oberrohr gleich lang, also etwa für Menschen der Körpergröße 1,75 m
Klassischer Stahlrahmen mit Muffen, Typ Giant OCR Team
Rohrsatz vermutlich Tange oder Ishiwata
Herstellungsjahr würde ich etwa auf 1990 schätzen.
Schöne, zeitgemäße Details, wie die Unifork Gabel mit einem kreisrunden Ausschnitt für breitere Reifen, die Sattelstützenklemmschraube, die ähnlich wie bei Panasonic Rahmen durch die Sitzstreben gelegt ist und die sehr kurzen hinteren Ausfallenden mit Giant Logo und integriertem Schaltauge.

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Runder Ausschnitt in der Gabel

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Sattelstützenklemmschraube wie bei Panasonic

Schaltzugführung unter dem Tretlager
Bremsbefestigung mit Inbusschrauben,
BSA Tretlager
Gewindesteuersatz mit Tecora Nadellager.
Kein Anlötadapter für Umwerfer
Ösen für zwei Flaschenhalter

Die Bremszugführung zum Hinterrad läuft über zwei Stopperösen unter dem Oberrohr, auch genau wie bei einem Pansonic Rahmen. Diese Lösung finde ich sehr elegant, denn sie ermöglicht beim schrauben am Rad die Hinterradbremse durch ziehen am Zug zu betätigen, ohne dass man vorne an den Bremsgriff kommen muss.

 

Design

Wegen seiner ungewöhnlichen Rahmenfarbe ist es schwierig farblich passende Komponenten für den Rahmen zu verbauen.Der Rahmen ist vorne eher weiß und hell und hinten zwischen blau und lila. Die Lackierung ist sehr gut erhalten und hat noch ihren schimmernden Charakter behalten.

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Diesen Kontrast des Rahmens zwischen hell und dunkel habe ich dann auch versucht in den Komponenten wiederzuspiegeln mit den Farben silber in schwarz in Kombination. Lenker, Bremshebel, Bremsen, Schalthebel, Reifen und Steuersatz sind in schwarz, genau wie die Züge am hinteren Teil des Rades. Vorbau, Kurbel, Naben, Felgen und Schaltwerk sind silber. Sattelstütze und Pedale kombinieren beide Farben.

Dazu gibt es einige prägnante farbliche Akzente wie das rote Lenkerband und die gelben Elemente am Sattel. So wirkt das Rad stimmig und nicht kunterbunt.

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Schaltung. Antrieb und Bremsen

Ofmega Schalthebel am Unterrohr (links und rechts, falls doch ein Umwerfer nachgerüstet werden sollte)
Campagnolo Veloce Kurbel mit 52 Zähnen (95er)
Pedale Red Cycling
Schaltwerk Shimano 105 RD-1056 8-fach
Shimano 8-fach Uniglide Kassette 13/23
Neue KMC Z8 Kette
Tektro RL340 Bremshebel
Campagnolo Veloce Dual Pivot Bremsen schwarz

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Cockpit

Steuersatz Tecora Nadellager schwarz
Braxxo Vorbau 100mm
ITM Lenker Super Italia Pro 2, Ergorform mit Riefen für Zugverlegung. 400mm c-c breit
Lenkerband perforiert Rose rot,neu

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Sattel

Sattel Selle Italia Turbomatic  2
Sattelstütze ITM 26,8 mm mit schwarzen Flutungen

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Laufräder

Naben Shimano Dura Ace 7402 mit 8-fach Uniglide Kassettenaufnahme
36 Speichen vorne und hinten
Felgen Mavic Open 4 Ceramic   mit Ösen und Keramikbeschichtung an den Flanken, 19 mm breit
Neues Felgenband und neue Schläuche
Reifen Schwalbe Lugano 700x23C hinten und 700x20C vorne. 2015 Modell mit Diamantmuster Profil, neu

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Giant

Ist heute der größte Fahrradhersteller der Welt und sitzt in Taichung, Taipei. Nicht schlecht, für einen Hersteller, der erst 1972 gegründet wurde, aber auch meine berufliche Erfahrungen mit den Taiwanesen ist: Die haben’s schon geschäftlich gut drauf. Heute haben die eine sehr breite Palette von interessanten Rädern aus Alu (Hydroforming) und Carbon. Aber auch die haben mal mit Stahl angefangen, ab und zu sieht man noch Giant Peloton Räder mit dem alten Giant Logo in Bremen rumfahren. Giant waren die ersten, die ein erschwingliches Carbonrad auf den Markt brachten (Giant Cadex) und die die „slopping geometry“, also nicht horizontales, sondern ein nach hinten abfallendes Oberrohr erfolgreich vermarkteten. Dies wurde bekannt durch die Unterstützung des ONCE Pro teams.

Die OCR Serie gab es noch relativ lange im Giant Programm als Alu Rahmen und wurde dann abgelöst durch die Modelle TCR und Defy.

Meine Kinder sind beide mit Giant Rädern groß geworden.

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Henri beim Saiko Rennen mit seinem Giant OCR24

Fazit

Ein individuelles, leicht auffälliges Rad -klassisch modern und guter Funktion. Alle Verschleißteile sind neu und perfekt eingestellt und aufeinander abgestimmt. Man kann sofort losfahren und braucht erst einmal lange nichts mehr an dem Rad zu tun. Es fährt sich schnell, sowohl in der Stadt, als auch draußen auf der Landstraße. Ein guter Einstieg für jemanden der anfangen möchte Rennrad zu fahren und eine vernünftige, preisgünstige Alternative sucht. VHB €420.

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Sales: Centurion Super Elite RH49

Ein Rennrad schlummert fast dreißig Jahre lang in einem gut durchlüfteten Keller in Barrien in der Nähe von Bremen. Dann bittet mich die Tochter der Besitzerin das Rad zu verkaufen. Erstaunlicherweise hat es eine Campagnolo Super Record Gruppe – die wurde erst einmal zu Geld gemacht, um den Umbau zu finanzieren.

Da es sich um einen recht kleinen Rahmen mit einer Größe von 49 cm handelt, wollte ich ein Rad für eine Frau damit aufbauen. Meinentwegen auch für Kinder, aber meine Erfahrung mit den eigenen ist, dass dünne Rennradreifen fast monatlich von Papa repariert werden müssen. Kinder brauchen mentale Fatbikes.

Und dann bitte nicht noch ein Rennrad, sondern etwas für eine relativ aufrechte Sitzhaltung, das sich flink und wendig durch die Bremer Innenstadt fahren lässt.

Der Rahmen selber ist gut erhalten und die Lackierung glitzert in einem Titan-ähnlichem silbergrau. Darauf heben sich die blauen Centurion Logos gut ab. Dazu passen nur silberne Komponenten, aber sonst gibt es viel Freiheit den Rahmen nach eigener Vorstellung farblich abzustimmen. Ich habe mich dabei für zwei und nicht nur eine Farbe entschieden: Rot als Hauptfarbe kommt durch die Griffe, den Sattel, die Schaltzüge und die Reifen gut zum tragen. Blau als Nebenfarbe wird durch die Logos, die Bremszüge und einige Tupfer hier und dort unterstützt.

Es ist ein buntes, irgendwie fröhliches Rad geworden, was aber nicht wie das Stadtrad eines Clowns aussieht.

Das ist nun dabei herausgekommen.

VHB €500
Standort Bremen

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Rahmen

Die Marke Centurion wurde 1969/70 in Kalifornien gegründet, ein Ami sich um Marketing und Verkauf, ein Japaner („Cozy Yamakoshi“) um Design und Material – deshalb sind die Rahmen aus dieser Zeit auch überwiegend aus japanischen Rohren vom Typ Tange Champion gebaut worden. Später gründeten die Besitzer die Diamondback Mountain Bike und BMX Marke, die sich als so erfolgreich erwies, dass alle Räder ab 1990 unter Daiamondback verkauft und Centurion eingestellt wurde. Dieser Super Elite Rahmen datiert mit einiger Sicherheit von 1983, also aus dieser Periode (Sheldon Brown, Wiki). Das Super Elite war nicht das Top Modell von Centurion (Turbo und Comp TA), sondern im Mittelfeld. Also etwa das 105er und Centaur Modell von Centurion (Weitere Kataloge).

Die Marke Centurion wurde 1991 von Wolfgang Renner, einem ehemaligen deutschen Crosser gekauft und existiert bis heute (14. August 2016; 19:55 man weiß ja nie). Es gibt ein breites Programm an MTBs und Rennräder. Vor einigen Jahren bin ich auf Mallorca ein Centurion Gigadrive von einem großen schweizer Verleiher gefahren – ich fand das nicht so doll, aber das soll jetzt nichts über die gesamte Marke aussagen.

Der Rahmen ist ein typischer Achtziger Stahlrahmen: Schöne Muffen, die Schaltzugführung unter dem Tretlager, der Bremszug läuft durch Ösen auf dem Oberrohr zu Bremsen, die mit Inbusschrauben am Steg bzw. an der Gabelkrone festgeschraubt werden.

Das Rad wiegt mit allem ziemlich genau 10 kg. Klar, das ist immer noch schwer im Vergleich zu einem modernen Rennrad, aber gut für einen Stahlrahmen der nicht mit extrem teueren und leichten Komponenten aufgebaut wurde.

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Cockpit und Bremsen

Für kurze Touren, Fahren im Verkehr in der Stadt und eine bequeme Sitzposition ist meiner Ansicht nach ein gerader Lenker für Anfänger besser geeignet, als ein Rennradlenker. Und so wurde ein Charge Straw mit nur 460 mm Breite mit einem hoch bauendem No-Name Vorbau kombiniert, um schnelles und bequemes durch das Strassenchaos rasen zu können.

Das Problem bei geraden Lenkern ist leider oft der Lenkerdurchmesser von 22,2 mm (Rennradlenker meist 23,8 mm) der es nicht erlaubt z.B. Rennradbremsen zu montieren (es gibt allerdings einige Moustachelenker mit 23,8 mm Durchmesser). An diesem Lenker kamen zunächst einmal Oury Griffe, die es in vielen knalligen Farben gibt dran; alternativ gab es auch sehr griffschöne ESI Chunky zur Auswahl. Die Oury Griffe überdecken komplett die konischen Endkappen des Charge Lenkers. Zusammen mit den Zugfarben, ließ sich damit das rot/blaue Grunddesign des Rades gut abstimmen.

Für die Stadt braucht man natürlich auch gute Bremsen und deshalb habe ich dem Centurion zwei Campagnolo Athena Dual-Pivot spendiert. Das sind mit die besten Bremsen die ich kenne, haben aber den Campa-typischen Nachteil, dass man sie nicht an der Bremse öffnen kann, um das Laufrad herauszunehmen. Werden Campa STI Hebel benutzt ist das alles kein Problem, dann kann man die Bremse am Bremshebel öffnen. Mit den verwendeten Tektro Quartz Hebeln ist das auch kein Problem, denn diese haben eine Zugentspannung die technisch ähnlich wie die von Campagnolo funktioniert.

Bei dünnen Reifen (hier 700 x 23C) ist es aber sowieso kein so großes Problem die Laufräder auch bei geschlossenen Bremsen zu entfernen, da der Reifen nicht viel breiter ist als die Felge. Bei 700 x 30C zum Beispiel wäre das unmöglich. Also dachte ich mir, warum nicht andersrum einsetzen, also im entspannten (oder geöffneten Zustand) der Bremshebel wird gefahren und im gespannten (oder geschlossenen Zustand) sind die Bremsbeläge knirsch an die Felgen gedrückt? Versucht jetzt jemand in einem unbeobachtetem Moment mit dem Rad abzuhauen, so wird er nicht weit kommen, denn fahren kann er damit auf keinen Fall – er muss das Rad schon tragen. Das ist vielleicht in einer Stadt wie Bremen (Nummer 2 in Deutschland in Raddiebstählen nach Leipzig) schon einmal eine Überlegung wert.

Auf der rechten Seite befindet sich ein einzelner nostalgischer Suntour „Daumy“ Schalthebel, um das hintere Schaltwerk mit 6 Gängen zu bedienen. Es wäre nun einfach gewesen, mit einem weiteren Daumy einen Umwerfer anzusteuern, aber ich habe aus Prinzip und aus Bremen auf einen Umwerfer verzichtet: Das versaut nur das Gesamtbild, kostet Geld und macht das Rad schwerer. Und mehr als 6 Gänge braucht man in Bremen ohnehin nicht. So sieht es vorne übersichtlich aus.

Gesessen wir auf einem roten Fabric Scoop Sattel – das ist im Prinzip der alte Charge Spoon Sattel mit einem neuen Label. Ich fahre eine blaue Version bereits seit einigen Jahren an meinem Umberto Dei Crosser und finde den Sattel sehr bequem. Gehalten wird der Sattel von einer schönen, altmodischen SR Laprade Sattelstütze mit Flutungen.

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Charge Straw Bar, blau eloxiert. Campagnolo Athena Dual Pivot vorne.

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Hier kann man die Entspannung an den Tektro Quartz Hebeln sehen.

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Ein alter Suntour Daumy.

Sattel

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Fabric Scoop Sattel  mit SR Laprade Stütze. Die könnte man auch noch rot/blau ausmalen.

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Bremsen
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Antrieb und Schaltung

Warum ein Rad unnötig schwer und schwergängig machen mit Funktionen die sein Fahrer nicht braucht? Diese Frage stelle ich mir immer, wenn ich das typisch deutsche Stadtrad sehe: eine schwere Federgabel vorne, alle möglichen Anbauten (aber keine Klingel) die das ganze dann schnell auf über 15 kg bringen. Das Centurion Super Elite hat dagegen nur das nötigste – und dazu gehört auf keinen Fall ein Umwerfer vorne. Sechs Gänge hinten reichen für 80% Norddeutschlands und für Bremen allemal. Eine filigare Ofmega Strada Kurbel mit einem 51er Blatt (und der obligatorischen andersfarbigen Kettenblattschraube); dazu ein wartungsarmes und orginales Vierkanttretlager. Nicht das es viele Alternativen gegeben, aber den Ärger und Aufwand den man mit außenliegenden Lagerschalen (SRAM GPX – ein Alptraum!) oder Pressfit (dem Hörensagen nach) hat, kann man sich sparen.

Trotzdem – alles ist da um ein zweites Kettenblatt vorne, einen Umwerfer und einen Schalthebel dafür am Oberrohr zu montieren falls es nötig sein sollte.

Beidseitig fahrbare silberne Pedale.

Am Hinterrad ein fein abgestufter 6-fach Schraubkranz, der von einem formschönen Suntour Cyclone 7000Schaltwerk bedient wird. Dieses wird über den Daumy am Lenker angesteuert. Damit die Zugführung gut aussieht und keine engen Radien hat, wurde der Zugegenhalter auf der linken Seite des Oberrohrs montiert. Der Schaltzug kreuzt dann auf die rechte Seite durch die Führung unter dem Tretlager.

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Laufräder

Shimano 105er Naben (Typ 1050) eingespeicht mit einer Ambrosio 19 Extra Elite Felge.Es ist gar nicht so einfach flach bauende, silberne Felgen zu finden, oftmals sind die Felgen aus dieser Zeit schwarz, grau oder braun eloxiert. Das bringt dann zusätzliche Unruhe in die Farbkomposition – so bleibt alles schön filligran und silber glänzend. Auf den Laufrädern sind schwarz/rote neue Schwalbe Lugano Reifen 700x25C aufgezogen. Durch den nicht übertriebenen roten Seitenstreifen tragen auch sie zum rot/blauen Gesamtbild bei.

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Teilekatalog

Cockpit und Business Class

Steuersatz Tange Original
No Name Gewindevorbau
Charge Straw Lenker, 460 mm breit
Oury Grips neu
Fabric Scoop Sattel neu
SR Laprade Sattelstütze

Bremsen

Tektro Quartz Hebel
Campagnolo Athena Dual Pivot Bremsen
Neue Zughüllen und Züge.

Schaltung und Antrieb

Suntour Accushift Daumy (Reibung)
Shimano Dura Ace Zuggegenhalter links
Original Shimano Tretlager
Ofmega Strada Kurbel 51Z, 170 mm Kurbelarm
Neue No-name Pedale
Suntour Cyclone 7000 Schaltwerk
6-fach Schraubkranz Abstufung 13-23
Neue KMC Kette
Neue Zughüllen und Züge.

Laufräder

Shimano 105er Naben
Ambrosio 19 Extra Elite Felgen
Neues Schwalbe Felegenband, neue Schläuche
Neue Schwalbe Lugano Reifen 700x25C

Etwas gefällt nicht? Kann gerne im Gespräch diskutiert und verändert werden.

 

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Preview: 8bar Black Blox

Das ist ein Aufbau für Christian, zusammen mit Christian geplant und dann zusammen aufgebaut. Details folgen später, wenn wir die letzten Details gerichtet und Photos von dem Rad gemacht haben.

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Einige Highlights vorab:

Die Basis ist ein 8bar FHain V2 Rahmen (aus aktuellem Anlaß: Modell Riga?) aus Aluminium mit Carbon Gabel der auf H Plus Son Archetype Felgen mit WTB Thickslick Reifen steht. Single Speed mit Freilauf, vorne 50, hinten 18 Zähne – soll halt auch in der Stadt fahrbahr sein.

Vernünftiger Mix guter, aber nicht unbedingt teurer Komponenten: Sugino Kurbel, 8bar Lenker, Bremshebel und Vorbau; Campagnolo Super Veloce Bremsen, Charge Spoon Sattel, Ergotec  Stütze, MKS Pedale.

Überall leichte, goldene Akzente.

Ansonsten sehr schwarz, ab und an ein paar weiße Tupfer bei den Schriftzügen an Rahmen, Reifen und Felgen.

Will jetzt erst einmal gefahren werden.

 

 

 

 

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